Sonntag, 15. Mai 2011

Indigene Soziologin darf nicht am UN-Forum teilnehmen

Die Nationale Indigenenstiftung (Funai) verhinderte die Ausreise einer indigenen Soziologin, um an einer Sitzung der Vereinten Nationen teilzunehmen und dort über das geplante Wasserkraftwerk Belo Monte zu berichten.

Azelene Kaingáng, Indigene und Beamte der Funai in Chapecó (SC), sollte am 17. und 19. Mai auf dem in New York stattfindenden 10. Ständigen UN-Forum für indigene Angelegenheiten (UNPFII) über Belo Monte referieren. Das ist die jährlich wichtigste UN-Veranstaltung zu globalen indigenen Fragen.

Azelene hatte bisher alljährlich am UN-Forum als Privatperson und indigene Vertreterin und nicht als Repräsentantin der brasilianischen Regierung teilgenommen. Sie hatte dafür die Erlaubnis von Funai erhalten. Die Kosten waren von NGOs übernommen worden.

Anstelle von Azelene will Funai zwei andere Mitarbeiter entsenden – auf Kosten des Staates. Sie werden aber nicht jene 3 Möglichkeiten für Auftritte beim Forum bekommen, die Azelene hatte. Sie wollte vor der UNO berichten, wie die öffentlichen Anhörungen zu Belo Monte im Rahmen des Genehmigungsverfahrens für das Kraftwerk abgehalten worden waren. Die Regierung dürfte damit versuchen, internationale Kritik an Belo Monte zu unterbinden.

NGOs und Staatsanwaltschaft beklagen im mehreren Gerichtsverfahren, dass die Anhörungen nicht den nationalen und internationalen Gesetzen entsprochen hätten. Aus demselben Grund hatte die Menschenrechtskommission der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) im April einen Baustopp für Belo Monte gefordert. Brasilien hat bisher darauf noch nicht geantwortet, aber die Beitragszahlung in der Höhe von USD 800.000 gestrichen und mit einem Austritt aus der OAS gedroht.

Azelene Kaingáng wurde 2006 mit dem Nationalen Menschenrechtspreis der Präsidentschaft ausgezeichnet.

UNRIC-Pressemitteilung, 17.05.2011‎
Auftakt des UNO-Forums für indigene Völker

latinpress, 16.5.2011
Jahreshauptversammlung des Ständigen Forums für indigene Angelegenheiten

Azelene Inácio Kaingáng

A Folha, 14.5.2011
Funai não libera índia para ir à ONU criticar Belo Monte
A Funai impediu o afastamento de uma socióloga indígena que iria a um encontro da ONU (Organização das Nações Unidas), no qual criticaria a usina hidrelétrica de Belo Monte, a ser construída no rio Xingu (PA).

UNPO, 17.5.2011
Brazil Bars Critic from UN Permanent Forum on Indigenous Issues
Brazil has blocked an outspoken indigenous advocate from attending the United Nations Permanent Forum on Indigenous Issues, where she was set to present her criticism of a controversial hydroelectric project in Brazil at an event co-sponsored by UNPO.

First Perspective, 17.5.2011
Permanent Forum on Indigenous People meets to review progress Implementation of recommendations on development, environment and consent to be the focus

UN News Center, 18.5.2011
State responsibility to uphold rights of indigenous people stressed at UN forum

Archiv:
Bericht über das UN-Forum vom letzten Jahr