Mittwoch, 25. Mai 2011

Regenwald-Aktivisten in Brasilien ermordet

PlattformBeloMonte, Belém (25.5.2011) - Am Dienstagfrüh (24.5.) wurde das Aktivisten-Ehepaar José Claudio Ribeiro da Silva (54) und Maria do Espírito Santo da Silva (53), das in seinem Auto auf dem Heimweg ins landwirtschaftliche Siedlungsprojekt Praialta Piranheira, in der Nähe des Staudamms von Tucurui im Südosten von Pará, unterwegs war, an einer Brücke von Unbekannten angehalten und brutal mit mehreren Schüssen ermordet. Claudio wurde sogar ein Ohr abgeschnitten. Präsidentin Dilma beauftragte sofort die Bundespolizei mit den Ermittlungen.

Die Ermordung muss im Zusammenhang mit dem neuen "Wald-Gesetz" gesehen werden. Am Mittwoch hatte es bereits die Zustimmung vom Parlament (Câmara dos Deputados) bekommen, obwohl sich Präsidentin Dilma Rousseff ausdrücklichen dagegen ausgesprochen und das Gesetzt wörtlich "eine Schande für Brasilien" genannt hatte. Das Gesetz muss allerdings noch den Senat passieren.

Mit der Ermordung der Regenwaldschutzer zu diesem Zeitpunkt dürfte die Agrar-Lobby ihre Entschlossenheit und ihre Stärke unter Beweis stellen wollen - ohne Rücksichtnahme auf Menschenrechte und Umweltschutz.

agência latina press, 25.5.2011
Engagierte Umweltschützer in Brasilien ermordet
Ehepaar setzte sich für nachhaltige Nutzung von Regenwald ein
In Brasilien sind am Dienstag zwei Umweltschützer brutal ermordet worden. Bei den Opfern handelt es sich um Maria do Espírito Santo da Silva und ihren Ehemann José Claudio Ribeiro da Silva. Beide leiteten das Projekt Agroextrativista Praialta-Piranheira, welches sich der nachhaltigen Nutzung des entsprechenden Schutzgebietes im Bundesstaat Pará im Norden des Landes verschrieben hatte.

Blog.taz.de, 25.5.2011
Düstere Zeiten für Amazonien
Der Dienstag war ein schwarzer Tag für den Regenwald: Morgens fiel im Bundesstaat Pará das Aktivistenpaar José Cláudio Ribeiro da Silva und Maria do Espírito Santo Auftragskillern zum Opfer, abends erzielte die Agrar- und Waldzerstörerlobby im Parlament von Brasília ihren bislang größten Sieg. Der Tod der Urwaldschützer komme denselben Leuten zupass, die nun ein neues, radikal aufgeweichtes Waldgesetz wollten, rief der linke Abgeordnete Ivan Valente und erntete für diese einfache Wahrheit wütende Pfiffe.

ORF, 25.4.2011
Keine Aufforstung bei illegaler Rodung
Brasiliens Agrarlobby hat Grund zum Feiern. Nach zähem Ringen stimmte das Parlament am Mittwoch der umstrittenen Novelle des „Codigo Florestal“ (Waldgesetz) zu. Damit sind kleinere Landwirtschaftsbetriebe künftig von der Wiederaufforstungspflicht illegal abgeholzter Waldflächen befreit. Für Präsidentin Rousseff ist die Aufweichung des Gesetzes ein Schlag ins Gesicht. Denn damit rücken ihre ehrgeizigen Klimaschutzziele wohl in weite Ferne.

Blickpunkt Lateinamerika, 26.5.2011
Landlosen-Sprecher ermordet
Mit tiefer Betroffenheit hat das Lateinamerikahilfswerk Adveniat von der Ermordung des brasilianischen Ehepaars José Cláudio Ribeiro da Silva und Maria do Espírito Santo Silva erfahren. Am Morgen des 24. Mai 2011 (Ortszeit) sind sie im Bundesstaat Pará vermutlich von Auftragskillern erschossen worden. Seit 2001 war öffentlich bekannt, dass José Cláudio Ribeiro da Silva Morddrohungen erhielt. Die Eheleute waren Sprecher von 300 Landlosenfamilien im Südosten des Bundesstaates und Mitbegründer eines Naturschutzgebietes.

Jungle-World, 15.7.2011
Roden und Morden
Umweltschützer in Brasilien leben gefährlich. In den vergangenen Monaten wurden mehrere Menschen ermordet, die sich gegen die illegale Rodung des Regenwaldes im Amazonasgebiet engagierten. Die Morde stehen im Zusammenhang mit der Zunahme der Abholzungen und mit der Verabschiedung einer Amnestie für illegale Holzfäller durch die Regierung.

Portal Amerika21, 27.5.2011
Menschenverachtung im brasilianischen Kongress
Als der Abgeordnete und Parteivorsitzende der Partido Verde (PV) am Mittwoch im brasilianischen Kongress im Gedenken an die beiden Anfang der Woche brutalst ermordeten Umweltschützer aus Amazonien eine Reportage über die beiden Ermordeten verlas, kam es im Kongress zum Skandal. Sowohl von den Zuschauerbänken als auch von Abgeordneten aus der den Großgrundbesitzern nahestehenden Fraktion der "Ruralistas" wurde die Gedenkrede mit lauten Pfiffen gestört.

Misereor, 26.5.2011
MISEREOR trauert um ermordete Partner in Brasilien
Brief mahnt brasilianische Regierungschefin zu stärkerem Einsatz für Umwelt und Umweltschützer

CPT, 24.5.2011
CPT Marabá divulga Nota Pública sobre assassinato de ambientalistas no Pará

CPT, 25.5.2011
“Se nos calarmos, as florestas gritarão”
Coordenação nacional da CPT divulga Nota Pública sobre o assassinato dos dois ambientalistas no sudeste do Pará. A Nota destaca que "Esta é mais uma das ações do agrobanditismo e mais uma das mortes anunciadas. O casal já vinha recebendo ameaças de morte. O nome deles constava da lista de ameaçados de morte registrada e divulgada pela CPT. O de José Cláudio em 2009 e em 2010, e o de sua esposa Maria do Espírito Santo, em 2010".


UOL, 25.5.2011
Para imprensa internacional, morte de sindicalista acontece em momento delicado para o governo Dilma

Terra, 25.5.2011
O Código e o sangue

Estadão, 25.5.2011
Ativistas ambientais são executados no Pará
Casal, que era conhecido como ''defensor da floresta'', foi surpreendido por pistoleiros e morto a tiros na cabeça e no peito; polícia ainda não tem pistas

BBC, 25.5.2011
Brazilian Amazon activist and wife ambushed and killed
Joao Claudio Ribeiro da Silva, a prominent Brazilian conservationist, and his wife have been killed in the Amazon region, police have said.