Mittwoch, 12. Dezember 2012

Regenwald-Aktivistin massiven Todesdrohungen ausgesetzt

Amnesty International, 9.12.2012
Schutz für Laísa Santos Sampaio, Brasilien
Todesdrohungen wegen ihres Widerstandes gegen die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes

"Ich lebe in Angst, ich fürchte mich vor jedem kleinsten Geräusch, aber ich muss meine Arbeit fortsetzen. Wir müssen das Vermächtnis von José Cláudio und meiner Schwester [Anm.: beide 2011 ermordet] - den Geist des Waldschutzes - für unsere Region bewahren. Nicht umsonst wurden die beiden von den Vereinten Nationen zu „Helden des Waldes“ erklärt."
(Laísa bei den Ehrung ihrer ermordeten Verwandten im Februar 2012)


Laísa Santos Sampaio

Laísa Santos Sampaio, 45 Jahre alt, acht Kinder, lebt in ständiger Todesangst. Sie ist Lehrerin in einer kleinbäuerlichen Gemeinschaft von rund 350 Personen in Ipixuna/ Praia Alta Piranheira im brasilianischen Amazonasgebiet und kämpft seit Jahren gegen illegale Waldrodungen, welche die Existenz der Dorfgemeinschaft bedrohen.

Die Dorfgemeinschaft lebt von der nachhaltigen Nutzung eines der letzten intakten Regenwaldgebiete der Region, und Laísa stellt in einem Frauenprojekt Salben und Naturheilmittel aus Nüssen und Früchten her.

Die Menschen aus Ipixuna/ Praia Alta Piranheira wehren sich gegen den weit verbreiteten illegalen Holzschlag. Sie sind deshalb Zielscheibe von Übergriffen und Morden seitens holzverarbeitender Unternehmen oder Landbesitzern.

Im Mai 2011 wurden Laísas Schwester Maria do Espírito da Silva und ihr Schwager José Cláudio Ribeiro von Auftragskillern auf offener Straße erschossen.

Dutzende von Mitgliedern der Gemeinschaft sind seither aus Furcht um ihr Leben geflohen, und das Frauenprojekt musste seine Arbeit vorübergehend einstellen. Nachdem ihr Haus und ihre Felder bereits 2010 niedergebrannt worden sind, erhielt Laísa im August 2011 dieselben Drohungen wie zuvor ihre danach ermordeten Verwandten: Eine Kokospalme wurde 150 Meter vor ihrem Haus über die Straße gelegt und ihr Hund mit acht Schüssen getötet. Laísa floh daraufhin in die Provinzhauptstadt Marabà, musste aber aus wirtschaftlicher Not nach 7 Monaten wieder nach Nova Ipixuna zurückkehren. Sie ist seither erneut massiven Todesdrohungen ausgesetzt.

Trotzdem hat es die brasilianische Regierung bislang abgelehnt, Laísa Santos Sampaio unter das nationale Schutzprogramm für bedrohte MenschenrechtsverteidigerInnen zu stellen. Gelegentliche Patrouillen der lokalen Militärpolizei ändern nur wenig an der Bedrohungssituation.

Estadão, 29.12.2012
‘A maior prova de que sou ameaçada é a morte de minha irmã e meu cunhado’
Parente de casal de extrativistas assassinado no PA em 2011 teve pedido de proteção negado pela segunda vez

Globo, 13.2.2012
'Vivo com medo no Pará', diz irmã de extrativista premiada na ONU
Laísa Sampaio voltou a morar no assentamento em Nova Ipixuna (PA).
Ela representou José Claudio e Maria do Espírito Santo em Nova York.