Samstag, 22. November 2014

São Paulo: Wasserreservoirs sind fast leer


ORF.at, 22.11.2014
Kritik an Missmanagement der Politik
Von Wasserknappheit, Rationierungen und bewachten Wassertransporten war in Brasilien bisher kaum die Rede, zählen doch die Süßwasserreserven des Landes zu den größten der Welt. Doch im wirtschaftlich wichtigsten Bundesstaat Sao Paulo im Südwesten des Landes herrscht mittlerweile die schlimmste Trockenheit seit über 80 Jahren.

Die Hoffnungen ruhen nun auf der üblicherweise regenreichen Sommerperiode, die insbesondere ab Dezember Niederschläge bringen soll. Die Wasservorräte sind aber mittlerweile so ausgeschöpft, dass selbst die üblichen Regenmengen nicht ausreichen würden, befürchten Experten. Es werde mindestens vier, fünf Jahre dauern, bis sich der Wasserhaushalt normalisiere. Sie warnen zugleich vor ähnlich niedrigen Niederschlägen in den kommenden Monaten. Im Vergleich mit den Jahren zuvor fielen heuer im ersten Halbjahr etwa 40 Prozent weniger Regen. In der letzten Regensaison bis Februar gab es nur ein Drittel der sonst üblichen Niederschlagsmenge.

„Tote Reserven“ bereits angezapft
Die in der Metropole Sao Paulo und in den Städten des Umlands lebenden 20 Millionen Einwohner sind großteils von dem in den 60er und 70er Jahren errichteten Cantareira-System abhängig. Es umfasst fünf miteinander verbundene Speicherseen mit einem Volumen von 990 Millionen Kubikmetern. Sie sollten einen Ausgleich zwischen der Regen- und Trockenzeit schaffen und dadurch die Wasserversorgung der schnell wachsenden Metropole garantieren.

Die starke Abhängigkeit von diesem System hatte immer wieder Kritiker auf den Plan gerufen, bisher mangelte es aber nie an Regennachschub. Das von dem börsennotierten, staatlich kontrollierten Unternehmen SABESP verwaltete System funktionierte. Mittlerweile pendelt sich der Wasserstand in den Speicherseen bei maximal fünf Prozent ein. Im Oktober vergangenen Jahres lag das Niveau bei 40 Prozent. Nur durch die „toten Reserven“, eine Notversorgung aus dem Grundwasser, die angezapft und hochgepumpt wurden, konnte der Pegelstand zeitweise etwas erhöht werden. Je weiter das Wasser nach oben gepumpt werden muss, desto größer werden die Umweltbedenken.

„Unbekanntes Territorium“
Die Regierung sucht nun nach Lösungen. Es sollen weitere Kläranlagen entstehen und Dutzende neue Reservoirs. Ein weiterer Plan von Sao Paulo, den Fluss Paraiba do Sul umzuleiten und damit das Cantareira-System wieder zu füllen, stößt auf heftigen Widerstand im Bundesstaat Rio de Janeiro, der ebenfalls auf Wasser aus dem Fluss angewiesen ist. Diese Pläne kommen allerdings ohnedies spät. „Wir betreten unbekanntes Territorium“, sagte der Wasserexperte Renato Tagnin von der Umweltschutzgruppe Coletivo Curupira im AP-Interview: „Wenn es so weitergeht, werden wir kein Wasser mehr haben. Wir haben keine weiteren Mechanismen.“

Regen könnte künftig weniger werden
Fraglich ist, ob der notwendige Regen in diesem Sommer und in den nächsten Jahren wieder in seiner gewohnten Intensität kommen wird. Denn abseits der Verfehlungen in Politik und Verwaltung könnten die Ursachen für den ausbleibenden Regen viel tiefer liegen. Basierend auf der Analyse von 200 unterschiedlichen Studien über die Klimarolle des Amazonas-Gebiets kommt der Wissenschaftler Antonio Donato Nobre vom brasilianischen Nationalen Institut für Raumforschung (Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais, INPE) zu dem Schluss, dass die Rodungen im Regenwald des Amazonas-Gebiets in direktem Zusammenhang mit der Trockenheit in Sao Paulo stehen.

„Abholzung ändert das Klima“
Denn der Wald im Amazonas-Becken zeichnete bisher für den üppigen Regen in der Region von Sao Paulo verantwortlich. Wolken bildeten sich durch das im Boden und in den Bäumen gespeicherte Wasser. Diese Front zog Richtung Süden und sorgte für die großen sommerlichen Niederschlagsmengen auch im Bundesstaat Sao Paulo. „Die Abholzung im Amazonas-Regenwald ändert das Klima. Das zeigen nicht mehr nur Modelle, sondern bereits die Beobachtung“, betont Nobre im Interview mit dem „Guardian“.
In den letzten 40 Jahren wurden allein in Brasilien 763.000 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt - mehr als neunmal die Fläche Österreichs. Ein sofortiger Stopp der Abholzungen allein reiche nicht, ist Nobre überzeugt. Es müsse aufgeforstet werden. Es ist Skepsis angebracht, ob sich tatsächlich etwas bewegt. Denn der Einfluss der Agrarlobby ist in den letzten Jahren noch gewachsen. Allein im August und September dieses Jahres wurden laut lokalen Medienberichten in Brasilien über 1.600 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt - 122 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2013.


FAZ, 21.10.2014
Dürre in Brasilien
São Paulo geht das Wasser aus
Die Wasserreserven im brasilianischen Bundesstaat São Paulo sind erschöpft, Millionen Bewohner betroffen. Vor der Stichwahl um das Präsidentenamt spielt die Dürre deshalb auch im Wahlkampf eine wichtige Rolle.

Deutsche Welle, 27.8.2014
Drohende Wasserknappheit in Brasilien
Seit Monaten mahnt die Regierung von São Paulo zum Wassersparen. Bereits im nächsten Jahr könnte auch andernorts in Brasilien die Versorgung mit Trinkwasser kollabieren. Eine echte Lösung des Problems ist nicht in Sicht.

Pumpstation Jaguari
G1-O Globo, 22.11.2014
Sistemas Cantareira, Guarapiranga e Alto Tietê registram nova queda
No Cantareira, apesar da chuva de 1,6 milímetros, a queda foi 0,1 % e passou de 9,7% para 9,6%.
No Guarapiranga, a queda do nível de reserva foi ainda mais expressiva: de 33% para 32,6%. Já no Sistema Alto Tietê, o nível recuou de 6,4% para 6,2%, mesmo com a chuva de 2,7 milímetros.

No mês de novembro, a média esperada de chuvas no Cantareira é de 161,2 milímetros na região dos reservatórios. Até agora, choveu pouco mais da metade: 91,8 milímetros.
Juntos, os três reservatórios abastecem 15,9 milhões de pessoas.


G1-O Globo, 19.11.2014
FOTOS: Seca no Sistema Cantareira é vista do alto
Fotógrafo sobrevoou diferentes represas mostrando estágio avançado da seca no Cantareira, cujo nível atingiu 10%.




CRISE DA ÁGUA - Estiagem histórica