Sonntag, 19. April 2015

Brasilien: Camargo-Correa-Chef gibt Schmiergeldzahlungen zu


Der Standard, 19.4.2015
Brasilianischer Baukonzern gibt Schmiergeldzahlungen an Petrobras zu
Korruptionsaffäre um Ölkonzern setzt auch Regierung unter Druck

Sao Paulo - In der Korruptionsaffäre um den brasilianischen Ölkonzern Petrobras hat ein Baukonzern laut Medienberichten Schmiergeldzahlungen im Umfang von mehr als 36 Millionen Dollar (rund 33 Millionen Euro) an das Energieunternehmen gestanden. Eduardo Leite, früherer Vizechef des Konzerns Camargo Correa, gab die Zahlungen am Samstag gegenüber der Staatsanwaltschaft zu, wie brasilianische Medien berichteten.

Sie flossen demnach in den Jahren 2007 bis 2012. Leite beschrieb es den Berichten zufolge als "sehr einfach", Verträge über Bauprojekte mit Petrobras mit Hilfe der Schmiergelder so zu gestalten, dass sich um bis zu 20 Prozent höhere Kosten ansetzen ließen. Leite und Camargo-Correa-Chef Dalton Avancini hatten von November bis März bereits in Untersuchungshaft gesessen, bevor sie sich zur Zusammenarbeit mit der Justiz bereit erklärten, um möglicherweise niedrigere Strafen zu erwirken.
Schatzmeister in U-Haft

Rund zwei Dutzend Firmen, zumeist große Baukonzerne, sollen an Petrobras Schmiergeld gezahlt haben, um an lukrative Aufträge zu kommen. Der Ölkonzern soll zudem Auftragssummen durch illegale Aufschläge aufgebläht haben. Die dadurch erzielten Mehreinnahmen sollen an andere Unternehmen weitergeleitet worden sein. Nachdem das Geld auf diese Weise gewaschen wurde, wurde es nach Angaben der Ermittler als Bestechungsgeld im politischen Bereich Politik ausgezahlt.

Einem ehemaligen Petrobras-Manager zufolge erhielt die Arbeiterpartei bis zu 200 Millionen Dollar an Schmiergeldern von dem Staatskonzern. Ihr Schatzmeister Joao Vaccari sitzt seit der vergangenen Woche in Untersuchungshaft. Insgesamt geht es in der Affäre um rund vier Milliarden Dollar. Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff selbst saß dem Petrobras-Aufsichtsrat in den Jahren 2003 bis 2010 vor. Sie betont aber, keine Kenntnis von den Vorgängen gehabt zu haben.

ORF.at, 16.4.2015
Hunderte schwarze Konten als „Filter“
In Brasilien zieht der Korruptionsskandal um den halbstaatlichen Erdölkonzern Petrobras immer weitere Kreise. Neuestes Kapitel: Ein hochrangiger Politiker der regierenden Arbeiterpartei (PT) sitzt wegen Bestechungsverdachts in Haft. Präsidentin Dilma Roussefs Versprechen, den Korruptionssumpf trockenzulegen, schenkt man offenbar keinen Glauben. Immer wieder gehen Hunderttausende auf die Straße.