Samstag, 28. November 2015

Schlammkatastrophe in Brasilien nach Dammbruch

Am 21.11. - 17 Tage nach dem Dammbruch - hat die Schlammlawine nach ca. 700 km im Rio Doce die Küste bei Linhares (ES) erreicht.





Orf.at, 28.11.2015
Regierung erhöht Druck
Nach der Schlammkatastrophe in Brasilien schließen die Betreiber des dafür verantwortlichen Bergwerks einen Zusammenhang mit giftigen Stoffen im Fluss Rio Doce nicht mehr aus. Die nach dem Dammbruch in einem Rückhaltebecken ausgelöste Schlammlawine könne giftige Metalle wie Arsen, Chrom und Nickel losgelöst haben, teilte der brasilianischen Bergbaukonzern Vale mit.

Vale und der australische Bergbauriese BHP Billiton sind zu gleiche Teilen Eigentümer der Firma Samarco, die das Bergwerk betreibt. Die Vale-Direktorin für Gesundheit und Sicherheit, Vania Somavilla, betonte aber, die Chemikalien seien nicht durch die Schlammlawine freigesetzt worden, sondern zuvor schon an den Ufern und im Fluss vorhanden gewesen und womöglich nun mitgerissen worden.

Spur der Verwüstung
Nach dem Dammbruch vor drei Wochen hatte eine Schlammlawine die rund 600 Einwohner zählende Ortschaft Bento Rodrigues, 250 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro, überrollt. Dabei kamen mindestens 13 Menschen ums Leben, weitere zehn Menschen galten noch als vermisst.

Über 50 Millionen Tonnen Schlamm aus dem geborstenen Klärbecken der Mine flossen in den Rio Doce ein. Der Flusslauf wurde auf einer Strecke von rund 800 Kilometern bis zur Mündung im Atlantischen Ozean verschmutzt.

Angst vor Folgekosten
Bisher hatten die Betreiber gänzlich darauf beharrt, dass der Schlamm in dem Klärbecken ungiftig sei. Die rund neun Tonnen tote Fische erklärte BHP damit, dass sie vor allem an der „schieren Menge des Sediments“ erstickt seien, das ihre Kiemen verstopft habe. Die chemische Zusammensetzung habe damit nichts zu tun.

Das Ziel hinter dieser Argumentation ist unschwer zu erraten: Gelingt es Samarco und seinen Muttergesellschaften, die Schuld von sich zu weisen, wird es schwierig, sie für die Folgekosten aufzukommen zu lassen. Bisher hatte die Umweltbehörde IBAMA Samarco Strafgelder über 250 Millionen Reais (63 Mio. Euro) auferlegt - in Anbetracht des Ausmaßes der Katastrophe ein Tropfen auf den heißen Stein. Experten rechnen mit Kosten in mehrfacher Milliardenhöhe.

Milliardenklage angekündigt
Genau das hat mittlerweile auch die brasilianische Regierung auf den Plan gerufen. Sie will von dem Bergbaukonsortium mindestens 20 Milliarden Reais (5,03 Mrd. Euro) Schadenersatz fordern. Bundesgeneralanwalt Luis Inacio Adams will am Montag eine entsprechende Zivilklage erheben.

Der Bundesgeneralanwalt erklärte, Samarco, Vale und Billiton sollten gemeinsam einen Reparationsfonds tragen, der unter gerichtlicher Aufsicht verwaltet werden soll. Die Einzahlung des Milliardenbetrags solle nicht auf einmal erfolgen, sondern sich über eine Zeitspanne von zehn Jahren erstrecken. Mit dem Geld solle der Fluss gesäubert und die Opfer des Unglücks oder deren Angehörige entschädigt werden.

Die Klage werde von der Bundesregierung gemeinsam mit den beiden betroffenen Bundesstaaten Minas Gerais und Espiritu Santo getragen. Die bereits von der IBAMA auferlegten Summen seien nicht in dem geforderten Fonds inbegriffen.

Späte Reaktion
Brasiliens Regierung, gelähmt durch einen Korruptionsskandal und eine Dauerfehde zwischen Parlamentspräsident Eduardo Cunha und Staatspräsidentin Dilma Rousseff, hat zunächst wenig getan, um die Krise in den Griff zu bekommen.

Erst mit dem Eingreifen der UNO kam Bewegung in die brasilianische Politik. Die Vereinten Nationen hatten Rousseffs Regierung nach eigenen Untersuchungen zu passives Verhalten vorgeworfen, schließlich liegt der Ursprung der Katastrophe schon über drei Wochen zurück.

„Das Ausmaß der Umweltschäden entspricht 20.000 olympischen Schwimmbecken gefüllt mit giftigem Schlamm, zudem gibt es eine Kontamination der Böden, Flüsse und des Wassersystems auf mehr als 850 Kilometern“, mahnte der UNO-Sonderberichterstatter für Menschenrechte und Umwelt, John Knox - 50 Millionen Tonnen mit Eisenerz, toxischen Schwermetallen und Chemikalien seien bereits in den Rio Doce geflossen.

Meer färbt sich rot
Fraglich sind nach wie vor auch die Auswirkungen auf die Meeresküste. Mittlerweile erreichte der Giftschlamm die Atlantikmündung. Samarco ließ dort Sandbänke abtragen, damit das Flusswasser mitsamt der Schlacke schneller in den Ozean abfließen kann. Zugleich begannen die Behörden bereits vor dem vergangenen Wochenende, Auffangbecken zu öffnen, um die Strömung des Flusses zu erhöhen. Im Meer, so die Hoffnung, würde sich der Schlamm schnell auflösen.

Zu Beginn bildete die Schlacke aber erst einmal einen roten Film der Küste entlang - und schien damit die Ängste der lokalen Fischer zu bestätigen. Sie protestierten gegen die Maßnahmen von Samarco und der Behörden, da sie um die Fischbestände an der Küste fürchteten. Auch Umweltschützer äußerten Bedenken dagegen, den Schlamm einfach ins Meer abzuleiten.

In Mariana, der nächstgrößeren Stadt neben der Eisenmine, gingen die Menschen auf die Straße. Zehn Prozent der Einwohner sind dort bei Samarco beschäftigt. Ihre Proteste richteten sich nicht gegen die Minenbetreiber oder die befürchtete Umweltverschmutzung. Die Demonstranten in Mariana forderten die schnelle Wiederöffnung der nach dem Betrieb geschlossenen Mine.


Die Welt, 29.11.2015
Fukushima im Regenwald
Die Aufarbeitung der gigantischen Umweltkatastrophe in Brasilien hat gerade erst begonnen. Die Vergiftung des Rio Doce wird das Land verändern – und die Präsidentin vielleicht das Amt kosten
Rousseff ist nach dem immensen Korruptionsskandal um ihre linke Arbeiterpartei angeschlagen. Die Wirtschaft lahmt, die Umfragewerte sind im einstelligen Bereich. Sollten sich die Verdachtsmomente bestätigen, dass das Rousseff-Kabinett eine zu große Nähe zu dem Konzern suchte und dass der Regierungsapparat bei den Sicherheitskontrollen schlampte, dann wird es für Rousseff eng. Die Wogen des Rio Doce könnten also auch noch ganz andere ins Unglück reißen.

Der Amazonas-Bischof Erwin Kräutler hat all das schon viel früher kommen sehen: "Was hier in Brasilien geschieht, hat Konsequenzen für die ganze Welt", sagte der Öko-Flüsterer von Papst Franziskus jüngst mit Blick auf die schweren Umweltsünden in dem riesigen südamerikanischen Land. Kräutler, der an der Umwelt-Enzyklika "Laudato si" des lateinamerikanischen Kirchenoberhauptes mitgearbeitet hat, ist einer der wenigen prominenten Figuren der brasilianischen Gesellschaft, die schon seit Jahren laut mahnend, aber vergeblich den Zeigefinger in die Höhe recken. So kann es nicht weitergehen, sagt Kräutler. Nicht einmal die ohnehin niedrigen Umweltstandards werden von einheimischen oder internationalen Unternehmen eingehalten. Ob beim höchst umstrittenen Mega-Wasserkraftwerk Belo Monte, beim ungezügelten Abholzen des brasilianischen Regenwaldes, der aus der Luft betrachtet, längst wie ein geschundener Körper mit offenen Wunden wirkt oder eben beim Bergbau, wo ungezügelt mit giftigen Substanzen operiert wird.

FAZ, 27.11.2015
Brasilien will Milliarden nach giftiger Schlammlawine
Brasilien verklagt nach dem Dammbruch bei einer Eisenerzmine zwei Bergbaukonzerne. Eine Schlammlawine hatte mindestens 13 Menschen getötet. Doch die Rohstoffriesen streiten jede Verantwortung ab.


amerika21, 25.11.2015
Umweltkatastrophe nach Dammbruch in Brasilien
Schlammlawine verschüttet Ortschaft und vergiftet Fluss. 228 Städte ohne Wasserversorgung. Regierung entzieht Minenbetreiber Samarco die Lizenz


NZZ, 6.11.2015
Dammbruch im Bergwerk
Schlammlawine begräbt Dorf in Brasilien
Bisher wurde erst ein Todesopfer bestätigt. Etliche Personen werden jedoch vermisst. Laut offiziellen Angaben stellt der Schlamm kein Gesundheitsrisiko dar.


El País, 25.11.2015
Lama de barragem da Samarco chega ao mar

O Globo, 22.11.2015
Lama da barragem de Mariana deixa Rio Doce marrom até foz, no ES
Técnicos da Samarco passaram a semana tentando impedir que a lama atingisse a área, que é um reduto de reprodução de animais aquáticos.

Folha, 24.11.2015
Barragem rompida e que levou a desastre ambiental tinha lama da Vale


O Globo, 24.11.2015
Vale admite que usava barragem de Fundão para depositar rejeitos
5% do volume de Fundão vinha de uma de suas minas, disse a empresa.
Rompimento provocou a liberação de mais de 35 milhões de m³ de rejeitos.

em.com.br, 6.11.2015
Rejeitos das barragens de Mariana chegam a usina em Santa Cruz do Escalvado
Lama já atingiu o Rio Doce, que alimenta a Usina Hidrelétrica Risoleta Neves

ANA
Monitoramento especial do Rio Doce

Beteiligung deutscher Firmen an den Wasserkraftwerken in Brasilien grenzwertig

Deutschlandfunk, 26.11.2015
Allianz und Munich Re
Gelobt bei Kohlepolitik, gescholten beim Staudammbau
Zwei indigene Völker verlieren ihre Fischfangquelle und die klimatischen Folgen des Mammut-Staudammprojekts Belo Monte sind noch gar nicht absehbar: Dennoch lässt sich die für 2016 geplante Flutung der brasilianischen Amazonasregion wohl kaum aufhalten, auch wenn noch mehrere Gerichtsverfahren anhängig sind. Die beteiligten Firmen sehen den Staudammbau weniger kritisch.

Mittwoch, 25. November 2015

Ibama erteilt Betriebsgenehmigung für Belo Monte

Plattform Belo Monte - Ibama-Präsidentin Marlene Ramos verkündete bei einer Pressekonferenz vor Journalisten und Indigenen aus der Region Xingu am 24.11. die Erteilung der Betriebsgenehmigung (Operationslizenz) an Norte Energia. Damit darf der Betreiber des Kraftwerks Belo Monte innerhalb der nächsten 50 Tage mit der Flutung der Wasserreservoirs beginnen. Die Indigenen  unterbrachen die Erklärungen von Ramos und brachten ihren Protest zum Ausdruck, indem sie dem Umweltinstitut Verrat vorwarfen. "Ibama schützt die Umwelt nicht, sondern genehmigt ihre Zerstörung. Wir wurden nicht angehört!", sagte Paiakan Kaiapó. - Siehe Youtube-Video von der Pressekonferenz.



Der Standard, 25. November 2015
Brasiliens umstrittener Belo-Monte-Staudamm darf in Betrieb gehen
Obwohl etliche Umwelt- und Sozialauflagen noch nicht erfüllt wurden

Brasilia/Graz – Brasiliens Umweltbehörde Ibama hat am gestrigen Dienstag laut Kathpress Grünes Licht für den Betrieb des umstrittenen Staudamms Belo Monte gegeben. Obwohl etliche Umwelt- und Sozialauflagen immer noch nicht erfüllt wurden, kann nun mit der Aufstauung des Xingu-Flusses begonnen werden.
Umweltschützer und Indigenenvertreter, darunter der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler, kämpfen seit Jahren gegen das Mega-Projekt in der Amazonasregion, an dem auch die steirische Andritz AG beteiligt ist.

19 Kraftwerke überflüssig
Noch im September hatte Ibama die Betriebslizenz verweigert, da die Betreiber zwölf Umweltauflagen nicht erfüllt hatten. Dazu zählt der Bau eines Abwassersystems für die Stadt Altamira, die von dem Stausee teilweise überflutet wird. Man werde die Betreiber anhalten, die fehlenden Auflagen nun in naher Zukunft nachzureichen, so die Ibama-Präsidentin Marilene Ramos. "Die Lizenz weiterhin zu verweigern, heißt, Brasilien zu bestrafen", so Ramos.
Mit der Inbetriebnahme des Staudamms würden 19 mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke überflüssig, argumentierte Ramos. Das Betreiberkonsortium hat nach eigenen Angaben bereits rund 1 Milliarde Euro für Umweltauflagen ausgegeben; weitere 125 Millionen Euro würden für die Erfüllung der offenen Auflagen ausgegeben.
Auch die staatliche Indigenenbehörde Funai hatte der Inbetriebnahme zugestimmt. Allerdings seien einige Entschädigungen, die der Betreiber den betroffenen Indigenen und Fischern zusagte, immer noch nicht erfolgt. Insgesamt sind noch 41 Auflagen zu erfüllen.

Drittgrößter Damm der Welt
Ursprünglich sollte Belo Monte im Februar dieses Jahres teilweise mit der Stromproduktion beginnen. Wenn die Erzeugung nicht bis spätestens März 2016 startet, drohen dem Unternehmen Strafzahlungen in Millionenhöhe. Innerhalb von 40 Tagen soll nun der erste Stausee des Projektes gefüllt sein. Dafür muss der Betreiber die derzeitige Regenzeit ausnutzen.
Mit einer maximalen Leistung von 11.200 Megawatt ist Belo Monte der drittgrößte Staudamm der Welt. Über Jahre verzögerten Umweltschützer und Indigenenvertreter mit einstweiligen Verfügungen die Fertigstellung.
An vorderster Front kämpfte Kräutler, der Bischof von Altamira-Xingu, gegen das Projekt. Er geißelte die zwangsweise Umsiedlung von 40.000 Menschen und bezeichnete Belo Monte als soziale und ökologische Katastrophe.


KURIER, 25.11.2015
Brasilien: Grünes Licht für Belo-Monte-Staudamm
Indigene und Naturschützer - darunter Bischof Kräutler - kämpfen seit Jahren gegen Aufstauung des Xingu.


Religion.orf.at, 25.11.2015
Bischof verliert Kampf für brasilianischen Regenwald
Brasiliens Umweltbehörde IBAMA hat am Dienstag grünes Licht für den Betrieb des umstrittenen Staudamms Belo Monte gegeben. Der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler kämpft seit Jahren gegen das Megaprojekt.


ISA, 25 de Novembro de 2015
Belo Monte: licença com inadimplência
Durante coletiva de imprensa do Instituto Brasileiro do Meio Ambiente (Ibama) sobre a emissão da Licença de Operação (LO) da usina de Belo Monte (PA), ontem (24/11), a presidente do órgão, Marilene Ramos, afirmou que, apesar de não estarem 100% cumpridas as condições socioambientais para a operação da usina, não se pode “penalizar” o Brasil com o atraso de Belo Monte. Na interpretação da presidente, a demora na entrada em operação da hidrelétrica terminaria se refletindo no aumento das tarifas de energia do consumidor brasileiro, que hoje paga seis vezes a mais pela energia poluente fornecida por termelétricas.


O Globo, 24/11/2015
Ibama concede licença para operação de Belo Monte
Norte Energia recebeu autorização para encher o reservatório da usina.
Empreendimento deveria ter começado a funcionar em fevereiro.

Globo-TV, 25.11.2015
Ibama concede licença para operação de Belo Monte

Estadão, 24.11.2015
Sob protesto, Belo Monte recebe aval para operar

Deutsche Welle, 26/11/2015
Belo Monte começa a encher reservatórios no Xingu
Depois de anos de polêmica, usina recebe licença do Ibama para operar

AIDA, November 24, 2015
Brazil authorizes operation of the Belo Monte Dam, disregarding the rights of affected communities
The environmental authority granted the project’s operating license, ignoring evidence of noncompliance with conditions necessary to guarantee the life, health and integrity of indigenous and other affected populations.

Rückblick:
Infografico zum Kraftwerksprojekt Belo Monte auf Veja.com.br

Freitag, 20. November 2015

Ecuador ruft wegen "El Niño" Notstand aus

ORF.at, 19.11.2015
Ecuador drohen Überschwemmungen
Das Klimaphänomen „El Nino“ hat Ecuador dazu bewogen, in 17 von 24 Provinzen für die nächsten zwei Monate den Notstand auszurufen. Auf diese Weise will man gegen eine hereinbrechende Naturkatastrophe gewappnet sein. In unregelmäßigen Abständen ruft das Wetterphänomen Wetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren hervor. Die aktuellen Entwicklungen lassen auf den stärksten Zyklus seit mindestens 15 Jahren schließen und werden das Thema auch bei der anstehenden Klimakonferenz in Paris anheizen.


Spektrum.de, 17.11.2015
Was Sie über den Super-El-Niño 2015 wissen müssen
Diesmal aber: Fachleute gehen davon aus, dass 2015 eines der stärksten jemals beobachteten El-Niño-Ereignisse bringen wird. Wirklich? Und was würde das bedeuten? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.


Zeit-Online, 20.8.2015
"Keine guten Nachrichten"
El Niño, das Christkind, soll dieses Jahr besonders heftig ausfallen. Der Klimawandel verstärkt das Wetterphänomen im Pazifik weiter. Ein Gespräch mit dem Ozeanografen Axel Timmermann

Dienstag, 17. November 2015

Pan-Amazonas-Kirchennetzwerk REPAM tagt in Bogotà

Radio Vatikan, 17/11/2015
Kirchenbündnis für den Amazonas
Das Pan-Amazonas-Kirchennetzwerk REPAM tagt derzeit (16.-18.November) in Bogotà. Zusammen mit Vertretern verschiedener kirchlicher Partneroganisationen aus neun Ländern denkt es über die Enzyklika „Laudato si’“ und die Situation der indigenen Völker in der Region nach. Bei dem Treffen sollen Handlungsstrategien definiert werden, die das Netzwerk als Teil und im Dienst des „CELAM“ – das ist der lateinamerikanische Bischofsrat – stärken sollen. Unsere Redakteurin vor Ort Cristiane Murray sprach mit dem Adveniat-Mitarbeiter Thomas Wieland.


Adveniat.de, 17.11.2015
"Jetzt wird die Umwelt-Enzyklika des Papstes in Amazonien umgesetzt"
Das Amazonasgebiet steht für atemberaubende Artenvielfalt, es ist Heimat für indigene Völker, Regulator für das Weltklima - und an vielen Stellen wird sein empfindliches Gleichgewicht massiv gestört. Das neue länderübergreifende kirchliche Netzwerk REPAM will den Menschen in Amazonien zu einer starken Stimme verhelfen. Thomas Wieland, Leiter der Adveniat-Projektabteilung, ist derzeit in Bogotá bei einer Versammlung von REPAM-Vertretern und berichtet, warum gerade kirchliches Engagement die Kraft hat, diese Vision voranzutreiben.


Radio Vatikan, 02/03/2015
Einsatz für das Leben: Netzwerk für Amazonien
Amazonien ist der Lackmustest für die Kirche in Lateinamerika: So hatten die Bischöfe des Kontinents es 2007 im Dokument von Aparecida, ihrem pastoralen Grundlagendokument, formuliert. Auch Papst Franziskus ist die Frage nach Ausbeutung von natürlichen Ressourcen, Abholzung und der Vertreibung und Unterdrückung der dort lebenden indigenen Völker ein großes Anliegen. Bei seinem Besuch in Brasilien zum Weltjugendtag 2013 hatte er die Bischöfe noch einmal sehr deutlich an ihren entsprechenden Auftrag erinnert.

Im vergangenen Jahr hat sich in Brasilien dazu ein kirchliches Netzwerk gebildet (REPAM); in diesen Tagen versammeln sich in Rom nun Priester, Ordensleute und Initiativen, die im Dschungel Amazoniens arbeiten, dazu Vertreter caritativer Organisationen und anderer kirchlicher Einrichtungen.

Bei einer Pressekonferenz betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Kowdo Appiah Turkson, was dieses neue Netz auszeichnet: „Zuerst ist da die Transnationalität. Die große Zahl der beteiligten Länder ist dem Wissen geschuldet, dass ein wirksames Handeln vor Herausforderungen steht, welche die Grenzen eines einzelnen Staates übersteigen. Es braucht die Synergie der Kräfte aller beteiligten Länder.“

Zweitens sei es eine kirchliche Initiative, so Kardinal Turkson weiter. Man wolle alle beteiligten Gruppen, Bistümer, Ordensgemeinschaften und Initiativen zusammenbringen. Der dritte Punkt sei der Einsatz für das Leben. „Es geht um die Verteidigung des Lebens in Gemeinschaften, die insgesamt 30 Millionen Menschen umfassen. Sie sind bedroht von Ungleichheit, vom rapiden Wandel des Ökosystems, von dem sie abhängen, und sie leiden unter dem fehlenden Schutz ihrer Menschenrechte. Das geschieht zum Beispiel, wenn die Aholzung der Regenwälder ohne Kontrolle vor sich geht oder wenn Minen oder Intensiv-Landwirtschaft ohne Beratung und Einbeziehung der Menschen und des Respekts ihrer Würde geschehen.“

„Amazonien ist ein Gebiet, das von Staaten und transationalen Korporationen verwüstet und bedroht wird,“ fügt der Präsident der Bischofskonferenz Perus, Pedro Ricardo Barreto Jimeno, an. „Die großen Bergbau-Projekte, die Monokulturen und der Klimawandel bilden ein großes Risiko für die Umwelt dort. Sie zerstören Kulturen, die Selbstbestimmung der Völker, die dort leben, indigene Völker, ihre Nachbarn, Landarbeiter, Menschen afrikanischer Abstammung im Land und auch die Stadtbevölkerung.“

Amazonien umfasst insgesamt sechs Millionen Quadratkilometer Wald in Guyana, Surinam und Französisch-Guyana (0,15%), Venezuela (1%), Ecuador (2%), Kolumbien (6%), Bolivien (11%), Peru (13%) und Brasilien (67%). Dort leben etwa 390 indigene Völker und darüber hinaus 137 Völker, die keinen Kontakt zur Außenwelt haben; insgesamt gibt es dort 240 Sprachen aus 49 Sprachfamilien, also ein reiches menschliches und kulturelles Erbe. Das alles wolle man schützen, das sei der Auftrag der Kirche, so Bischof Barreto:

„Deswegen will das Netzwerk Pan-Amazonien eine wirklich geschwisterliche und solidarische Erfahrung sein, eine heilige Pilgerfahrt, um wirkungsvoll und organisch auf die Nöte der Menschen Amazoniens antworten zu können, in der Gegenwart und in der Zukunft.“



REPAM, 16.11.2015
Cardenal Turkson: La Pan-Amazonia los necesita porque no tenemos otro mundo
El texto completo del mensaje del Cardenal Turkson

Samstag, 14. November 2015

Bischof Kräutler bei Jubiläumsveranstaltung zum Katakombenpakt

Radio Vatikan, 13/11/2015
50 Jahre: Der Katakombenpakt für eine Kirche der Armen
Schauplatz Rom, Domitilla-Katakomben, 16. November 1965: 40 Bischöfe treffen sich in der größten Katakombe Roms, um den Katakombenpakt zu unterzeichnen. Jeder einzelne Bischof verspricht, sein Leben grundsätzlich zu ändern: ein Leben ohne Machtinsignien, eine Kirche der Armen. Der Anstoß zu dem Pakt kam wohl von Papst Johannes XXIII., der in einer Rundfunkansprache vom 11. September 1962 von einer „Kirche der Armen" sprach. „Ein anderer erleuchtender Punkt: Im Angesicht der Entwicklungsländer präsentiert sich die Kirche so, wie sie ist und wie sie sein will, als Kirche aller, und besonders als Kirche der Armen.“

Auch wenn nach dem Konzil noch weitere 500 Bischöfe den Pakt unterzeichneten, ist er danach lange Zeit in Vergessenheit geraten. Der Theologe Norbert Arntz vom Institut für Theologie und Politik aus Münster hat sich intensiv mit der Aufarbeitung des Katakombenpakts beschäftigt. Über die Vorgeschichte und die Entstehung der Gruppe „Kirche der Armen“ sprach er mit Radio Vatikan: „Das war eine Gruppe, die sich gebildet hatte aus Konzilsvätern, die merkten, dass die Frage der Kluft zwischen Armut und Reichtum – Armut heißt nicht etwas weniger besitzen als andere, sondern Armut heißt vor der Zeit sterben müssen –, dass diese Kluft die brennende, zentrale Frage für die Kirche sein müsse und dass die Kirche sich vor allem an den Armen zu orientieren habe.“

Die Resonanz im Konzil für den Aufbruch der Gruppe „Kirche der Armen“ sei nicht besonders groß gewesen, so Arntz. So wollten die Bischöfe mit dem Katakombenpakt in ihrem eigenen Leben mit der Reform beginnen: „Wir beschließen, dass wir uns an 13 Selbstverpflichtungen orientieren wollen, die einem einfachen Lebensstil geschuldet sind, und haben das unter die Überschrift gesetzt: Für eine dienende und arme Kirche. Das heißt, sie haben gleichzeitig Position bezogen gegen eine herrschaftliche und reiche Kirche.“

Ein entschiedener Gegner einer solchen Kirche voller Prunk ist auch Bischof Erwin Kräutler. Der gebürtige Österreicher wirkt seit 1980 als Bischof in der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens, Xingu. Er hätte den Katakombenpakt sofort unterschrieben. Und er sieht ihn auch für heute noch als richtungsweisend an. Kirchliche Würdenträger müssen anders werden, so Kräutler im Gespräch mit Radio Vatikan: „Ich meine, wir müssen viele Dinge einfach ablegen. Wenn ich Bruder sein will, dann kann ich ja nicht anders daherkommen als meine Geschwister. Dann bin ich irgendwie wieder ein Außenstehender. Und das meine ich, will der Katakombenpakt eben nicht und Jesus wollte das nicht. Jesus ist aller Bruder gewesen und ist zu den Menschen gegangen.“

Für Kräutler hat der Katakombenpakt schon seine Wirkung gehabt. Viele Bischöfe hätten ihn ernst genommen. Papst Franziskus greift jetzt in seinem Pontifikat Themen auf, die den Unterzeichnern des Katakombenpakts wichtig waren: „Die wollten damals eine andere Kirche. Papst Franziskus spricht von der Kirche der Armen, eine Kirche die arm sein soll, das kann man gar nicht trennen. Die Kirche ist Anwältin der Armen. Wir sprechen immer von der Option für die Armen. Nein, die Kirche soll eine arme sein. Wie es auch im Dokument von Aparecida von 2007 steht: Die Kirche soll die Heimat der Armen sein, da sollen sie sich wohlfühlen.“

Es gehört wohl zur Idee der Unterzeichner des Pakts, dass sie ihr Versprechen gerade in den Katakomben abgelegt haben. Das ist auch dem Direktor der Domitilla-Katakomben und Steyler Missionar Uwe Heisterhoff klar: „Die Katakomben als solche sind ein Ort der beginnenden Christenheit in Rom, die eigentlich vom Ursprung her Zeugnis geben von einer armen und verfolgten Kirche, einer Märtyrerkirche und so auch die Ursprünge des Christentums reflektieren, eine machtlose Kirche reflektieren, zumindest bis zur Zeit von Kaiser Konstantin.“

Die unterirdische Basilika wird von zwei Säulenreihen in drei Schiffe unterteilt. In einer kleinen Apsis vorne steht ein Altar. Hier werden heute noch für Pilger Gottesdienste gefeiert. An diesem Altar wurde am 16. November 1965 der Katakombenpakt unterzeichnet. Aber warum gerade in den Domitilla-Katakomben? „Weil sie so alt ist", erklärt Pater Heisterhoff. „Sie ensteht ja um das Jahr 120 herum auf einem Privatgrundstück der Römerin Flavia Domitilla. Das ist sehr früh. Das ist noch die Eigeninitiave einer christlichen Gemeinde, die hier eine Katakombe beginnt, wegen ihrem Glauben an die Auferstehung.“

Der Katakombenpakt ist lange Zeit in Vergessenheit geraten. Der heute 91-jährige Bischof Luigi Bettazzi nahm am zweiten Vatikanischen Konzil teil und war auch einer der 40 Bischöfe, die den Pakt unterzeichnet haben: „Wir waren sehr engagiert, viele Unterschriften zu sammeln, damit die Inspiration der Bischöfe auch den Papst erreicht", erklärt er uns. „Wir haben uns gefühlt, als würden wir im Endeffekt alle Bischöfe vertreten.“ Die Inhalte des Katakombenpakts sollten aus Sicht Bettazzis nicht nur Bischöfe beherzigen: „Ich denke, dass der Pakt auch heute sehr wichtig ist, in dieser Welt, wo die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer. Die Kirchen, alle Kirchen, müssen die Stimme der Armen sein, und das soll nicht nur ein Engagement des Papstes sein. Jeder Bischof, jeder Priester, jeder Christ hat die Aufgabe, diese Ideen voranzutreiben.“

Am Montag feiern Bischof Bettazzi und der lateinamerikanische Jesuit Jon Sobrino in den Domitilla-Katakomben einen Gottesdienst zu 50 Jahre Katakombenpakt. Eine Jubiläumswoche mit Workshops und Vorträgen endet am Dienstag, hier wird auch Bischof Kräutler zu Wort kommen. Gegenüber Radio Vatikan fordert Kräutler eine Rückbesinnung auf den Katakombenpakt: „Dass wir zurückgehen zu den Wurzeln des Evangeliums, dass wir in Einfachheit, Schlichtheit unseren Dienst tun und leben. Und da meine ich, dass 50 Jahre eine kurze Zeit sind. Aber man hat ihn vergessen oder teilweise vergessen. Darum mein ich, vielleicht ist es heute der Augenblick, der kairos, dass wir zurückgehen auf das, was die Bischöfe damals gesagt haben, im Zusammenhang mit dem Konzil, am 16. November 1965.“

Pro-Konzil, 12.11.2015
Eindrücke vom 2. Versammlungstag
Am Abend sprach der brasilianische Bischof Erwin Kräutler, der an der Ökologie-Enzyklika „Laudato Si“ mitgearbeitet hat, über die katastrophalen Auswirkungen hemmungsloser Naturausbeutung im amazonischen Regenwald Brasiliens. Erwin Kräutler engagiert sich gegen den Bau von Megakraftwerken und die Vertreibung und Zerstörung des Lebensraumes vieler indigener Völker. Er ist dafür mehrfach mit dem Tod bedroht worden. Die ökologische Frage könne von der sozialen Frage nicht unabhängig gesehen werden, denn mit der Naturzerstörung steht auch die gesamte Menschheit auf dem Spiel.


Pro-Konzil, 19. November 2015
Jon Sobrino SJ: Notwendige Umkehr zur Kirche der Armen
Am 16. November 2015 hielt Jon Sobrino auf der von der Gruppe pro-konzil und vom Institut für Theologie und Politik organisierten Versammlung “Katakombenpakt erinnern und erneuern” in den Domitilla-Katakomben in Rom die Predigt, die wir hier in deutscher Übersetzung und in spanischer Originalfassung dokumentieren. Jon Sobrino erinnerte an die Märtyrer der salvadorenischen Kirche und des Volkes und an den Aufbruch der lateinamerikanischen Kirche vom Katakombenpakt über die lateinamerikanische Bischofskonferenz von Medellín bis zur Befreiungstheologie – und an die ausstehende notwendige Umkehr zur Kirche der Armen.


Jon Sobrino SJ, Luigi Bettazzi, Norbert Arntz (v.l.)
ITPOL, 18.11.2015
Katakombenpakt erinnern und erneuern.
Presseerklärung zum Abschluss der Versammlung in Rom


Die Tagespost, 18.11.2015
In der Katakombe
Vor allem deutschsprachige Befreiungstheologen gedachten in Rom des geheimen Armuts-Pakts am Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils.


Kathpress, 2.11.2015
Vor 50 Jahren wurde römischer "Katakombenpakt" unterzeichnet
Bischöfe verpflichteten sich zu bescheidenem Lebensstil und zum vorrangigen Dienst an den Armen - Internationale Tagung "Katakombenpakt erinnern und erneuern" mit Bischof Kräutler vom 11. bis 17. November in Rom



Weiterführend:

Norbert Arntz in Stimmen der Zeit, Heft 11 vom November 2015:
Vom »Konstantinischen Pakt« zum Katakombenpakt
Fünfzig Jahre nach jenem denkwürdigen Ereignis am 16. November 1965, als rund vierzig Konzilsväter den „Katakombenpakt“ schlossen, wage ich es, die These zu behaupten und zu begründen: Im Katakombenpakt erklären die Unterzeichner ihren Willen, in ihrem persönlichen Leben, in ihrer kirchlichen Amtsführung, im politisch-gesellschaftlichen Kontext des jeweiligen Landes und auf globaler Ebene die konstantinische Ära zu beenden. Papst Franziskus scheint vom gleichen Willen beseelt.


Formun Weltkirche vom 30.10.2012 / Ausgabe 11/2012:
»Für eine dienende und arme Kirche«
Der Katakombenpakt als geheimes Vermächtnis des II. Vaticanums
Der so genannte Katakombenpakt, bis heute vielen Christen unbekannt, ist eine Selbstverpflichtung von Konzilsteilnehmern, der Gruppe »Kirche der Armen«. Woher der Katakombenpakt stammt, welche Motive zur Bildung der Gruppe von Konzilsbischöfen geführt haben, die sich »Kirche der Armen« nennt, welchen Einfluss die Gruppe auf den Gang des Konzils nehmen konnte und welche Wirkungen im Lauf der nachkonziliaren Kirchengeschichte sich mit dem Katakombenpakt in Verbindung bringen lassen – diesen Fragen will ich in den folgenden Zeilen nachgehen. Aus verständlichen Gründen gestatten der begrenzte Umfang eines kurzen Artikels sowie die noch ausstehenden Forschungen nur eine grobe Antwortskizze.

Donnerstag, 12. November 2015

Belo Monte: Gerodete Edelhölzer werden einfach verbrannt

Laut Reporter Brasil wurden bei Rodungen für den Bau des Kraftwerks Belo Monte sehr viele Edelhölzer einfach angezündet, weil der Transport und die Vermarktung zu kompliziert gewesen seien. Andererseits wurden für die Arbeiten enorme Mengen an Holz zugekauft, was verstärkt zu illegalen Waldrodungen und sogar zu Plünderungen von Territorien der Indigenen führte.

Absurd ist, dass die Brandrodung für Kleinbauern verboten und mit hohen Strafen verbunden ist. Norte Energie hingegen bekam von Ibama die Erlaubnis zur Rodung von 43.000 ha Inselflächen, die durch das Aufstauen des Xingu überflutet werden, und sogar zum Verbrennen.


Reporter Brasil, 12/11/15
Belo Monte queima madeira legal e aquece mercado ilegal
Enquanto desperdiça as árvores que derrubou, a usina compra madeira irregular, esquentando o mercado criminoso que invade terras indígenas

Reporter Brasil, 14.11.2015
Nota do Consórcio Construtor Belo Monte
Citado na reportagem da Repórter Brasil, o Consórcio Construtor Belo Monte (CCBM) lamenta não ter sido procurado durante a apuração da matéria, que foi publicada sem os devidos esclarecimentos, já que não fomos ouvidos. Diante disso, o CCBM gostaria de informar que:
1) Funcionários do Consórcio Construtor Belo Monte não vestem uniformes de cor laranja, não atuam em ações de supressão vegetal e, consequentemente, não promovem queimadas. O CCBM é responsável, exclusivamente, pela realização das obras civis da UHE Belo Monte;
2) O CCBM atua com estrita observância à legislação ambiental e respeito à preservação do meio ambiente.


Vimeo, 12/11/2015
Cinzas de Belo Monte (Video)
Documentário segue o desmatamento feito por Belo Monte para limpar a área que será alagada. Árvores são queimadas irregularmente e a usina desperdíça centenas de toras.

Pistoleiros verbreiten wieder Schrecken in Anapu

Zehn Jahre nach der Ermordung von Schwester Dorothy Stang (12.2.2005) wegen Landkonflikten im Landesinneren von Anapu kommt es dort wieder gehäuft zu Ermordungen von Landarbeitern. Zwischen Juli und Oktober 2015 gab es 7 Morde, die von Männern mit schwarzen Kapuzen ausgeführt wurden.

Laut der Landpastoral (CPT) liegen die Hintergründe in Landkonflikten. Dabei geht es vor allem um das Parzelle Nummer 83, die zwar enteignet wurde und als öffentliches Grundstück für Landlose parzelliert werden soll. Aber auch Grundspekulanten und Großgrundbesitzer behaupten ihren Anspruch darauf. Die Parzelle 83 ist in der Region als "Fazenda von Taradão" bekannt.

Regivaldo Pereira Galvao (vulgo "Taradão") wurde 2008 in Altamira festgenommen und 2010 als Auftraggeber für die Ermordung von Stang zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Das Oberste Gericht hatte 2012 das Urteil aufgehoben. Seither ist er wieder in der Region um Anapu tätig.


A Voz do Xingu, 10.11.2015
Pistoleiros e execuções voltam a assombrar Anapu, onde foi assassinada Dorothy Stang
Dez anos depois do assassinato da irmã Dorothy Stang, a pequena cidade de Anapu, às margens da rodovia Transamazônica no Pará, volta a ser assombrada por assassinatos e atuação de pistoleiros. Entre julho e outubro de 2015, sete pessoas foram executadas por assassinos com carapuças ou capacetes de viseiras escuras. Todas as mortes ocorreram na área urbana de Anapu mas, para a Comissão Pastoral da Terra, a estratégia de matar na cidade é uma tentativa de disfarçar a motivação agrária dos crimes: o lote 83, uma área de terras públicas disputada por posseiros e grileiros.