Sonntag, 21. Februar 2016

Bischof Erwin Kräutler erhält Bayerischen Naturschutzpreis 2016


BR24, 21.2.2016
Naturschutzpreis in Nürnberg verliehen
Auszeichnung für Bischof Kräutler
Für sein jahrzehntelanges Engagement im brasilianischen Amazonasgebiet hat der BUND Naturschutz (BN) in Nürnberg den emeritierten Bischof Erwin Kräutler mit dem Bayerischen Naturschutzpreis ausgezeichnet.

Seit seiner Übersiedlung nach Brasilien im Jahr 1965 setzt sich der heute 76-jährige, gebürtige Österreicher für die Rechte der indigenen Bevölkerung und die Bewahrung ihrer Lebenswelt - des Amazonas-Regenwalds - ein. Bischof Erwin Kräutler wurde mehrfach mit dem Tod bedroht und entging 1987 nur knapp einem Mordanschlag.

"Einsatz für die Schöpfung"
BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger lobte bei der Preisverleihung in Nürnberg Kräutlers "ausgeprägtes soziales Gewissen", sein "selbstloses Engagement für die Ausgebeuteten und Unterdrückten" sowie seinen "mutigen Einsatz für die Schöpfung". Kräutler hat sich in den vergangenen Jahren gegen den Bau des Staudamms Belo Monte eingesetzt - ein "Dolchstoß in das Herz Amazoniens!" Er hat erreicht, dass die Rechte der indigenen Völker in die brasilianische Verfassung aufgenommen wurden. Und er wirkte er an der päpstlichen Umweltenzyklika Laudato si' mit. Für Kräutler reiht sich der Bayerischer Naturschutzpreis in eine Vielzahl von Auszeichnungen ein: 2010 erhielt er den Alternativen Nobelpreis, den Right Livelihood Award.

Bayerischer Naturschutzpreis
Der BN verleiht den Bayerischen Naturschutzpreis seit über 40 Jahren an "hochverdiente Persönlichkeiten für ihr herausragendes Wirken im Naturschutz". Laut dem Verein ist das die wichtigste Auszeichnung dieser Art in Bayern. Preisträger waren in den letzten Jahren unter anderen der SPD-Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker und die indische Wissenschaftlerin Vandana Shiva.



Katholisch.de, 21.2.2016
Unter Einsatz des Lebens
Amazonas-Bischof Kräutler bekommt bayerischen Naturschutzpreis
Erwin Kräutler (76), langjähriger Bischof der brasilianischen Amazonas-Diözese Xingu und Träger des Alternativen Nobelpreises, hat den bayerischen Naturschutzpreis 2016 erhalten. Mit der undotierten Auszeichnung ehre der BUND Naturschutz Bayern (BN) sein "mutiges, selbstloses Engagement" für die Rechte indigener Völker und den Schutz des Regenwaldes, sagte BN-Vorsitzender Hubert Weiger bei einer Feierstunde am Sonntag in Nürnberg.



Bund Naturschutz
Mutiger Einsatz für die Schöpfung
Für sein Engagement für die Schöpfung und sein kirchliches und politisches Wirken zum Schutz des Regenwaldes erhielt Bischof Erwin Kräutler den Bayerischen Naturschutzpreis. Der BUND Naturschutz Bayern (BN) verlieh die Ehrung am 21. Februar 2016 in Nürnberg. Es ist die höchste Auszeichnung des Verbandes.

Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen war das verbindende Element bei der Ehrung des als „Amazonasbischof“ bekannten Erwin Kräutler. BN-Aktive, die sich für den Schutz des tropischen Regenwaldes als grüne Lunge des Planeten starkmachen, hatten die Idee einer Auszeichnung Kräutlers eingebracht. Der inzwischen in den Ruhestand gegangene Bischof hatte jahrelang gegen den Bau des gigantischen Staudamms Belo Monte in Brasilien gekämpft, durch den zigtausende Hektar Regenwald zerstört wurden.

Doch Erwin Kräutler habe sich nicht nur für den Schutz von Flüssen eingesetzt, sondern für die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen, betonte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger in seiner Laudatio. Dafür gebühre ihm umso größerer Respekt, weil er wegen dieses Engagements auch angefeindet und bedroht worden sei.

„Sie haben sich eingesetzt für die Rechte der Ausgebeuteten“, so Weiger. Erwin Kräutler, gebürtiger Vorarlberger, sei 1965 als junger Priester nach Brasilien gegangen und dort 1981 Bischof der Prälatur Xingu am Amazonas geworden – eine Diözese mit einer Fläche größer als die der Bundesrepublik Deutschland und 700 000 Einwohnern. Sein mutiger Einsatz für die Bewahrung der Lebenswelt der indigenen Völker sei Großgrundbesitzern und Holzhändlern in die Quere gekommen: „Es gab mehrere Anschläge auf Ihr eigenes Leben und auf die, die mit Ihnen zusammenarbeiten.“

Hubert Weiger erinnerte auch an den maßgeblichen Beitrag des Geehrten zur Umweltenzyklika „Laudato‘ si“ von Papst Franziskus. Er griff den Ausdruck des Kirchenoberhaupts von der Sorge um das gemeinsame Haus der Schöpfung auf und stellte das Wirken Kräutlers in einen größeren Zusammenhang: „Der tropische Regenwald hat mit uns allen zu tun. Wir müssen in allen Regionen dieser Welt Natur erhalten; nur dann kann es uns gelingen, unsere gemeinsamen Lebensgrundlagen zu retten“, so Weiger. Er bedankte sich bei Erwin Kräutler für sein „Engagement für die Schöpfung, die in der Regel am Verhandlungstisch nicht vertreten ist“.

Bischof Kräutler betonte, er nehme die Auszeichnung entgegen „im Namen so vieler Menschen, die sich am Xingu mit mir für die gute Sache einsetzen“. In bewegenden Worten schilderte er die Zerstörung und das Chaos, das der Bau des Staudamms Belo Monte angerichtet habe. Zehntausende Menschen seien aus ihrer Heimat zwangsumgesiedelt worden und hätten ihre seit unzähligen Generationen angestammte Lebensweise verloren. Man könne nur noch staunen, so Kräutler, „wie Menschen andere Menschen ihren wirtschaftlichen Vorstellungen unterwerfen“. Er verwies auf die Verankerung der Rechte der indigenen Völker in der brasilianischen Verfassung, für die er sich eingesetzt hatte. Aber der „Salto vom Papier in die Wirklichkeit“ sei nach wie vor schwierig. Die Gäste würdigten Erwin Kräutlers Engagement mit standing ovations.

In der großen Familie des BUND Naturschutz hieß der stellvertretende BN-Vorsitzende Sebastian Schönauer den Geehrten willkommen, denn die Auszeichnung ist verbunden mit einer Ehrenmitgliedschaft auf Lebenszeit. „Ein Engagement wie Ihres kann nur gelingen, wenn man überzeugt ist von seiner Botschaft“, sagte Schönauer, „und das erfordert Mut und Gottvertrauen.“ Doris Tropper, stellvertretende BN-Vorsitzende, blickte in die Zukunft: „Es wird uns eine stete Verpflichtung sein“, versprach sie Bischof Kräutler, „in Ihrem Sinne weiterzuarbeiten“.



Domradio.de, 19.02.2016
Erzbischof Schick würdigt Kräutlers Umwelt-Engagement
Prophetischer Umweltschützer
Als prophetischen Umweltschützer hat Bambergs Erzbischof Ludwig Schick seinen brasilianischen Amtsbruder Erwin Kräutler gewürdigt. Erzbischof Schick schrieb einen Glückwunschbrief zur Verleihung des bayerischen Naturschutzpreises an Kräutler.

"In herausragender Weise setzen Sie sich seit Jahrzehnten für den Naturschutz, besonders durch Ihr unermüdliches Eintreten für die Erhaltung des Regenwaldes im Amazonasgebiet in Brasilen ein", heißt es in den Glückwunsch. Der 76-Jährige nimmt die Auszeichnung am Sonntag in Nürnberg entgegen.

Engagierter und selbstloser Einsatz
"Prophetisch haben Sie darauf hingewiesen, welche Folgen das weitere Verschwinden des Regenwaldes haben werde, vor allem für die indigene Bevölkerung in diesem Gebiet", so Schick in dem am Freitag in Bamberg publizierten Schreiben. Die Menschen in Amazonien, denen die Lebensgrundlagen genommen würden, lägen Kräutler am Herzen, teilte das Erzbistum ergänzend mit. "Für sie setzt er sich engagiert und selbstlos ein." Durch seinen weltweit bekannten Einsatz sei er auch zum Gesprächspartner für viele Gremien und Fachvertreter geworden.

Mafia droht Kräutler
Der aus Vorarlberg in Österreich stammende Kräutler war bis zu seiner Pensionierung aus Altersgründen im Dezember 2015 Bischof von Xingu im Amazonasgebiet, der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens. Er steht seit Jahren unter Polizeischutz, weil ihn die sogenannte Holzmafia mit dem Tod bedroht. Kräutler, der maßgeblich an der Abfassung der päpstlichen Umwelt-Enzyklika "Laudato si" mitwirkte, hält sich gegenwärtig wegen der Misereor-Fastenaktion in Deutschland auf. Der bayerische Umweltpreis wird vom BUND Naturschutz im Freistaat vergeben. Die Auszeichnung ist nicht dotiert.