Montag, 26. September 2016

Bischof Erwin Kräutler mit Memminger Freiheitspreis geehrt


Kathpress, 25.09.2016
Bischof Kräutler mit Memminger Freiheitspreis geehrt
Erwin Kräutler (77), langjähriger Bischof der brasilianischen Amazonasdiözese Xingu, hat den mit 15.000 Euro dotierten "Memminger Freiheitspreis 1525" erhalten. Der aus Vorarlberg stammende Ordensmann nahm die Auszeichnung am Sonntag in Memmingen aus den Händen von Oberbürgermeister Ivo Holzinger (SPD) entgegen. Kräutler gilt als einer der wichtigsten Kämpfer für die Rechte indigener Völker in Lateinamerika sowie für den Schutz des Regenwaldes.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nannte Kräutler in seiner Laudatio ein Vorbild für die Verwirklichung von Recht und Gerechtigkeit. Der Amazonas-Bischof habe sich mutig und wirksam für die Landlosen in Brasilien, die Indios sowie für den Urwald in Amazonien eingesetzt. Er sei auch für viele Protestanten eine "Quelle der Inspiration". Als Vertreter der Befreiungstheologie habe er ihm persönlich wesentliche Anstöße gegeben, so der EKD-Ratschef, der selbst in Memmingen geboren wurde und dort einen Teil seiner Kindheit verbracht hatte.

Das Verlangen nach Recht und Gerechtigkeit der Memminger Bauern, an die die Auszeichnung erinnert, gelte bis heute; es stehe allen zu, "ob Mann, ob Frau, ob weiß oder Indio, ob reich oder arm", betonte Bedford-Strohm. Die Christen seien in der tätigen Nächstenliebe weit über die Konfessionsgrenzen hinaus vereint. "Wenn wir uns als Kirchen in Deutschland in diesen Tagen für Geflüchtete, Notleidende oder Arme einsetzen, dann stoßen wir damit auch auf Widerspruch. Wir können aber gar nicht anders", so bayerische Landesbischof.

Das Engagement für die Schwachen sei eine Konsequenz der "untrennbaren Verbindung von Gottesliebe und Nächstenliebe", die den Kern des christlichen Glaubens ausmache, fügte Bedford-Strohm hinzu. Dies gelte jenseits der politischen Diskussionen um die konkrete Umsetzung der damit verbundenen Impulse.

Kräutler erinnerte in seinen Dankesworten, dass im frühen 16. Jahrhundert, zur Zeit der Abfassung der Memminger Artikel, für die Indios in Brasilien die "Zeit des Leidens und des Schmerzes" begonnen habe. Sie seien über Jahrhunderte hinweg ausgegrenzt, verfolgt und getötet worden. "Sieben Millionen Menschen wurden zu 300.000", beklagte der emeritierte Bischof. Er verwies auf Bestrebungen im brasilianischen Nationalkongress, die inzwischen in der Verfassung verankerten Rechte der indigenen Völker wieder zu beschneiden. "Unser Kampf geht weiter."

Preis erinnert an "Bauernartikel"

Der Memminger Freiheitspreis wird seit 2005 vergeben. Zu den Trägern der Auszeichnung gehörten der frühere ungarische Ministerpräsident Gyula Horn, der Schriftsteller Reiner Kunze und die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai. Der Preis erinnert an die im März 1525 von der Kramerzunft der damaligen Reichsstadt abgefassten "Zwölf Bauernartikel", die beider Preisverleihung an Kräutler verlesen wurden. Sie gelten als erste demokratische Verfassungsurkunde auf deutschem Boden. In den Artikeln werden Grund- und Menschenrechte gefordert und formuliert, wie sie in Deutschland erst 300 Jahre später in der Paulskirchenverfassung von 1848 wieder aufgenommen wurden.

Kräutler war bis zu seiner Emeritierung im Dezember 2015 Bischof von Xingu, der flächenmäßig größten Diözese in Brasilien. Er wurde 1939 in Vorarlberg geboren und ging 1965 als junger Ordenspriester nach Brasilien. 1981 übernahm er die Leitung der Diözese Xingu. Kräutler steht seit Jahren unter Polizeischutz, weil ihn die sogenannte Holzmafia mit dem Tod bedroht. Der Geistliche, Mitautor der päpstlichen Umwelt-Enzyklika "Laudato si", erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Alternativen Nobelpreis und den bayerischen Naturschutzpreis.


das Allgäu online, 25.09.2016
Memminger Freiheitspreis für Amazonas-Bischof Kräutler
Auszeichnung · Vor über 3000 Zuschauern hat Amazonas-Bischof Dr. Erwin Kräutler am Sonntagnachmittag den Memminger Freiheitspreis entgegengenommen. Die Verleihung fand auf dem Marktplatz statt. Redner würdigten den 77 Jahren alten Geistlichen als „vorbildhaften Streiter für Recht und Gerechtigkeit“.

Kräutler prangerte immer wieder politische, soziale sowie wirtschaftliche Ungerechtigkeiten in Brasilien an und setzte sich für die Rechte der indigenen Völker und gegen die Ausbeutung Amazoniens ein. Der Memminger Freiheitspreis soll die Erinnerung wach halten an die in Memmingen verfassten Zwölf Bauernartikel von 1525. Sie sind der erste Grundrechtskatalog der deutschen Geschichte. Mit dem Preis werden Personen gewürdigt, die sich für Freiheit, Recht und Gerechtigkeit einsetzen. Er wird in der Regel alle vier Jahre vergeben und ist mit 15000 Euro dotiert.

Bilderstrecke: 18 Bilder
Memminger Freiheitspreis 1525 - Festakt auf dem Marktplatz an Bischof Dr. h.c. Erwin Kräutler C.PP.S - Auftritt Tanzgruppe des Bernhard-Striegel-Gymnasiums Memmingen


Information aus dem Rathaus Memmingen, 26.9.2016
Würde und Freiheit für alle Menschen
Bischof Erwin Kräutler erhält Memminger Freiheitspreis von Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger – Laudator Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm


Die Lokale für Memmingen und Umgebung, 26.9.2016
„Habt Mut!“ - Memminger Freiheitspreis an Amazonas-Bischof Erwin Kräutler verliehen
Memmingen (as). Bei strahlendstem Festtagswetter überreichte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger dem kürzlich emeritierten Amazonas-Bischof Dr. h.c. Erwin Kräutler den Memminger Freiheitspreis vor etwa tausend Zuschauern auf dem Memminger Marktplatz. Die Laudatio auf den Geistlichen, der seit Jahrzehnten für Gerechtigkeit und Freiheit in Lateinamerika kämpft, hielt der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.


Adveniat, 26.9.2016
„Amazonasbischof“ Erwin Kräutler erhält Memminger Freiheitspreis


Memmingen sind wir, 23. September 2016
Memminger Freiheitspreis – Interview über und Fragen an Preisträger Bischof Erwin Kräutler
Bischof Erwin Kräutler ist gebürtiger Vorarlberger und auch in Memmingen kein Unbekannter. Er hat hier Gottesdienste gehalten, war Festprediger beim Patrozinium in Sankt Josef und hat die Firmung gespendet. Immer wieder konnte man sein Engagement für die indigenen Völker Lateinamerikas oder sein Eintreten für die Schöpfung auch in den Medien verfolgen.
Nun erhält Bischof Kräutler den „Memminger Freiheitspreis 1525“ – Grund genug nachzufragen, was er für ein Mensch ist, wie er denkt, wie er handelt, was ihm wichtig ist.
Alexandra Wehr, Pressesprecherin der Stadt Memmingen und Stadtarchivar Christoph Engelhard haben in Maria Baumgärtle mit Pater Alois Schlachter gesprochen, dem Rektor des Missionshauses der Missionare vom Kostbaren Blut (CPPS), einer Kongregation, der auch Bischof Kräutler angehört.