Mittwoch, 28. März 2018

CPT-Stellungnahme: Kriminalisieren wird unsere Mission nicht aufhalten!


Die Nachricht der Verhaftung von Pater José Amaro Lopes de Sousa in Anapu, Pará, hat die Landpastoral (CPT) überrascht.

Pater Amaro ist Mitglied des Seelsorgeteams der Xingu-Prälatur und der CPT-Koordinierung. Er tritt in die Fußspuren von Schwester Dorothy Stang, die 2005 in Anapu für ihren Einsatz für Landrechte der Kleinbauern und für eine harmonische Koexistenz mit der Natur ermordet wurde. Dorothy kämpfte unermüdlich und hartnäckig für die Umsetzung der nachhaltigen Siedlungsprojekte (PDS - Projetos de Desenvolvimento Sustentável) in Anapu.

Pater Amaro und die Schwestern von Notre Dame de Namur (Kongregation, der auch Schwester Dorothy angehörte) unterstützten weiterhin Gemeinden, die für Land und die PDS kämpften. Während dieser 13 Jahre seit Dorothys Tod erlitten sie verschiedene Arten von Angriffen und Drohungen. Seit 2001 hat das CPT-Dokumentationszentrum Dom Tomás Balduino die wiederholten Morddrohungen gegen P. Amaro registriert.

Die Inhaftierung von P. Amaro ist eine Maßnahme, die den Interessen der Großgrundbesitzer entspricht, die auf jeden Fall die Arbeit der CPT zerstören und diejenigen, die mit den Kleinen kämpfen, demoralisieren wollen, um ihre Rechte garantiert zu sehen. Und es passt in den momentanen Kontext des nationalen Szenarios, in dem die Ruralisten die Richtungen der brasilianischen Politik diktieren.

Pater Amaro wird eine Reihe von Straftaten unterstellt: "Er führt eine kriminelle Vereinigung, um Verbrechen zu begehen wie: Drohung, Veruntreuung, Erpressung, sexuelle Belästigung, unzüchtige Beleidigung, illegale Geschäfte und Geldwäsche."

Bis jetzt hatten wir keinen Zugang zu den polizeilichen Untersuchungen, die zu diesem Haftbefehl geführt haben. Aber es besteht der Verdacht, dass es eine gut organisierte Aktion war, wobei jede Art von Anschuldigungen gegen Amaro gesammelt wurde, ohne auf ihren Wahrheitsgehalt zu achten, mit dem alleinigen Ziel seiner Festnahme. Der Haftbefehl beruht nicht auf konkreten Fakten, sondern auf Aussagen von Großgrundbesitzern und anderen Personen, die bereit waren, den Priester zu inkriminieren.

Auffallend ist, dass ein Großteil der Ermittlungen, die zum Haftbefehl führten, aus der Zeit nach der Verhaftung des Schofförs von Pater Amaro im vergangenen Jänner stammt. Mehrere Zeugen gaben an, dass sie sich nach der Festnahme des Schofförs entschlossen hatten, die Polizeistation aufzusuchen und gegen Pater Amaro, der als der große Anstifter zu Invasionen und Anführer bei Landbesetzungen beschrieben wird, Anzeige zu erstatten. Er wird auch für die Ermordung von Menschen bei Agrarkonflikten beschuldigt. Vor der Verhaftung des Priesters gab es seitens des Richters keine Anhörung durch die Staatsanwaltschaft.

Der Bundesstaat Pará ist historisch für die Landkonflikte bekannt. Jedes Jahr werden Dutzende von Männern und Frauen bedroht, versklavt und ermordet. Anapu ist hier keine Ausnahme. Schwester Dorothy, Pater Amaro und die Schwestern von Notre Dame de Namur stellen ihr Leben in den Dienst von Menschen, die vom Staat nicht berücksichtigt und ihrem Schicksal überlassen werden.

Deshalb wurden PDS-Projekte mit alternativer und nachhaltiger Entwicklung geschaffen. Großteils öffentliches Land wurde Kleinbauern zur Verfügung gestellt und landwirtschaftliche Projekte gestartet, die neben dem Lebensunterhalt der Familien auch den Erhalt und Schutz der Umwelt zum Ziel haben. Diese neue Art, mit dem Land zu leben, stört jene, die ihre eigenen Interessen im großen Stil verfolgen wollen. Dorothy wurde zwar erschossen, aber ihr Geist konnte dadurch nicht ausgelöscht werden. Dorothy ist in dieses Land eingepflanzt und ihren Kampf setzen viele Frauen und Männern fort, wie P. Amaro durch seine Arbeit in Basisgemeinden oder der CPT und all die armen Menschen, die tapfer und täglich auf dem Land Widerstand leisten.

Die Schwestern, die mit dem Priester arbeiten, sagen: „Pater Amaro ist ein unermüdlicher Verteidiger der Menschenrechte und deshalb wird er von den Ausbeutern der Region und denjenigen, die ihre Verbrechen vertuschen wollen, gehasst. Seit langem wird er von Grundbesitzern mit dem Tod bedroht. Sie wollen sich das öffentliche Gut auf kriminelle Weise aneignen, um es auszubeuten. Sie nehmen die Vertreibung von Menschen, die das Land zum Überleben brauchen, in Kauf. "

Auch wir teilen die Sorge der Schwestern wegen der Inhaftierung von Pater Amaro „in jenem Gefängnis in Altamira, in dem auch Taradão - der Auftraggeber zur Ermordung Dorothys - ist. Dies stellt für Pater Amaros Leben eine ernsthafte Gefahr dar."

Der nationale CPT-Vorstand und die nationale CPT-Koordinierung denunzieren diesen Angriff auf jene, die die Landrechte der Kleinbauern für angemessene Lebensbedingungen verteidigen, und die - wie Papst Franziskus es möchte - mit ihren Füßen im Schlamm stecken, um bei denen zu sein, die zu Unrecht ihrer Menschenrechte und ihrer Würde beraubt sind.

Goiânia, 28 März 2018.

Nationaler CPT-Vorstand und Nationale CPT-Koordinierung


CPT, 28.3.2018
NOTA PÚBLICA: O avanço da criminalização não vai parar nossa missão!