Donnerstag, 25. Oktober 2018

Evangelikale in Brasilien unterstützen Bolsonaro

Domradio, 23.10.2018
Evangelikale in Brasilien unterstützen Bolsonaro
Mit Knarre und Bibel - Vor der Stichwahl um das Präsidentenamt
Brasilien wird wohl einen Rechtspopulisten zum Präsidenten wählen. Die Evangelikalen feiern Jair Bolsonaro, während der frühere Katholik die Kirche zum Feindbild macht.


Süddeutsche Zeitung, 25.10.2018
Brasilien erhält die Quittung für jahrelanges Schweigen
Es rächt sich, dass Brasilien die Verbrechen seiner Militärdiktatur nie aufgearbeitet hat. Ein Mann, der Mörder verehrt, wird wohl Präsident. Aber der Schrecken ist längst Gegenwart.


Die Wochenzeitung, 25.10.2018
Die Rechte und die «Überflüssigen»
Bei der Stichwahl am Sonntag hat der chauvinistische Hardliner Jair Bolsonaro beste Chancen, neuer Präsident zu werden. Die reaktionäre Identitätspolitik beherrschte den Wahlkampf, die soziale Misere spielte keine Rolle.


Süddeutsche Zeitung, 28.10.2018
Edir Macedo
Evangelikaler Fernsehprediger in Brasilien. Sehr reich, sehr reaktionär, sehr einflussreich.
In seiner Autobiografie hat der evangelikale Bischof Edir Macedo vor zehn Jahren seine Ambitionen klar beschrieben: die Verwandlung Brasiliens in einen Gottesstaat. "Die Anzahl der Evangelikalen kann jede Wahl entscheiden, egal ob für die Legislative oder die Exekutive", steht da. Die Statistiker scheinen Macedo recht zu geben. Noch ist Brasilien das Land mit den meisten Katholiken weltweit, aber das Wörtchen "noch" ist entscheidend.


Deutschlandfunk, 29.10.2018
Brasilien unter Bolsonaro
Wirtschaftlich droht ein böses Erwachen
Er habe keine Ahnung von Wirtschaft, sagt Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro. Die brasilianische Börse feiert die Wahl des ultrarechten Politikers trotzdem. Doch könnte der Jubel nur von kurzer Dauer sein. Klar ist schon jetzt: Mit ihm rückt das Land nach rechts.


Der Standard, 28. Oktober 2018
Die Macht der evangelikalen Wähler in Brasilien
Bei der Präsidentenwahl am Sonntag wollen die Evangelikalen mehrheitlich für Jair Bolsonaro stimmen. Ein Grund dafür sind Fake-News

Brasilandia ganz im Norden von São Paulo gehört zu den grauen Vororten der Industriemetropole. Schmale schmucklose Häuser reihen sich entlang der engen Hauptstraße. Anderson Esteves steht vor einer ehemaligen Lagerhalle und verteilt Flyer. Er unterstützt die hier neu eingezogene Igreja Renascer em Cristo (Kirche der Wiedergeburt von Christus). Sie buhlt mit fünf anderen evangelikalen Kirchen in unmittelbarer Nachbarschaft um die Gunst der Bewohner.
Brasilien gilt zwar als das größte katholische Land weltweit, doch knapp ein Drittel der Bevölkerung bekennt sich zum evangelikalen Glauben. Vor allem in den ärmeren Vierteln haben die Pfingstkirchen großen Zulauf. Ihr Votum ist wahlentscheidend. Laut Umfragen wollen 70 Prozent der Evangelikalen für den Rechtsextremisten Jair Bolsonaro stimmen. Sein Slogan: "Brasilien über alles und Gott über allem."
"Gott hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Familie, Moral und Anstand sind für mich jetzt die wichtigsten Werte", sagt Esteves. Bei der Stichwahl am Sonntag will auch der 35-Jährige seine Stimme Bolsonaro geben. Der Grund ist auf seinem Handy zu finden. "Wenn Ihr eure Kinder beschützen wollt, wählt nicht Haddad", steht in einer Nachricht.

Fake-News-Kampagnen
Denn der Präsidentschaftskandidat der linken Arbeiterpartei PT, Fernando Haddad, wolle Pädophilie und Sex mit Kindern ab zwölf Jahren erlauben. Dazu gibt es ein Foto mit der angeblichen Gesetzesinitiative des Kandidaten. Dass es sich dabei um eine Diffamierungskampagne handelt, weist Esteves empört zurück.
In weiteren Fake-News wird Haddad vorgeworfen, unter Schulkindern Homosexualität fördern zu wollen, in Schulen Trinkflaschen in Form eines Penis zu verteilen und die elektronischen Wahlurnen zu seinen Gunsten manipuliert zu haben. In Trollfabriken werden diese Lügen zu Dutzenden produziert und millionenfach über die sozialen Medien verbreitet. Egal wie absurd die Meldungen sind, viele Brasilianer glauben ihnen dennoch. Finanziert wird diese Lügenmaschinerie von 156 Unternehmern, die Bolsonaro unterstützen, wie die Zeitung Folha de São Paulo berichtet. Inzwischen ermitteln Bundespolizei und Staatsanwaltschaft. Bolsonaro selbst gibt sich unschuldig und sagt, er wisse nichts von der Kampagne – wirft Haddad aber im gleichen Atemzug vor, Kinder zu "sexualisieren".

Homophobie und Hetze gegen Andersgläubige
Die größten evangelikalen Kirchen in Brasilien sind inzwischen milliardenschwere Unternehmen, die schon lange Politik machen. Der wohl einflussreichste Pastor ist Edir Macedo, Gründer der "Universalkirche" und Eigentümer des Senders Rekord. Er steuert ein Imperium aus tausenden Gotteshäusern und ruft dort offen zur Wahl Bolsonaros auf.
Das gesellschaftliche Klima hat sich verhärtet. Mit ihren aggressiven Predigten und Hetze gegen Andersgläubige und Homosexuelle haben viele evangelikale Führer dazu beigetragen. Dennoch sind die Gottesdienste voll. Viele evangelikale Kirchen versprechen Wohlstand auf Erden, wenn strenge Regeln befolgt werden. Vor allem in der aktuellen Wirtschaftskrise klammern sich viele Brasilianer an diesen vermeintlichen Hoffnungsschimmer.

Medienwirksame Taufe
Bolsonaro, der zwar katholisch erzogen wurde, ließ sich vor zwei Jahren von einem evangelikalen Pastor im Jordan-Fluss in Israel taufen. Spätestens seitdem hat er die Mehrheit der Führer der Pfingstkirchen hinter sich.
Der Katholik Haddad hat spät, erst vor wenigen Tagen, den Schulterschluss mit den evangelikalen Wählern gesucht. Auch innerhalb der PT erntet er Kritik dafür, sich nicht schon früher mit den Forderungen dieser wichtigen Wählerschicht auseinandergesetzt zu haben. Auf einer Veranstaltung in São Paulo versammelte er rund 200 religiöse Führer hinter sich. "Bolsonaro vertritt keine christlichen Werte. Er propagiert Gewalt, Folter und Hass. Damit entzweit er die Gesellschaft", sagt Henrique Vieira von einer baptistischen Kirche. Er unterstützt Haddad. (Susann Kreutzmann aus São Paulo, 28.10.2018)


Deutsche Welle, 26.9.2018
Machtzuwachs für Brasiliens Evangelikale
Während die katholische Kirche seit den 1970er Jahren in Brasilien an Einfluss verliert, haben die evangelikalen Kirchen regen Zulauf. Nun zielen sie auf das höchste Staatsamt und könnten für einen Rechtsruck sorgen.


pro-medienmagazin, 30.10.2018
Von Freikirchen unterstützter Bolsonaro wird Präsident
Jair Bolsonaro wird neuer Präsident in Brasilien. Die Positionen des rechtsgerichteten Politikers haben den Nerv über die Wut vieler Brasilianer zu Gewalt und Korruption getroffen und decken sich mit denen evangelikal gesinnter Freikirchen in dem Land.


Deutschlandfunk, 29.10.2018
Rechtsruck in Brasilien
Mit Gott in den Präsidentenpalast
55 Prozent der Brasilianer haben Jair Bolsonaro ins höchste Staatsamt gewählt. Der Ex-Militär will Waffen für alle, hält Schwarze für faul und Homosexuelle für pervers. Wesentlich zu seinem Sieg beigetragen haben die Evangelikalen: Ihr Einfluss wächst.


pro-medienmagazin, 5.10.2018
Jesus statt Samba
In Brasilien könnte ein Kandidat der Freikirchen am Sonntag der nächste Präsident werden. Aus diesem Grund hat der Sender ORF in seiner Reportagereihe Weltjournal den Einfluss der Freikirchen auf die brasilianische Politik unter die Lupe genommen. Gezeigt wird ein Mann, der so gar nicht „christlich“ daher kommt.


Época, 06/10/2018
Como Bolsonaro se tornou o candidato dos evangélicos
É o sentimento antiesquerda que move a horda religiosa na direção do presidenciável direitista