Mittwoch, 30. September 2020

Gewalt gegen Brasiliens Indigene nimmt zu


ORF.at, 30.09.2020
Drastischer Anstieg bei Gewalt gegen Brasiliens Indigene
Die Gewalt gegen indigene Völker in Brasilien ist einem Bericht zufolge unter der Regierung von Präsident Jair Bolsonaro drastisch gestiegen. Vor allem bei den Invasionen und der illegalen Ausbeutung indigener Gebiete nahmen die registrierten Fälle zwischen 2018 und 2019 stark zu, wie aus dem heute vorgestellten Jahresbericht des Indigenisten-Missionsrats (CIMI) hervorgeht.

Nach dem Bericht war 2019 eine Zunahme der Fälle in 16 der 19 Kategorien zu verzeichnen, die die Publikation systematisiert. Auch direkte Gewalt gegen indigene Menschen hat sich von 110 Fällen im Jahr 2018 auf 276 im Jahr 2019 mehr als verdoppelt.

Bestürzung löste etwa der Mord an Paulo Paulino Guajajara aus, dem Anführer der Guardioes da Floresta (Hüter des Waldes), die sich selbst organisiert haben, um ihr Gebiet vor Eindringlingen wie illegalen Holzfällern zu schützen. Die Gewalttaten gegen Indigene sind wie in seinem Fall häufig mit Landkonflikten verbunden.

Geschwächte Kontrollbehörden
Die Daten von 2019 zeigten, dass die indigenen Völker und ihre traditionellen Gebiete explizit usurpiert würden, heißt es in dem Bericht. 2019 war das erste Jahr von Bolsonaro im Präsidentenamt. Der ultrarechte Politiker hat die Ausbeutung des Amazonas-Gebiets befürwortet und Umwelt- und Kontrollbehörden gezielt geschwächt. Wegen der verheerenden Brände im Amazonas-Gebiet geriet er international in die Kritik.

Umweltschützer werfen ihm vor, die Brände in Kauf zu nehmen, um neue Flächen für die Landwirtschaft zu erschließen. Indigene klagen, sein Diskurs ermutige Holzfäller, Goldsucher und andere Invasoren, in ihre Gebiete einzudringen, den Regenwald dort abzuholzen oder abzubrennen. Die Eindringlinge gehen oft davon aus, dass sie ungestraft davonkommen oder ihnen die Gebiete nachträglich zugeschrieben werden.


In 2019 geschahen in Brasilien vom Norden bis in den Süden unverhohlene Invasionen in indigene Landgebiete
Der Cimi-Report belegt einen alarmierenden Anstieg der Gewalt gegen indigene Völker im ersten Regierungsjahr von Bolsonaro


Adveniat besorgt über steigende Gewalt gegen Indigene in Brasilien
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat sieht die Europäer mit in der Verantwortung. Gewalt gegen Indigene geschehe durch die Ausbeutung von Ressourcen. Diese wiederum sei auch eine Folge des Lebensstils in den Industrienationen. 


Blickpunkt Lateinamerika, 02.10.2020
Brasilien: Internationale Zusammenarbeit fundamental für den Schutz indigener Völker
Die Fachstelle der katholischen Kirche in Brasilien für Indigenenfragen Cimihat am Mittwoch, 30. September 2020, ihren Jahresbericht zur Gewalt gegenüber den indigenen Völkern Brasiliensvorgestellt. Es handelt sich dabei um Daten aus dem Jahr 2019, dem ersten Jahr unter der Regierung des rechten Ex-Militärs Jair Messias Bolsonaro.
In dem Bericht wurde ein Anstieg der Invasionen in indigene Gebiete von 135 Prozent verzeichnet, von 109 (2018) auf 256 Fälle. Auch die Kindersterblichkeit stieg eklatant von 591 auf nun 825 Fälle in 2019. Wie steht es um die Indigenen in Brasilien? Und welche Tendenzen sind bereits für 2020 - das Corona-Jahr - zu sehen?
Blickpunkt Lateinamerika sprach mit Antonio Eduardo Cerqueira de Oliveira, dem Generalsekretär (Secretário Executivo) von Cimi, über die Situation der indigenen Völker Brasiliens.


CIMI-KURZFASSUNG
Gewalt gegen die Indigenen Völker Brasiliens
DATEN VON 2019

Em 2019, terras indígenas foram invadidas de modo ostensivo de norte a sul do Brasil
Relatório do Cimi evidencia alarmante aumento da violência contra povos indígenas no primeiro ano do governo Bolsonaro