Donnerstag, 24. Februar 2022

Dom Erwin Kräutler: Argumente gegen Frauenweihe überzeugen nicht



Kirchliche Gesetze trügen Schuld an "Eucharistielosigkeit" in Amazonien
Amazonasbischof Kräutler: Argumente gegen Frauenweihe überzeugen nicht
Erwin Kräutler war lange Zeit Bischof in Amazonien, einer Region, die sehr stark vom Priestermangel geprägt ist. Er sieht in den kirchlichen Gesetzen und päpstlichen Entscheidungen Gründe für die "Eucharistielosigkeit" des Gebiets. 


Roma locuta, causa finita?
Zur Ordination von Frauen am Amazonas
Ein Beitrag von Erwin Kräutler CCPS


Sonntag, 13. Februar 2022

17. Todestag von Schwester Dorothy Stang

Am Samstag (12.02.) jährte sich der Todestag von Schwester Dorothy Stang zum 17. Mal. Aus diesem Anlass fand im Pfarrzentrum São Rafael in Anapu (PA) eine Andacht statt, an der auch Dom João Muniz Alves, Bischof der Diözese Xingu-Altamira, teilnahm.

Schwester Dorothy wurde am 12. Februar 2005 im Landesinneren von Anapu im Auftrag von Großgrundbesitzern von Pistoleiros erschossen.



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Sonntag, 6. Februar 2022

Brasilien: Demos gegen Rassismus nach Tötung eines Kongolesen

ORF, 6.2.2022 

Demos in Brasilien nach Tötung eines Geflüchteten

Nach der brutalen Tötung eines afrikanischen Flüchtlings (er flüchtete vor 17 Jahren mit seiner Familie nach Brasilien) hat es in zahlreichen brasilianischen Städten Demonstrationen für Gerechtigkeit gegeben. In Rio de Janeiro versammelten sich gestern Hunderte Protestierende bei der Strandbar, in der der junge Kongolese Moise Kabagambe gearbeitet hatte. Dort war er am 24. Jänner von mehreren Menschen zu Tode geprügelt worden.

Demo in Rio de Janeiro (Brasilien) nach der Tötung des Geflüchteten Moise Kabagambe
APA/AFP/Carl De Souza

Offenbar nach Lohnforderung angegriffen

Nach Medienberichten unter Berufung auf Angehörige des 24-jährigen Kabagambe wurde dieser angegriffen, als er eine ausstehende Lohnzahlung für zwei Tage Arbeit einforderte. Es gab inzwischen drei Festnahmen.

Weitere Proteste gab es in Sao Paulo, Salvador, Brasilia und Recife. Die Demonstranten forderten Gerechtigkeit für Kabagambe und prangerten Rassismus gegen Schwarze an. Rios Stadtverwaltung kündigte an, den Kiosk, in dem sich die Strandbar befand, in eine Gedenkstätte für den Getöteten sowie für die afrikanische Kultur zu verwandeln. Kabagambes Familie werde angeboten, diese zu betreiben.

Bei den Protesten in Rio riefen einige Protestierende Berichten zufolge auch „Bolsonaro raus“. Brasiliens ultrarechter Staatspräsident Jair Bolsonaro hat sich mehrmals öffentlich problematisch über Schwarze geäußert und bestritten, dass es in dem größten Land Lateinamerikas ein Rassismusproblem gibt.


Süddeutsche, 3. Februar 2022
Rassismus in Brasilien:
"Sie haben meinen Sohn getötet, weil er schwarz war"
Ein junger Einwanderer aus dem Kongo wird in Rio brutal zu Tode geprügelt. Nun diskutiert das Land über den Rassismus, den sich viele Brasilianer aber nicht eingestehen wollen.


EuroNews, 6.2.2022
Nach der Ermordung eines Flüchtlings:
Menschen in Brasilien gehen gegen Rassismus auf die Straße


Globoplay, 5/2/2022
Entidades protestam na avenida Paulista contra a morte de congolês no Rio
Moïse Kabagambe foi espancado até a morte no Rio de Janeiro. Entidades se manifestaram contra o
racismo.

O Globo, 05/02/2022
Brasil registra 29,4 mil solicitações de refúgio em 2021
A maioria dos pedidos é de cidadãos da Venezuela; na sequência veem Angola, seguida por Haiti e Cuba. O levantamento foi feito pela Globonews, com base nos dados do Comitê Nacional para os Refugiados (Conare), vinculado ao Ministério da Justiça e Segurança Pública.

O Globo, 03/02/2022
Justiça do Rio mantém prisão de Totta, Belo e Dezenove pela morte do congolês Moïse Kabagambe
Brendon Alexander Luz da Silva, o Totta; Fábio Pirineus da Silva, o Belo; e Aleson Cristiano de Oliveira Fonseca, o Dezenove, tiveram as prisões temporárias decretadas e mantidas em audiência de custódia.

O Globo, 02/02/2022
Guerra e miséria: entenda por que milhares abandonam a República Democrática do Congo, terra do jovem Moïse Kabagambe, assassinado no Rio
Segundo maior país da África e um dos mais pobres do mundo, RDC enfrentou guerra civil até 2003, mas continua sendo palco de violentos confrontos entre diferentes etnias e disputas por recursos naturais. Com mais de 5 milhões de deslocados, país está no nível mais alto de emergência em termos de urgência da ajuda da ONU.

O Globo, 31/01/2022
‘Quero justiça’, diz mãe de jovem congolês morto em quiosque na Barra da Tijuca
Corpo de Moïse Kabagambe foi enterrado no domingo (30). Segundo primo que viu imagens de câmeras de segurança, ele foi vítima de uma sequência de agressões.

Samstag, 5. Februar 2022

Abholzung des Amazonas-Regenwaldes erreicht neuen Höchstwert


RND, 3.2.2022
Brasilien: Abholzung des Amazonas-Regenwaldes erreicht neuen Höchstrekord
 Die Abholzung des Amazonaswaldes hat einen neuen Rekord erreicht.
 Allein im vergangenen Jahr wurden 22 Prozent mehr abgeholzt als in den Jahren zuvor.
 Expertinnen und Experten befürchten ein weiteres verheerendes Jahr für den Regenwald des Amazonas.


RND, 4.2.2022
Brasilien: Abholzung im Amazonas-Regenwald unter Bolsonaro um über 50 Prozent gestiegen
 Die Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet hat während der Amtszeit von Präsident Jair Bolsonaro deutlich zugenommen.
 Seit seiner Wahl im Jahr 2018 stieg die abgeholzte Fläche um über 50 Prozent zu den vorangegangenen drei Jahren.
 Das ist das Ergebnis eines brasilianischen Umweltinstituts.


ORF, 3. Februar 2022
Abholzung des Amazonas-Regenwaldes auf Rekordniveau
Rund 360 Quadratkilometer Regenwald sind allein im Jänner im brasilianischen Amazonas-Gebiet durch Abholzung verloren gegangen. Der Wert ist der höchste für diesen Monat seit 2015, wie das brasilianische Nationale Institut für Weltraumforschung (INPE) unter Berufung auf vorläufige Zahlen gestern (Ortszeit) berichtete.
Das Institut wertet Satellitenbilder aus und untersucht die Veränderungen des Waldes in Echtzeit. Die Zahlen des INPE geben so einen Hinweis darauf, wie sich die offizielle Entwaldungsrate bezogen auf ein Jahr entwickeln könnte. Die Rate bezieht sich auf den Zeitraum von August bis Juli.

INPE, 27.10.2021
Estimativa de desmatamento por corte raso na Amazônia Legal para 2021é de 13.235 km2


O Globo, 18/01/2022
Desmatamento na Amazônia em 2021 é o maior dos últimos dez anos, diz Imazon
Devastação em 2021 foi 29% maior que em 2020, segundo dados do instituto. Mais de dez mil quilômetros quadrados de mata nativa foram destruídos de janeiro a dezembro, o equivalente à metade de Sergipe.

Mittwoch, 2. Februar 2022

Bischof Kräutler für "Frauen ins Amt!"

 


Auch Bischöfe solidarisieren sich mit Forderung "Frauen ins Amt!"

Neuer Sammelband mit Beiträgen von Bischöfen Kräutler, Marx, Bode, Feige, Wilmer, Gmür und weiteren 96 Männern, die für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche eintreten - Herausgeberin und Ordensfrau Philippa Rath: Ohne Lösung für Frauenfrage droht Kirche Relevanzverlust

Kathpress, 01.02.2022 (KAP) "Frauen ins Amt! Männer der Kirche solidarisieren sich" lautet der Titel des neuen Buches der deutschen Ordensfrau und Theologin Philippa Rath; und unter den 102 dort für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche argumentierenden Männern sind neben Laienkatholiken, Theologen, Priestern und Ordensleuten auch einige Bischöfe. Auch zwei hochrangige Kirchenvertreter mit Österreichbezug - der aus Vorarlberg stammenden Altbischof von Xingu im Amazonasgebiet, Erwin Kräutler, und der aus der Schweiz stammende Propst von St. Gerold, Martin Werlen - sprechen sich in dem Sammelband dezidiert für ein Frauenpriestertum aus. Kräutler gestand, er kenne kein Argument gegen die Weihe von Frauen, "das mich überzeugen könnte".

Weiters kommen in dem Buch zu Wort; der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode (Osnabrück), die Bischöfe Gerhard Feige (Magdeburg) und Heiner Wilmer (Hildesheim), der Baseler Bischof Felix Gmür, der frühere Bischof von Evreux, Jacques Gaillot, Ex-ZdK-Präsident Thomas Sternberg, Ordensmann und Erfolgsautor Anselm Grün sowie der in München lebende österreichische Jesuit und Publizist Andreas Batlogg.

Bereits vor genau einem Jahr hatte Philippa Rath, Ordensfrau aus dem Benediktinerinnenkloster in Eibingen bei Rüdesheim, mit ihrem Buch "Weil Gott es so will" für Aufsehen gesorgt. Es enthielt Lebenszeugnisse von 150 Frauen, die sich zur Priesterin oder Diakonin berufen fühlen, diese Berufung aber in der Katholischen Kirche nicht leben können. Jetzt legt Sr. Philippa nach: Ihr gemeinsam mit dem Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose herausgegebene Buch "Frauen ins Amt!" sei Zeugnis eines Bewusstseinswandels vieler Männer in der Kirche. "Bei anderen bahnt sich ein Umdenken an, bei wieder anderen sind noch 'dicke Bretter zu bohren'", sagte Rath der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Kräutler: "Frage brennt auf dem Herzen"

Keine Überzeugungsarbeit mehr ist beim austro-brasilianischen Bischof Erwin Kräutler zu leisten - für die hätten schon seine Schwester Ermelinde und die christlichen Basisgemeinden in Amazonien gesorgt, wie er schrieb. Seine vor zwei Jahren verstorbene Schwester sei als Ordensfrau und Pastoralassistentin jahrzehntelang in Dornbirn-St. Martin "priesterlich" tätig gewesen, habe gepredigt, Menschen seelsorglich begleitet, schrieb Kräutler. "Immer wieder fragte sie mich, wenn ich in Österreich war: 'Warum, um Gottes willen, bin ich von der Priesterweihe ausgeschlossen?'" Nun sei sie tot, so der Bischof. "Aber ihre Frage brennt mir auf dem Herzen."

All die immer wieder genannten Argumente gegen die Frauenordination "sind unverständlich und verblassen angesichts der Realität, in der wir als Kirche in Amazonien leben", betonte Kräutler. Er erinnerte an eine Weg weisende Bischofsversammlung im Jahr 1972, die Frauen und Männern die Ausbildung zu Gemeindeleiterinnen in dem extrem priesterarmen Amazonien ermöglichte. Tausende kirchliche Basisgemeinden - heute zu mindestens zwei Dritteln von Frauen geleitet - seien die Folge gewesen. Diese lebten ihren Glauben weitgehend priesterlos - und damit auch "eucharistielos", wies Kräutler hin. 

Dafür, dass diesen Gemeinden "der Kern des Mysteriums der Kirche", wie es Johannes Paul II. einmal ausdrückte, fehle, machte der Altbischof die kirchliche Gesetzgebung und Lehrschreiben wie "Ordinatio sacerdotalis" (1994) eben jenes polnischen Papstes verantwortlich. Kräutler hält es für notwendig, das Evangelium in die heutige Zeit zu inkulturieren und die Kirchenämter für Frauen zu öffnen. "Es geht doch schlicht und einfach um die pastoralen Bedürfnisse unserer Zeit! Und nicht um Geschichtsschreibung!", so sein abschließender Appell an Reformgegner.

"Von der Ver-Achtung zur Be-Achtung"

Propst Martin Werlen blickte in seinem Beitrag auf seine lange Zeit als Abt von Einsiedeln zurück, als er das ihm ebenfalls unterstellte Schweizer Benediktinerinnenkloster Fahr aufwertete und dessen "mühsamen Weg von der Ver-Achtung zur Be-Achtung" ebnete. Seine damalige Überzeugung sei gewesen, "dass das Miteinander der beiden Gemeinschaften gerade in unserer Zeit ein prophetisches Zeichen für das Miteinander von Mann und Frau in der Kirche werden könnte". Zuletzt habe die Priorin von Fahr am 1. August 2021, dem Schweizer Nationalfeiertag, im Hauptgottesdienst in Einsiedeln gepredigt, freute sich Werlen über seine nachhaltige Weichenstellung. 

Und er fügte die Hoffnung hinzu, "dass auch Frauengemeinschaften bald umsetzen können, was der heilige Benedikt für benediktinische Gemeinschaften vorsieht: Brauchen sie jemanden mit Weihevollmacht, soll die verantwortliche Person ein geeignetes Mitglied aus der Gemeinschaft weihen können." 

Marx gegen männerdominierte "Sonderwelt"

Die vier deutschen Diözesanbischöfe Marx, Bode, Feige und Wilmer sprachen sich nicht explizit für katholische Priesterinnen aus, halten aber Kirchenreformen in der Frauenfrage für unverzichtbar. Der Münchner Kardinal Marx etwa schrieb in dem Sammelband, er könne sich "für die Zukunft schwer vorstellen, dass wir eine 'Synodale Kirche' entwickeln, in der Männer und Frauen gemeinsam arbeiten, beraten, diskutieren und am Schluss nur ein Kreis von Bischöfen Entscheidungen trifft". Er empfinde es - so Marx weiter - zunehmend als eine "für viele Menschen immer merkwürdigere 'Sonderwelt', die sich in Bischofskonferenzen, in der Kurie in Rom, aber auch in Priesterseminaren zeigt". Er sehe dort heute stärker als früher "ein Defizit: ein Fehlen des aktiven Mittuns, Beratens und auch Entscheidens von Frauen".

Für Bischof Bode besteht "die theologische und spirituelle Notwendigkeit, Kirche auch sakramental stärker durch Frauen prägen zu lassen" und "Frauen mehr und tiefer an den Entscheidungen der Kirche partizipieren zu lassen". Sein Amtskollege Feige schrieb, eine Weihe von Frauen rigoros abzulehnen, überzeuge viele Menschen nicht mehr. Bischof Wilmer bedauerte, dass Frauen in der Kirche "zu wenig gehört" würden. "Uns allen entgehen damit lebenswichtige und lebensspendende Charismen."

Die beiden Herausgeber von "Frauen ins Amt!", Rath und Hose, beobachten eigenen Worten zufolge ein anwachsendes "kritisches Mannsein" in der Kirche. "Ich treffe auf immer mehr Männer in der katholischen Kirche, auch Amtsträger, die nicht länger 'Gefangene' zugeschriebener Privilegien sein wollen. Sie wollen, dass sich veraltete patriarchale Rollenbilder ändern", sagte Hose der KNA. Dass der Vatikan ein Priestertum der Frau ausschließt, kommentierte Ordensfrau Rath mit: "Denkverbote und 'Basta'-Entscheidungen waren noch nie überzeugend und zukunftsweisend." Reformiere sich die Kirche nicht rasch, dann werde sie letztlich "in ihrem eigenen Relevanzverlust untergehen". Denn die Frauenfrage sei zentral, so die Delegierte beim Reformdialog "Synodaler Weg" der Katholischen Kirche in Deutschland.

Der Band "Frauen ins Amt! Männer der Kirche solidarisieren sich" von Philippa Rath und Burkhard Hose (Hrsg.) erschien im Verlag Herder >>, umfasst 304 Seiten und kostet 25,80 Euro.