Freitag, 30. September 2016

Schönborn empfängt Vertreter indigener Völker aus Brasilien

 Angela Kemper (DKA), Falvio Vicente Machado (CIMI), Kardinal Christoph Schönborn, Elizeu Lopes (Guarani-Kaioma) und Heinz Hödl (KOO-Geschäftsführer)

Katholisch.at, 29.9.2016
Schönborn empfängt Vertreter indigener Völker aus Brasilien
Wiener Erzbischof "besorgt und erschüttert" über die Situation indigener Völker in Brasilien -
Delegation mit indigenen Führungspersonen verschiedener Völker tourt durch Europa

Wiens Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, hat am Donnerstag, 29.9.2016, Vertreter der Guarani-Kaiowa aus Brasilien im Wiener Erzbischöflichen Palais empfangen. Schönborn zeigte sich "besorgt und erschüttert" über die Situation des indigenen Volkes aus Brasilien. Seit dem 19. Jahrhundert sind sie immer wieder Opfer von Gewalt und Vertreibung. Hintergrund sind Landnutzungskonflike mit dem expandierenden Agrobusiness, eine fehlende staatliche Anerkennung der indigenen Gebiete, die expandierende Landwirtschaft, die Zunahme gewaltsamer Übergriffe seit der Jahrtausendwende sowie Hunger und Unterernährung. Organisiert wurde das Gespräch von der "Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission" (KOO).

Die 1988 in der Verfassung Brasiliens festgehaltenen Rechte der indigenen Bevölkerung dürften nicht ausgehöhlt, sondern müssten strikt verfolgt werden, so Schönborn. Er stehe solidarisch hinter jenen Organisationen, die sich für deren Rechte einsetzen. Namentlich nannte Schönborn den Rat der brasilianischen Bischofskonferenz für indigene Völker (CIMI), dem bis 2015 der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler vorstand.

Schönborn kündigte ein entsprechendes Papier zum Thema bei der für November geplanten Vollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz an. Er werde das Thema im November auch mit dem Papst besprechen.

Das Engagement für die Guarani-Kaiwoa sei ein ganz konkreter Fall, "wo wir gefordert sind, den Prinzipien des Evangeliums zu folgen", betonte auch KOO-Geschäftsführer Heinz Hödl am Rande des Treffens gegenüber "Kathpress". Eine Organisation auf sich gestellt, könne allerdings wenig bewirken. Es brauche die Zusammenarbeit zwischen kirchlichen Organisationen, NGOs, Parlamenten bis hin zur UNO, so Hödl. Nur so könnten Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen und politische Verantwortungsträger vor Ort mit Nachdruck zur Umsetzung des geltenden Rechtes gedrängt werden.

Indigenen-Vertreter in Europa unterwegs

Eine Delegation von indigenen Führungspersonen verschiedener Völker tourt in nächster Zeit durch Europa, um auf die katastrophale Lage der indigenen Völker in Brasilien aufmerksam zu machen. Geplant sind Stationen in Genf, Brüssel, London und Wien. Seit Donnerstag sind zwei Vertreter - Elizeu Lopes, selber Guarani-Kaiowa und Falvio Vicente Machado, Vertreter des Rates der brasilianischen Bischofskonferenz für indigene Völker (CIMI) - in Wien. Den Besuch in Wien organisiert die Dreikönigsaktion (DKA) der Katholischen Jungschar.

Die Lage der indigenen Völker in Brasilien verschlechtere sich zusehends, heißt es in einer Aussendung der DKA am Donnerstag. Die Guarnai-Kaiowa seien ein tragisches Beispiel dafür. Im Bundesstaat Mato Gorsso do Sul sind sie immer öfter offener Gewalt ausgesetzt: Allein im Jahr 2014 wurden 138 Angehörige indigener Völker ermordet. Einer aktuellen Studie von FIAN Brasilien/International zufolge leiden 100 Prozent der Guarani-Kaiowa in Mato Grosso do Sul an Hunger. 785 Kinder unter fünf Jahren starben aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen und mangelhafter medizinischer Versorgung.


Lateinamerika-Institut
Brasilien: Gewalt gegen indigene Völker
Die indigenen Völker stehen einem „modernen Brasilien“ im Wege. Dies ist zumindest die Sicht der brasilianische Energie- und Agrarlobby. Die Gewalt nimmt zu. Eine Delegation von indigenen Führungspersonen verschiedener Völker tourt durch Europa, trägt das Unrecht, das Indigenen Völkern widerfährt, dem UN-Menschenrechtsrat und dem EU-Parlament vor. Auch in Wien machen sie Station, um auf die dramatische Lage ihres Volkes aufmerksam zu machen.
Sie haben die Möglichkeit mit Elizeu Lopes und Flávio Vicente Machado am 30. September 2016 ein Interview zu führen.

Bischof Erwin Kräutler am 29.9. in Mondsee

Bischof Erwin Kräutler hielt am Donnerstag, dem 29. September um 20:00 Uhr im Pfarrsaal in Mondsee einen Vortrag entsprechend dem Titel seines Buches "Habt Mut".

Zuvor feierte er gemeinsam mit Pfarrer Dr. Ernst Wageneder um 18.30 Uhr in der Basilika St. Michael in Mondsee einen Gottesdienst, musikalisch gestaltet vom Vokalensemble der Kantorei St. Michael Mondsee unter Leitung von Gottfried Holzer-Graf.

 Zum Fotoalbum


Weitere Infos zur Veranstaltung bei Tyrolia.at

Amnesty-Gruppe Mondseeland

Pfarre Mondsee


Dienstag, 27. September 2016

Leonardo Boff über Schöpfung und Zukunft der Kirche

Der Theologe und frühere Franziskaner Leonardo Boff 

KURIER, 26.9.2015"Belastbarkeit des Planeten erreicht"
Der bekannte Befreiungstheologe Leonardo Boff über die Schöpfung und die Zukunft der katholischen Kirche.

Er ist eine der Ikonen der sogenannten Befreiungstheologie. Jener Art des christlichen Diskurses und Handelns, mit der sich katholische Priester, Bischöfe und auch Kardinäle vor allem in Lateinamerika seit den 1960er-Jahren radikal auf die Seite der Armen und Ausgegrenzten gestellt haben. Einer der großen Denker dieser libertären Theologie ist der Brasilianer Leonardo Boff, 77. Mit seinen fundierten Texten goss er die gelebte Praxis der Basisgemeinden in ein theologisches Gedankengebäude.

Dafür wurde er vom damaligen Papst Johannes Paul II. und dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation in Rom, Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., 1985 zu einem einjährigen "Bußschweigen" verdammt und später zum Austritt aus dem Franziskanerorden gedrängt. Doch mundtot ließ sich der Theologe nicht machen. Das bewies der kritische Geist auch im Gespräch mit dem KURIER, der ihn im brasilianischen Petropolis, eine gute Autostunde von Rio de Janeiro entfernt, in seinem Haus besuchte.

Montag, 26. September 2016

Bischof Erwin Kräutler mit Memminger Freiheitspreis geehrt


Kathpress, 25.09.2016
Bischof Kräutler mit Memminger Freiheitspreis geehrt
Erwin Kräutler (77), langjähriger Bischof der brasilianischen Amazonasdiözese Xingu, hat den mit 15.000 Euro dotierten "Memminger Freiheitspreis 1525" erhalten. Der aus Vorarlberg stammende Ordensmann nahm die Auszeichnung am Sonntag in Memmingen aus den Händen von Oberbürgermeister Ivo Holzinger (SPD) entgegen. Kräutler gilt als einer der wichtigsten Kämpfer für die Rechte indigener Völker in Lateinamerika sowie für den Schutz des Regenwaldes.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nannte Kräutler in seiner Laudatio ein Vorbild für die Verwirklichung von Recht und Gerechtigkeit. Der Amazonas-Bischof habe sich mutig und wirksam für die Landlosen in Brasilien, die Indios sowie für den Urwald in Amazonien eingesetzt. Er sei auch für viele Protestanten eine "Quelle der Inspiration". Als Vertreter der Befreiungstheologie habe er ihm persönlich wesentliche Anstöße gegeben, so der EKD-Ratschef, der selbst in Memmingen geboren wurde und dort einen Teil seiner Kindheit verbracht hatte.

Das Verlangen nach Recht und Gerechtigkeit der Memminger Bauern, an die die Auszeichnung erinnert, gelte bis heute; es stehe allen zu, "ob Mann, ob Frau, ob weiß oder Indio, ob reich oder arm", betonte Bedford-Strohm. Die Christen seien in der tätigen Nächstenliebe weit über die Konfessionsgrenzen hinaus vereint. "Wenn wir uns als Kirchen in Deutschland in diesen Tagen für Geflüchtete, Notleidende oder Arme einsetzen, dann stoßen wir damit auch auf Widerspruch. Wir können aber gar nicht anders", so bayerische Landesbischof.

Das Engagement für die Schwachen sei eine Konsequenz der "untrennbaren Verbindung von Gottesliebe und Nächstenliebe", die den Kern des christlichen Glaubens ausmache, fügte Bedford-Strohm hinzu. Dies gelte jenseits der politischen Diskussionen um die konkrete Umsetzung der damit verbundenen Impulse.

Kräutler erinnerte in seinen Dankesworten, dass im frühen 16. Jahrhundert, zur Zeit der Abfassung der Memminger Artikel, für die Indios in Brasilien die "Zeit des Leidens und des Schmerzes" begonnen habe. Sie seien über Jahrhunderte hinweg ausgegrenzt, verfolgt und getötet worden. "Sieben Millionen Menschen wurden zu 300.000", beklagte der emeritierte Bischof. Er verwies auf Bestrebungen im brasilianischen Nationalkongress, die inzwischen in der Verfassung verankerten Rechte der indigenen Völker wieder zu beschneiden. "Unser Kampf geht weiter."

Preis erinnert an "Bauernartikel"

Der Memminger Freiheitspreis wird seit 2005 vergeben. Zu den Trägern der Auszeichnung gehörten der frühere ungarische Ministerpräsident Gyula Horn, der Schriftsteller Reiner Kunze und die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai. Der Preis erinnert an die im März 1525 von der Kramerzunft der damaligen Reichsstadt abgefassten "Zwölf Bauernartikel", die beider Preisverleihung an Kräutler verlesen wurden. Sie gelten als erste demokratische Verfassungsurkunde auf deutschem Boden. In den Artikeln werden Grund- und Menschenrechte gefordert und formuliert, wie sie in Deutschland erst 300 Jahre später in der Paulskirchenverfassung von 1848 wieder aufgenommen wurden.

Kräutler war bis zu seiner Emeritierung im Dezember 2015 Bischof von Xingu, der flächenmäßig größten Diözese in Brasilien. Er wurde 1939 in Vorarlberg geboren und ging 1965 als junger Ordenspriester nach Brasilien. 1981 übernahm er die Leitung der Diözese Xingu. Kräutler steht seit Jahren unter Polizeischutz, weil ihn die sogenannte Holzmafia mit dem Tod bedroht. Der Geistliche, Mitautor der päpstlichen Umwelt-Enzyklika "Laudato si", erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Alternativen Nobelpreis und den bayerischen Naturschutzpreis.


das Allgäu online, 25.09.2016
Memminger Freiheitspreis für Amazonas-Bischof Kräutler
Auszeichnung · Vor über 3000 Zuschauern hat Amazonas-Bischof Dr. Erwin Kräutler am Sonntagnachmittag den Memminger Freiheitspreis entgegengenommen. Die Verleihung fand auf dem Marktplatz statt. Redner würdigten den 77 Jahren alten Geistlichen als „vorbildhaften Streiter für Recht und Gerechtigkeit“.

Kräutler prangerte immer wieder politische, soziale sowie wirtschaftliche Ungerechtigkeiten in Brasilien an und setzte sich für die Rechte der indigenen Völker und gegen die Ausbeutung Amazoniens ein. Der Memminger Freiheitspreis soll die Erinnerung wach halten an die in Memmingen verfassten Zwölf Bauernartikel von 1525. Sie sind der erste Grundrechtskatalog der deutschen Geschichte. Mit dem Preis werden Personen gewürdigt, die sich für Freiheit, Recht und Gerechtigkeit einsetzen. Er wird in der Regel alle vier Jahre vergeben und ist mit 15000 Euro dotiert.

Bilderstrecke: 18 Bilder
Memminger Freiheitspreis 1525 - Festakt auf dem Marktplatz an Bischof Dr. h.c. Erwin Kräutler C.PP.S - Auftritt Tanzgruppe des Bernhard-Striegel-Gymnasiums Memmingen


Information aus dem Rathaus Memmingen, 26.9.2016
Würde und Freiheit für alle Menschen
Bischof Erwin Kräutler erhält Memminger Freiheitspreis von Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger – Laudator Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm


Die Lokale für Memmingen und Umgebung, 26.9.2016
„Habt Mut!“ - Memminger Freiheitspreis an Amazonas-Bischof Erwin Kräutler verliehen
Memmingen (as). Bei strahlendstem Festtagswetter überreichte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger dem kürzlich emeritierten Amazonas-Bischof Dr. h.c. Erwin Kräutler den Memminger Freiheitspreis vor etwa tausend Zuschauern auf dem Memminger Marktplatz. Die Laudatio auf den Geistlichen, der seit Jahrzehnten für Gerechtigkeit und Freiheit in Lateinamerika kämpft, hielt der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm.


Adveniat, 26.9.2016
„Amazonasbischof“ Erwin Kräutler erhält Memminger Freiheitspreis


Memmingen sind wir, 23. September 2016
Memminger Freiheitspreis – Interview über und Fragen an Preisträger Bischof Erwin Kräutler
Bischof Erwin Kräutler ist gebürtiger Vorarlberger und auch in Memmingen kein Unbekannter. Er hat hier Gottesdienste gehalten, war Festprediger beim Patrozinium in Sankt Josef und hat die Firmung gespendet. Immer wieder konnte man sein Engagement für die indigenen Völker Lateinamerikas oder sein Eintreten für die Schöpfung auch in den Medien verfolgen.
Nun erhält Bischof Kräutler den „Memminger Freiheitspreis 1525“ – Grund genug nachzufragen, was er für ein Mensch ist, wie er denkt, wie er handelt, was ihm wichtig ist.
Alexandra Wehr, Pressesprecherin der Stadt Memmingen und Stadtarchivar Christoph Engelhard haben in Maria Baumgärtle mit Pater Alois Schlachter gesprochen, dem Rektor des Missionshauses der Missionare vom Kostbaren Blut (CPPS), einer Kongregation, der auch Bischof Kräutler angehört.