Freitag, 28. August 2015

Brasiliens Wirtschaft stark geschrumpft

Deutsche Welle, 28.8.2015
Brasilien rutscht in die Rezession
Korruption, Inflation, Rezession: Brasiliens Wirtschaft ist im Frühjahr kräftig geschrumpft und nach Definition der Ökonomen in eine Rezession gerutscht. Die meisten Probleme sind hausgemacht.

NZZ, 28.8.2015
Wirtschaft stark geschrumpft
Brasilien in Rezession gerutscht
Nach einer Schrumpfung von 0,7% im ersten Quartal hat sich die brasilianische Wirtschaft auch im zweiten rückläufig entwickelt. Die schwache Entwicklung wird auch Präsidentin Rousseff angekreidet.

325 Meter hoher Forschungsturm im Amazonas eröffnet

Bundesministerium für Bildung und Forschung, 20.8.2015
Höchster Forschungsturm wird in Brasilien eröffnet
325 Meter hoher Klima-Messturm wird im Amazonasgebiet eingeweiht
Wanka: "ATTO hilft, die grünen Lungen unseres Planeten zu schützen"



Der höchste Klima-Messturm "Amazonian Tall Tower Observatory" (ATTO) wurde am 22. August von Vertretern der Länder Brasilien und Deutschland eingeweiht. Er befindet sich im größten zusammenhängenden Regenwaldgebiet der Welt und ist mit seinen 325 Metern höher als der Eiffelturm. ATTO wird der Wissenschaft als Forschungsbasis dienen, um Klimavorgänge in unterschiedlichen Höhenlagen und den Einfluss des Amazonasgebietes auf das globale Klimageschehen besser analysieren und verstehen zu können. Nach sechsjähriger Planungs- und Bauphase wird das rund 150 km nordöstlich von Manaus gelegene Bauwerk am Samstag an die Wissenschaft übergeben.

"ATTO hilft, Klimaveränderungen besser zu verstehen und die grünen Lungen unseres Planeten zu schützen. Der höchste Forschungsturm ist ein weithin sichtbares Zeichen für die gute wissenschaftliche Kooperation zwischen Brasilien und Deutschland", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. "Zudem ist der Turm Ausdruck für das Engagement Deutschlands, dem Klimawandel entgegen zu treten und durch eine verbesserte Wissensgrundlage die internationale Klimapolitik zu unterstützen."

Durch ATTO werden Klima-Beobachtungen in unterschiedlichen Höhen der Atmosphäre möglich, die bislang so nicht realisierbare Messergebnisse zur Treibhausgasbilanz und zu den komplexen Wechselwirkungen zwischen Landoberfläche und Atmosphäre liefern. Deutsche und brasilianische Wissenschaftler forschen in einem Waldgebiet, das weit entfernt von Störungen durch menschliche Einflüsse liegt. ATTO wird dazu beitragen, die klimarelevanten chemischen und physikalischen Prozesse über dem Amazonasgebiet zu erfassen, zu bewerten und damit neue Grundlagen für den Klimaschutz zu schaffen.

Der Bau von ATTO wurde zwischen Deutschland und Brasilien im Jahre 2009 vereinbart und von beiden Ländern hälftig mit insgesamt 8,4 Millionen Euro unterstützt. ATTO wird als ein Gemeinschaftsprojekt der Max-Planck-Institute für Chemie und für Biogeochemie sowie dem brasilianischen Bundesinstitut für Amazonasforschung (INPA) und der Universität des Staates Amazonas (UEA) realisiert.

Im Rahmen der aktuellen deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen in Brasilia bestärken die Bundesregierung und die brasilianische Regierung ihr Engagement in der Klimaforschung und ihre aktiven Rollen in der internationalen Klimapolitik.

SWR-Fernsehen, 10.3.2015 (Video)
Mainzer bauen Rekord-Turm "ATTO"
Hoch über dem Amazonas
Was machen Mainzer Forscher im Regenwald? Sie bauen einen Turm. Einen gigantischen Turm. 320 Meter soll er einmal messen. Wissenschaftler des Mainzer Max Planck Instituts für Chemie wollen so die Klimaveränderungen im Urwald besser beobachten können.


Die Welt, 23.09.14
Klimaforschung
Amazonas bekommt 325 Meter hohen Turm
Tief im Regenwald in Brasilien bauen Forscher einen Turm namens ATTO. Er soll höher werden als der Eiffelturm, die Luft mit Sensoren vermessen – und so helfen, das Weltklima besser zu verstehen.

Dienstag, 25. August 2015

Kyoto-Protokoll: Missbrauch mit Emissionszertifikaten

Orf.at, 25.8.2015
„Das ist wie Gelddrucken“
Eigentlich war die Idee des 1997 beschlossenen Kyoto-Protokolls, umweltfreundliche Firmen zu belohnen, indem sie für eingesparte Treibhausgase Zertifikate verkaufen dürfen. Doch wie jetzt ein Report des Magazins „Nature Climate Change“ aufdeckte, nutzten russische und ukrainische Firmen dieses Prinzip, um Millionen zu verdienen. Denn die eingesparten Treibhausgasmengen waren zuvor fleißig überproduziert worden. „Im Grunde ist das wie Gelddrucken“, so die Studienautoren.


Süddeutsche Zeitung, 24. August 2015
Klimaschutz
Gelddrucken im Treibhaus

  • Erst Treibhausgase absichtlich erzeugen - und sie dann wieder einsparen: Ein russische Firma verdiente damit Millionen.
  • Höchste politische Kreise deckten die schmutzigen Geschäfte offenbar.

Montag, 24. August 2015

Bischof Erwin Kräutler bei Wiener Vorlesungen in Gmunden


Wiener Vorlesungen
Hubert Christian Ehalt & Bischof Erwin Kräutler
Die indigenen Völker Brasiliens. Ihre politische, rechtliche und kulturelle Situation 2015

STADTTHEATER GMUNDEN
Mittwoch, 26.08.2015 / 19:00 Uhr
Univ.-Prof. Dr. Hubert Christian Ehalt – Leitung
Bischof Erwin Kräutler – Impulsstatement
Anschließend Erwin Kräutler im Gespräch mit Hubert Christian Ehalt

23 Jahre nach seiner legendären Wiener Vorlesung 500 Jahre Lateinamerika – kein Grund zum Feiern analysiert Bischof Erwin Kräutler die Situation der indigenen Bevölkerung Brasiliens heute. Rechtlich ist ihre Situation seit 1992 in mancher Hinsicht verbessert worden; die Gier internationaler Konzerne, die hinter einer radikalen profitorientierten Ressourcenausbeutung und Zerstörung stehen, hat sich jedoch keinesfalls verkleinert - ganz im Gegenteil. Zudem stehen die Indios neuerdings im Kreuzfeuer anti-indigener Kampagnen im Nationalkongress. Integraler Bestandteil der Beobachtungen und des Engagements von Erwin Kräutler ist auch die Auseinandersetzung mit den umweltfeindlichen Projekten und Programmen der Regierung Brasiliens.

Erwin Kräutler ist Bischof von Xingu, der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens, Präsident des bischöflichen Rates für indigene Völker und Träger des Alternativen Nobelpreises.

Hubert Christian Ehalt ist Wissenschaftsreferent der Stadt Wien, Universitätsprofessor und Planer der Wiener Vorlesungen.

Keine Anzeichen des Baubeginns bei Nicaragua-Kanal


Orf.at, 24.8.2015
Nicaraguakanal: Von Baggern noch keine Spur
Mittlerweile ist es drei Jahre her, dass das der Nicaraguakanal, der Nicaragua Grand Canal, beschlossen wurde. Inzwischen wurde sogar die Planung erweitert. Laut Letztstand soll ein Kanal vom Pazifik zum Atlantik samt Eisenbahnstrecke, Pipelines, zwei Häfen, einem Flughafen, Ferienressorts und einer Freihandelszone entstehen. Bauen und mitfinanzieren soll das Ganze das chinesische Unternehmen HKND. Viel ist bisher allerdings nicht geschehen, laut einem Lokalaugenschein praktisch gar nichts, berichtet die Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg. Bisher scheint das Megaprojekt eher ein Luftschloss zu sein.


3sat-nano, 16.7.2015
Der Nicaragua-Kanal
Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik
Der Nicaraguakanal zwischen Atlantik und Pazifik soll den Schiffsverkehr zwischen der US-amerikanischen Ostküste sowie Brasilien und Asien erleichtern.
Neben der Wasserstraße sind Häfen, ein internationaler Airport, Fabriken und eine Freihandelszone geplant. Das zweitärmste Land Lateinamerikas erhofft sich von dem Bau einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Verantwortlich für das 47,6 Milliarden Euro teure Projekt ist die "HKND Group" aus Hongkong. Das Unternehmen soll den Kanal bis zu 100 Jahre betreiben dürfen. Der Staat erhält ein Aktienpaket an der Betreibergesellschaft.

Der Kanal soll nach HKND-Angaben 278 Kilometer lang und zwischen 230 und 530 Meter breit werden. Zwei Schleusenanlagen sollen die Wasserstandsunterschiede ausgleichen. Die Fahrt durch die Wasserstraße wird 30 Stunden dauern. Jährlich könnten 5100 Schiffe den Kanal durchqueren. Die Arbeiten sollen Ende 2019 abgeschlossen werden.


DerStandard, 10.2.2015
Mit Napoleons Idee spaltet ein Chinese Nicaragua
Ein Kanal soll Atlantik und Pazifik verbinden. Viele Nicaraguaner hoffen auf Arbeit. Bauern und Indigene entlang der Route bangen um ihre Existenz. Kritiker bezweifeln, dass das Megaprojekt überhaupt realisiert wird

taz.de, 19.1.2015
Bau des Nicaragua-Kanal
Herr Wang und sein Kanal
Der Unternehmer Wang Jing will eine riesige Schiffsdurchfahrt durch Nicaragua graben. Verbindungen zur chinesischen Regierung bestreitet er.

Blog-Archiv zum Nicaraguakanal

Freitag, 21. August 2015

Merkel in Brasilien: Gemeinsam gegen den Klimawandel

Tagesschau.de, 21.08.2015
Merkel in Brasilien
Gemeinsam gegen den Klimawandel
Vor der Klimakonferenz in Paris sendet Brasilien ein Signal für den Klimaschutz. Das Schwellenland will die Abholzung des Regenwaldes beenden und aus Kohle, Öl und Gas aussteigen. Kanzlerin Merkel will dabei helfen.


Tagespiegel.de, 19.08.2015
Gespräche in Brasilien
Merkel, Rousseff und Millionen Demonstranten
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist mit einer Delegation aus Ministern und Wirtschaftsvertretern nach Brasilien aufgebrochen. Dort protestieren die Menschen gegen die Präsidentin.


Spiegel-Online, 20.8.2015
Brasilien-Besuch: Merkel und Rousseff wollen Klimaschutz und Freihandel stärken
Brasilien bewegt sich ein wenig in der Klimafrage: Beim Besuch von Kanzlerin Merkel bekannte sich Gastgeberin Rousseff zum langfristigen Ausstieg aus der Kohle. Auch ein Freihandelsabkommen rückt näher.

Dienstag, 18. August 2015

USA genehmigen Ölbohrungen in Arktis


ORF.at, 18.8.2015
Angst vor Umweltschäden
Der Kampf um die Bodenschätze der Arktis geht in die nächste Runde. Und am Zug sind die USA. Am Montag erteilte das US-Innenministerium dem Ölkonzern Royal Dutch Shell die Erlaubnis, in der Arktis nach Öl zu bohren. Konkret darf Shell Bohrungen vor der Nordwestküste Alaskas vornehmen. Das Unternehmen war dort bereits tätig, musste seine Bohrungen nach einer Pannenserie aber 2012 einstellen. Unter anderem verlor Shell die Kontrolle über eine Ölplattform. Entsprechend besorgt zeigten sich nun Umweltschützer. Sie befürchten bei einem Unfall weitreichende Folgen für das fragile Ökosystem der Arktis.


Shell investierte Milliarden
Der Energiekonzern Royal Dutch Shell darf in der Arktis nach Öl bohren. Das US-Innenministerium erteilte dem britisch-niederländischen Ölmulti am Montag die Genehmigung für das umstrittene Vorhaben, um das jahrelang gerungen wurde.

Die Genehmigung gestattet es Shell, in der ölreichen Tschuktschensee - 113 Kilometer entfernt von dem Dorf Wainwright an der Nordwest-Küste Alaskas - zu bohren. Obwohl die See am Rande der Nordpolarmeers mit durchschnittlich 77 Metern relativ flach ist, erschweren die harschen Umweltbedingungen die Ölsuche.

Pannenserie zwang Shell 2012 zum Rückzug
Andere Ölbohrunternehmen ließen sich von den schwierigen Umweltfaktoren für Bohrprojekte bisher abschrecken. Shell selbst musste sein Ölbohrprogramm dort 2012 nach einer Reihe von Pannen unterbrechen. So verlor das Unternehmen etwa die Kontrolle über eine ganze Ölplattform. Die Küstenwache musste 18 Arbeiter evakuieren.

Die ursprüngliche Genehmigung für Bohrungen in der Tschuktschensee hatte Shell bereits unter der Regierung von US-Präsident George W. Bush bekommen. Seit damals investierte der Konzern rund sieben Milliarden Dollar (6,33 Mrd. Euro) in Erkundungen in der Arktis. Bis der Konzern tatsächlich Öl fördern wird, dürften aber noch mindestens zehn Jahre vergehen.

Eisbrecher als Voraussetzung für Genehmigung
Die jüngste Genehmigung erteilte das US-Innenministerium nun, nachdem die Reparaturen an einem Eisbrecher beendet wurden, mit dem das Unternehmen im Katastrophenfall Notfallausrüstung an die Förderstelle bringen will. Die „Fennica“, so der Name des Schiffes, ist Teil der Shell-Bohrflotte und war Anfang Juli auf dem Weg in die Arktis auf Grund gelaufen und schwer beschädigt worden.

Die US-Regierung hatte daraufhin entschieden, dass Shell vor der Küste Alaskas erst mit den Bohrungen beginnen dürfe, wenn die Reparaturen an der „Fennica“ abgeschlossen seien. Bis der Eisbrecher an Ort und Stelle eintreffe, dürfe Shell lediglich Oberflächenbohrungen vornehmen, die nicht bis zu ölführenden Schichten reichen, so die Bestimmung.

Umweltschützer befürchten Umweltkatastrophe
Umweltschützer wenden sich strikt gegen die Ölsuche im empfindlichen Ökosystem der Arktis. Im Falle eines Lecks sei es unmöglich, rasch ausreichend Technik in die Region zu schaffen, um eine Umweltkatastrophe zu verhindern, argumentieren sie. Vergangenen Monat seilten sich 13 Greenpeace-Aktivisten von einer Brücke im US-Bundesstaat ab und hinderten die „Fennica“ zweitweise daran, den pazifischen Ozean zu erreichen.

Präsident Barack Obama „muss bei den Bohrungen in der Arktis den vom ehemaligen Präsidenten Geroge W. Bush eingeschlagenen Kurs ändern und nicht fortsetzen“, fordert Michael Brune, Vorsitzender des Sierra Clubs - der ältesten und größten Naturschutzorganisation der Vereinigten Staaten. Die Organisation forderte Obama auf, die für die kommenden Jahre geplanten Verkäufe für Förderrechte aufzugeben und weitere Bohrungen in der Arktis zu verhindern.


FAZ, 18.8.2015
Chukchi-See
Obama erlaubt Ölbohrung in der Arktis
Seit Jahren will der Energiekonzern Royal Dutch Shell in der Arktis nach Öl bohren. Immer wieder kam es zu Pannen. Doch nun hat die amerikanische Regierung die Erlaubnis erteilt.

Zeit-Online, 12.5.2015
Ein überflüssiges Risiko in der Arktis
Gegen Shells Probebohrungen in der Arktis sprechen nicht nur die Sorgen von Umweltschützern. Auch ökonomisch ist das Vorhaben riskant.

Brasilien: Hunderttausende fordern Präsidentin Rousseff zum Rücktritt auf


FAZ, 17.8.2015
Demonstrationen
Hunderttausende Brasilianer fordern Präsidentin Rousseff zum Rücktritt auf
In Brasilien haben Hunderttausende Menschen den Rücktritt von Präsidentin Dilma Rousseff verlangt. In Dutzenden Städten des ganzen Landes versammelten sich Menschen unter dem Motto: „Raus mit Dilma“.


Deutsche Welle, 16.8.2015
Hunderttausende demonstrieren gegen Brasiliens Präsidentin Roussef
Im ganzen Land gab es Demonstrationen gegen Präsidentin Rousseff, die viele Brasilianer für die schlechte Wirtschaftslage und Korruption verantwortlich machen. Es kamen aber weniger Teilnehmer als bei vorigen Protesten.

Die Polizei sprach von insgesamt mehr als 430.000 Teilnehmern landesweit, die Organisatoren von 704.000 in 136 Städten.

In Brasília forderten die zumeist in den Landesfarben Grün und Gelb gekleideten Demonstranten (Artikelbild) Neuwahlen sowie den Rücktritt oder eine Amtsenthebung von Staatschefin Dilma Rousseff. "Dilma raus!" und "Nein zur Korruption!" stand auf Plakaten. Allein in der Hauptstadt nahmen nach Angaben der Organisatoren 45.000, nach Zahlen der Polizei 25.000 Menschen an den Protesten teil.

Weniger Demonstranten
Die Veranstalter hatten zuvor erklärt, sie rechneten mit mehreren hunderttausend Teilnehmern in bis zu 200 Städten. Aufgerufen zu den Kundgebungen hatte unter anderem das Bündnis "Movimento Brasil Livre", aber auch Vertreter der Mitte-Rechts-Opposition. Im April waren landesweit knapp 700.000 Menschen gegen die 64-jährige Präsidentin auf die Straßen gegangen, im März war es mehr als Million.

Die Proteste richten sich gegen die gestiegenen Lebenshaltungskosten und den Korruptionsskandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobras, in dessen Mittelpunkt zahlreiche Politiker der regierenden Arbeiterpartei stehen. Viele Brasilianer sind überzeugt, dass die heutige Präsidentin, die von 2003 bis 2010 im Verwaltungsrat des Unternehmens saß, von den damals schon laufenden Machenschaften wusste.

Dilma Rousseff
Laut Staatsanwaltschaft zahlten rund zwei Dutzend Firmen, zumeist große Baukonzerne, an Petrobras Schmiergeld, um an lukrative Aufträge zu kommen. Das Staatsunternehmen soll zudem Auftragssummen durch illegale Aufschläge aufgebläht haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch gegen Politiker aus Rousseffs Arbeiterpartei wegen Bestechungsverdachts.

Rousseff war im vergangenen Oktober mit einer knappen Mehrheit von 51,6 Prozent wiedergewählt worden. Derzeit liegt ihre Zustimmungsrate nur noch bei acht Prozent. Sie ist damit das unbeliebteste Staatsoberhaupt in Brasilien seit der Rückkehr zur Demokratie vor 30 Jahren. Zwei Drittel sind für ein Amtsenthebungsverfahren durch den Kongress, obwohl sie bis 2018 gewählt ist.

"Tradition des Putsches"
Rousseff will sich dem Druck jedoch nicht beugen. "Ich habe niemals in Erwägung gezogen zurückzutreten", sagte Rousseff am Mittwoch dem TV-Sender SBT. Es sei nicht zulässig, wegen Unzufriedenheit über einen politischen Prozess einen Amtsträger, in diesem Fall die durch Wahlen legitimierte Präsidentin, zum Rücktritt zu drängen. "Wir müssen lernen, dass Demokratie bedeutet, die Institutionen zu respektieren."

Brasiliens Demokratie sei gereift, daher seien Demonstrationen normal, sagte Rousseff. Es gebe zwar nach wie vor eine "Tradition des Putsches" in Brasilien, solche Tendenzen seien aber keine echte Bedrohung mehr. Rückendeckung erhielt Rousseff am Mittwoch von 35.000 Landarbeiterinnen, die sich zur Unterstützung der Präsidentin in die Hauptstadt Brasília versammelten. Bei der Abschlusskundgebung versprach Rousseff unter dem Applaus der Demonstrantinnen, sie werde sich weiter für ihre Rechte einsetzen.

Gründe für Rousseffs Unbeliebtheit sind neben dem Korruptionsskandal vor allem die politische und ökonomische Krise. Parlamentspräsident Eduardo Cunha vom wichtigsten Koalitionspartner Partido do Movimento Democrático Brasileiro (PMDB), hat sich mit Rousseff überworfen, seit auch gegen ihn wegen Schmiergeldannahme ermittelt wird. Die politische Blockade erschwert den Abschluss eines Sparpakets und von notwendigen Strukturreformen.


Wiener Zeitung, 17.8.2015
Landesweite Protestegegen Staatschefin Rousseff
In Brasilien haben hunderttausende Menschen am Sonntag erneut den Rücktritt von Präsidentin Dilma Rousseff gefordert. Alleine in der Millionenmetropole Sao Paulo gingen nach Polizeiangaben 350.000 Regierungsgegner auf die Straße, um ihrem Ärger über die grassierende Korruption, die steigenden Lebenshaltungskosten und die lahmende Wirtschaft in ihrem Land Luft zu machen.

Die Polizei sprach von 866.000 Teilnehmern landesweit, die Organisatoren gingen sogar von 1,9 Millionen Demonstranten aus. Protestmärsche fanden außer in Sao Paulo auch in der Hauptstadt Brasilia, in Rio de Janeiro, im südöstlichen Belo Horizonte sowie mehr als hundert weiteren Städten Brasiliens statt. Es waren bereits die dritten Massenkundgebungen gegen die Staatschefin in diesem Jahr. Im April waren nach Polizeiangaben landesweit knapp 700.000 Menschen auf die Straßen gegangen, im März waren es über eine Million Menschen.

Neuwahlen gefordert
In Brasilia forderten die zumeist in den Landesfarben Grün und Gelb gekleideten Demonstranten Neuwahlen sowie den Rücktritt Rousseffs oder ein Amtsenthebungsverfahren gegen die 64-jährige Staatschefin. "Dilma raus!" und "Nein zur Korruption!" stand auf den Plakaten. Patricia Soares, die mit etwa 25.000 Mitstreitern in Brasilia protestierte, verlangte den Rücktritt der Präsidentin und ihrer "Mafia der Arbeiterpartei". Sie werde so lange auf die Straße gehen, "bis diese Präsidentin fällt", kündigte die Demonstrantin an.

In Rio herrschte unterdessen eine eher ausgelassene Stimmung. Aus Lautsprechern erklang Samba-Musik, viele Demonstranten trugen Badesachen und kamen mit ihren Surfboards offenbar direkt vom Strand. Ein Mann demonstrierte im Batman-Kostüm, andere trugen rote Clowns-Nasen. Doch war es ihnen mit ihren Forderungen nach einem Ende der Amtszeit Rousseffs und der Regierung ihrer Arbeiterpartei ebenso ernst wie den Demonstranten in Brasilia. "Sie plündern Brasilien und stehlen alles", sagte Rentner Jorge Portugal in Rio.

Proteste vor allem gegen Schmiergeldskandal um Petrobras
Die Proteste richten sich vor allem gegen den Schmiergeldskandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobras, in dessen Mittelpunkt dutzende Politiker der regierenden Arbeiterpartei stehen. Gegen Rousseff selbst ermittelt die Justiz nicht - obwohl sie während eines großen Teils des Zeitraums, in dem Politiker hohe Schmiergelder erhalten haben sollen, Chefin des Petrobras-Aufsichtsrates war. Die Präsidentin war im vergangenen Oktober mit einer knappen Mehrheit von 51,6 Prozent wiedergewählt worden. Derzeit liegt ihre Zustimmungsrate nur noch bei knapp acht Prozent.

Viele Brasilianer werfen Rousseff zudem eine verfehlte Wirtschaftspolitik vor. Der Internationale Währungsfonds erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 1,5 Prozent sinkt. Auch wegen wegbrechender Steuereinnahmen schreibt die Regierung ein hohes Haushaltsdefizit. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat gedroht, die Bonität des Landes als Ramsch zu bewerten. Damit würden die Kreditkosten für Regierung und Unternehmen wahrscheinlich steigen.

Oppositionsführer Neves: "Brasilien ist aufgewacht"
Oppositionsführer Aecio Neves, der die Stichwahl im Oktober denkbar knapp gegen Rousseff verloren hatte, sprach in Belo Horizonte zu den Demonstranten. "Brasilien ist aufgewacht", rief er ihnen zu. Die Regierung habe alle Glaubwürdigkeit und Autorität eingebüßt. Das Volk habe genug von "so viel Korruption". Rogerio Chequer, Chef der Gruppe Cem Pra Rua (Geht auf die Straße) und einer der Organisatoren der Demonstrationen, forderte einen Wandel in Brasilien. "Wir ertragen diese Korruption nicht mehr, dieses Ausmaß an Elend und Leid."

Die Regierung reagierte kühl auf die erneuten Massenproteste. Die Demonstrationen seien im Rahmen der "demokratischen Normalität" verlaufen, erklärte Kommunikationsminister Edinho Silva. Rousseff lehnt einen Amtsverzicht bisher kategorisch ab. Am Donnerstag finden in Brasilia die ersten deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen statt, zu denen die deutsche Bundeskanzlerin Merkel mit mehreren ihrer Minister erwartet wird.


Adveniat zu Demonstrationen gegen Brasiliens Präsidentin Rousseff
"Hoffungen sind enttäuscht worden"
In Brasilien demonstrieren Hundertausende gegen die Politik von Präsidentin Dilma Rousseff. Die Unzufriedenheit sei nachvollziehbar, erklärt Klemens Paffhausen, Referent beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, im domradio.de-Interview vom 17.8.2015.

domradio.de: Warum sind so viele Brasilianer so sauer auf ihre Staatschefin?
Klemens Paffhausen: Dilma Rousseff ist die Nachfolgerin von Lula da Silva, dem sehr populären Staatschef, der neue soziale Signale gesetzt hatte. Zum Beispiel hat er ein Kindergeld für Schulkinder eingeführt. Sehr viele Hoffnungen waren in Dilma Rousseffs Partei PT gesetzt worden. Nunmehr stellt die Bevölkerung fest, dass die Politik offensichtlich wieder zu ihren alten Regeln, zur Korruption und dem Gerangel der Mächtigen zurückkehrt.

domradio.de: Welche Rolle spielt der Wirtschaftseinbruch, mit dem Brasilien gerade zu kämpfen hat?
Klemens Paffhausen: Inflation und steigende Arbeitslosigkeit sind sicherlich ausreichende Gründe für eine unzufriedene Reaktion der Bevölkerung. Ich glaube aber, dass die Gründe sehr viel tiefer zu suchen sind. Brasilien hat nach der Fußball-Weltmeisterschaft einige Enttäuschungen zu verarbeiten gehabt. Dabei muss man nicht nur vordergründig an das verlorene Halbfinale gegen Deutschland denken, sondern vielmehr an das, was mit der WM in Verbindung steht. Dort wollte man Brasilien als führende Wirtschafts- und Fußballnation zeigen. Heute weiß man, dass das Erbe der WM in drei Stadien besteht, die kaum noch genutzt werden können und zu Millionengräbern und steuerlichen Belastungen der Allgemeinheit wurden.

domradio.de: Die Protestanten sagen: Präsidentin Rousseff muss weg und fordern Neuwahlen. Wie schätzen Sie das ein? Wie sehr wackelt Rousseffs Stuhl wirklich?
Klemens Paffhausen: Ich denke, man wird noch abwarten müssen, wie belastbar die Vorwürfe sind. Dann wird man gegebenenfalls einen Rücktritt fordern. Man muss zwei Dinge beachten: Es gibt natürlich die ganzen Korruptionsskandale, in die sie offensichtlich mit verwickelt ist. Es gibt aber auch eine ganze Menge Stimmungsmache. Politische Splittergruppen versuchen, daraus Kapital zu schlagen. Insofern ist die Faktenlage momentan noch sehr unübersichtlich.

domradio.de: Wissen Sie etwas darüber, wie die Kirche zu diesen Protesten steht?
Klemens Paffhausen: Die Kirche versucht, hier zu differenzieren. Einerseits stehen die Fakten wie die Korruption im Raum. Andererseits wird geschaut, was nur einem politischen Agitieren geschuldet ist. Gleichfalls muss man aber sagen, dass auch breite Kreise der Kirche gerade in die Partei PT, in den ehemaligen Staatschef Lula da Silva und damit in dessen Nachfolgerin Dilma Rousseff große Hoffnungen gesetzt haben. Diese Hoffnungen scheinen durch die Bank enttäuscht worden zu sein. Gerade jetzt, wo offenbar wird, dass auch die PT letzten Endes nach dem bekannten Regeln der Politik - sprich Korruption und Bestechung - gespielt hat.

domradio.de: Am Mittwoch starten in Brasilia die ersten deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen. Da geht es auch um die Zusammenarbeit in Umwelt- und Klimafragen. Was wünschen Sie sich von der Kanzlerin? Was soll die dringend ansprechen? Stichwort: Menschenrechte.
Klemens Paffhausen: Menschenrechte sind nach wie vor ein Thema. Insbesondere geht es auch um gerechte Arbeitsbedingungen. Wir sehen immer wieder sowohl bei den Stadienbauten als auch in entlegenen Regionen des Amazonasgebietes Phänomene, die sich als Sklavenarbeit bezeichnen lassen. Dies wird auch immer wieder von der Kirche stark kritisiert. Als jemand, der bei Adveniat auch für das Amazonasgebiet zuständig ist, wünsche ich mir natürlich, dass konkrete Ergebnisse beim Klimafortschritt erzielt werden. Idealerweise so, dass eine Energiewende auch in Brasilien Erfolg haben könnte. Das wäre sicher ein wichtiges Thema, das die beiden Staatschefinnen ausdiskutieren sollten.

domradio.de: Im kommenden Jahr werden in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele ausgerichtet. Muss man da wieder befürchten, dass die Masse der Menschen nicht von diesem Megaevent profitiert?
Klemens Paffhausen: Leider deutet alles darauf hin. Das sogenannte Olympische Dorf ist letzten Endes ein riesiges Luxus-Wohngebiet. Die Wohnungen werden jetzt schon für die nacholympische Zeit zu Höchstpreisen verkauft. Das ganze Olympische Dorf liegt in der Region Barra, das sich in den letzten Jahren ohnehin schon zu den Vierteln der Reichen entwickelt hat. Dort entsteht eigentlich ein Reichenviertel mit Golf- und Tennisplätzen, so dass die Masse der Bevölkerung besonders in den Randgebieten der Großstadt wohl kaum Nutznießer sein kann.


Estadão, 16.8.2015
Em Belo Horizonte, Aécio faz discurso com ataques ao governo

G1 - O Globo, 16.8.2015
Belo Horizonte tem novo ato contra a presidente Dilma e o PT
PM contabilizou cerca de 6 mil em ato; manifestantes estimaram 20 mil.
Este foi o 3º protesto contra a presidente na capital mineira em 2015.

Donnerstag, 13. August 2015

Welterschöpfungstag: Ressourcen für 2015 sind erschöpft


Deutsche Welle, 13.8.2015
Die Erde ächzt vor Überlastung
Im Jahr 2000 war es am 1. Oktober so weit, 2015 sind die jährlichen Ressourcen der Erde für die Menschen schon am 13. August verbraucht. Nur durch Änderung unserer Lebensweise kann der Planet regenerieren.


Zeit-Online, 12.8.2015
Welterschöpfungstag: Ressourcen für 2015 sind erschöpft
Berlin (dpa) - Die Menschheit lebt über ihre Verhältnisse: Alle natürlichen Ressourcen, die ab diesem Donnerstag verbraucht werden, kann die Erde in diesem Jahr nicht mehr regenerieren.

WWF, 12.8.2015
Menschheit spreng Kreditrahmen

Samstag, 8. August 2015

Amazonien-Kommission plant für die nächsten vier Jahre

Mitglieder der Bischöflichen Kommission  für Amazonien, einer Organisation der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB), versammelten sich am 4. und 5. August im Kultur- und Missionszentrum in Brasília, um deren Aktivitäten und Schwerpunkte für die nächsten vier Jahre (2015-2019) zu planen. Das Treffen wurde vom Präsidenten der Kommission, Kardinal Claudio Hummes, Erzbischof emeritus von São Paulo, geleitet.  Weiters nahmen Dom Roque Paloschi, Dom Moacyr Grechi, Dom Erwin Kräutler und Dom Sérgio Castriani sowie die Beraterin Ir. Irene Lopes daran teil.

Dom Roque, Bischof von Roraima, betonte in seinem Referat, dass die bisherige Arbeit der Kommission fortgesetzt werden soll, indem die Besonderheiten und Werte Amazonen hervorgehoben, aber auch die Bedrohungen des Ökosystems und der indigenen Völker mit klaren Worten verurteilt werden.

Außerdem sollen Klerus und Laien weitergebildet werden und vor allem mit der Enzyklika "Laudatio Si" von Papst Franziskus vertraut werden.

Ein weiterer Schwerpunkt ist der Priestermangel in Amazonien. Viele Diözesen werden noch von Ordensgemeinschaften betreut, die Missionare schicken.

Samstag, 1. August 2015

Andritz liefert Ausrüstung für Zellstoffwerk in Brasilien


Andritz, 31.7.2015
ANDRITZ liefert Ausrüstung für Fibria-Zellstoffwerk Horizonte 2

Der internationale Technologie-Konzern ANDRITZ und Fibria, der weltweit führende Hersteller von Eukalyptus-Zellstoff, haben eine Absichtserklärung betreffend die Lieferung von Produktionstechnologien und Ausrüstungen für das Fibria-Zellstoffwerk Horizonte 2 in Três Lagoas, Mato Grosso do Sul, unterzeichnet.

Die neue Produktionslinie wird eine Jahreskapazität von 1,75 Millionen Tonnen haben. Zusammen mit der in Três Lagoas bereits bestehenden und produzierenden Linie wird Três Lagoas zukünftig über eine Jahresgesamtkapazität von drei Millionen Tonnen verfügen und damit eine der weltweit größten Produktionsstätten für Eukalyptus-Zellstoff sein. Über den Auftragswert wurde Stillschweigen vereinbart; der übliche Auftragswert für vergleichbare Referenzprojekte beträgt rund 600 Millionen Euro. Der Vertrag wird voraussichtlich im 3. Quartal 2015 in Kraft treten.

Der Lieferumfang des ANDRITZ-Geschäftsbereichs PULP & PAPER umfasst die EPC-Lieferung der kompletten Faserlinie sowie der Rückgewinnungsanlage, inklusive sämtlicher relevanter Prozessstufen. Die Anlage wird voraussichtlich im 4. Quartal 2017 in Betrieb gehen.

Horizonte 2 ist eines der größten privaten Investitionsprojekte in Brasilien und wird während der zweijährigen Bauzeit 40.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze schaffen. Am Höhepunkt der Bauzeit werden rund 10.000 Arbeiter vor Ort beschäftigt sein. Nach Inbetriebsetzung wird die neue Zellstoff-Produktionslinie von Fibria 3.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze haben.


ORF, 31.7.2015
Andritz: Großauftrag für Zellstoffwerk in Brasilien
Der steirische Anlagenbauer Andritz hat einen Großauftrag aus Brasilien bekannt gegeben. Es geht um die Ausrüstung zur Errichtung eines riesigen Zellstoffwerks, der Lieferumfang beträgt mehrere hundert Millionen Euro.


G1 - O Globo, 27/03/2015
Maior exportadora de celulose do Brasil comemora alta do dólar
‘Nossa geração de caixa aumentou em torno de 40%’, diz diretor da Fibria.
Com 90% da produção para exportação, empresa é exemplo raro no país.