Freitag, 22. Dezember 2017

Erste Stromtrasse von Belo Monte eröffnet

Die Stromübertragungsleitung, die das Wasserkraftwerk Belo Monte mit dem Südosten Brasilien verbindet, ist am Donnerstag (21.12.) in Ibiraci (MG) zwei Monate früher als geplant eröffnet worden. Moreira Franco, Minister des Staatssekretariats, sagte dass dadurch "Energie aus einer Gegend, in der es jede Menge an Wasser gibt, was bedeutet, dass es gute Energie ist, in jene Region transportiert wird, wo am meisten Energie konsumiert wird, und das ist der Südosten Brasiliens".
Durch den "Linhão", wie die neue Trasse heißt, wird die Energieversorgung im Land erhöht und der Einsatz von thermoelektrischen Anlagen reduziert. So könnten die Energiekosten um 2% bis 3% gesenkt werden.
Mit einer Länge von 2.092 km ist der "Linhão" die längste Stromtrasse Lateinamerikas. Die ultrahohe Spannung von 800 kV ist in Brasilien beispiellos und ermöglicht den Transport von Energie mit reduzierten Verlusten.
Das Projekt wurde von der chinesischen State und der brasilianischen Furnas und Eletronorte betriebenen, mit einem Budget von R$ 5 Milliarden. Insgesamt wurden 27.000 Arbeitsplätze geschaffen, vor allem in Regionen und Gemeinden, die sich auf der Strecke befinden.

G1 - O Globo, 21/12/2017
Linha de transmissão que liga Hidrelétrica de Belo Monte ao Sudeste do país é inaugurada em MG
Objetivo do "Linhão", como está sendo chamada a nova linha, é aumentar oferta de energia elétrica no país.

Amazônia, 23/01/2014
Chineses são os favoritos no linhão de Belo Monte
O consórcio formado pela chinesa State Grid e Eletrobras desponta como favorito na licitação da linha de transmissão de Belo Monte, que será leiloada no dia 7 de fevereiro na sede da BM&FBovespa, em São Paulo, pela Agência Nacional de Energia Elétrica (Aneel). Fontes consultadas pelo Valor avaliam que, dificilmente, os concorrentes conseguirão chegar a um lance inferior ao que será oferecido pela empresa de propósito específico que será constituída pelas duas gigantes estatais do setor elétrico – a chinesa e a brasileira.

Governo do Brasil, 21/12/2017
Governo inaugura "linhão" de Belo Monte
Linha de transmissão é a maior da América Latina e será responsável por levar a energia gerada na usina ao sudeste do País

Jornal EPTV, 21.12.2017
Linha de transmissão que liga Hidrelétrica de Belo Monte ao Sudeste do país é inaugurada

Donnerstag, 7. Dezember 2017

Belo Sun weiterhin ohne Lizenz

Das Bundeslandgericht der 1. Region (TRF1) entschied am Mittwoch (6.12.), dass die unbefristete Aussetzung der Lizenzierung des kanadischen Minenunternehmens Belo Sun an der Großen Schleife des Xingu ausgesetzt wurde.
Zusätzlich hat das TRF1 die Abhaltung von kostenlosen und informativen Anhörungen gemäß den Bestimmungen des Übereinkommens 169 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) angeordnet. Die Anhörung sollte laut Gericht der von den indigenen Völkern selbst erstellten Tagesordnung folgen.
Belo Sun und das Land Pará haben wiederholt gegen die Verpflichtung zur Durchführung der Studien und auch gegen vorherige Konsultationen Berufung eingelegt, jedoch alle Instanzen verloren. Gegen die heutige Entscheidung kann nur beim Bundesgerichtshof (STF) Berufung eingelegt werden. Damit die Lizenzierung wieder aufgenommen werden kann, muss zuvor eine kostenlose und sachkundige Anhörung durchgeführt werden.


G1 - O Globo, 06/12/2017
TRF1 mantém suspensa por tempo indeterminado a licença da mineradora Belo Sun, no Pará
Justiça entende que empresa só pode funcionar no sudoeste do Pará depois da realização da consulta prévia aos povos indígenas da região.

Bom Dia Pará (TV), 7 dez 2017
Tribunal Regional em Brasília, manteve a suspensão do licenciamento da mineradora Belo Sun
A decisão ordena que a empresa faça consulta prévia às comunidades indígenas afetadas pelo projeto volta grande de mineração.

Freitag, 1. Dezember 2017

Odebrecht-Konzert benützt Wien als Steueroase


ORF.at, 1.12.2017

Bohrschiffe und Bohrinseln

Seit Jahren wird Brasiliens Politik- und Wirtschafselite von einem riesigen Korruptionsskandal rund um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras erschüttert - der im Vorjahr mittelbar auch zur Absetzung der damaligen Präsidentin Dilma Rousseff geführt hat. Mittendrin ist Odebrecht, einer von Südamerikas größten Mischkonzernen und wichtiger Auftragnehmer von Petrobras.
Der Odebrecht-Konzern wiederum hat in Wien rund 20 Tochterfirmen mit einem Milliardenvermögen. Unter anderem gehören den Firmen acht Ölbohrschiffe und Bohrinseln. Aber Odebrecht zahlt in Österreich praktisch keine und in Brasilien kaum Steuern. Das dürfte weitgehend legal sein und wird durch ein Steuerabkommen aus den 70er Jahren ermöglicht, wie Ö1 am Freitag berichtete - Audio dazu in oe1.ORF.at.

Wiener Anwalt als Geschäftsführer

Ein Wiener Anwalt ist Geschäftsführer von fast allen der rund 20 Odebrecht-Firmen in Österreich - gemeinsam mit einer brasilianischen Finanz- und Steuerexpertin. Die Firmen - ihr Büro ist in unmittelbarer Nähe der Industriellenvereinigung im Zentrum Wiens - beschäftigen in Österreich rund 15 Mitarbeiter. Diese Firmen der OOG (Odebrecht Oil and Gas) verwalten ein Milliardenvermögen. Das Organigramm zeigt, dass die Firmen sich neben Österreich vor allem auf den Cayman-Inseln, in den Niederlanden und Großbritannien befinden.
Das Firmengeflecht ist kompliziert, denn die in Wien im Handelsregister eingetragenen Firmen haben ihrerseits wieder Tochterfirmen - etwa in Spanien, Angola und Peru. Außerdem gehören den Firmen acht Bohrschiffe und Bohrinseln, die vor der brasilianischen Küste nach Öl bohren und laut den Jahresabschlüssen im österreichischen Firmenregister jeweils mehr als eine halbe Milliarde Euro wert sind. Odebrecht least und vermietet diese Bohrschiffe an den brasilianischen Ölkonzern Petrobras.

Altes Steuerabkommen

Der Firmenstandort Österreich wurde gewählt, weil solche Mieten für gewerbliche Ausrüstung in einem veralteten Abkommen zwischen Österreich und Brasilien steuerlich begünstigt werden. In diesem Abkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung wird angenommen, dass solche Mietzahlungen in Brasilien mit 25 Prozent besteuert werden - und diese rein fiktiven 25 Prozent werden in Österreich abgezogen, erklärt der Steuerberater und Finanzrechtsexperte Bernhard Vanas.
Die Folge, so Vanas gegenüber Ö1: „Dann fällt in Österreich gar keine Steuer mehr an. Denn in Österreich ist der Steuersatz nicht höher als 25 Prozent, und wenn 25 Prozent ausländische Steuer anzurechen sind, dann bleibt für österreichische Steuern kein Raum mehr.“ Die meisten Firmen müssten nur 1.750 Euro Mindestkörperschaftssteuer pro Jahr zahlen in Österreich - seit 2008, da wurden die ersten Odebrecht Firmen in Wien gegründet.

Experte: Transparent, aber wie Steueroase

Dabei werden Ölbohrfirmen in Brasilien laut Vanas ohnehin praktisch nicht besteuert: „Wenn die Brasilianer ihr Besteuerungsrecht nicht wahrnehmen, freiwillig verzichten und in der Öl- und Gasindustrie keine Quellensteuer einheben, dann fällt keine brasilianische Quellensteuer an und keine österreichische Körperschaftssteuer, und dann ist es tatsächlich steuerfrei.“
Österreich habe „hier eine Funktion, die - das fällt mir schwer zu sagen, aber - ähnlich einer Steueroase ist.“ Es sei allerdings transparent, und „die wahre Begünstigung steht eigentlich in einem brasilianischen Gesetz, nicht in einem österreichischen“, so Vanas. Davon profitiert haben Odebrecht und die halbstaatliche Petrobras.
Den Vorteil des Standorts Wien für brasilianische Unternehmen mit dem Doppelbesteuerungsabkommen bestätigte am Freitag auch eine Mitarbeiterin der Banco do Brasil gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal. Die Wiener Banco d Brasil Aktiengesellschaft hat Tochterfirmen in Irland und Portugal und Zweigniederlassungen in Spanien, Frankreich und Italien.
Über die tatsächliche Höhe der Besteuerung in Brasilien und die mögliche Gesamtsteuerersparnis wollte die Banco do Brasil AG keine Auskunft geben. In Salzburg hat einer der größten Bergbaukonzerne der Welt, Vale S.A. bzw. Vale do Rio, eine Holding - mit 16 Tochterfirmen in zahlreichen Staaten. Ihr Wert wird mit 16 Mrd. Euro beziffert. Welche steuerlichen Vorteile sich durch den Standort Österreich genau ergeben, dazu will die Geschäftsführung keinen Kommentar abgeben - sie schreibt nur, dass Vale bei der Standortauswahl einen hohen Integritätsanspruch habe.

Mittlerweile offenbar andere Rechtslage

Laut dem Wiener Odebrecht-Geschäftsführer und Anwalt Paul Doralt hat sich 2014 aber die Rechtslage in Brasilien geändert. Mittlerweile würden auch nicht ausgeschüttete Auslandsgewinne dort sofort besteuert. Aber Gewinne und Gewinnsteuern gebe es bei Odebrecht ohnehin keine mehr. Das liegt an den Folgen des Odebrecht-Korruptionsskandals. So soll der Konzern 2,6 Milliarden Dollar (2,2 Mrd. Euro) Strafe zahlen. Es gibt mittlerweile Geständnisse von Odebrecht-Managern, wonach der Konzern rund 800 Millionen Dollar Schmiergeld an Regierungsvertreter und Parteien auf drei Kontinenten gezahlt habe, um Bauaufträge zu bekommen.
Auch hier gibt es laut ZIB-Recherchen eine Österreich-Tangente: Laut brasilianischen Kronzeugen floss über die Meinl Bank Antigua, eine frühere Meinl-Bank-Tochter in der Karibik, ein großer Teil des Schmiergeldes. Dazu laufen Geldwäscheermittlungen der Korruptionsstaatsanwaltschaft. Mit den Odebrecht-Firmen in Österreich habe das aber nichts zu tun, so Geschäftsführer Doralt.

Ministerium möchte Änderung

Das Finanzministerium betonte auf Nachfrage, man wolle das veraltete Doppelbesteuerungsabkommen aus dem Jahr 1976 abändern und bemühe sich seit dem Vorjahr um Verhandlungen mit Brasilien. Zuletzt habe Brasilien Gesprächsbereitschaft signalisiert. Das Abkommen einfach aufzukündigen hätte laut Ministerium negative Auswirkungen für laut Wirtschaftskammer 1.000 österreichische Firmen, die nach Brasilien exportieren, und 250 Tochterfirmen in Brasilien.
Aus dem brasilianischen Finanzministerium hieß es, Tochtergesellschaften in Österreich würden nicht als negativ gelten, wenn es hier einen tatsächlichen Geschäftszweck und eine Betriebsstätte gibt. Missbrauchsfälle und Steuerumgehungsmaßnahmen würden in Verwaltungssverfahren geprüft. Eine neue Gesetzeslage in Brasilien dürfte das Ausnützen des Steuerschlupflochs auch etwas erschweren.

Der Grundgedanke des Abkommens war übrigens Entwicklungshilfe für Brasilien. Entwicklungshilfe hatte der weltweit tätige Odebrecht-Konzern freilich wohl nie wirklich nötig. Und der Ölkonzern Petrobras scheint auf dem Rückzug aus Österreich zu sein. Seine Firmen werden im Firmenregister als gelöscht angezeigt - ebenso Tochterfirmen des brasilianisch-argentinischen Agrarkonzerns El Tejar, die auch in den Paradise-Papers vorkommen.

Donnerstag, 30. November 2017

Siedlungsprojekt von Dorothy Stang von Invasoren bedroht

Zwölf Jahre nach der Ermordung von Dorothy Stand stehen Landkonflikte die Region um Anapu an der Tagesordnung. Die amerikanische Schwester wurde 2005 erschossen, weil sie ein nachhaltiges Bewirtschaftungsprogramm (Projeto de Desenvolvimento Sustentável - PDS) für die Region erreichte, an dem sich anfangs ca. 120 Familien von Kleinbauern beteiligten. Der Bund stellt dafür Ländereien zur Verfügung, die invadiert und von Großgrundbesitzern illegal beansprucht, aber nicht richtig bewirtschaftet worden waren. Diese wollen aber weiterhin an den Gebieten festhalten und schicken von Zeit zu Zeit angeheuerte Gruppen hin, die die dort wohnenden Kleinbauern einschüchtern und bedrohen.
Seit 2014 begleitet Ing. Roberto Porro von der Brasilianischen Agrarforschungsgesellschaft (Embrapa) das nachhaltige Siedlungsprojekt (PDS) "Virola Jatobá". Er erstattete nun Anzeige, dass am 15. November 2017 etwa 200 Männer in das PDS eingedrungen seien und Grundstücke von 100 und 200 ha parzelliert hätten.

Er belegte es mit Fotos von abgebrannten Flächen, Stößen von Baumstämmen, Stapeln von Zaunsäulen sowie von Auspflockungen der Flächen von insgesamt ca. 35.000 ha Urwald. Die Männer würden sagen, dass sich jeder hier niederlassen könne, der es will. In Wirklichkeit muss man sich dem Projekt mittels Vertrag anschließen sowie nachhaltig wirtschaften und nicht nur Raubbau und Extraktivismus betreiben.
Porro kritisiert in diesem Zusammenhang die Säumigkeit des Nationalen Ansiedlungsinstitutes (INCRA), das das Projekt in keiner Weise unterstützt. Dadurch fühlen sich die Invasoren im Recht und die eigentlichen Siedler bekommen Angst zu spüren.



Amazônia Real, 22/11/2017
Grileiros e madeireiros invadem PDS Virola-Jatobá, criado por Dorothy Stang no Pará
Belém (Pará) – O município de Anapu, no oeste do estado do Pará, ficou marcado pelo brutal assassinato da missionária norte-americana Dorothy Mae Stang, em fevereiro de 2005. Mas apesar da repercussão internacional do crime, a grilagem de terras, o desmatamento ilegal e as ameaças de morte contra as famílias de trabalhadores rurais continuam recorrentes. No último dia 15 de novembro, o assentamento agrário do Projeto de Desenvolvimento Sustentável (PDS) Virola-Jatobá, legado da missionária, foi invadido por cerca de 200 homens, entre grileiros e madeireiros ilegais. Armados, eles demarcaram lotes de terra medindo de 100 a 200 hectares, e estão oferecendo a posseiros.
A informação da invasão ao assentamento é da Associação Virola-Jatobá do PDS Anapu e da Cooperativa de Produtores Agrícolas Orgânicos e Florestais do PDS Virola-Jatobá. Segundo as organizações, um pedido de segurança e solicitação de providências para retirada dos invasores da área foram enviados ao Instituto Nacional de Colonização e Reforma Agrária (Incra) e à Polícia Federal no Pará, mas não obtiveram respostas até o momento.

Congesso em foco, 28.11.2017
Assentados vivem conflito semelhante ao que matou Dorothy Stang na mesma região de Anapu
Doze anos depois da morte de Dorothy Stang, a região de Anapu, no Pará, continua imersa em conflitos por terra. A missionária norte-americana foi assassinada quando defendia o Projeto de Desenvolvimento Sustentável Esperança – e o modelo de assentamento de reforma agrária com aproveitamento econômico das riquezas oferecidas pela floresta – que permanece preservada. Hoje, diante da inércia do Incra, gestor dos assentamentos, outro PDS do município, conhecido como Virola-Jatobá, sofre com invasões e ameaças, como denuncia nessa entrevista o engenheiro agrônomo e antropólogo Roberto Porro, pesquisador Empresa Brasileira de Pesquisa Agropecuária (Embrapa), que desde 2014 trabalha com os agricultores desse PDS.
No dia 15 de novembro, segundo Porro, cerca de duzentas pessoas entraram na reserva legal do PDS demarcando lotes para a retirada de madeira e posterior abertura de pastagens. “[Ele vieram] A partir da afirmação de que haveria ali terras a serem distribuídas a quem quisesse se estabelecer por lá”, explica. Ainda de acordo com ele, as famílias que vivem legalmente no local estão sob ameaça e enfrentando dificuldades para desenvolver as práticas de manejo florestal comunitário que mantêm desde 2006. “É uma situação de completo terror”, diz Porro.

Jornal Liberal, 12/12/2017 (Video-Bericht)
Pesquisadores denunciam que grileiros voltaram a invadir assentamento em Anapu
Assentamento fica onde atuava a missionário Dorothy Stang

BBC-Brasil, 19.12.2017
Invasão ameaça 39 mil hectares de reserva florestal criada pela freira Dorothy Stang na Amazônia

Dienstag, 28. November 2017

Bischof Erwin Kräutler hat hohe Erwartungen für Amazonien-Synode


vorarlberg.ORF.at, 26.11.2017
Kräutler: Amazonien-Synode ist „Meilenstein“

Der in Brasilien lebende Alt-Bischof Erwin Kräutler bezeichnet die von Papst Franziskus angekündigte Sonderbischofssynode zur Amazonas-Region als „Meilenstein“. Der aus Koblach stammende Kräutler hatte sich für eine solche Synode stark gemacht.

Der Amazonas-Regenwald ist durch großflächige Rodungen arg in Bedrängnis geraten. Er gilt als Lunge der Erde und ist bedrohter Wohnraum für die indigenen Völker. Kürzlich hat Papst Franziskus eine Sondersynode der Bischöfe über die Situation in Amazonien angekündigt, die im Oktober 2019 in Rom stattfinden soll. Der in Brasilien lebende Alt-Bischof Erwin Kräutler aus Koblach spricht im ORF-Interview von einem „Meilenstein“. Er sei von der päpstlichen Initiative überrascht, wie er sagt.

„Wichtig, dass Synode in Rom stattfindet“
„Wir haben das im Vorfeld erbeten, aber es ist trotzdem schneller gegangen, als wir uns das vorgestellt haben“, sagt Kräutler, der seit Jahren für die Rechte der Menschen in Amazonien kämpft. Wichtig sei auch, dass die Synode in Rom stattfinde - als Zeichen, dass Amazonien eine Angelegenheit der Weltkirche sei. „Der Papst hat, seit er in diesem Amt ist, immer viel Sympathie für Amazonien bekundet, weil Amazonien eine Funktion hat, die für den ganzen Planeten wichtig ist, sie hat eine klimaregulierende Funktion“, so Kräutler.

Bei der Synode gehe es aber nicht nur um die Umwelt, sondern auch um eine Evangelisierung. Letzteres bedeutet laut Kräutler das Leben der Kirche mit den indigenen Völkern im Sinne des Evangeliums zu gestalten - und natürlich mit allen anderen Menschen, die in Amazonien leben. Dabei gehe es nicht um eine Missionierung, betont Kräutler.

Überhaupt gehe es um die Zukunft der Amazonasregion als Lebensraum, hatte Kräutler zuvor bereits der Nachrichtenagentur „Kathpress“ gesagt. Amazonien erleide seit Jahrzehnten „einen Dolchstoß nach dem anderen“. Wirtschaftsunternehmen handelten vielfach ohne Rücksicht auf Natur und Bevölkerung. Weite Gebiete seien einer skrupellosen Brandrodung zum Opfer gefallen, Umweltverschmutzung wie die Verseuchung von Flüssen breite sich aus, so Kräutler. Auswirkungen habe dies vor allem auf die arme Bevölkerung.

Kräutler setzte sich für Synode ein
Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens mitten im Amazonasgebiet. Der 78-Jährige ist weiterhin Sekretär der brasilianischen Bischöflichen Kommission für Amazonien und im länderübergreifenden kirchlichen panamazonischen Netzwerk REPAM (Rede Eclesial Panamazonica) tätig. Das Projekt einer Amazonas-Synode war in den vergangenen Jahren von den Ortsbischöfen in der betroffenen Region - und hier besonders von Bischof Kräutler - mehrfach ins Spiel gebracht worden.


Kirche+Leben Netz, 30.11.2017
Video-Interview mit Amazonien-Bischof über Reformen in der Kirche
Bischof Erwin Kräutler will über Weihe für Frauen nachdenken
Bischof Erwin Kräutler spricht im Interview mit Kirche-und-Leben.de über die Gemeindeleitung durch Laien und die Bedeutung der Amazonien-Synode 2019 für die deutsche Kirche.


domradio.de, 29.11.2017
Bischof Kräutler zu den Herausforderungen in Amazonien
Synode wirft lange Schatten voraus
Er will an die Ränder gehen. Auch deshalb hat Papst Franziskus für Oktober 2019 eine Amazonas-Synode einberufen. Riesige Gemeinden und wenige Priester sind dort ein Problem. Der frühere "Amazonas"-Bischof hätte eine Lösung parat.


religion.ORF.at, 19.10.2017
Kräutler setzt große Hoffnung in Amazonien-Synode
Der brasilianisch-österreichische Bischof Erwin Kräutler setzt große Hoffnungen in die von Papst Franziskus angekündigte Sonderbischofssynode zur Amazonas-Region.


Vatican News, 20.10.2017
Drei Themen bei Amazonien-Synode: Indigene, Priester, Natur
Einer, der sich ganz besonders auf die Sonderbischofssynode zur Amazonas-Region freut, weil er selber lange in jenem Gebiet gewirkt hat, ist der brasilianisch-österreichische Bischof Erwin Kräutler.

Sonntag, 26. November 2017

10 Jahre nach dem Hungerstreik von Luiz Cappio ist die Flussumleitung des São Francisco ein Desaster


Vor 10 Jahren (28.11.-20.12.2007) begann Dom Luiz Cappio seinen 24-tägigen Hungerstreik zur Revitalisierung des São Francisco Flusses und gegen das Umleitungsprojekt.
Präsident Lula startete dieses gigantische Projekt der Wasserversorgung von 12 Mio Personen in 290 Gemeinden in den Bundesstaaten Pernambuco, Ceará, Paraíba und Rio Grande do Norte noch im Jahr 2007. Es war mit R$ 4,5 Mrd veranschlagt. Noch während der Regierung von Dilma Rousseff überschritten die Kosten bereits R$ 8,2 Mrd. Heute spricht man von R$ 9,6 Mrd.
Im März 2017 wurde der erste Abschnitt von Präsident Michel Temer eröffnet. Auf vielen Baustellen herrscht Stillstand, weil das Geld ausgegangen ist. Begonnene Kanalschächte und Brücken sind dem Verfall preisgegeben.


G1-O Globo, 12.7.2017
Transposição do São Francisco tem trechos parados no eixo norte, no Sertão de PE
No povoado de Santana, na Zona Rural de Salgueiro, os trabalhos ainda não começaram nos canteiros e as máquinas estão paradas.

Diario de Pernambuco, 12/06/2017
Obra da Transposição do São Francisco tem vazamento em trecho de Custódia
Prioridade do governo federal, a maior obra de infraestrutura hídrica do país, quando totalmente concluída, vai atender mais de 12 milhões de pessoas em 390 municípios nos estados de Pernambuco, Ceará, Paraíba e Rio Grande do Norte. O Eixo Leste já está completamente em testes, com água em todos os equipamentos. Já o Eixo Norte, ainda tem um trecho com licitação em andamento e tem previsão de entrar em testes de operação ainda neste ano. A obra foi inciada em 2007 no governo Lula e estava orçada em R$ 4,5 bilhões. No governo Dilma Rousseff, a obra passou para R$ 8,2 bilhões. O primeiro trecho foi inaugurado por Michel Temer, em março deste ano.


Outras Palavras, 24/07/2017
3 Reportagens sobre a transposição do Rio São Francisco:
1) O São Francisco em mudança de curso
2) Na Transposição, o duplo papel do exército
3) Transposição: o São Francisco para poucos

Blog-Archiv zum Umleitungsprojekt des São Francisco

Ausführliche Informationen über das "Fasten und Beten" hier >>

Donnerstag, 23. November 2017

Norte Energia zahlt Strafe für fehlende Stromlieferung

Der Vorstand der Nationalen Energieagentur (Aneel) entschied in einem Treffen am 21.11., dass Norte Energia, das für das Wasserkraftwerk Belo Monte verantwortliche Unternehmen, die Schulden von R$ 350 Millionen in Ratenzahlung ableisten kann.

Die Schulden des Unternehmens sind das Ergebnis einer ungünstigen Wassersituation in diesem Jahr. Wegen geringer Niederschläge konnten konnen die Reservoirs nicht gefüllt werden. Der niedrige Wasserstand führte zu einer verminderten Stromproduktion, was Betreiber dazu zwingt, teurere Energie auf dem Markt zu kaufen, um ihre Verträge zu erfüllen.

Nach Berechnungen von Norte Energia belaufen sich die Verluste aus dem Erzeugungsdefizit seit September zwischen R$ 700 und R$ 800 Millionen. Um die Verträge einhalten zu können, hätte das Unternehmen 2017 für den Kauf von Energie R$ 2,1 Milliarden ausgegeben, was einen nominalen Verlust von R $ 2,9 Milliarden bedeutet.


Folha, 21.11.2017
Aneel autoriza hidrelétrica de Belo Monte a parcelar dívida de R$ 350 mi
A diretoria da Aneel (Agência Nacional de Energia Elétrica) decidiu em reunião nesta terça-feira (21) que a Norte Energia, responsável pela hidrelétrica de Belo Monte, poderá negociar o parcelamento em até seis vezes de uma dívida de R$ 350 milhões no mercado de eletricidade.

Os débitos da empresa são resultado de uma hidrologia desfavorável neste ano, que tem prejudicado a recuperação do nível dos reservatórios e a geração das hidrelétricas, o que obriga os operadores das usinas a comprar energia mais cara no mercado para cumprir com seus contratos.


Abraceel, 21.11.2017
Aneel rejeita repactuação, mas sugere parcelamento do risco hidrológico de Belo Monte
Pedido foi feito pela Norte Energia, que calcula prejuízo de 2,9 bilhões em 2017 com a compra de energia para atendimento aos contratos regulados da usina

A Agência Nacional de Energia Elétrica rejeitou pedido da Norte Energia de repactuação imediata do risco hidrológico de 2017 para os contratos regulados da hidrelétrica de Belo Monte. A Aneel decidiu, porém, permitir o parcelamento em até seis meses dos valores não pagos nas liquidações financeiras até dezembro desse ano, com atualização monetária dos valores e juros de 1% ao mês desde o vencimento dos débitos até o pagamento.

Pelos cálculos da empresa, os valores correspondentes ao déficit de geração de Belo Monte a partir de setembro somam entre R$ 700 milhões e R$ 800 milhões. A Norte Energia teria gasto R$ 2,1 bilhões em 2017 com a compra de energia para atendimento aos contratos, o que daria um prejuízo nominal na casa dos R$ 2,9 bilhões.

Montag, 20. November 2017

Vortrag von Bischof Kräutler in Kleve: Zukunft der Kirche

Vortrag: Zukunft der Kirche

Montag, 27.11.2017, von 19:30 bis 21:30 Uhr
im Priesterhaus Kevelaer
Wasserstraße 1
47533 Kleve

Ausgehend von seiner langjährigen pastoralen Arbeit im brasilianischen Amazonasgebiet nimmt Bischof Kräutler zur Zukunft der Kirche Stellung.



Seit über 50 Jahren weiß er sich der "Optionen für die Armen" verpflichtet und kämpft gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur. Sein Anliegen ist es, politische, soziale und wirtschaftliche Missstände aufzudecken und die Ausbeuter anzuklagen - Morddrohungen und ein Leben unter Polizeischutz sind die Folge. Für seinen Kampf gegen die Armut und sein umweltpolitisches Engagement wurde Bischof Kräutler 2010 mit dem sog. alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) ausgezeichnet.
Der Eintritt ist frei; wir bitten am Ende des Abends um eine Spende für die Arbeit von Bischof Kräutler.


Bericht von der Veranstaltung:

PR-Online, 29.11.2017
"Jemand trägt die Schuld an Armut"
Kevelaer. Der Träger des alternativen Nobel-preises, Bischof Erwin Kräutler, sprach zur Zukunft der Kirche. Die Botschaft: "Habt den Mut, die Kirche zu verändern."

Mittwoch, 15. November 2017

Öffentliche Anhörung über Gewalt in Altamira

Bischof Erwin Kräutler unterstützt das Forum und nahm an der Anhörung teil.

Altamira ist seit dem Bau des Kraftwerks Belo Monte Schauplatz schrecklicher Gewalt und Aggression. Junge Menschen verlieren ihr Leben. Tötungsdelikte und bewaffnete Raubüberfälle sind an der Tagesordnung. Trauer um ermordete Verwandte gehören zum Alltag. Ein Gefühl der Unsicherheit, Hilflosigkeit und Angst beherrschen die Bevölkerung.

Das Forum zur Verteidigung von Altamira, das aus verschiedenen NGOs und Menschen, die vom Staudamm Belo Monte betroffen sind, besteht, hielt deshalb am 14.11. die erste öffentliche Anhörung "zur Verteidigung des Lebens, gegen Gewalt und für eine Politik zugunsten unserer Kinder, Jugendlichen und Frauen". Die politischen Amtsträger wurden aufgefordert, auf die Vorschläge der Betroffenen zu den Bereichen Kultur, Sozialhilfe, Bildung und öffentliche Sicherheit einzugehen. Die anwesenden Behörden unterzeichneten die Kompromissvereinbarung, um den Dialog mit dem Forum fortzusetzen und die genannten Probleme zu lösen.





Xingu 230 (dia 14. Novembre, 16:01)

Vídeo do Xingu 230 Edição da tarde (minutos 9':00'') 
Vídeo no Xingu 230 Edição da manhã (minutos 13':30'' Entrevista com Antônia Melo)

Erste Freileitung von Belo Monte vor Inbetriebnahme

Der erste Teil der 2.087 km langen Stromtrasse von Belo Monte in den Südosten des Landes ist fertig und die Testphase läuft bereits. Die Inbetriebnahme war ursprünglich für den 12. Februar 2018 geplant, sie kann aber um 2 Monate auf den 12. Dezember vorverlegt werden.

Dadurch soll der momentane Engpass in der Stromproduktion bei Wasserkraftwerken überwunden werden. Das gegenwärtige Wasser-Szenario in Brasilien ist schlimm. Der Sobradinho-Staudamm am Rio São Francisco, der eine Reihe von Wasserkraftwerken stromabwärts speisen sollte, ist nur zu 2% mit Wasser gefüllt. Bis Ende November soll die Speicherkapazität auf Null sinken. Der Stausee von Serra da Mesa am Tocantins-Fluss, der im Hinblick auf die Wassermenge der größte Brasiliens ist, hat nur 6% seiner vollen Kapazität. Mit Beginn der Regenzeit im Dezember sollten die sieben 611-Megawatt-Turbinen von Belo Monte sowie die sechs Turbinen von Pimentel mit je 38,8 MW Leistung ein Maximum an Strom liefern können.

Die Überlandleitung kostete R$ 5 Milliarden und wurde von BMTE (Belo Monte Transmissora de Energia) errichtet. Sie beginnt in der Gemeinde Anapu-Pará, nur 17 Kilometer vom Kraftwerk Belo Monte entfernt, und führt über 65 Gemeinden in vier Staaten - Pará, Tocantins, Goiás und Minas Gerais - bis zur Gemeinde Estreito an der Grenze der Bundesstaaten Minas und São Paulo. Es wird das erste "Höchstspannungsnetz" (800 kV) Brasiliens .

"Der Bau ist zu 100 % abgeschlossen und die Energietests haben bereits begonnen. Ab Dezember wird der Strom von Belo Monte den Südosten Brasiliens erreichen", sagte Newton Zerbini, Umweltdirektor bei BMTE, einem Konzessionär, der sich aus Chinas State Grid (51 %) in Partnerschaft mit Furnas und Eletronorte (je 24,5%) zusammensetzt. BMTE hofft, dass Ibama die Lizenz für den Betrieb des Netzes bis zur ersten Dezemberwoche erteilt. Die Autorisierung ist erforderlich, damit das Stromnetz aktiviert werden kann.


Diário do Nordeste, 14.11.2017
Energia de Belo Monte vai chegar em dezembro
A usina deve entrar em operação no dia 12 de dezembro e deve ajudar a reduzir a pressão sobre grandes reservatórios do País

CanalEnergia, 18.10.2017
BMTE é autorizada a antecipar operação comercial do 1º bipolo de Belo Monte
Projeto vai reduzir o impacto da suspensão dos contratos da Abengoa no escoamento da energia da usina

Terra, 16.10.2017
State Grid e Eletrobras preveem entregar 1º linhão de Belo Monte em dezembro
No início de setembro, ainda havia temores de um atraso da linha devido a protestos que paralisavam os trabalhos, mas os problemas diminuíram após uma aprovação do governo federal para que a Força Nacional de Segurança apoiasse a construção.
Os avanços na obra e a perspectiva de antecipação vêm após um começo difícil no empreendimento --após dificuldades da construtora chinesa SEPCO1 em alguns trechos da linha, a BMTE foi obrigada a contratar sete empreiteiras adicionais para acelerar as atividades.
Originalmente, a energia de Belo Monte seria escoada primeiro por uma grande linha sob responsabilidade da Abengoa, mas a empresa abandonou o empreendimento em meio a uma crise financeira no final de 2015.
Com isso, a usina passou a depender apenas do linhão da BMTE e de um segundo empreendimento, de traçado semelhante --que ficou a cargo da State Grid, mas deve ser entregue apenas ao final de 2019.

Blog-Archiv:
4.2.2014
Eletrobras und chinesische State Grid erhalten Zuschlag für Belo Monte-Überlandleitung

Dienstag, 14. November 2017

Gedanken zur Weihnachtsbotschaft aus Sicht der Armen von Bischof Erwin Kräutler


Als Gott einer von uns wurde
Gedanken zur Weihnachtsbotschaft

von Erwin Kräutler
Hardcover: 56 Seiten; m. Illustr.; 185 mm x 117 mm
2017 Tyrolia
ISBN 978-3-7022-3630-4
KNV-Titelnr.: 64148065




Sankt Michaelsbund Online-Shop
Einer von uns
Gedanken zur Weihnachtsbotschaft aus Sicht der Armen und Benachteiligten.
Weihnachten in Brasilien? Eine schweißtreibende Sache. Doch die äußeren Unterschiede in Temperatur und Jahreszeit kommen Erwin Kräutler belanglos vor angesichts der großen sozialen Unterschiede, die in Brasilien zu Weihnachten ganz besonders krass sichtbar werden. Während die einen ein Hochfest des Konsums feiern, gibt es bei den anderen kaum Geschenke, weil dafür kein Geld da ist. Dafür steht die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem und deren kirchliche Feier im Mittelpunkt des Festes.
Aus der Perspektive der Armen und weniger Begüterten formuliert Kräutler seine "Gedanken zur Weihnachtsbotschaft". Entscheidend ist aus dieser Sicht, dass Gott durch die Geburt "Gott-mit-uns" geworden ist, dass er sich damit den Geringen, den Verachteten und Armen zugewandt hat. Aus dieser Zuwendung schöpfen sie Zuversicht und Lebensmut. Die kurzen meditativen Texte gehen jeweils von einem Vers aus den Schrifttexten der Weihnachtszeit aus und beziehen dessen Aussage auf den Alltag.

So z.B. zu "Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt." (Joh 1,9):
"Leuchte, du wahres Licht,
wenn wir nach dem Sinn des Lebens suchen,
wenn Sorgen uns plagen,
wenn wir Leid erfahren. [...]
Glühe, du himmlisches Licht,
wenn wir für Recht und Gerechtigkeit eintreten,
wenn uns Schwestern und Brüder um Hilfe bitten,
wenn wir die Schöpfung und die Würde der Menschen verteidigen."

Offen sprechen seine Texte soziale Probleme an, Jugendliche ohne Arbeit, die drogensüchtig werden, die Vertreibung indigener Völker, die Not kleiner Landwirte usw. Gleichzeitig sind sie voller Hoffnung und zeugen von großem Gottvertrauen, das aus dem Glauben an den "Gott-mit-uns" erwächst - und das zum Handeln anregt.

"Weihnachten ist,
wenn wir Gottes Gegenwart erfahren
und an seine Liebe glauben.
Die Gewissheit, dass er bei uns ist,
verleiht uns die Kraft,
trotz aller Rückschläge
nicht mutlos zu werden,
für Gerechtigkeit einzutreten,
unsere Mit-Welt zu schützen
und das Leben und die Würde
aller Menschen zu verteidigen."

Zwei längere Texte erzählen - leicht anekdotisch gefärbt -, wie Kräutler, der aus Vorarlberg stammt und bis 2016 Bischof von Xingu in Amazonien war, Weihnachten in Brasilien erlebt hat, in einem baufälligen Pfarrhaus und bei einem liebevoll inszenierten Krippenspiel mit einem besonderen Jesus-Kind. Seine "Gedanken zur Weihnachtsbotschaft" setzen mit ihrer Option für die Armen einen ganz eigenen, ebenso berührenden wie nachdenklich stimmenden Akzent in der Advents- und Weihnachtszeit. Der Tyrolia-Verlag veredelte diese ungewöhnliche Perspektive auf Weihnachten durch zweifarbigen Druck und einen Einband in Leinen. Eine wohltuend andere, völlig unsentimentale Sicht auf Weihnachten.



TYROLIA - Verlagsinformation:
Weihnachten - Fest der Hoffnung für alle
Starke Texte von Amazonas-Bischof Erwin Kräutler

Ausgehend von persönlichem Erleben in seiner Diözese am Xingu in Amazonien und inspiriert von den biblischen Texten stößt Bischof Erwin Kräutler in diesem Buch zum Kern von Weihnachten vor: der Botschaft, dass Gott den Menschen nahe ist. Abgewiesen in den Herbergen, arm geboren in einem Stall, geflüchtet in ein fremdes Land, um den Todesschwadronen eines Tyrannen zu entgehen, sind Josef, Maria und Jesus den Menschen ähnlich, die heute abgedrängt, heimatlos und ausgeschlossen sind. Für sie will Jesus der angekündigte Immanuel sein, der Gott-mit-uns, der Frieden und Gerechtigkeit bringt.

"Lasst uns nach Betlehem gehen
und Kranke und Einsame trösten,
für Ausgegrenzte und Verfolgte eintreten
und Fremden eine Heimat bereiten."
Bischof Erwin Kräutler

Montag, 13. November 2017

Dramatischer Appell für Umweltschutz

ORF, 13.11.2017
„Warnung an die Menschheit“
Wissenschaftler aus mehr als 180 Ländern mahnen in einem gemeinsamen Appell mehr und konsequentere Maßnahmen für den Umweltschutz auf der Erde ein. Diese „Warnung an die Menschheit“ wurde von mehr als 15.000 Forschern unterzeichnet. Der Zeitpunkt des Aufrufs kommt nicht von ungefähr: Bei der Weltklimakonferenz in Bonn soll entschieden werden, wie das Pariser Klimaabkommen umgesetzt werden kann. Neue Daten geben wenig Grund zu Optimismus: Nach Jahren der Stagnation erreicht der globale Ausstoß von Treibhausgasen heuer voraussichtlich ein Rekordhoch.


ZDF, 13.11.2017
Klimawandel
CO2-Ausstoß steigt - Forscher warnen
Aktuelle Studien zeigen: Der CO2-Ausstoß ist im Jahr 2017 wieder gestiegen. Forscher warnen: Es gebe ein "nie da gewesenes Risiko für die Menschheit durch die globale Erwärmung".


A Second Notice-PDF


Kirche und Leben,16.11.2017
Franziskus schreibt an Teilnehmer des UN-Klimagipfels in Bonn
Papst wünscht sich »wirksame Entscheidungen« gegen Klimawandel

Dienstag, 7. November 2017

UN-Klimakonferenz in Bonn


Deutsche Welle, 6.11.2017
COP23: Neuer Rekord für Erdtemperatur 2017
Die Erde erwärmt sich dramatisch. 2017 wird wieder eines der drei heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit ist es schon etwa 1,1 Grad wärmer geworden.
Zum Auftakt der Welt-Klimakonferenz präsentierte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Montag in Bonn ihren neuesten Bericht zur Erwärmung der Erdatmosphäre. Mit einer großen Wahrscheinlichkeit wird 2017 wieder eines der heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung sein.
Nach vorläufigen Daten der WMO lag die durchschnittliche globale Erdtemperatur von Januar bis September 2017 etwa 1,1 Grad Celsius über der vorindustriellen Zeit um ca. 1850.

Aufgrund des El Niño -Ereignisses im tropischen Pazifik mit zusätzlichem Wärme-Schub war zwar 2016 das bisherige Rekordjahr. Zieht man jedoch dieses El Niño–Ereignis ab, dürfte "2017 wird mit Sicherheit das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen ohne ein El Niño-Ereignis sein", erklärt Klimaforscher Stefan Rahmsdorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im DW-Interview.


Blickpunkt Lateinamerika, 6.11.2017
"Brasilien ist kein Problemfall des Klimas"
Beunruhigende Zahlen aus Brasilien: So sind Brasiliens CO2-Emissionen in den Jahren 2015 und 2016 um 12,3 Prozent gestiegen, während die Wirtschaft gleichzeitig um rund acht Prozent einbrach. Ein ungewöhnliches Phänomen, das für die Zukunft nichts Gutes erahnen lässt.
Wir sprachen mit Tasso Azevedo, der Brasiliens Treibhausgas-Prognose-System SEEG leitet. Seit Jahren gehört Azevedo der brasilianischen Delegation bei Klimakonferenzen an. Auch bei der COP23-Klimakonferenz in Bonn (6. - 17. November) ist er wieder dabei.


Deutsche Welle,6.11.2017
Amazonas-Regenwald
COP23: Sein und Schein der brasilianischen Umweltpolitik
Mit dem Amazonas-Regenwald hat Brasilien eine besondere Verantwortung in der Umweltpolitik. Zum Klimagipfel in Bonn reist die Delegation mit einer gemischten Bilanz an. Kritiker warnen vor Schönfärberei.


Zeit-Online, 6.11.2017
Klimakonferenz in Bonn:
Wir Großmäuler
In der Klimapolitik ist Kanzlerin Merkel nicht viel besser als Donald Trump: Beide machen viel zu wenig. Jetzt kommt die Rechnung für die Untätigkeit.


Stadt Gottes, November 2017
"Beim Thema Klima darf die Menschlichkeit nicht verloren gehen"
Schlimme Überschwemmungen, anhaltende Dürren und schwere Stürme – die Wetterphänomene werden extremer. Schuld ist der Klimawandel, der unseren schönen Planeten immer wärmer werden lässt. Vor der Weltklimakonferenz vom 6. bis 17. November, zu der über 25  000 Teilnehmer erwartet werden, sprach stadtgottes-Autor Thomas Pfundtner mit Professor Dr. Anders Levermann über den Klimawandel, die Ursachen und die Folgen


COP23-Homepage
Wer oder was ist die "COP 23"?
Genau genommen handelt es sich bei dem Klimagipfel um drei Konferenzen unter einem Dach, aber mit unterschiedlicher Zusammensetzung. Zum einen kommen Vertreterinnen und Vertreter aller Staaten zusammen, welche die UN-Rahmenkonvention zum Klimawandel (UNFCCC) unterzeichnet und ratifiziert haben. Diese internationale Vertragsstaatenkonferenz (englisch: Conference of the Parties, COP), versammelt sich in Bonn zum 23. Mal und trägt daher die Abkürzung "COP 23".
Seit 2005 ist die COP um das Treffen der Unterzeichner und Ratifizierer des Kyoto-Protokolls (Conference of the Parties serving as the meeting of the Parties to the Kyoto Protocol, CMP) erweitert und wird seit 2016 um das Treffen der Unterzeichner des Paris-Abkommens (Conference of the Parties serving as the Meeting of the Parties to the Paris Agreement, CMA) ergänzt. Vollständig trägt der Klimagipfel also die Bezeichnung COP23/CMP13/CMA1.2.

Welche Ziele verfolgt die COP 23?
Die Delegierten der Regierungen werden um die Details zur Anwendung des Pariser Abkommens von 2015 verhandeln. Herauskommen soll dabei ein so genanntes "Regelbuch", das beim nächsten Klimagipfel Ende 2018 in Polen verabschiedet werden soll.
Parallel zu den offiziellen Verhandlungen findet wie in den letzten Jahren eine große und bunte Zusammenkunft von Klimaschützern aus aller Welt und aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen statt – Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Religionsgemeinschaften und Umweltverbände.

Dossiers zu UN-Klimakonferenz in Bonn:

Deutschlandfunk

Zeit-Online

Frankfurter Allgemeine


Montag, 30. Oktober 2017

Belo Monte: 7. Francis-Turbine geht in Betrieb

Trotzdem ein Gericht am 13.9. den Baustopp für Belo Monte verfügte, indem die Installationslizenz wegen Säumigkeit bei der Umsetzung der Bedingungen entzogen wurde, genehmigte die Nationale Elektrizitätsagentur (Aneel) am 28.10.2017 den Betrieb der 7. Francis-Turbine des Kraftwerks Belo Monte mit einer Leistung von 611 KW. Bis 2019 sollen insgesamt 18 solcher Turbinen in Belo Monte Strom produzieren.

AE Agência Estado, 30/10/2017
Aneel autoriza início de operação comercial de 7ª unidade da UHE de Belo Monte

A Superintendência de Fiscalização dos Serviços de Geração da Agência Nacional de Energia Elétrica (Aneel) liberou a unidade geradora UG7 de 611.111,11 kW, da Usina Hidrelétrica de Belo Monte, a iniciar a operação comercial a partir do dia 28 de outubro de 2017. O despacho está publicado no Diário Oficial da União desta segunda-feira.

A superintendência também autorizou o início da operação comercial das unidades geradoras UG2 e UG4, de 141.601 e 127.979 kW, respectivamente, totalizando 269.580 kW de capacidade instalada, da UTE Fibria MS-II.

Samstag, 28. Oktober 2017

Brasiliens Bischöfe prangern "unmenschliche" Sklavenpolitik an


Domradio.de, 27.10.2017
"Kuhhandel" der Regierung
In Brasilien will die Regierung den Kampf gegen Sklaverei erschweren. Die dortige Bischofskonferenz übt Kritik. Die geplanten Änderungen in der Gesetzgebung seien "unmenschlich" und ein "Rückschritt", hieß es in einer Stellungnahme der Bischöfe.

Die politische Klasse habe sich damit in schlimmer Weise von der Gesellschaft abgewandt. "Diese Gesetzesinitiative eliminiert den rechtlichen Schutz vor Sklavenarbeit, der zuvor so hart erkämpft wurde", so das Schreiben. Auf Druck der Kirche hatte die Regierung 1995 Gesetze erlassen, die den Kampf gegen die modernen Formen der Sklaverei stärkten. Seitdem waren mehr als 52.000 Menschen aus sklavenähnlichen Verhältnissen befreit worden. Zudem wurden Täter zivilrechtlich belangt.

Die letzte Woche erlassene Verordnung schränke den Begriff der Sklaverei nun lediglich auf Zwangsarbeit und Freiheitsberaubung ein. "Sie erlaubt damit exzessive Arbeitszeiten und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, schwächt die Kontrollen, die Verfolgung, die Bestrafung und die Ausrottung der Sklaverei durch den brasilianischen Staat", heißt es in der bischöflichen Stellungnahme. Man stelle auf der Suche nach immer mehr Gewinn das Kapital über die Menschen.

"Affront gegen die Brasilianer"

Auf Druck der Agrar-Lobby hatte Präsident Michel Temer die Kriterien zur Verfolgung von Sklavenarbeit gelockert. Im Gegenzug retteten die der Landwirtschaft nahestehenden Parlamentarier Temer bei einer Abstimmung am Mittwoch vor strafrechtlicher Verfolgung wegen Korruptionsvorwürfen. Dieser "Kuhhandel der Regierung" sei ein Affront gegen die Brasilianer, so die Bischöfe. Er verschärfe die Armut von Millionen Menschen.

Das Oberste Gericht hatte die Verordnung am Dienstag als nicht verfassungskonform eingestuft. Trotzdem will die Regierung an ihr festhalten. Allerdings soll sie bis Ende Oktober überarbeitet werden. Man werde dabei die Kritikpunkte der Justiz und internationaler Organisationen wie der Weltarbeitsorganisation ILO einarbeiten. Diese hatte angemahnt, dass Brasilien durch die Neuregelung seine weltweite Vorbildfunktion bei der Bekämpfung der Sklaverei verliere.


NZZ, 10.10.2017
Brasiliens Agrarlobby sägt am eigenen Ast
Die Gegner eines Freihandels mit Brasilien bekommen – nach dem Gammelfleischskandal – neue Munition: Die Agrarlobby hat erreicht, dass die Kriterien, die Sklavenarbeit definieren, gelockert werden.



CNBB, 26/10/2017
Bispos repudiam Portaria nº 1.129 do Ministério do Trabalho do Governo Federal
O Conselho Permanente da CNBB, reunido em Brasília, de 24 a 26 de outubro, emitiu nota oficial repudiando com veemência a Portaria 1129 do Ministério do Trabalho considerando que ela elimina proteções legais contra o trabalho escravo.

Freitag, 20. Oktober 2017

Bischof Kräutler unterstützt Initiative „Pro Pope Francis“



Religion.orf.at, 20.10.2017
Initiative „Pro Pope Francis“ hat 10.000 Unterstützer
Wie ein Lauffeuer verbreite sich derzeit die Initiative „Pro Pope Francis“, die den Papst und dessen „Pastoralkultur“ der Barmherzigkeit gegen innerkirchliche Kritiker verteidigen will, berichtete Kathpress am Freitag.

Seit dem Start der auf Deutsch und Englisch gestalteten Website www.pro-pope-francis.com haben sich innerhalb von drei Tagen bereits mehr als 10.000 Personen dem direkt an Franziskus gerichteten Offenen Brief mit ihrer Unterschrift angeschlossen. Das teilte der Wiener Theologe Paul Michael Zulehner am Freitag Kathpress mit, der „Pro Pope Francis“ gemeinsam mit dem Prager Religionsphilosophen Tomas Halik initiiert hatte.

Prominente Namen
Auf der im Internet einsehbaren Liste der Unterstützer finden sich prominente Namen aus dem innerkirchlichen Bereich, aber auch darüber hinaus: u. a. die österreichischen Altbischöfe Paul Iby (Eisenstadt), Erwin Kräutler (Xingu, Brasilien) und Helmut Krätzl (Wien), Bischof Miklos Beer (Vac), der Prager Weihbischof Vaclav Maly, KAÖ-Präsidentin Gerda Schaffelhofer, Erzabt Asztrik Varszegi von Pannonhalma (Ungarn), die spirituellen Lehrer P. Anselm Grün und David Steindl-Rast; weiters der ehemalige Staatspräsident Ungarns, Laszlo Solyom, der frühere deutsche Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und ÖVP-Ex-Vizekanzler Erhard Busen.


Katholisch.de, 28.10.2017
Fast 30.000 Unterstützer für "Pro Pope Francis"
Angefangen hatte die Initiative "Pro Pope Francis" als Idee von zwei Theologen. Nun haben bereits fast 30.000 Gläubige ihre Unterstützung für Papst Franziskus bekundet - trotz Kritik an der Aktion.

Kräutler setzt große Hoffnung in Amazonien-Synode


Religion.orf.at, 19.10.2017
Kräutler setzt große Hoffnung in Amazonien-Synode
Der brasilianisch-österreichische Bischof Erwin Kräutler setzt große Hoffnungen in die von Papst Franziskus angekündigte Sonderbischofssynode zur Amazonas-Region.

„Unsere Freude ist übergroß und die Erwartungen selbstverständlich noch größer“, sagte der aus Österreich stammende emeritierte Bischof von Xingu am Donnerstag im Interview der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress zu der Bischofsversammlung, die im Oktober 2019 in Rom stattfinden soll.

Die Synode werde sich „mit neuen Wegen und neuen Formen der Evangelisierung“ befassen und nach Antworten auf die regionalen ökologischen und sozialen Herausforderungen suchen. Angesichts der Klimaveränderung habe sie auch „weltweite Bedeutung“, erinnerte Kräutler an die Folgen der immer weiter voranschreitenden Zerstörung des Regenwaldes.

Kräutler setzte sich für Synode ein
Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof der flächenmäßig größte Diözese Brasiliens mitten im Amazonasgebiet. Der 78-Jährige ist weiterhin Sekretär der brasilianischen Bischöflichen Kommission für Amazonien und im länderübergreifenden kirchlichen panamazonischen Netzwerk REPAM (Rede Eclesial Panamazonica) tätig.

Das vom Lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM, der Brasilianischen Bischofskonferenz und der Lateinamerikanischen Religiosenkonferenz CLAR gegründete Netzwerk dürfte bei der Vorbereitung der Bischofssynode eine wesentliche Rolle spielen. Das Projekt einer Amazonas-Synode war in den vergangenen Jahren von den Ortsbischöfen in der betroffenen Region - und hier besonders von Bischof Kräutler - mehrfach ins Spiel gebracht worden.

Pastorale Linien entwickeln
Durch die Synode sollten die „richtungsweisenden“ Worte des Papstes zu Amazonien und den Indigenen Völkern „konkrete Gestalt annehmen“, sagte Bischof Kräutler unter Verweis auf entsprechende Passagen in der Enzyklika „Laudato si“ und mehrere Ansprachen des Papstes während seiner bisherigen Lateinamerika-Besuche. „Das gesprochene oder geschriebene Wort soll in neuen Wegen der Evangelisierung, in entsprechenden pastoralen Linien und Prioritäten zum Ausdruck kommen.“
Bischof Erwin Kräutler

Bedrohten Lebensraum in Amazonien verteidigen
Thematische Schwerpunkte sieht Kräutler vor allem in der Situation der indigenen Völker, der Zukunft sogenannter „eucharistieloser Gemeinden“ aber auch der Rolle der katholischen Kirche bei der Verteidigung des bedrohten Lebensraumes der Menschen in Amazonien. Dies sei jedoch keineswegs eine vollständige Auflistung. Aus Sicht des Bischofs belegt die Einberufung der Synode außerdem einmal mehr den Willen des Papstes zur Stärkung der Kollegialität des Episkopats.

Antworten der Kirche auf Herausforderungen wie in Amazonien könnten „nicht autoritär von oben herab gegeben werden“. Das kirchliche Lehramt habe „nicht von vornherein für alles und jedes eine fertige Antwort“. Franziskus wolle daher „Bischöfe, die vor Ort die Probleme hautnah erleben und die Realität aus eigener Erfahrung kennen in die Entscheidungsfindung miteinbeziehen“.

Art der Evangelisierung
So stelle sich etwa die Frage, welche Form der Glaubensverkündigung bei den Indigenen in Frage kommt, also eine Evangelisierung der indigenen Kultur oder eine Evangelisierung, die von der jeweiligen indigenen Kultur und ihren je eigenen Gotteserfahrungen ausgeht. Bei bereits christianisierten Völkern, so Kräutler weiter, gehe es darum, wie deren kulturellen Ausdrucksformen in der Eucharistiefeier und Spendung der Sakramente berücksichtigt werden sollen.

Hinzukomme die Bedrohung der Indigenen durch Großgrundbesitzer, Bergwerksgesellschaften, Goldsucher, Holzunternehmen oder den Bau von Wasserkraftwerken: „Wie kann sich die Kirche mehr zusammen mit den indigenen Völkern, und nicht anstelle dieser Völker, für die Verteidigung ihrer Rechte und ihrer Würde einsetzen?“, umreißt Kräutler diesen Bereich.

„Dolchstoß“ für Amazonien
Überhaupt gehe es um die Zukunft der Amazonasregion als Lebensraum. Amazonien erleide seit Jahrzehnten „einen Dolchstoß nach dem anderen“. Wirtschaftsunternehmen handelten vielfach ohne Rücksicht auf Natur und Bevölkerung. Weite Gebiete seien einer skrupellosen Brandrodung zum Opfer gefallen, Umweltverschmutzung wie die Verseuchung von Flüssen breite sich aus, so Kräutler. Auswirkungen habe dies vor allem auf die arme Bevölkerung.

Gerade in den Städten Amazoniens nehme aber auch der „Wegwerf-Wahnsinn“ immer mehr zu, sieht der Bischof insgesamt die von Papst Franziskus eingemahnte „humane Ökologie“ im Sinne einer wechselseitigen Beziehung zwischen den Menschen und ihrer Mit-Welt massiv gefährdet. Die Synode müsse daher beraten, wie die Kirche dem entgegentreten könne und was sie an Bewusstseinsbildung tun kann, „um Amazonien für seine Menschen und den Planeten zu retten“, so Kräutler: Dazu gehöre die Förderung einer ökologischen Spiritualität, die zu mehr Genügsamkeit anleitet.

„Horrender Priestermangel“
Lösungswege soll die Synode aus Sicht Kräutlers aber auch für die pastorale Lage angesichts eines „horrenden“ Priestermangels aufzeigen. In Amazonien könnten 90 Prozent der katholischen Gläubigen keine regelmäßige reguläre Sonntagsmesse feiern, obwohl das Zweite Vatikanische Konzil mehrfach unterstrichen habe, dass die Eucharistie der Mittelpunkt der christlichen Gemeinde ist, hielt der Bischof im Kathpress-Interview fest.

In vielen der kleinen „eucharistielosen Gemeinden“ hätten die Gläubigen keinen inneren Bezug mehr zur Eucharistiefeier. „Sie sehen kaum einen Unterschied zwischen ihren Wortgottesdiensten und dem Samstags- oder Sonntagskult der Evangelikalen“, sieht Kräutler darin einen Mitgrund für den Zulauf zu evangelikalen Gemeinschaften.

Diakoninnen statt Priester
Die in Brasilien versuchte Umverteilung von Priestern aus dem Süden des Landes in den Norden habe nur minimale Erfolge gebracht. Viele Geistliche aus dem Süden hätten große Probleme, sich im Kulturkreis Amazoniens einzuleben, so Kräutler. „Es geht um das ‚amazonische Gesicht‘ der Kirche und dies auch im Hinblick auf das Weihepriestertum.“ „Welche Form des priesterlichen Dienstes ist heute in Amazonien, insbesondere bei christlichen indigenen Völkern gefordert?“, ist für Kräutler daher eine der Fragen für die Amazonien-Synode.

Aus Sicht des Bischofs ist klar, dass es hier um die Frage nach den Zulassungsbedingungen zum Weihepriestertum gehen muss „und vermutlich auch zur Diakoninnenweihe, da die kleinen Gemeinden mehrheitlich von Frauen geleitet werden“, wie er sagte.

Erfahrene Gemeindeleiter einsetzen
„Vielleicht kann sogar der Vorschlag des emeritieren Bischofs Fritz Lobinger aufgegriffen werden“, verwies Kräutler auch erneut auf ein Modell des aus Deutschland stammenden langjährigen katholischen Missionsbischofs von Aliwal in Südafrika. Lobinger spricht sich darin dafür aus, dass Gemeinden ohne Priester durch ein „Team of Elders“, also in der Gemeindeleitung „Erfahrenen“, geleitet werden, und diese dann auch zu ordinieren, damit sie mit ihren Gemeinden Eucharistie feiern können.


Domradio.de, 19.10.2017
Amazonien-Synode: Hohe Erwartungen bei emeritiertem Bischof
"Probleme hautnah erleben"
Der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler setzt große Hoffnungen in die von Papst Franziskus angekündigte Bischofssynode für seine Region. Vor allem die schwierige Situation der Indigenen ist ihm ein Anliegen.

Montag, 16. Oktober 2017

Papst lädt 2019 zur Bischofssynode für das Amazonas-Gebiet

Radio Vatikan, 15/10/2017

Franziskus lädt für Oktober 2019 zu einer Sonderversammlung der Bischofssynode für das Amazonas-Gebiet nach Rom ein. Das gab der Papst beim Angelus-Gebet an diesem Sonntag auf dem Petersplatz bekannt. Er greife mit dem Bischofstreffen die Bitten verschiedener lateinamerikanischer Bischofskonferenzen sowie von Priestern und Gläubigen aus weiteren Teilen der Welt auf, sagte der Papst im Anschluss an eine Messe auf dem Petersplatz, bei der er Märtyrer unter anderem aus Brasilien und Mexiko heiligsprach.

Hauptziel der Bischofsversammlung, deren genaues Datum der Papst noch nicht bekannt gab, sei es, über „neue Wege der Evangelisierung“ in diesem Erdteil zu beraten, die vor allem den dort ansässigen indigenen Völkern zugutekommen sollten, so Papst Franziskus. Diese Menschen würden „häufig vergessen“ und „ohne gute Zukunftsperspektiven“ gelassen.

Die Region des Amazonas-Regenwaldes befinde sich in der „Krise“, fuhr der Papst wohl mit Blick auf die Zerstörung der Umwelt und des indigenen Lebensraums dort fort. Das Amazonasgebiet sei eine „Lunge unseres Planeten“ und habe „entscheidende Bedeutung“ für die globale Zukunft, so Franziskus:

„Mögen die neuen Heiligen für dieses kirchliche Ereignis bitten, damit im Respekt vor der Schönheit der Schöpfung, alle Völker der Welt Gott loben, den Herrn des Universums, und – durch ihn erleuchtet – Wege der Gerechtigkeit und des Friedens beschreiten.“

Der Papst grüßte im Anschluss an die Messe beim Angelus-Gebet die zahlreichen Pilger und offiziellen Delegationen, die aus Brasilien, Frankreich, Italien, Mexiko, Malta und Spanien zur Heiligsprechung nach Rom gekommen waren.

Zudem erinnerte der Papst an den Welttag zur Überwindung extremer Armut, der am kommenden 17. Oktober begangen wird. Papst Franziskus wird am Vortag, nämlich Montag, bei der Welternährungsbehörde FAO in Rom selbst dieses Thema berühren, wenn er über den Kampf gegen Hunger und Armut spricht.

„Elend ist kein Schicksal; es hat Ursachen, die erkannt und beseitigt werden müssen, um die Würde unserer Brüdern und Schwestern zu ehren und dem Beispiel der Heiligen zu folgen.“


Katholisch.de, 17.10.2017
Ist der Zölibat das Thema der Amazonas-Synode?
Kritiker des Papstes fürchten, dass nicht die Evangelisierung indigener Völker, sondern eine Lockerung des Zölibats Thema der Amazonas-Synode sein könnte.
Ihren Ursprung hatten derartige Spekulationen im April 2014: Damals empfing Franziskus im Vatikan den Amazonas-Bischof Erwin Kräutler. Der für seine unkonventionellen Ansichten bekannte Österreicher sagte anschließend in einem Interview, der Papst habe um "mutige und couragierte" Lösungsvorschläge der Brasilianischen Bischofskonferenz für die Seelsorge der Zukunft gebeten. Ein Vorschlag, so Kräutler weiter, werde gewiss sein, "dass man Zölibat und Eucharistiefeier entkoppelt". Da nutzte es wenig, dass der Bischof kurz darauf Behauptungen zurückwies, er arbeite am Thema Priesterweihe von Verheirateten und das Ganze als "Missverständnis" bezeichnete.

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Antônia Melo erhält Alexander Soros Foundation Award 2017


Antônia Melo ist bekannt für ihren unerschrockenen Kampf gegen das Kraftwerk von Belo Monte an der Seite von Bischof Erwin Kräutler. Sie gründete die Bewegung "Xingu Vivo Para Sempre", an der sich NGOs der Zivilgesellschaften und Umweltschützer anschlossen. Der investigative Journalismus von Xingu Vivo wurde wegen Gefährdung der Staatssicherheit verboten und die Mitarbeiter kriminalisiert. Wegen des Kraftwerksbaus und den damit verbundenen Flutungen von Altamira musste Antônia im September 2015 ihr Haus räumen.

In der Begründung zur Preisverleihung heißt es, Antônia Melo habe durch ihren Einsatz gegen die Zerstörung der Amazonasregion vielen Indigenen und Flussbewohnern geholfen und dazu beigetragen, dass die oft illegalen Vorgehensweisen national und international bekannt wurden. Das hatte schließlich auch Auswirkungen auf die Aufdeckungen der Korruptionsskandale rund um den Kraftwerksbau von Belo Monte.

Der Alexander Soros Foundation Award für Umweltschutz und Verteidigung der Menschenrechte ehrt seit 2012 jährlich Aktivisten, die sich in besonderer Weise für Umwelt und Menschenrechte einsetzen. Antônia ist die 6. Gewinnerin.


Xingu 230 - Youtube, 12.10.2017
Em Nova York Antônia Melo ganha prêmio por sua luta contra Belo Monte
International Rivers, 10/10/2017
Antônia Melo Wins Alexander Soros Foundation Award for 2017
We are thrilled to share the news that Antônia Melo, our close friend and partner, and tireless champion of the Amazon and its people, has been awarded the Alexander Soros Foundation Award for 2017!

Antônia has risked everything to stop the destructive Belo Monte Dam in the Brazilian Amazon. Two decades ago, Melo, a mother of five, founded the “Movimento Xingu Vivo Para Sempre,” a collective of social and environmental organizations in the Altamira region of Brazil impacted by the Belo Monte hydroelectric project. The movement brings together groups unified in their objection to the dam, including communities living along the river, fishermen, rural workers, urban dwellers, Indigenous Peoples, and religious and women’s organisations.

#ASFAward2017

Alex Soros Foundation

"Antônia Melo" auf diesem Blogspot

Mittwoch, 4. Oktober 2017

"Erwin-Kräutler-Preis" an Sebastian Pittl und Stefan Silber

Foto v.l.n.r.: Rektor Heinrich Schmidinger, Univ.-Prof. DDr. Franz Gmainer-Pranzl, Dr. Sebastian Pittl, Dr. Stefan Silber und Bischof Erwin Kräutler - Fotonachweis: Kolarik
Am 3. Oktober 2017 vergab das Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen der Universität Salzburg zum vierten Mal den Erwin Kräutler-Preis. Er ging heuer an die Theologen Sebastian Pittl (IWM St. Georgen) und Stefan Silber (Universität Osnabrück).
Uni Salzburg, 4.10.2017

Mittwoch, 27. September 2017

Brasilien nimmt Bergbaufreigabe zurück


ORF, 26.9.2017
Erfolgreiche Proteste von Umweltschützern
Im August dieses Jahres hat der brasilianische Präsident Michel Temer ein Dekret unterschrieben, das Regenwaldreservat Reserva Nacional do Cobre e Associados (RENCA) für den Goldabbau zu öffnen. Nach scharfen Protesten nimmt die Regierung die umstrittene Verordnung nun zurück, wie die Behörden am Montag (Ortszeit) mitteilten. Am Dienstag soll ein neues Dekret zum Schutz des Regenwaldes veröffentlicht werden.

Die Regierung setzte das Dekret zwar vorerst aus, kündigte aber an, es zu einem späteren Zeitpunkt weiter diskutieren zu wollen. „Brasilien muss wachsen und Arbeitsplätze schaffen, Bergbauinvestitionen anlocken und das ökonomische Potenzial der Gegend nutzen“, so das Ministerium für Bergbau und Energie am Montag in einem Statement.
Naturschutzgebiet soll erhalten bleiben

Bedroht war ein Naturreservat in der Fläche von Dänemark, berichtete kürzlich der Buchautor Chris Feliciano Arnold in der „New York Times“ („NYT“). Das etwa 46.100 Quadratkilometer große Schutzgebiet RENCA erstreckt sich über die brasilianischen Bundesstaaten Para und Amapa. Während der Militärdiktatur war es als geschlossenes Terrain ausgewiesen, das andere Länder davor hindern sollte, Bodenschätze auszubeuten. Heute ist es ein Naturschutzgebiet, das laut dem lokalen Forschungsinstitut IPAM nicht nur die höchste Dichte an Säugetieren beherbergt, sondern in dem auch indigene Völker leben.

„Kein Paradies“: Kriminelle Schürfer im Regenwald
Temers Rechtfertigung für den industriellen Bergbau war, illegalen Holzfällern und Goldgräbern Einhalt zu gebieten. Diese würden „den Reichtum der Nation plündern“ und das Wasser mit Quecksilber verseuchen, so der brasilianische Präsident noch vor Kurzem - es handle sich um „kein Paradies“. Im Zuge des RENCA-Erlasses schlug er außerdem vor, die Einhaltung von Umweltstandards den Bergbauunternehmen selbst zu überlassen - und die Regierung damit zu entlasten.

Doch großräumige Bergbauvorhaben im Amazonas-Regenwald, ob legal oder illegal, würden immer ein hohes Risiko mit sich bringen, so Buchautor Arnold, und zwar nicht nur durch den Abbau von Rohstoffen selbst: Zusätzlich werden Straßen, Schienen und Staudämme gebaut - und dafür Regenwald abgeholzt. Diese „Nebenprojekte“ würden Trinkwasser verschmutzen und den Lebensraum für Flora, Fauna und Mensch zerstören, kritisierten Umweltschützer.

Weitere Dekrete für Bauprojekte noch aufrecht
Unterstützt wurden dieses Argumente kürzlich auch von Bundesrichter Rolando Valcir Spanholo. Er hatte der Öffnung des Reservats einen Riegel vorgeschoben und das ursprüngliche Dekret somit erst einmal ausgesetzt. Eine solche Verordnung brauche die Zustimmung des Nationalkongresses, urteilte Spanholo, was die Hoffnung vieler Regenwaldschützer wachsen ließ.

Doch der RENCA-Beschluss ist nicht der einzige seiner Art. Derzeit liegen den brasilianischen Behörden noch weitere drei Gesetzesentwürfe zur Nutzung des Amazonas-Gebiets vor, laut denen innerhalb der nächsten acht Jahre insgesamt fünf Millionen Hektar geschütztes Regenwaldareal erschlossen werden sollen, so die „NYT“. Ein anderes Dekret sehe etwa vor, ein Gebiet in der Fläche von Alaska auswärtigen Bergbauinvestitionen zu überlassen. Es bleibt unklar, ob sich die Zurückweisung des RENCA-Dekrets auch auf andere Regenwaldgebiete in Brasilien bezieht.

„Kein Anführer ist immun gegen öffentlichen Druck“
Nationale und internationale Umweltschützer stellten sich vehement gegen die Vorhaben zu RENCA und zeigten sich jetzt vorsichtig optimistisch. „Sollte das neue Dekret umgesetzt werden - egal wie schlecht auch immer -, so zeigt die Aussetzung der Verordnung, dass kein Anführer komplett immun gegen öffentlichen Druck ist“, so Marcio Astrini, Greenpeace-Koordinator. „Es ist ein Sieg der Gesellschaft über jene, die unseren Wald zerstören und verkaufen wollen.“

Der Oppositionelle Senator aus Amapa nannte die alte Verordnung gar „die größte Attacke auf das Amazonas-Gebiet seit 50 Jahren“. Kritisiert wurde außerdem, dass Temer indirekt von den Brasilianern gefordert hatte, ihre Geschichte zu vergessen und auf das Geld zu vertrauen, das der Bergbau in die Gegend bringen sollte. Doch die Brasilianer hatten genügend Gründe, diesen Argumenten wenig Glauben zu schenken - zu groß war die Gefahr für Mensch und Umwelt erst im Jahr 2015, als ein Damm in Bento Rodrigues brach und eine der weltweit größten Umweltkatastrophen anrichtete.

Dabei gelangte durch den Bruch eines Rückhaltebeckens der Eisenerzmine 32 Millionen Kubikmeter toxischer Schlamm bis in den Atlantischen Ozean. 17 Menschen starben, und mehrere Hunderttausend wurden von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Experten zufolge wird es mindestens 100 Jahre dauern, bis die Rückstände der Giftstoffe verschwinden werden.

Odyssee der gescheiterten Bauprojekte
Die Geschichte der Katastrophen und behördlichen Irreführungen des brasilianischen Bergbaus ist lang: In den 1970ern wurde mit der Transamazonika-Autobahn ein über 4.000 Kilometer langes Bauprojekt mitten durch das Amazonas-Becken gestartet, das lange noch nicht abgeschlossen ist. Es sollte die Atlantik- mit der Pazifikküste auf Höhe des Äquators miteinander verbinden, besteht derzeit aber größtenteils aus nicht asphaltierten Straßen.

Über Jahrzehnte wurde von der Regierung versprochen, unentdecktes Binnenland für Besiedelung zu öffnen - vor allem mussten dafür aber Tausende indigene Bewohner ihren Lebensraum oder sogar ihr Leben lassen. Ein beispielloser Fall, der von einem Bundesstaatsanwalt sogar als Ethnozid bezeichnet wurde, ist jener des Wasserkraftwerks Belo Monte - immer noch in Bau seit der Zeit des Militärregimes. Das Megaprojekt sollte Strom für den Bergbau liefern, verdrängte aber Tausende Menschen in die Überschwemmungsgebiete des Amazonas. Indigene Völker protestierten über Jahre, die Regierung versuchte sie durch schlecht organisierte Hilfsprogramme ruhigzustellen.

Mächtige Temer-Lobby schützt ihren Präsidenten
Und neben riesiger staatlicher Bauprojekte im brasilianischen Regenwald gibt es da auch noch die Fehden um Land, die Großgrundbesitzer untereinander führen. Eine mächtige Lobby an Ranchern, Holzfällern, Baulöwen und Lokalpolitikern bekämpft sich gegenseitig und beutet Arbeiter aus, die nicht zuletzt auch oft selbst ihres Landes beraubt wurden, kritisierte Arnold. Diese vermögende Clique an Eignern bilde sich aus genau jenen Menschen, die Temer vor einem Korruptionsskandal schützen würden. Es bleibt also abzuwarten, ob das neue Dekret zum Schutz des Regenwaldes von Dauer sein wird.


Agência Brasil, 26/09/2017
Decreto que revoga a extinção da Renca é publicado no Diário Oficial
O Decreto nº 9.159, que revoga outro decreto, o de número 9.147, de 28 de agosto de 2017, que extinguiu a Reserva Nacional do Cobre e Associados (Renca), está publicada no Diário Oficial da União desta terça-feira (26). Ele foi assinada ontem (25) pelo presidente Michel Temer. A decisão de extinguir a Renca foi questionada por ambientalistas, artistas e repercutiu na mídia internacional.


Ministério de Minas e Energia, 25/09/2017
Governo revoga decreto que extingue a Renca
O Ministério de Minas e Energia (MME) comunica que encaminhou ao Palácio do Planalto solicitação para que o governo examinasse a revogação da medida que extinguiu a Reserva Nacional de Cobre e Associados (Renca). A Casa Civil da Presidência da República informou ao MME que vai adotar a medida com a edição de um novo Decreto a ser publicado na edição desta terça-feira, 26, no Diário Oficial da União.

The New York Times, 18.9.2017
In the Amazon, a Catastrophic Gold Rush Looms
Brazil’s interim president, Michel Temer, is willing to sacrifice millions of acres of rain forest in pursuit of a 16th-century boondoggle: fortunes of gold in the Amazon.

Dienstag, 26. September 2017

Bischof Kräutler fordert mehr Solidarität mit Amazonas-Katholiken


Erzdiözese Wien, 29.5.2017
Bischof Kräutler fordert mehr Solidarität mit Amazonas-Katholiken

Mehr Solidarität mit den Katholiken im Amazonas wünscht sich Bischof Erwin Kräutler von den österreichischen Bischöfen wie auch von der weltweiten katholischen Kirche. Papst Franziskus habe alle Bischöfe dazu aufgerufen, über neue Formen der Zulassung zum Weihepriestertum nachzudenken. Und das sei dringender denn je, so Kräutler mit Blick auf die Amazonas-Diözese Xingu, wo es einen "unvorstellbaren" Priestermangel gebe. Kräutler äußerte sich im "Kathpress"-Interview am Rande der 20. Globart Academy in Krems, die am Wochenende zu Ende gegangen ist.

Nur viermal im Jahr Eucharistie
Wie der Bischof berichtete, gebe es in der Diözese Xingu, die rund vier Mal so groß ist wie Österreich, für 800 Gemeinden gerade einmal 30 Priester. 70 Prozent der Gläubigen könnten höchstens vier Mal im Jahr die Eucharistie feiern. "Und da müssen einfach die Alarmglocken läuten", so Kräutler. Den Menschen im Amazonasgebiet gehe deshalb auch vielfach das Verständnis für die Eucharistie verloren, warnte der Bischof. Und damit würden auch die Grenzen zu den vielen evangelikalen Gruppen im Land verschwimmen, die viel Zulauf hätten.

Das Zustandekommen einer Eucharistiefeier dürfe nicht davon abhängen, ob ein zölibatär lebender Priester vorhanden sei, zeigte sich Kräutler überzeugt. Eine Konferenz der Bischöfe von Amazonien im vergangenen November habe sich bereits diesbezüglich klar ausgesprochen. Mehr Rückhalt aus anderen Kontinenten dafür - "und damit meine ich auch Europa" - wäre notwendig. Auch die österreichischen Bischöfe sollten - aus Solidarität mit Amazonien - mutige Schritte setzen, so der emeritierte Bischof von Xingu, der zugleich festhielt, dass der Wert des Zölibats damit in keiner Weise in Frage gestellt werde.

Verfolgt von der Mafia
Bischof Kräutler sprach bei der Globart Academy im Kremser Kloster zum Thema "Haltung in haltlosen Zeiten". Er kam dabei u.a. auch darauf zu sprechen, dass er selbst immer wieder wegen seines Einsatzes für Arme und Unterdrückte verfolgt wurde und wird. "Es gibt Typen, ich sage Mafiosi, die wollen einfach ihren Reichtum vergrößern. Dabei sind sie skrupellos und gehen über Leichen. Mit denen kann man nicht auf freundschaftlicher Basis reden, die hassen mich." So der Bischof, der seit elf Jahren sein Bischofshaus nicht mehr ohne Personenschutz verlassen kann. Bei einer Messe im Freien habe er gar eine kugelsichere Weste tragen müssen.

Kräutler: "Wenn ich mich so einsetze, dass es mir Probleme macht und ich mit dem Tod bedroht werde, dann braucht man einen Grund dazu: Warum mache ich das? Aus welchen Quellen schöpfe ich?" In solchen Situationen, wo man selbst an Leib und Leben bedroht werde, brauche man einen Halt, "und den finde ich im Evangelium". Vor allem auch das Gebet und hier wieder der Rosenkranz seien ihm eine wichtige Stütze.

Der Bischof betonte zudem die Bedeutung der Mystik: "Mystik ist frei werden, still werden vor Gott." Von daher komme auch seine Inspiration. Er danke Gott dafür, dass er ihm die Courage gebe, im richtigen Moment das Richtige zu sagen, wo immer das notwendig sei.

Es sei ihm jedenfalls unmöglich zu schweigen, so Kräutler - etwa, wenn hunderte Familien wie beim Bau des Kraftwerks Belo Monte die Lebensgrundlage entzogen wird oder indigenen Völker bei der aktuell geplanten Auflösung des Naturschutzgebietes "Renca" zwangsumgesiedelt werden.

Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof von Xingu, der flächenmäßig größte Diözese Brasiliens mitten im Amazonasgebiet. Der emeritierte Bischof wohnt, wenn er nicht gerade im Ausland unterwegs ist, mit seinem Nachfolger Joao Muniz Alves im gleichen Bischofshaus und ist weiter vielfältig aktiv.


Interview-Audio: "Kann nicht schweigen, wenn ein Projekt hunderten Familien die Lebensgrundlage nimmt"


Radio Vatikan, 26.9.2017
Brasilien: Über neue Weihemöglichkeit nachdenken
Mehr Solidarität mit den Katholiken im Amazonas wünscht sich der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler von der weltweiten katholischen Kirche. Mehr Solidarität bedeutet nicht nur „Geld schicken“, sondern auch pastorale Möglichkeiten anbieten, damit die Gläubigen in dem betroffenen Gebiet mit der Kirche verbunden bleiben, betont der Bischof. Eine Möglichkeit: neue Formen der Zulassung zum Weihepriestertum, damit das leidige Problem mit den Seelsorgern in einem Riesengebiet wie der Amazonas angegangen werden kann.