Mittwoch, 30. November 2016

Staatsanwaltschaft fordert Einstellung von Belo Monte

Die Staatsanwaltschaft von Pará reichte Anklage ein und fordert, dem Kraftwerk Belo Monte die Betriebsgenehmigung zu entziehen, weil es zu starken negativen Auswirkungen auf die Umwelt käme, die laut den Auflagen hätten verhindert werden sollen. Vor allem das große Fischsterben, wofür das Betreiberkonsortium mit R$ 27 Millionen bestraft wurde, würde in seinen Konsequenzen nicht richtig erkannt und eingestuft, beklagt die Staatsanwaltschaft.


G1-O Globo, 29/11/2016
MPF pede a suspensão da operação da hidrelétrica de Belo Monte, no PA
MPF quer sejam atenuados os impactos provocados pela usina no rio Xingu.
Norte energia diz que cumpre todas as demandas do órgão licenciador.


MPF-Pará

Dienstag, 29. November 2016

Begegnungsabend mit Bischof Erwin Kräutler in Koblach

VOL.at, 29.11.2016
Koblach bleibt „verwurzelt” am Xingu
Schon im Foyer herrschte eine ganz besondere Stimmung. Bischof Kräutler ließ es sich nicht nehmen seine Gäste persönlich in Empfang zu nehmen. Ein sehr herzlicher Empfang mit vielen Umarmungen und Händeschütteln.

“Wurzeln von zwei Bäumen” ineinander verschlungen, so die Metapher “Brasilien – Koblach” führte als roter Faden durch den Abend.

Mit vielen Bildern untermalte Bischof Kräutler seine Ausführungen. Auch wenn er seit 2015 in Ruhestand ist laufen seine Projekte am Xingu weiter wie bisher.

Sein Nachfolger Frei João Muniz Alves OFM wurde am 5. März 2016 zum Bischof geweiht und Bischof Kräutler unterstützt ihn auch weiterhin in der Diözese in Brasilien.

Die Diözese führt in Altamira unter anderem ein Heim für Mutter und Kind, eine Krankenstation und eine große Schule. Nur mit Unterstützung sind diese Projekte möglich. “Hier geht es nicht um Almosen sondern um nachbarschaftliches Teilen. Zum Glück gibt es Menschen die das tun. ”

Rosina Welte von der Gruppe “Koblach am Xingu” sind diese Begegnungen in Koblach besonders wichtig damit auch die “Jungen” um das Wirken von Bischof Kräutler Bescheid wissen und somit die Projekte am Leben halten.

Oder wie Bischof Kräutler zitierte:

„Wenn einer allein träumt, ist es nur ein Traum.
Wenn Menschen gemeinsam träumen,
ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit.“
(Helder Camara)

Montag, 28. November 2016

Erwin Kräutler in Liebfrauenkirche München: Amazonien geht uns alle an


Adveniat, 25.11.2016
Kardinal Marx, Bischof Kräutler und Adveniat fordern von Bundesregierung Einsatz für Völker im Amazonasgebiet
München. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, Amazonas-Bischof Erwin Kräutler und Adveniat-Hauptgeschäftsführer Prälat Bernd Klaschka haben am Freitagabend, 25. November 2016, in der Katholischen Akademie Bayern als Erstunterzeichner einer Online-Petition die Bundesregierung aufgefordert, sich stärker für den Schutz der indigenen Völker im Amazonasgebiet einzusetzen. „Wir fordern Sie auf, sich bei der brasilianischen Regierung für einen wirksamen Schutz des Gebietes der Yanomami im Bundesstaat Roraima einzusetzen“, heißt es in der Online-Petition, die an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler Sigmar Gabriel und Entwicklungshilfeminister Gerd Müller gerichtet ist. Das Menschenrecht auf Gesundheit müsse auch für die indigenen Völker garantiert werden. Zudem solle Deutschland die ILO-Konvention Nr. 169 unterzeichnen, die bis heute einzige internationale Norm, die einen rechtsverbindlichen Schutz der indigenen Völker garantiert.


Adveniat, 28.11.2016
„Eine Schutzmacht für das gemeinsame Haus aller Menschen“
München. Mit einem feierlichen Gottesdienst hat das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat die bundesweite Weihnachtsaktion der katholischen Kirche unter dem Motto „Schützt unser gemeinsames Haus“ in der Münchner Frauenkirche eröffnet. „Die Güter der Erde gehören uns allen, müssen allen zugutekommen und für alle bewahrt werden. Daran halten wir fest, auch in einer Zeit, in der Abgrenzung und das Nationale stärker zu werden scheinen“, sagte Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, in seiner Predigt. Gemeinsam mit Kardinal Marx feierten Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck, „Amazonas-Bischof“ Erwin Kräutler, die beiden ecuadorianischen Bischöfe Rafael Cob Garcia von Puyo und Eduardo Castillo sowie Adveniat-Hauptgeschäftsführer Prälat Bernd Klaschka den Gottesdienst mit vielen weiteren Gästen aus Lateinamerika und Deutschland.

Radio Vatikan, 27.11.2016
Adveniat eröffnet Weihnachtsaktion

domradio.de, 27.11.2016
Kirchen starten Spendenaktionen vor Weihnachten
Solidarität für die "Menschheitsfamilie"
Traditionell eröffneten die Kirchen am ersten Advent ihre Spendenaktionen. Das katholische Hilfswerk Adveniat rief zu mehr Solidarität auf. "Brot für die Welt" stellte die Versorgung der Menschen mit gesunden Lebensmitteln in den Mittelpunkt.

domradio.de, 27.11.2016
Video vom Pontifikalamt zur Eröffnung der Adveniat-Aktion (27.11.2016)
domradio.de übertrug am ersten Adventssonntag aus dem Münchner Dom das Pontifikalamt mit dem Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx.
Hier das Video davon. Bischof Kräutler ist mit seinem Sendungswort ab 1:29:00 zu hören.


Sendungswort von Bischof Erwin Kräutler am Schluss des Gottesdienstes in der Liebfrauenkirche München im Wortlaut:

Amazonien geht uns alle an.
Amazonien war bis vor einem halben Jahrhundert noch eine Welt von Wald und Wasser. Manche sprachen von der „grünen Hölle“ und meinten damit die Undurchdringlichkeit des Dschungels im Norden Südamerikas, die Insektenplage, fauchende Jaguare und giftige Riesenschlangen, das feuchtheiße Klima und dazu noch die Indio-Völker, die sie als wilde Horden auf Steinzeitniveau einstuften.
Auf einmal aber mutiert Amazonien zu einem letzter Rest des Paradieses mit seiner bis heute nicht vollständig erforschten Artenvielfalt. Die Indigenen Völker sind plötzlich als die wirklichen Beschützer des tropischen Regenwaldes anerkannt. Die Natur, die Schöpfung ist ja seit eh und je ihre Mitwelt, die sie lieben, zu der sie gehören und die zu ihnen gehört. Wissenschaftler entdecken die Klima regulierende Funktion Amazoniens für den ganzen Planeten. Amazonien wird rehabilitiert, aufgewertet. Edelmetalle und Edelhölzer aller Art schüren die Gier nationaler und transnationaler Konzerne. Das Flusssystem Amazoniens ist das größte Süßwasserreservoir der Erde. Der skrupellose Abbau der Naturreichtümer beginnt aber ohne Rücksicht auf die in Amazonien lebenden Völker und deren Mitwelt. Plötzlich geraten die mächtigen Flüsse Amazoniens ins Visier der Regierungen und Großunternehmen, die in den Wasserläufen ein unerschöpfliches Potential nachhaltiger Energiegewinnung sehen und sofort astronomische Gewinne wittern. Staudämme und Mammutkraftwerke bekommen auch gleich die Etikette „saubere und erneuerbare Energiequellen“ angeheftet.
Die irreversiblen Auswirkungen für die Bevölkerung und das gigantische Ökosystem interessieren nicht. Nationale und internationale Interessen diktieren die brutalste Vorgangsweise aller Zeiten mit verheerenden Folgen für Amazonien und die Welt. Es geht um Profit um jeden Preis, selbst wenn Menschen, ja sogar ganze Völker und ihre Mitwelt auf der Strecke bleiben. Unendliche Soja-, Zuckerrohr- und Palmölplantagen zerstören den Lebensraum alteingesessener Familien und indigener Gemeinschaften und vertreiben sie in schmutzige Stadtviertel und Favelas. Dies alles im Namen von Entwicklung und Fortschritt. Die Frage ist nur, für wen. Wer profitiert an diesem Weltskandal, der wie ein Krebsgeschwür immer mehr Metastasen treibt?
Die bischöfliche Aktion ADVENIAT startet mit diesem Gottesdienst eine Kampagne gegen dieses brutale Vorgehen. ADVENIAT ruft die Menschen in Deutschland und in Europa auf, sich für die Völker in Amazonien und deren Mitwelt stark zu machen, das Bewusstsein zu fördern, dass Amazonien uns alle angeht und wir hier in Europa selbst von den Folgen des ausbeuterischen Raubbaus und der Missachtung der Schöpfung betroffen sein werden. Es geht um den Schutz unseres gemeinsamen Hauses, in dem alle Völker das Recht haben, in Würde ihr Leben, ihre Zukunft, ihre Entwicklung selbst zu bestimmen und zu gestalten. Am Amazonas entscheidet sich die Zukunft der Erde.
Ich bitte Sie alle um ein offenes Herz und Ihre großzügige Mithilfe, damit ADVENIAT weiterhin Projekte in vielen Diözesen unterstützen kann. Ihr Beitrag ist eine konkrete Geste liebender Solidarität mit Initiativen und Organisationen die für das Leben und Überleben der Völker in Amazonien eintreten. Im Namen aller Menschen für die Ihr Beitrag ein Segen bedeutet, danke ich Ihnen recht herzlich.

München, Liebfrauendom, 27. November 2016
Bischof Erwin Kräutler


Blickpunkt Lateinamerika, 29.11.2016
"Amazonas-Bischof" Kräutler wirbt für "Laudato si"-Umsetzung
Mit päpstlichen Rundschreiben habe er immer so sein Problem gehabt - das gibt der emeritierte Bischof Erwin Kräutler zu. "Natürlich habe ich sie gelesen, aber es hat gedauert", so der 77-Jährige. Nur bei der 2015 veröffentlichten Enzyklika "Laudato si" sei das anders gewesen. "Bitte lesen und meditieren", rät der aus dem österreichischen Vorarlberg stammende Bischof, der von 1981 bis 2015 mit Xingu im Norden Brasiliens eine der flächenmäßig größten Diözesen leitete. Denn es gehe darum, diese Botschaft von Papst Franziskus um das bedrohte gemeinsame Haus nicht nur ernst zu nehmen, sondern umzusetzen.

Donnerstag, 24. November 2016

Bischof Erwin Kräutler bei Eröffnung der Adveniat-Weihnachtsaktion in München


Bischof em. Erwin Kräutler ist Partner der Adveniat-Weihnachtssaktion „Bedrohte Schöpfung - bedrohte Völker“ und nimmt in München an folgenden Veranstaltungen teil:

Freitag, 25. November 2016, 18 bis 21 Uhr:
Workshops und Diskussionen der Akademieveranstaltung „Verlorenes Paradies? Bedrohte Schöpfung und bedrohte Völker in Amazonien“.
Workshop 1: „Laudato Si und seine Impulse aus und für Amazonien“
Referenten: Bischof Kräutler
Moderation: Dr. Johannes Schießl

Sonntag, 27. November 2016, 10 Uhr:
Eröffnungsgottesdienst zur Weihnachtsaktion im Münchner Dom „Zu Unserer Lieben Frau“
mit Gästen und Musik aus Lateinamerika.
Übertragen wird der Gottesdienst von 10 bis 11.15 Uhr live im Internetstream von domradio.de, st-michaelsbund.de und katholisch.de sowie von Bibel TV (bundesweit im Kabelnetz) und von EWTN (Sat-TV).

Teilnehmer des Gottesdienstes:
Erzbischof Dr. Reinhard Kardinal Marx, München
Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, Essen
Bischof Rafael Cob, Ecuador
Bischof em. Erwin Kräutler, Brasilien
Weihbischof Eduardo Castillo, Ecuador
Prälat Bernd Klaschka, Hauptgeschäftsführer Adveniat
Mons. Christoph Huber, Präses Kolping München und Freising
Zeremoniar: Diakon Bernhard Stürber
Mauricio López Oropeza, Brasilien
Patricia Gualingua, Ecuador

Mit lateinamerikanischer Musik begleitet wird der Gottesdienst von der Gruppe „Supay“.


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Mittwoch, 23. November 2016

Erwin Kräutler über Kampf der katholischen Kirche für Rechte der indigenen Völker Brasiliens


Erzdiözese Wien, 23.11.2016
Bischof Kräutler:
Lob für Bischöfe, aber vernichtende Belo-Monte-Bilanz

Großes Lob hat der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler für die heimischen Bischöfe übrig. Die Österreichische Bischofskonferenz hatte sich auf ihrer jüngsten Vollversammlung in Eisenstadt in einer Erklärung für die Rechte der indigenen Völker Brasiliens stark gemacht. "Als ich das erfahren habe war ich richtig stolz auf die Bischofskonferenz", sagte Kräutler am Mittwoch, 23. November 2016 in einem "Kathpress"-Interview in Wien. Gar kein Lob hat er hingegen für die politischen Zustände in Brasilien übrig. Hinsichtlich des nun fertiggestellten Megastaudamm-Projekts Belo Monte zog er eine vernichtende Bilanz.

"Wenn wir die indigene Bevölkerung in Brasilien verteidigen, dann verteidigen wir damit die brasilianische Verfassung", sagte Kräutler. Die Indios hätten von der Verfassung verbriefte Rechte, die zuletzt zunehmend wieder verletzt wurden. Dagegen müsse die Kirche ihre Stimme erheben und einschreiten. Kräutler ist auch nach seiner Emeritierung als Bischof von Xingu Sekretär für die brasilianische bischöfliche Kommission für Amazonien. In dieser Funktion stand er jüngst einem Treffen der Bischöfe des brasilianischen Amazonasgebiets in der Nähe von Belem do Para vor.

Der Platz und die Aufgabe der Kirche sei klar: "Wir stehen für die strikte Einhaltung der Menschenrechte und die Wahrung der Menschenwürde. Davon darf kein Finger breit abgewichen werden", sagte der Bischof. Die Kirche stehe für Solidarität für alle Menschen, über alle konfessionellen Grenzen hinweg.

Für Brasilien wie für Österreich gelte, dass die Bischöfe noch mehr den Kontakt mit dem Volk suchen müssten und sich für deren Rechte einzusetzen hätten. Politisches Engagement in diesem Sinn sei selbstverständlich. "Hier geht es nicht um Parteipolitik, aber wenn die Menschenrechte verletzt werden, dann hat sich der Bischof einzumischen", so Kräutler.

Zeche zahlen die Armen

Den Zustand der Politik in Brasilien bezeichnete der Bischof als desaströs. Eine korrupte Regierung werde von der nächsten abgelöst, die Zeche würden immer die Armen und der untere Mittelstand bezahlen. Vor allem im Mittelstand gebe es die permanente Angst, in die Armut abzurutschen. Die Menschen seien sprachlos, desillusioniert und müde, "wenn sie sehen, dass sich trotz aller Proteste nichts am politischen System ändert". Das ziehe sich von der Staatsebene hinunter bis zur Kommunalebene, schilderte Kräutler: "Die letzten Kommunalwahlen waren einfach schrecklich, in jeder Hinsicht".

Einmal mehr kritisierte der Bischof auch die horrenden Ausgaben für die Fußball- Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016. Die finanziellen Mittel hätte man dringend etwa für den Schul- oder Gesundheitsbereich gebraucht. "Und da haut man das Geld buchstäblich hinaus für solche Megevents, die nur für Touristen und die höheren Zehntausend Brasiliens interessant sind." Das sei eigentlich eine "Gotteslästerung" den Armen gegenüber, "was man da verschleudert und verludert hat". Trotzdem, die Hoffnung stirbt zuletzt. "Wir hoffen immer noch auf ein besseres Brasilien", so der Bischof.

Desaströs ist laut Kräutler auch die Bilanz zum Staudammprojekt Belo Monte. Der Bischof hatte sich mit vielen anderen über Jahre vergeblich gegen das Mega-Projekt am Xingu nahe seiner Bischofsstadt Altamira ausgesprochen. Staudamm und Kraftwerk seien nun fertig, allein, es fehle das Wasser, so Kräutler im Kathpress-Interview. Von 20 Turbinen, geliefert von der steirischen Andritz-AG, seien gerade einmal zwei in Betrieb. Dafür hätten zigtausende Menschen ihre Lebensgrundlage verloren. In Altamira herrsche Chaos im Bildungs-, Gesundheits- und Sicherheitsbereich. Kräutler berichtete von einem massiven Fischsterben, viele Flüsse unterhalb des Staudamms seien nicht mehr schiffbar, für die Landwirtschaft fehle das Wasser.

Mehr Präsenz vor Ort

Befragt zu den Freikirchen, die in Brasilien immer mehr Anhänger gewinnen, sprach Bischof Kräutler von einer schwierigen Situation. Mit einigen könne man halbwegs auskommen, andere wiederum würden bewusst die katholische Kirche schlecht reden und aktiv Gläubige abwerben. Die katholische Kirche setze sich in ihrer Arbeit immer für Gerechtigkeit ein und damit notwendigerweise auch kritisch mit der Politik auseinander. Dieses Element fehle den Freikirchen völlig, sagte Kräutler.

Überzeugte, praktizierende Katholiken würden nicht zu den Freikirchen wechseln, es gebe jedoch viele Getaufte, die kaum Kontakt zur Kirche hätten. "Und da kommt es dann eben vor, dass die dann einem Prediger auf den Leim gehen." Die Erfolge der Freikirchen hätten viel mit Geld, Versprechungen oder Wundersucht zu tun, so der Bischof. Viele Menschen würden auch von der einen zur nächsten Freikirche wechseln, wenn sie mit dem Gebotenen nicht mehr zufrieden seien, "und einige kommen auch wieder zurück zur katholischen Kirche".

Die Freikirchen seien sicher nicht das größte Probleme der katholischen Kirche in Brsilien, sie zeigten aber die Notwendigkeit auf, "dass die Kirche noch viel stärker vor Ort präsent sein muss bei den Menschen, vor allem bei der armen Bevölkerung", betonte Kräutler.

Das sei freilich eine enorme Herausforderung, leide die Kirche doch unter einem "unvorstellbaren" Priestermangel. So gebe es in der Diözese Xingu für 800 Gemeinden gerade einmal 30 Priester. Ohne Laien, die vor Ort Verantwortung übernehmen, wäre das kirchliche Leben undenkbar. Einmal mehr mahnte Kräutler Reformen in der katholischen Kirche bezüglich des Priesteramts ein. "Wir müssen dringend die Zulassungsbedingungen zum Weihepriestertum überdenken." Das Zustandekommen einer Eucharistiefeier dürfe nicht davon abhängen, ob ein zölibatär lebender Priester vorhanden ist.

Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof von Xingu, der flächenmäßig größte Diözese Brasiliens mitten im Amazonasgebiet. Zurückstecken will der aus Vorarlberg stammende Ordensmann auch als emeritierter Bischof nicht. Er wohne mit seinem Nachfolger Joao Muniz Alves im gleichen Bischofshaus und sei weiter vielfältig aktiv, freilich nicht mehr mit der Letztverantwortung für die Diözese.

Ordenstag in Lainz

Kräutler war am Dienstag Hauptreferent beim "Ordenstag 2016" der Ordensgemeinschaften Österreich in Wien-Lainz, zu dem mehr als 600 Ordensleute gekommen waren. Die Titel seiner beiden Vorträge lauteten: "Liebe die Menschen und achte die Schöpfung" und "Habt Mut zu Veränderungen". Kräutler gehört selbst dem Orden der Missionare vom kostbaren Blut an. Auch wenn die Ordensberufungen derzeit in vielen Teilen der Welt zurückgehen, werde es das Ordensleben immer geben, zeigte er sich überzeugt. "Gott wird immer Menschen berufen."

Dienstag, 22. November 2016

Erwin Kräutler vor Ordensleuten: Kirche muss Mut eines Propheten haben


Erzdiözese Wien, 22.11.2016
Amazonas-Bischof: Kirche muss Mut eines Propheten haben
Der Glaube an Jesus muss sich nach den Worten des emeritierten Bischofs Erwin Kräutler im mutigen Einsatz für andere Menschen und in der Liebe zur Natur zeigen. "Es gibt nur eine Liebe. Dadurch, dass wir den Nächsten lieben, lieben wir Gott, und umgekehrt. Wir müssen zudem auch lieben, was Gott uns geschenkt hat, und dürfen deshalb die Natur als unser gemeinsames Heim nicht plündern", sagte der 77-jährige emeritierte Bischof der Amazonas-Prälatur Xingu am Dienstag, 22. November 2016 in Wien. Kräutler hielt im Kardinal-König-Haus das Auftaktreferat bei der Herbsttagung der Ordensgemeinschaften Österreich vor rund 600 Ordensleuten aus dem ganzen Land.

Die Kirche müsse wie der Barmherzige Samariter sein, forderte Kräutler. "Unendlich tief berührt" zeigte sich der aus Vorarlberg stammende Ordensmann - er gehört der Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blut (CCPS) an - über die seit dem Vorjahr in Österreich geleistete Flüchtlingshilfe. Der große Zustrom an Helfern zeige, "dass die Menschen diese ganz tiefe innerste Solidarität spüren und fühlen: ich muss da etwas tun - es geht um Mitmenschen".

Warnung vor "Genozid" an Brasiliens Indios
Flüchtlinge seien wie jener Mann, der in der biblischen Erzählung auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho unterwegs war und unter die Räuber kam, gab der Bischof zu verstehen. Ähnlich seien heute weltweit viele Menschen in existenzieller Not, wobei Kräutler auch vertriebene Landarbeiter, Opfer von Menschenhandel sowie Brasiliens indigene Bevölkerung als Beispiele nannte. "Man kann sich in Europa kaum vorstellen, dass da im 21. Jahrhundert noch ein Genozid stattfindet. Nachdem ihre Rechte auf Betreiben der katholischen Kirche 1988 im Gesetz verankert wurden, ist heute wieder alles weg. Die Indios dürfen nicht leben, sie werden kaltblütig erschossen", sagte der Bischof.

Die Kirche müsse bei alldem wie ein Prophet auftreten, der Gott widerspiegelt und verkündet, "dass eine andere Welt möglich ist", so Kräutler weiter. Sie müsse aufzeigen, was Menschen arm macht, und ungerechte Strukturen anprangern. Ein derartiges Vorgehen erfordere Mut zum "Martyrium", gab er Bischof zu bedenken. "Wenn ich mich etwa für die Indios stark mache, muss ich automatisch gegen jene sein, die sie um der Bodenschätze willen vertreiben wollen und heute noch lautstark rufen, dass der Indio kein Mensch, sondern ein Urwaldtier ist."

Ordensleute sollen „Mystiker“ sein
Massive Kritik äußerte Kräutler an übertriebener Betonung von Hierarchien und Zeremoniell. Dadurch werde bloß Distanz geschafft werde, so der Bischof. "In Österreich sind wir gewohnt, mit Titeln 'herumzuhauen', und auch in unserer Kirche sind wir so weit gekommen", bemerkte er. Wer ein Amt ausübe, solle "nicht abgehoben sein wie die Stratosphäre von der Erdoberfläche". Vielmehr wäre es für das Wiederfinden eines "menschlichen Verhältnisses" sinnvoll, "wenn wir sagen: Wir sind Geschwister. Wir sind alle getaufte Christen." Kirche sei eine Familie und solle dies auch zum Ausdruck bringen. Papst Franziskus vermittle genau dies durch viele Gesten, darunter etwa, dass er nicht im Apostolischen Palast, sondern im vatikanischen Gästehaus wohne.

Speziell den Ordensleuten legte Bischof Kräutler nahe, "Mystiker" zu sein. "Ohne kontemplative Dimension haben wir keine Chance", sagte er. Mystik sei der ständige Blick auf "die tiefste Motivation, die mich dabei führt, den Weg zu gehen trotz allen Hindernissen und das Wagnis auf mich zu nehmen, mich für andere Menschen einzusetzen". Liebe bis zum Äußersten sei nur möglich durch tiefe Verwurzelung in Gott. Man würde heute von den Mitgliedern der Orden nichts anderes erwarten, als dass sie Gott erlebbar machen. Kräutler: "Sie sollen spüren lassen, dass da jemand ist, der genauso menschlich ist wie ich, der aber in Gott Wurzeln geschlagen hat und so liebt wie er."



Ordensgemeinschaften.at, 22.11.2016
Bischof Erwin Kräutler:
Liebe den Menschen und die Schöpfung (#otag16)

„Habt Mut!“ – mit dieser eindringlichen Aufforderung startete Bischof em. Erwin Kräutler sein Impulsreferat am Ordenstag 2016 im Rahmen der Herbsttagung der Ordensgemeinschaften Österreich von 21. bis 23. November 2016 im Kardinal-König-Haus in Wien Hietzing. Der Ordensmann war von 1981 bis 2015 Bischof von Xingu, der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens. Dom Erwin, wie er dort genannt wurde, ist für seinen unermüdlichen Einsatz für die (Menschen-)Rechte der Indios bekannt. Sein Appell: Liebe die Menschen und die Schöpfung. (#otag 16)

„Mut ist, etwas mit der Hilfe Gottes zu wagen“, brachte es Bischof em. Erwin Kräutler vor rund 500 Ordensoberinnen, Ordensoberen und leitenden Verantwortlichen bei den Orden schnell auf den Punkt. Sie alle waren am Ordenstag am 22. November 2016 ins Kardinal-König-Haus gekommen, um sich der Frage zu widmen, die Kräutler gleich zu Beginn seines Impulsreferates stellte: „Was macht unsere Kirche aus?“

Natürlich könne man mit einer Aussage des Missionsdekrets des II. Vatikanischen Konzils antworten: Die Kirche ist von Christus beauftragt, die Liebe Gottes allen Menschen und Völkern zu verkünden und mitzuteilen.

Doch letztendlich möchte er nichts anderes tun als vier Dimensionen vorstellen, so der Missionar vom kostbaren Blut, und dabei Geschichten und Erlebnisse erzählen.

Samaritische Kirche

In seiner Heimatdiözese Xingu sei es Sitte, dass alle fünf Jahre Vertreterinnen und Vertreter aus allen Pfarren zusammenkommen; in Summe seien das gemeinsam mit Ordensleuten und Priestern rund 800 Menschen. Zur Feier dieses Treffens hatten Jugendliche die Geschichte des guten Samariters als Theaterstück aufgeführt – doch ein wenig anders als gewohnt; sie zeigten auch Probleme auf, mit denen sie in ihrem Alltag konfrontiert sind wie Landraub, Menschenhandel oder den Genozid an den indigenen Völkern. „Ich habe das nie wieder vergessen“, so Erwin Kräutler. „Die jungen Leute zeigten Kreativität und Intuition.“ Und es sei ihm dabei das Gespräch Jesu mit den Gesetzeslehrern in den Sinn gekommen: „Das Gebot, das Himmelreich zu gewinnen, lautet schlicht: Du sollst Gott lieben aus allen deinen Kräften. Und Jesus ergänzt, liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Das gehöre untrennbar zusammen. Kräutler: „Es gibt nur eine Liebe. Dadurch, dass wir den Nächsten lieben, lieben wir Gott, und Gott liebt uns. Die Liebe gibt es nur einmal.“

Doch Liebe hört nicht bei den Menschen auf. Gott verlange auch eine Liebe zu dem, was er geschaffen hat: die Natur. Gottes Schöpfung sei unser gemeinsames Haus. „Wir sind beauftragt, dieses gemeinsame Haus zu gestalten. Wir dürfen es nicht plündern, sondern müssen voll Liebe und Achtung behandeln“, zeigt sich Bischof Erwin Kräutler überzeugt.

Prophetische Kirche

Vor einigen Wochen habe er den Supermond beobachtet, der wunderschön aus dem Fluss aufgestiegen war. Doch sei ihm bewusst geworden, sein Licht ist nur eine Reflexion des Sonnenlichts. So spiegle auch der Prophet nur Gott wieder; er ist ein Reflex von Gott. Und er spricht nicht mit seinen, sondern mit Gottes Worten. „Der Prophet verkündet, dass eine andere Welt möglich ist“, so Bischof Kräutler. „Wenn man an Armut denkt, denkt man: Armut ist Schicksal. Doch in der Regel trägt jemand Verantwortung dafür. Warum sind diese Leute arm? Nicht weil sie arm zur Welt gekommen sind, sondern weil sie zur Armut gekommen sind. Die Frage ist: Wie stehen wir zu diesen Menschen? Das ist der prophetische Auftrag.“ Die prophetische Kirche setzte sich für diese Menschen ein. Kräutlers Appell: „Tu etwas, hab den Mut, Dinge anzuprangern, die Menschen immer ärmer werden lassen.“

Geschwisterliche Kirche

Ein weiter Punkt sei, dass Kirche zur Familie werden müsse. In Mt. 23,8 heiße es: Ihr alle aber seid Geschwister. „Doch sind wir wirklich alle Geschwister im Orden, in der Kirche – oder gehen wir auf Distanz?“, fragte Bischof Kräutler provokant. „Geschwister können auch streiten.“ Und das bedeute auch zu verzeihen. Als Jugendliche in Xingu die Bibelstelle vom verlorenen Sohn als Theaterstück aufführten, bauten sie eine Szene ein, die nicht in der Bibel beschrieben wird, die sie aber dessen ungeachtet als notwendig betrachteten: Die Versöhnung zwischen älteren und jüngeren Brüdern. „Das ist der Sinn der Geschichte: Wir sind Geschwister“, brachte es Kräutler auf den Punkt. „Das sollen wir wieder täglich lernen: Einander als Geschwister annehmen.“

Und auch wenn wir in Österreich gewohnt wären, mit Titeln um uns zu schmeißen: „In der Kirche brauchen wir keine Titel, wir brauchen keine Exzellenzen und Prälaten, das bringt nur Distanz. Wir alle sind getaufte Christen. Wir sind Geschwister. Das ist das Schöne in einer Familie“, so der Ordensmann.

Kontemplative Kirche

Wichtig sei auch die vierte Dimension: Um Kirche leben zu können, brauche es Kontemplation. Sie sei kein Privileg von Heiligen oder Mystikern. Kräutler: „Ohne kontemplative Dimension haben wir keine Chance.“ Für ihn sei Mystik nichts anderes als „die tiefste Motivation, die mich leitet, den Weg trotz aller Wagnisse zu gehen, um mich für Mitmenschen einzusetzen. Das ist ohne die Hilfe Gottes nicht möglich.“ Beim Gebet brauche es nicht vieler Worte; letztendlich müssten wir lernen, uns vor das Allerheiligste hinzusetzen und nichts zu sagen, denn das tiefste Gebet lautet: Ich weiß, er ist da.

Im Lukasevangelium wurde das griechische Wort „Aphatos“ mit „er entschwand“ übersetzt. Doch eigentlich bedeutet es: unsichtbar. Doch wenn jemand unsichtbar ist, ist er immer noch da. „Das erfahren wir in der Eucharistie“, betonte Bischof Kräutler, und weiter: „Das ist keine symbolische Handlung, sondern: ER ist da, leibhaftig bei uns. Das ist Mystik der Gegenwart Gottes, daran sollen wir tief glauben, auch wenn es uns dreckig geht, wenn wir mit dem Leben bedroht werden. Denn es ist Tatsache: Er ist mit uns und gibt uns Kraft, den Weg zu Ende zu gehen.“

Freitag, 18. November 2016

Begegnungsabend in Koblach mit Bischof Erwin Kräutler am 28.11.

Näher Infos auf "Koblach am Xingu"



Vorarlberger Nachrichten, 24.11.2016
Begegnungsabend mit Bischof Kräutler
Koblach. (mima) Seit mittlerweile über 50 Jahren lebt und engagiert sich der gebürtige Koblacher Erwin Kräutler für ein Volk am Xingu in Brasilien. Auch seine Heimatgemeinde unterstützt ihn dabei. Am kommenden Montag, 19.30 Uhr, ist der ehemalige Bischof in seiner Heimat zu Gast, um bei einem Begegnungsabend im Gemeidesaal der DorfMitte von seiner Arbeit in Brasilien zu erzählen und über sein Herzensanliegen zu informieren.

Nach seiner Priesterweihe reiste Kräutler 1965 nach Brasilien und wurde 1980 zum Bischof der größten Diözese Brasiliens, Xingu, ernannt. Seither ist er unermüdlich im Einsatz für die Menschen am Xingu und widmet sich den Rechten der Indianer, der Umwelt, den Bauern ohne Land, den Frauen und Kindern. Trotz seines Rücktritts als Bischof im vergangenen Jahr ist Kräutler weiter engagiert für die Menschen in Brasilien. Bei zahlreichen Reden, Vorträgen und Diskussionen im In- und Ausland informiert er die Öffentlichkeit über den Überlebenskampf der indigenen Völker, drängt zum Bewusstseinswandel und fordert zur Veränderung des Verhaltens auf. Unermüdlich tritt er für die Rechte der Indios und die Bewahrung ihrer Mit-Welt ein.

In Koblach hat er dazu viele Freunde gefunden. Die Gruppe „Koblach am Xingu“ zeigt sich solidarisch mit dem Volk in Brasilien und Erwin Kräutler. „Wir arbeiten konkret in unserer Heimatgemeinde Koblach und solidarisieren uns aus traditioneller Verbundenheit mit Bischof Erwin und dem Volk am Xingu“, so der Tenor der Initiative „Koblach am Xingu“.

Mittwoch, 16. November 2016

Bischöfe des brasilianischen Amazonasgebiets beraten über Klimaschutz und Priestermangel

Radio Vatikan, 16/11/2016
Brasilien: Wenn die Pfarrei nur per Boot erreichbar ist

Früher hat es kaum jemanden interessiert, was im brasilianischen Amazonasgebiet so vor sich ging. Aber das hat sich geändert: Wie nie zuvor blickt die Welt auf den Regenwald am Amazonas. Grund ist der Klimawandel: „Wenn Amazonien weiterhin so abgeholzt wird, dann hat das einen Einfluss! Amazonien hat eine klimaregulierende Funktion für den ganzen Planeten Erde.“

Das sagt Dom Erwin Kräutler – der Vorarlberger, der von 1981 bis 2015 Bischof von Xingu war. Die flächenmäßig größte Diözese Brasiliens liegt mitten im Amazonasgebiet. Kräutler nimmt in diesen Tagen an einem Treffen der Bischöfe des brasilianischen Amazonasgebiets in der Nähe von Belém do Pará teil. Eines der Themen: eben der Klimawandel. „Wir Bischöfe wollen hierzu Stellung nehmen, gerade auch mit Blick auf die Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus.“ Diesen Papst-Text wollen die Bischöfe ganz konkret „auf unsere Makroregion anwenden“, sagt Kräutler – oder „Dom Erwin“, wie man ihn in Brasilien nennt – im Gespräch mit Radio Vatikan.

Und die anderen Themen? „Eine große Frage für uns ist nach wie vor der eklatante Priestermangel. Und dass wir in vielen Gemeinden nur drei- bis viermal im Jahr eine Eucharistiefeier haben: Laut Statistik betrifft das siebzig Prozent unserer Gemeinden.“ Brasiliens Amazonasgebiet, das sind 300.000 Quadratkilometer mit viel Wald, aber wenig Straßen. Die meisten Pfarreien sind nur zeitraubend per Boot zu erreichen, Priester gibt es nur ein paar Dutzend.

„Und das ist für uns eine Herausforderung: Wie können wir für unsere Gemeinden den Tisch des Herrn decken?“ Kräutler hat diese Frage vor zwei Jahren dem Papst gestellt, und Franziskus ermunterte darauf die Bischöfe, Vorschläge zu machen. Auch darüber beraten die Hirten jetzt.

Mit diesem Thema hängt ein anderes eng zusammen: die Frage der katholischen Laien, die den Gemeinden angesichts des Priestermangels vorstehen sollen. „Die die Gemeinde leiten und führen, das ganze Jahr hindurch, und Verantwortung für diese Gemeinde übernehmen. Was können wir gemeinsam tun, damit diese Leute die nötige Ausbildung erhalten? Das muss auch überdiözesan geregelt werden.“

Dass die Bischöfe vom Amazonas sich zusammensetzen, hat in Brasilien schon Tradition. „Die Bischöfe von Amazonien haben sich schon versammelt, bevor es überhaupt die Brasilianische Bischofskonferenz gegeben hat! Das erste Mal kamen die Bischöfe im Juni 1952 zusammen, und die Bischofskonferenz wurde dann erst im Oktober desselben Jahres gegründet.“ Warum genau diese Treffen? Kräutler hat darauf eine ganz kurze Antwort: „Weil wir einen gemeinsamen Weg gehen wollen.“


Agenzia Fides, 16.11.2016
Kirchliche Amazonaskonferenz berät über Stand und Perspektiven der Missionsarbeit
Belém (Fides) – Die politische, soziale, wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Situation in der Region und den Beitrag der katholischen Kirche zum Schutz des Lebens und der Umwelt in der Amazonasregion erörterte die „Zweite Kirchliche Amazonaskonferenz“ vom 14. bis 16. November in Belem. Dabei standen eine Analyse der Missionstätigkeit in der Region, Erfahrungsberichte von Bischöfen aus der Region und Beratungen über neue Perspektiven im Hinblick auf neue Herausforderungen im Mittelpunkt.
Die Arbeit der katholischen Kirche im Amazonasgebiet begann vor 400 Jahren mit der Gründung der Stadt Belem. "Die Kirche war in der Geschichte der Amazonasregion stets präsent”, so Kardinal Hummes, der in seiner Eigenschaft als Präsident der bischöflichen Kommission für das Amazonasgebiet an der Konferenz teilnahm.
Das erste Treffen dieser Art fand 2013 in Manaus (AM) statt (vgl. Fides 29/10/2013). Damals veröffentlichten die Teilnehmer eine gemeinsame Schlussbotschaft. Der emeritierte Bischof von Xingu (Brasilien) und Präsident der brasilianischen Abteilung der Panamazonischen Kirchennetzwerks (REPAM), Erwin Kräutler, erklärte dazu: "Das Dokument ist eine Erklärung und liefert Ratschläge, die in allen Diözesen und Prälaturen der katholischen Kirche im Amazonasgebiet umgesetzt werden können. Das was zählt, ist dass in der Kirche ein Bewusstsein davon entsteht, dass wir alle in dieselbe Richtung vergehen und uns für das Amazonasgebiet engagieren müssen.


Radio Vatikan, 19.11.2016
Amazonas-Bischöfe verabschieden Brief „mit konkreten Schritten“
Eine Bischofsversammlung mit konkreten Vorschlägen: Eine Woche lang haben die Bischöfe Amazoniens in Belem getagt. Am Schluss haben sie einen „für alle verpflichtenden“ Brief verfasst, in der sie sich ausgehend von der Enzyklika Laudato Si für die Bewahrung der Schöpfung, Engagement für die Bedürftigen und Dialog mit der Politik und Wirtschaft einsetzen. Ein starkes Programm, wie im Gespräch mit Radio Vatikan der Bischof von Óbidos, Bernardo Bahlmann, sagt.
Die Amazonas-Bischöfe hätten sich für „eine größere Gesprächsbereitschaft untereinander“ ausgesprochen, so Bahlmann. „Aber dass wir auch imstande sind – alle gemeinsam – Leitlinien zu erstellen und angehen können, um uns als Kirche noch besser dienen zu können. Es geht um die Belange der gesamten Schöpfung, aber auch für all jene Bereiche, die problematisch sind in Amazonien.“
Die „carta-compromisso“ – also der bischöfliche Brief, der verabschiedete wurde – verstehe sich als Rahmen und orientiere sich an die Vorgaben von Papst Franziskus in Laudato Si, so Bahlmann.
„Es ist ein Brief, den wir als Ortskirche verstehen und allen Gläubigen gerichtet ist, um weiterzuhelfen, damit die Gesellschaft mit all den Problemen in Amazonien auseinandersetzt und zu Lösungen kommt.“
Konkrete Probleme nannte Bahlmann auch: Korruption, Umweltverschmutzung, Armut, Schutzlosigkeit der Indigenen usw. Die Liste sei lang, aber der Wille nach Lösungsfindungen sei da und die Bischöfe Amazoniens fühlen sich durch Papst Franziskus bestärkt.
Geleitet wurden die Beratungen vom emeritierten Bischof Erwin Kräutler, da der zuständige Bischof, Kardinal Cláudio Hummes, am Konsistorium in Rom teilnahm.


Domradio.de, 20.11.2016
Amazonas-Bischöfe inspiriert von "Laudato Si'"
Vereint für Bewahrung der Schöpfung kämpfen



CNBB, 17.11.2016
Participantes do II Encontro da Igreja Católica na Amazônia Legal divulgam carta compromisso
O Encontro aconteceu nos dias 14 a 16 de novembro, em Belém (PA). A iniciativa teve como proposta discutir a realidade política, social, econômica, cultural e religiosa da região, além de fazer uma análise geral de como está sendo desenvolvido o trabalho missionário, atualmente, no local. Participaram do encontro bispos, padres, leigos e assessores.
Na ocasião, os participantes divulgaram uma carta compromisso com o objetivo de encorajar e dar ânimo aos representantes das dioceses e prelazias daquela região. No texto, eles afirmam que refletiram sobre a realidade social e eclesial atual, e que diante dessa perspectiva constataram que o processo de mudança deve ser constante.

CNBB, 14.11.2016
II Encontro da Igreja Católica na Amazônia Legal (Programação)
Coordenadores de pastoral, religiosos, religiosas, leigos e leigas dos seis regionais da Conferência Nacional dos Bispos do Brasil (CNBB) que fazem parte da Amazônia Legal participam até o dia 16, na cidade de Belém (PA), do II Encontro da Igreja Católica na Amazônia Legal. A reunião que começa nesta segunda-feira (14), tem como proposta discutir a realidade política, social, econômica, cultural e religiosa da região, e a contribuição da Igreja Católica para a promoção e defesa da vida dos habitantes e da biodiversidade. A proposta é fazer uma análise geral de como está sendo desenvolvido o trabalho missionário, atualmente, na região. Além disso, ouvir o depoimento dos bispos e, a partir daí, traçar novas perspectivas e estabelecer novos desafios.

Dienstag, 15. November 2016

Herbsttagung der Ordensgemeinschaften mit Amazonas-Bischof Erwin Kräutler


Ordensgemeinschaften.at
Programm des Ordenstages und der Herbsttagung 2016
Bischof em. Erwin Kräutler ist Hauptreferent beim Ordenstag 2016 (#otag16) am 22. November. Seit Jahrzehnten ist er im Einsatz für die Rechte der Indios in Brasilien, für den Schutz der Natur als unserer Mitwelt und für gerechte Strukturen gegenüber den Armen. Sein Mut hat Bischof Kräutler nicht nur die Auszeichnung mit dem Alternativen Nobelpreis eingebracht, sondern auch einen Mordanschlag, mehrfache Todesdrohungen und ständige Polizeiüberwachung. Der ehemalige Bischof vom Amazonas gibt den Ordensleuten Impulse aus seinem aktuellen Buch „Habt Mut. Jetzt die Welt und die Kirche verändern.“


Kathpress, 13.11.2016
Wien: Orden schreiben sich "Mut zur Veränderung" vor
Mutiges Vorgehen als Programm nehmen sich die heimischen Ordensgemeinschaften, deren Verantwortliche vom 21. bis 23. November im Wiener Kardinal König-Haus zur Herbsttagung zusammenkommen. Die Ordensleute beraten über aktuelle Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, im Bereich der Ordensschulen, der Kulturgüter und in den Missionsorden. Zudem tagen das Präsidium der Vereinigung der Frauenorden und die Generalversammlung der Superiorenkonferenz der Männerorden.

"Mut und Vertrauen haben miteinander zu tun", heißt es im Einladungstext zur Herbsttagung. Mit Rückhalt gelinge es leichter, Mut zu zeigen und sich etwas zuzutrauen. "Unsere Welt braucht diejenigen, die Verantwortung übernehmen, vorausgehen, neue Wege erkunden. In der Gesellschaft wie in der Kirche." Ordensleute würde aus tiefem Vertrauen leben und hätten deshalb eine "beherzte Entscheidung getroffen und eine Lebensform gewählt, die ihnen den Rücken stärkt - um mutig sein zu können".

Am Dienstag, 22. November, findet als zentrales Ereignis des Herbsttreffens der sogenannte "Ordenstag" zum Motto "Habt Mut!" statt. Hunderte Mitglieder der 200 in Österreich ansässigen Frauen- und Männerorden werden dazu in der Lainzer Konzilsgedächtniskirche erwartet. Der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler, selbst Ordensmann, wird den Ordensvertretern den Appell "Liebe die Menschen und achte die Schöpfung" nahelegen, sowie auch ein "Habt Mut zu Veränderungen", wie bereits die Titel seiner beiden Vorträge vorwegnehmen.

Bischof Kräutler war bis zu seiner Emeritierung vor einem Jahr Bischof von Xingu, der flächenmäßig größten Diözese in Brasilien. Er wurde 1939 in Vorarlberg geboren und ging 1965 als junger Pater nach Brasilien. 1981 übernahm er die Leitung der Diözese Xingu. Kräutler steht seit Jahren unter Polizeischutz, weil ihn die sogenannte Holzmafia mit dem Tod bedroht. Der Geistliche, Mitautor der päpstlichen Umwelt-Enzyklika "Laudato si", erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Alternativen Nobelpreis oder zuletzt den Memminger Friedenspreis.

Eröffnet wird der Ordenstag zuvor von den Vorsitzenden der Frauen- und Männerorden, Sr. Beatrix Mayerhofer und Abtpräses Christian Haidinger, sowie der Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Säkularinstitute, Elisabeth Plach. Auch die Verleihung des "Preis der Orden", ein Zwischenbericht über den im September vollzogenen Start des Freiwilligen Ordensjahres sowie ein Film anlässlich des heurigen 50-Jahr-Jubiläums der Vereinigung der Frauenorden Österreichs stehen auf dem Programm, das mit einer Eucharistiefeier um 16 Uhr schließt.

Mission, Ökologie und Nachhaltigkeit

Bereits am Tag zuvor (23. November) findet am gleichen Ort die Jahrestagung des Missionsreferates der Ordensgemeinschaften statt, diesmal mit der Umweltenzyklika "Laudato si" und dessen Formulierung "Unsere Sorge um das gemeinsame Haus" als Schwerpunkt. Referentin dazu ist die Sprecherin der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs, Hemma Opis-Pieber, die auch mit den Ordensvertretern und der Koordinatorin der kirchlichen Umweltarbeit, Anna Kirchengast, über eigene Handlungsmöglichkeiten im Bereich Ökologie und Nachhaltigkeit diskutieren wird.

Geplant ist beim Missionsreferat weiters eine Begegnung mit Zisterzienserpater Karl Wallner, neuer Nationaldirektor der päpstlichen Missionswerke, sowie mit dem neuen zuständigen Referatsbischof Werner Freistetter. Auch ein Bericht über die im Sommer veranstalteten Lambacher Fachtagung Weltkirche von Katrin Morales von der Jesuitenmission Österreich sowie Informationen über die entwicklungspolitische Arbeit der Weltkirche und die Neuregelung der Spendenabsetzbarkeit von Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz, stehen auf dem Programm.

"Beziehung heilt!" ist das diesjährige Motto der Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler sowie Alten- und Pflegeheime bei ihrem Jahrestreffen, das ebenfalls am Montag stattfindet. Zentrale Ereignisse sind dabei u.a. die Neustrukturierung der Arbeitsgemeinschaft unter dem nunmehrigen Leiter Franz Helm sowie der laufende Markenprozess, mit dem die rund 30 Ordenskrankenhäuser ihre gemeinsame Identität stärken wollen. Präsentiert werden dabei u.a. ein neuer spiritueller Ratgeber und eine Erhebung über die Seelsorge an Ordensspitälern.

Reformation

Der dritte Tag der Herbsttagung (23. November) dreht sich traditionell um die Schulen sowie um Kulturgeschichte der Orden. Das Referat für die Kulturgüter rückt diesmal das anlaufende evangelische Jubiläum "500 Jahre Reformation" in den Mittelpunkt. Deren Bezug zur katholischen Mission und deren Geschichte wird dabei ebenso Thema sein wie die These einer "globalen Reformation", zu der der Freiburger Historiker Wolfgang Reinhard sprechen wird. Der Wiener Kirchengeschichtler Rudolf Leeb beleuchtet 500 Jahre Protestantismus im Spiegel der Ordensgeschichtsschreibung, die Essener Historikerin Ute Küppers-Braun die "verbotene Korrespondenz" von Migranten und Flüchtlingen im 18. Jahrhundert. Vorgestellt wird zudem ein österreichisches Projekt zur Digitalisierung von Professbüchern.

Das Generalthema Mut greifen auch die Schulerhalter der Orden auf, die am 23. November parallel zu aktuellen Herausforderungen tagen. Zunächst referiert der Moraltheologe Matthias Beck über "das Christentum in Europa angesichts der Herausforderung durch den Islam", dann der Bildungswissenschaftler Stefan Hopmann über "Mutige Schulen" und "Wie Schule gelingen kann". Zum bisher zweiten Mal vergibt zudem der Hauptverband Katholischer Elternvereine im Rahmen der Versammlung den "St. Georgs-Bildungs-Preis" - in den Kategorien "vorbildliche Lehrer", "hochmotivierte Schüler" und "bestengagierte Eltern".

Samstag, 12. November 2016

Österreichs Bischöfe fordern Einsatz für Indigenenrechte in Brasilien


Kathpress, 11.11.2016
Österreichs Bischöfe fordern Indigenenrechte in Brasilien ein
Solidaritätserklärung der Kirche mit den von Landraub und Gewalt bedrohten Amazonas-Völkern - Politik in Österreich und Europa soll sich für Menschenrechte in Brasilien einsetzen

Eisenstadt, 11.11.2016 (KAP) Die österreichischen Bischöfe haben die Bundesregierung und die europäischen Institutionen aufgerufen, alle zur Verfügung stehenden diplomatischen und politischen Mittel zu nutzen, um indigene Völker und deren Rechte zu schützen. Besonders die von Landraub durch Konzerne bedrohten Ureinwohner Brasiliens bräuchten internationalen Beistand gegen rücksichtslose Gewalt, erklärten die Kirchenvertreter am Ende ihrer Herbstversammlung in Eisenstadt. Die Bischofskonferenz solidarisiere sich mit dem Anliegen der Amazonas-Völker und unterstütze ihr Eintreten für Gerechtigkeit.

Als Beispiel verwiesen die Bischöfe auf die Guarani-Kaiowa im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Das Volk, das schon seit dem 19. Jahrhundert Gewalt und Vertreibung ausgesetzt sei, kämpfe seit über 40 Jahren um eine Wiedergewinnung seines Landes. Heute nehme die Bedrohung durch das "Landgrabbing" immer mehr zu, sodass die Kaiowa ihr seit 2011 bestehendes Recht zur Abgrenzung (Demarkation) ihrer Gebiete de facto nicht mehr umsetzen könnten. Die Situation sei kein Einzelfall, betonte unlängst der lange Jahre vom Amazonas-Bischof Erwin Kräutler geleitete Indianermissionsrat (CIMI) der brasilianischen Bischofskonferenz.

Um Gewalt und Vertreibung der indigenen Völker zu verhindern, möge Brasiliens Regierung die Demarkation wieder aufnehmen, so der Wunsch der Bischöfe. Österreichs Politik sowie auch das Europäische Parlament sollten sich dafür aktiv einsetzen, auch unter Zuhilfenahme der internationalen Menschenrechtsinstrumente der UNO. Stärkeres Augenmerk forderten die Bischöfe auch auf Menschenrechtsschutz in Handels- und Investitionsschutzabkommen. "Es braucht nationale und internationale Regelwerke, die Menschenrechtsverletzungen durch transnationale Unternehmen unterbinden und ahnden sowie im Schadensfall Opfern Zugang zu Entschädigung ermöglichen", so die Erklärung.

Presseerklärungen der österreichischen Bischöfe zur Herbstvollversammlung 2016 >>