Kardinal Marx, Bischof Kräutler und Adveniat fordern von Bundesregierung Einsatz für Völker im Amazonasgebiet
München. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, Amazonas-Bischof Erwin Kräutler und Adveniat-Hauptgeschäftsführer Prälat Bernd Klaschka haben am Freitagabend, 25. November 2016, in der Katholischen Akademie Bayern als Erstunterzeichner einer Online-Petition die Bundesregierung aufgefordert, sich stärker für den Schutz der indigenen Völker im Amazonasgebiet einzusetzen. „Wir fordern Sie auf, sich bei der brasilianischen Regierung für einen wirksamen Schutz des Gebietes der Yanomami im Bundesstaat Roraima einzusetzen“, heißt es in der Online-Petition, die an Bundeskanzlerin Angela Merkel, Vizekanzler Sigmar Gabriel und Entwicklungshilfeminister Gerd Müller gerichtet ist. Das Menschenrecht auf Gesundheit müsse auch für die indigenen Völker garantiert werden. Zudem solle Deutschland die ILO-Konvention Nr. 169 unterzeichnen, die bis heute einzige internationale Norm, die einen rechtsverbindlichen Schutz der indigenen Völker garantiert.
Adveniat, 28.11.2016
„Eine Schutzmacht für das gemeinsame Haus aller Menschen“
München. Mit einem feierlichen Gottesdienst hat das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat die bundesweite Weihnachtsaktion der katholischen Kirche unter dem Motto „Schützt unser gemeinsames Haus“ in der Münchner Frauenkirche eröffnet. „Die Güter der Erde gehören uns allen, müssen allen zugutekommen und für alle bewahrt werden. Daran halten wir fest, auch in einer Zeit, in der Abgrenzung und das Nationale stärker zu werden scheinen“, sagte Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, in seiner Predigt. Gemeinsam mit Kardinal Marx feierten Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck, „Amazonas-Bischof“ Erwin Kräutler, die beiden ecuadorianischen Bischöfe Rafael Cob Garcia von Puyo und Eduardo Castillo sowie Adveniat-Hauptgeschäftsführer Prälat Bernd Klaschka den Gottesdienst mit vielen weiteren Gästen aus Lateinamerika und Deutschland.
Radio Vatikan, 27.11.2016
Adveniat eröffnet Weihnachtsaktion
domradio.de, 27.11.2016
Kirchen starten Spendenaktionen vor Weihnachten
Solidarität für die "Menschheitsfamilie"
Traditionell eröffneten die Kirchen am ersten Advent ihre Spendenaktionen. Das katholische Hilfswerk Adveniat rief zu mehr Solidarität auf. "Brot für die Welt" stellte die Versorgung der Menschen mit gesunden Lebensmitteln in den Mittelpunkt.
domradio.de, 27.11.2016
Video vom Pontifikalamt zur Eröffnung der Adveniat-Aktion (27.11.2016)
domradio.de übertrug am ersten Adventssonntag aus dem Münchner Dom das Pontifikalamt mit dem Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx.
Hier das Video davon. Bischof Kräutler ist mit seinem Sendungswort ab 1:29:00 zu hören.
Sendungswort von Bischof Erwin Kräutler am Schluss des Gottesdienstes in der Liebfrauenkirche München im Wortlaut:
Amazonien geht uns alle an.
Amazonien war bis vor einem halben Jahrhundert noch eine Welt von Wald und Wasser. Manche sprachen von der „grünen Hölle“ und meinten damit die Undurchdringlichkeit des Dschungels im Norden Südamerikas, die Insektenplage, fauchende Jaguare und giftige Riesenschlangen, das feuchtheiße Klima und dazu noch die Indio-Völker, die sie als wilde Horden auf Steinzeitniveau einstuften.
Auf einmal aber mutiert Amazonien zu einem letzter Rest des Paradieses mit seiner bis heute nicht vollständig erforschten Artenvielfalt. Die Indigenen Völker sind plötzlich als die wirklichen Beschützer des tropischen Regenwaldes anerkannt. Die Natur, die Schöpfung ist ja seit eh und je ihre Mitwelt, die sie lieben, zu der sie gehören und die zu ihnen gehört. Wissenschaftler entdecken die Klima regulierende Funktion Amazoniens für den ganzen Planeten. Amazonien wird rehabilitiert, aufgewertet. Edelmetalle und Edelhölzer aller Art schüren die Gier nationaler und transnationaler Konzerne. Das Flusssystem Amazoniens ist das größte Süßwasserreservoir der Erde. Der skrupellose Abbau der Naturreichtümer beginnt aber ohne Rücksicht auf die in Amazonien lebenden Völker und deren Mitwelt. Plötzlich geraten die mächtigen Flüsse Amazoniens ins Visier der Regierungen und Großunternehmen, die in den Wasserläufen ein unerschöpfliches Potential nachhaltiger Energiegewinnung sehen und sofort astronomische Gewinne wittern. Staudämme und Mammutkraftwerke bekommen auch gleich die Etikette „saubere und erneuerbare Energiequellen“ angeheftet.
Die irreversiblen Auswirkungen für die Bevölkerung und das gigantische Ökosystem interessieren nicht. Nationale und internationale Interessen diktieren die brutalste Vorgangsweise aller Zeiten mit verheerenden Folgen für Amazonien und die Welt. Es geht um Profit um jeden Preis, selbst wenn Menschen, ja sogar ganze Völker und ihre Mitwelt auf der Strecke bleiben. Unendliche Soja-, Zuckerrohr- und Palmölplantagen zerstören den Lebensraum alteingesessener Familien und indigener Gemeinschaften und vertreiben sie in schmutzige Stadtviertel und Favelas. Dies alles im Namen von Entwicklung und Fortschritt. Die Frage ist nur, für wen. Wer profitiert an diesem Weltskandal, der wie ein Krebsgeschwür immer mehr Metastasen treibt?
Die bischöfliche Aktion ADVENIAT startet mit diesem Gottesdienst eine Kampagne gegen dieses brutale Vorgehen. ADVENIAT ruft die Menschen in Deutschland und in Europa auf, sich für die Völker in Amazonien und deren Mitwelt stark zu machen, das Bewusstsein zu fördern, dass Amazonien uns alle angeht und wir hier in Europa selbst von den Folgen des ausbeuterischen Raubbaus und der Missachtung der Schöpfung betroffen sein werden. Es geht um den Schutz unseres gemeinsamen Hauses, in dem alle Völker das Recht haben, in Würde ihr Leben, ihre Zukunft, ihre Entwicklung selbst zu bestimmen und zu gestalten. Am Amazonas entscheidet sich die Zukunft der Erde.
Ich bitte Sie alle um ein offenes Herz und Ihre großzügige Mithilfe, damit ADVENIAT weiterhin Projekte in vielen Diözesen unterstützen kann. Ihr Beitrag ist eine konkrete Geste liebender Solidarität mit Initiativen und Organisationen die für das Leben und Überleben der Völker in Amazonien eintreten. Im Namen aller Menschen für die Ihr Beitrag ein Segen bedeutet, danke ich Ihnen recht herzlich.
München, Liebfrauendom, 27. November 2016
Bischof Erwin Kräutler
Blickpunkt Lateinamerika, 29.11.2016
"Amazonas-Bischof" Kräutler wirbt für "Laudato si"-Umsetzung
Mit päpstlichen Rundschreiben habe er immer so sein Problem gehabt - das gibt der emeritierte Bischof Erwin Kräutler zu. "Natürlich habe ich sie gelesen, aber es hat gedauert", so der 77-Jährige. Nur bei der 2015 veröffentlichten Enzyklika "Laudato si" sei das anders gewesen. "Bitte lesen und meditieren", rät der aus dem österreichischen Vorarlberg stammende Bischof, der von 1981 bis 2015 mit Xingu im Norden Brasiliens eine der flächenmäßig größten Diözesen leitete. Denn es gehe darum, diese Botschaft von Papst Franziskus um das bedrohte gemeinsame Haus nicht nur ernst zu nehmen, sondern umzusetzen.