Die Kirche spielte bei der Unterdrückung Indigener eine DoppelrolleWie Päpste und Kolonialisten gemeinsame Sache machtenEs gab einige Kritik an der Entschuldigung von Papst Franziskus bei den kanadischen Indigenen. Er ist nicht der erste Papst, dessen Umgang mit Kolonialismus problematisch bewertet wird. Die Kirche hat immer wieder gemeinsame Sache mit Kolonialisten gemacht und kritische Stimmen oft überhört.
Kirchenhistoriker: Missionare im 16. Jahrhundert waren friedliebendDer Besuch des Papstes in Kanada hat nicht nur die Fehler der jüngeren Kirchengeschichte in den Mittelpunkt gerückt. Auch die Frage des Kolonialismus ab dem 16. Jahrhundert wurde wieder thematisiert. Es sei eine historische Entwicklung, die noch tiefgründiger aufgearbeitet werden sollte, und dazu sei die Arbeit der Kirchenhistoriker wichtig, so der in der Schweiz dozierende Kirchenhistoriker Mariano Delgado gegenüber Radio Vatikan.
Katholische Kirche und Kolonialismus – einige AufgabenMariano Delgado
Der Beitrag setzt sich mit dem Perspektivenwechsel im Schatten des Kolumbusjahres 1992 auseinander und thematisiert einige Aufgaben, die diese Felder betreffen: die nicht aufgearbeitete päpstlich-kuriale Mitverantwortung für den Kolonialismus, die kolonialethische Debatte zwischen Kolonialismusbegründung und Kolonialismuskritik, die Begegnung mit den anderen Religionen und die postkolonialen Theologien. Dabei plädiert er für eine kritische Relektüre der Mitverantwortung von Theologie und Kirche am Kolonialismus, aber auch für eine selbstbewusste Wahrnehmung der universalistischen, kolonialismuskritischen europäischen Tradition angesichts der Globalisierungskrisen der Gegenwart, für eine Theologie der Religionen auf dem Boden eines aufgeklärten Inklusivismus, und für eine kritische theologische Rezeption der postkolonialen Theorie.
Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften, Uni Münster, 28.8.2020 >>
Buchtipp:
Das Spanische Jahrhundert 1492-1659
Mariano Delgado