Samstag, 2. April 2022

Bischof Ferreira kritisiert Menschenrechtsverletzungen in Brasilien

 

Bischof Vicente de Paula Ferreira CSsR

Kathpress, 01.04.2022
Bischof: Dammbruch-Katastrophe in Brasilien wirkt bis heute nach
Bischof Vicente de Paula Ferreira kritisiert Menschenrechtsverletzungen von Bergbauunternehmen - Bei Dammbruch einer brasilianischen Eisenerzmine starben 2019 mindestens 272 Menschen, Trinkwasser für Tausende wurde verseucht - Politik und involvierten Firmen nehmen Leid der Betroffenen nach wie vor nicht ernst

Wien, 01.04.2022 (KAP) In der Bergbauortschaft Brumadinho in der Provinz Minas Gerais im Südosten Brasilien herrscht auch über drei Jahre nach dem verheerenden Dammbruch in einer Eisenerzmine, der mindestens 272 Menschen das Leben kostete, "Trauer und Leid". Das hat Dom Vicente de Paula Ferreira, Weihbischof in der Erzdiözese Belo Horizonte, in deren Gebiet sich die Ortschaft befindet, im Interview mit Kathpress berichtet. Die Menschen würden nach wie vor von der Politik und den involvierten Bergbaufirmen nicht gehört. Erst Anfang des Jahres seien in Folge von massiven Regenfällen wieder Unmengen giftigen Schlamms in die Häuser der Menschen geschwemmt worden, berichtete Ferreira.

Der Bischof, der Mitglied der Kommission für ganzheitliche Ökologie und Bergbau der Brasilianischen Bischofskonferenz ist, ist derzeit mit einer lateinamerikanischen Aktivistengruppe in mehreren Ländern Europas zu Gast, um auf umweltschädlichen Bergbau in ihrer Heimat aufmerksam zu machen. Nach Stationen in Deutschland und der EU-Hauptstadt Brüssel sowie Treffen im Vatikan, u.a. mit der Entwicklungsbehörde und der Lateinamerika-Kommission, ist die Gruppe dieser Tage in Wien zu Gast, wo sie ebenfalls mit Vertretern aus Politik und Kirche, unter ihnen auch Kardinal Christoph Schönborn, zusammentraf. Zu den Unterstützern der Aktion zählt unter anderem die Brasilianische Bischofskonferenz und die österreichische Dreikönigsaktion (DKA).

Katastrophaler Dammbruch

Aus den Schlammmassen seien noch immer nicht alle Leichen geborgen worden, mindestens sechs Personen gelten noch als vermisst, berichtete Ferreira. Als das Abraumbecken der Eisenerzmine "Corrego do Feijao" am 25. Jänner 2019 brach, ergossen sich 13 Millionen Kubikmeter Schlamm auf die Kleinstadt Brumadinho. Einwohner und Mitarbeiter des Bergbauunternehmens "Vale" wurden unter teilweise meterdicken Schlammschichten begraben. Trinkwasser für Tausende wurde durch giftige Substanzen teils so verseucht, dass etwa Gemüse, das die Menschen in ihren Gärten anbauen, bis heute kontaminiert ist.

Nach wie vor werden die Menschen von der Politik und dem multinationalen Bergbauunternehmen "Vale" alleine gelassen, beklagt der Weihbischof. Entschädigungen kämen bei vielen Betroffenen nicht an. "Vale entscheidet, wen sie entschädigen und wen nicht", Menschen, die nicht in direkter Nähe zum Unglücksort leben, würden zum Beispiel nicht berücksichtigt, obwohl auch ihr Wasser verseucht ist oder sie einen direkten Angehörigen verloren haben.

Entschädigungen würden sehr selektiv und auf einer individualisierten Ebene ausbezahlt, kritisierte der Bischof. Viele Betroffene hätten der Macht des Großkonzerns nichts entgegenzusetzen. Seine Mitstreiter und er forderten deshalb, dass es eine kollektive Entschädigung für alle Betroffenen geben müsse. Es gebe durchaus eine sehr aktive Bewegung, die kämpferisch und sehr proaktiv handle. Hier sei auch die Kirche präsent. Sie unterstütze die Menschen beim Neuaufbau und der Wiedererrichtung ihrer Lebensprojekte, berichtete der Weihbischof.

Massive Menschenrechtsverletzungen

Es gehe darum, dass den Menschen ein Leben ohne Abhängigkeit vom Bergbau ermöglicht werde, das sei möglich, aber nur in einem langsamem, schwieriger Prozess. Es gebe in der Region alle Voraussetzungen für ein Leben ohne den Bergbau. Die Kirche unterstütze deswegen gezielt Landwirtschaftsprojekte, Ökotourismus oder Kulturangebote in der Region. Wichtig sei auch, dass es zu einer Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung komme. Nötig seien junge, kritische Menschen, die sich den Megaunternehmen entgegenstellen, zeigte sich der Bischof überzeugt.

Bergbau gehe in Lateinamerika immer schon mit massiven Verletzungen von Menschenrechten und von Rechten der Mutter Erde einher, betonte die Aktivisten-Gruppe aus Brasilien, Kolumbien, Honduras und Ecuador, die noch bis Anfang April durch Europa reist, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Trinkwasser werde verseucht, die Luft verpestet und die Gesundheit der Menschen geschädigt. Betroffene, die sich dagegen wehrten, würden oft kriminalisiert oder gar getötet.


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