Dienstag, 27. Mai 2025

Brasiliens Justiz fällt Urteil 38 Jahre nach Mord an Jesuitenmissionar



Täter ist Polizist, der selbst in dem Fall ermittelte
38 Jahre nach Mord an Jesuitenmissionar: Justiz fällt Urteil
Der Jesuit Vicente Cañas war ein unermüdlicher Verteidiger der Rechte Indigener. Damit machte er sich mächtige Wirtschaftsakteure zum Feind. Sein Mörder: ein Polizist, der selbst in dem Fall ermittelte.
Katholisch.de, 26.05.2025



Brasiliens Justiz fällt Urteil 38 Jahre nach Mord an Jesuitenmissionar
Spanischstämmiger Ordensmann Cañas war Verteidiger der Indigenen - Schuldspruch und Haftbefehl gegen Polizisten, der zunächst selbst als ermittelnder Beamter eingesetzt war

Fast vier Jahrzehnte nach dem Mord an dem spanischstämmigen Jesuitenmissionar Vicente Cañas im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso ist ein Täter nun rechtskräftig verurteilt. Gegen den ehemaligen Polizisten Ronaldo Osmar, der bereits 2017 für schuldig befunden wurde, wurde nun ein Haftbefehl erlassen. Da Osmar mittlerweile gesundheitlich angeschlagen ist, hängt der Vollzug der Strafe von seinem Zustand ab, berichtet das spanischsprachige Portal infocatolica.com (Sonntag Ortszeit).

Vicente Cañas, geboren 1939 im spanischen Alborea (Albacete), trat mit 22 Jahren in das Noviziat der Jesuiten in Lleida ein und wurde Missionar. 1966 kam er nach Brasilien, zwei Jahre später in den Bundesstaat Mato. 1974 nahm er erstmals Kontakt zu den bis dahin isoliert lebenden Enawenê-Nawê auf. Er lebte zehn Jahre unter ihnen, lernte ihre Sprache, übernahm ihre Lebensweise und wurde von ihnen als einer der ihren angenommen - als "einer, der Enawenê-Nawê wurde". Vor Ort wurde er "Kiwxi" genannt.

Cañas kämpfte unermüdlich für die offizielle Anerkennung des angestammten Landes der Enawenê-Nawê. Damit stellte er sich gegen die Interessen großer Rinderzüchter und Holzfirmen, die das Gebiet wirtschaftlich nutzen wollten. Nach zahlreichen Drohungen wurde er im April 1987 in seiner Hütte, etwa 60 Kilometer vom Dorf entfernt, ermordet - vermutlich am 6. oder 7. April. Sein Leichnam wurde erst nach über einem Monat gefunden und wies Spuren schwerer Folter auf.

Die Aufklärung des Falls wurde über Jahre hinweg verschleppt, unter anderem durch Osmar selbst, der zunächst als ermittelnder Polizeibeamter eingesetzt war. Erst durch die Übertragung an die Bundesjustiz kam es zu einer Verurteilung. Entscheidenden Einfluss auf den Prozess hatten Aussagen von Angehörigen der Rikbaktsa, einem benachbarten indigenen Volk. Die Enawenê-Nawê selbst konnten aufgrund eines kulturellen Tabus, das es verbietet, über Verstorbene zu sprechen, nicht vor Gericht aussagen.

Für viele in der Amazonas-Kirche gilt Cañas heute als Märtyrer, vergleichbar mit der US-Ordensfrau Sr. Dorothy Stang (1931-2005), die eine enge Mitarbeiterin von Amazonas-Bischof Erwin Kräutler war, oder P. Josimo Tavares (1953-1986). "Er war ein Mensch mit Rückgrat, einfach, herzlich und kompromisslos im Glauben", sagte Sebastião Carlos Moreira vom Indigenenmissionsrat CIMI. Cañas sei "aus Liebe zum Evangelium und zu seinen indigenen Brüdern" gestorben.
Kathpress, 26.05.2025


Jesuit missionary’s killer finally faces justice after 38 years

The Brazilian judiciary has finally issued an arrest warrant against one of the murderers of Spanish-born Jesuit missionary Vicente Cañas, who was brutally killed 38 years ago in the Amazonian State of Mato Grosso.
Catholic Herald, May 24, 2025


Murderer of Jesuit missionary in Brazil convicted 38 years after crime
CRUX, May 24, 2025


Finalmente haverá justiça para Vicente Cañas? Artigo de Gabriel Vilardi
A prisão do delegado, que ao invés da lei defendia os bandidos, não será feita justiça ao Vicente Cañas; Fazer justiça ao amigo dos Enawenê-Nawê é enterrar o marco temporal e declarar a Lei 14.701 inconstitucional
CIMI, 22/05/2025

Hintergrund:

Der Fall des unter Indios lebenden ermordeten Missionars Vicente Cañas wird erneut aufgerollt
Die erste Gerichtsverhandlung über seinen Fall fand erst 2006, 19 Jahre nach der Tat statt. Die die Angeklagten wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Am 29. November wird ein neuer Prozess in Cuiabá (Brasilien) stattfinden, bei dem sich der einzigen überlebendene Angeklagte, Ronaldo Antônio Osmar, ein Beamter der Zivilgarde im Ruhestand, vor Gericht rechtfertigen muss. Er soll an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein.
agenzia fides, 14.11.2017


Vicente Cañas, SJ (Kiwxí): Una llama profética que interpela a la Iglesia del siglo XXI
"Para muchos, su figura se ha convertido en un símbolo del compromiso cristiano con los más vulnerables; para otros, representa la conjunción entre la defensa de la dignidad humana y la preocupación por la preservación de la Amazonía como espacio vital y cultural"
Religión digital, 15.2.2025