Mittwoch, 19. März 2025

Bischof Kräutler warnt vor ökologischer Krise in Amazonien

Der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler warnt eindringlich vor einer sich zuspitzenden ökologischen Krise im brasilianischen Amazonasgebiet. „Nur eine konsequente und entschlossene Verteidigung Amazoniens vor rücksichtsloser Ausbeutung kann das Überleben sowohl der indigenen Völker als auch zukünftiger Generationen sichern“, mahnt der Ordensmann der Missionare vom Kostbaren Blut.



Seine Sorge äußerte der emeritierte Bischof von Altamira-Xingu in einer aktuellen Stellungnahme mit dem Titel „SOS Amazonien!“, die der Nachrichtenagentur Kathpress vorliegt. Die fortschreitende Entwaldung, unkontrollierte Brandrodungen und großflächige Infrastrukturprojekte gefährdeten nicht nur die Biodiversität und die Lebensräume der indigenen Bevölkerung, sondern hätten längst auch gravierende Auswirkungen auf das globale Klima, meint Kräutler.

Besonders besorgt zeigt sich der 85-Jährige über die anhaltenden Waldbrände im Amazonasgebiet und im Pantanal. Trotz des von Präsident Lula da Silva formulierten Ziels „Null Abholzung bis 2030“ nehme die Zerstörung unvermindert zu. „‚Null Abholzung bis 2030‘? Das sind noch fünf weitere Jahre! Diese Zeitspanne ist so lang, dass bis dahin noch Millionen und Abermillionen Hektar tropischen Regenwaldes der Brandrodung zum Opfer fallen werden“, kritisiert der aus Vorarlberg stammende Ordensmann.

Ruf nach politischem Kurswechsel

Kräutler fordert eine grundlegende Neubewertung des wirtschaftlichen und politischen Umgangs mit Amazonien und seinen „immensen Bodenschätzen und Naturreichtümern“. Der rücksichtslosen Ausbeutung seien seit Beginn der Erschließung in den 1970er-Jahren wiederholt Menschen zum Opfer gefallen.

„Die Konflikte mit den indigenen Völkern, Kleinbauernfamilien und Flussanrainern dauern bis heute an und kosten immer noch Menschenleben“, sagt Kräutler und erinnert u.a. an den Bau der Transamazonas-Straße. Der Begriff „Kahlschlag“ sei damals zum Synonym für wirtschaftlichen Fortschritt geworden, während langfristige ökologische und soziale Schäden weitgehend ignoriert worden seien.

Kritik an Lula und Bolsonaro

Besonders scharf fällt Kräutlers Kritik an der Politik der Amtsvorgängerregierung unter Jair Bolsonaro aus. Bolsonaro habe die Expansion der Viehzüchter und des Holzraubbaus in Amazonien gefördert – „ja er genehmigte sogar das Unwesen tausender illegaler Goldgräber in indigenen Gebieten“, schreibt Kräutler. Zwar habe Lula da Silva nach seiner Rückkehr ins Präsidentenamt ambitionierte Umweltziele ausgegeben, doch würden die Erfolge bislang ausbleiben.

Als Negativbeispiel nennt Kräutler auch die Unterstützung der Regierung für geplante Ölbohrungen im Amazonasbecken. Trotz warnender Berichte der Umweltbehörde IBAMA über irreversible Schäden, die durch solche Projekte entstehen könnten, halte die Administration an diesen Plänen fest. Lula werfe der Behörde vor, „sie arbeite mit ihren technischen Gutachten gegen seine Regierung“, beschreibt Kräutler.

Belo Monte und seine Folgen

Ein weiteres Beispiel für den ökologischen Raubbau sei das umstrittene Wasserkraftwerk Belo Monte am Xingu-Fluss, dessen Bau Kräutler seit Jahrzehnten kritisiert. Das Megaprojekt habe die Balance des Flusses zerstört und zu massiven Umsiedlungen indigener Gemeinschaften geführt.

„Brasilien braucht Energie, das steht außer Frage. Aber wäre es nicht vernünftiger gewesen, kleinere Kraftwerke an den vielen Nebenflüssen des Xingu zu bauen? Diese würden in Summe wahrscheinlich mehr Energie liefern als ein Mammutkraftwerk, das monatelang nur prekär funktioniert“, gibt der Bischof zu bedenken.

Goldmine bedroht Umwelt

Besorgniserregend sei auch das geplante Goldabbauprojekt der kanadischen „Belo Sun Mining Corporation“ am Rio Xingu. Die Nutzung giftigen Zyanids bedrohe Mensch und Natur, warnt Kräutler. Kritische Umweltgutachten würden unterdrückt, während Investitionsvorhaben rigoros vorangetrieben würden. „Profitgierige Wirtschaftsbosse träumen bereits von astronomischen Gewinnen, vergessen dabei aber, dass die Goldschätze am Ende nach Kanada abwandern“, erklärt Kräutler.

Indigene Gemeinden unter Druck

Gleichzeitig verschärfe sich die Lage der indigenen Bevölkerung Amazoniens. Illegale Landnahmen und wirtschaftlich motivierte Gewaltakte würden systematisch ihre verfassungsmäßig garantierten Landrechte untergraben. Erst kürzlich sei ein Kazike der Parakana-Indigenen an ihn herangetreten, berichtet Kräutler. Bewaffnete Milizen hätten das Dorf gezwungen, das angestammte Gebiet zu verlassen.

Ein Leben für den Schutz Amazoniens

Erwin Kräutler gehört dem Orden der Missionare vom Kostbaren Blut an. Von 1981 bis 2015 war er Bischof von Altamira-Xingu – mit 350.000 Quadratkilometern die damals flächenmäßig größte Diözese Brasiliens. Seit seinem Amtsantritt als Bischof setzt sich Kräutler unermüdlich für die Rechte der indigenen Bevölkerung sowie den Schutz des Amazonas ein. Für sein Engagement wurde er unter anderem mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Mittwoch, 12. März 2025

Indigene müssen am Gewinn von Belo Monte beteiligt werden

© Gustavo Moreno/STF

Die indigenen Gemeinden, die vom Bau des Kraftwerks Belo Monte in Pará betroffen sind, haben Anspruch auf einen Teil der Gewinne des Unternehmens. Die Entscheidung stammt von Minister Flávio Dino vom Obersten Bundesgericht (STF). Er reagierte damit auf eine Klage, die von den Verbänden der Völker des Mittleren Xingu eingereicht worden war. Sie sind der Ansicht, dass es keine Regelungen für den Abschnitt der Bundesverfassung gibt, der besagt, dass die Gemeinden angehört werden müssen und ein Mitspracherecht bei Projekten zur Nutzung von Wasser und Bodenschätzen auf indigenem Land haben. Gemäß der Verfügung sollten die Gemeinden 100 Prozent des Betrags erhalten, den der Konzessionär an die Bundesregierung weiterleitet.

Laut Minister Dino hat es die Legislative versäumt, sich mit dem Thema zu befassen und dem Kongress 24 Monate Zeit gegeben, ein entsprechendes Gesetz zu verabschieden. Er legte auch fest, dass der gesamte von Belo Monte an die Bundesregierung gezahlte Betrag als finanzieller Ausgleich für die Nutzung der Wasserressourcen an die indigene Bevölkerung weitergegeben werden muss. Dies gilt so lange, bis die Gesetzeslücke geschlossen ist. Andere ähnliche Fälle im Land sollten von nun an der gleichen Logik folgen.

Nach Angaben auf der Website der Anlage belief sich diese Entschädigung im vergangenen Jahr auf insgesamt 140 Millionen R$. In den acht Jahren seit der Inbetriebnahme wurden mehr als 1 Milliarde R$ ausgezahlt.

Diese Entschädigung wird von allen Wasserkraftwerken für die Nutzung von Wasser zur Stromerzeugung gezahlt.



Dino determina participação de indígenas nos ganhos de Belo Monte
Ministro deu 24 meses para o Congresso aprovar uma lei sobre o tema
Agência Brasil, 11/03/2025

Dom Erwin Kräutler: "SOS-Amazonien!"



Nur die Verteidigung Amazoniens gegen jede Form skrupelloser Aggression und ungehemmter Ausbeutung wird unser Überleben und das der zukünftigen Generationen ermöglichen.

Beitrag von Dom Erwin Kräutler als PDF >>

Samstag, 8. März 2025

Starship explodiert auch beim achten Test



"Starship"-Testflug misslingt erneut
Mit dem größten je gebauten Raketensystem der Raumfahrtgeschichte will Elon Musk den Mars erschließen. Nun lief jedoch erneut ein Test nicht wie gewünscht - kurz nach dem Start verlor SpaceX den Kontakt zu der Rakete.
Tagesschau.de, 07.03.2025


Erneuter Rückschlag für SpaceX – Starship explodiert über den Bahamas
Es sah aus wie ein erfolgreicher Start: Zunächst hob die Riesenrakete von Elon Musks Raumfahrtunternehmen SpaceX planmäßig ab. Doch dann verlor das Unternehmen den Kontakt zu der Rakete. Sie explodierte über den Bahamas.
Welt, 07.03.2025


Starship: Achter Test des Raumschiffs endet in Trümmern
"Wir haben den Kontakt zum Schiff verloren." Mit diesen Worten im Livestram war klar, dass der achte Test des Starships mit einem Rückschlag endete. Die letzten Bilder zeigten eine taumelnde Rakete, bei der offenbar mehrere Triebwerke ausgefallen waren und die Höhenkontrolle nicht mehr funktionierte. Was folgte war, wie es bei SpaceX heißt, eine "rasante, nicht geplante Demontage".
mrd.de, 07. März 2025


SpaceX’s Starship spacecraft explodes midflight for a second time, disrupting Florida air traffic
CNN, 07/03/2025

SpaceX Starship breaks apart after launch in second failure in a row
CBS News, 06/03/2025

Donnerstag, 6. März 2025

Abholzung begünstigt Dürre und Überschwemmungen



Abholzung führt zu Dürre und Hochwasser
Die Abholzung des Amazonas-Regenwalds begünstigt sowohl verstärkte Dürren als auch Überschwemmungen. Je nach Jahreszeit wirkt sich die oft illegale Rodung großer Gebiete unterschiedlich aus, zeigt eine neue Studie.
ORF, 6.3.2025


Abholzung des Amazonas begünstigt Trockenheit und Überschwemmungen
Die Rodung des Amazonas führt zu weniger Regen in der Trockenzeit und mehr in der Regenzeit. Die Folgen der Abholzung sind somit größer als bisher bekannt.
Zeit-Online, 5. März 2025


Samstag, 22. Februar 2025

Dom Erwin Kräutler fordert Schutz für Volk der Parakanã

Kazique Mama Parakanã appellierte an die Behörden, nachdem das Dorf Tekatawa am 20.2.2025 erneut von Bewaffneten angegriffen wurde: Das indigene Land Apyterewa am Xingu (PA) ist ungeschützt und seine Bewohner vom Volk der Parakanã sind in Lebensgefahr.

Laut dem Kazique wird der einzige Ausweg darin bestehen, Frauen, Kinder und ältere Menschen aus dem Dorf zu entfernen. „Die Bewaffneten schicken eine Nachricht und schon überfallen sie es. Die Regierung sagt, wir seien sicher, aber wir sind nicht sicher. Die Nationale Einsatztruppe ist weit weg auf der Basis stationiert. Bis sie eintrifft, ist die Schießerei vorbei und die Bewaffneten sind verschwunden“, betont er.

Der Kazique befürchtet, dass etwas Schlimmes passieren wird. In weniger als drei Monaten ist dies bereits der dritte Angriff, den die Parakanã ertragen mussten. „Das ist ein Schrei nach Hilfe. Es wird neue Angriffe geben. Wir haben Drohungen und Warnungen von denjenigen erhalten, die hier waren. Wenn nichts unternommen wird, wird noch Schlimmeres passieren“, sagt er.

Bischof Erwin Kräutler, emeritierter Bischof am Xingu und ehemaliger Präsident von CIMI, hat einen Brief veröffentlicht, in dem er zum Frieden für das Volk der Parakanã aufruft und fragt: „Ist es notwendig, zuerst die Todesopfer zu beklagen, um dann gegen die Bewaffneten und ihre Auftraggeber vorgehen zu können?“.

Hier der Brief von Bischof Kräutler:

Frieden für das Volk der Parakanã!
Ein Schrei nach Hilfe.

Bereits zum dritten Mal wurde das indigene Volk der Parakanã im Apyterewa-Land des Xingu, PA, von schwer bewaffneten Männern gewaltsam angegriffen. Kazique Mama Parakanã richtete heute einen eindringlichen Appell an die Behörden, die für die Sicherheit und das Leben der indigenen Völker verantwortlich sind. Die Bewaffneten kamen um zwei Uhr morgens in das Dorf, schossen wahllos und verbreiteten Angst und Schrecken, vor allem unter Frauen, Kindern und älteren Menschen. Die Menschen sind sehr erschüttert und haben große Angst, dass die Angriffe weitergehen werden.

Ist es notwendig, zuerst die Todesopfer zu beklagen, um dann gegen die Bewaffneten und ihre Auftraggeber vorgehen zu können?“

Altamira, 20. Februar 2025

Erwin Kräutler C.PP.S.
Emeritierter Bischof von Xingu
Referenzbischof der Indigenenpastoral - CIMI


Cacique Mama Parakanã faz apelo às autoridades após ataque de pistoleiros; bispo emérito do Xingu divulga carta
Após um ano da desintrusão concluída, TI Apyterewa está há três meses sofrendo represálias e vendo aumentar risco de retorno dos invasores, que usam Lei do Marco Temporal como argumento
CIMI, 21/02/2025

Dois tiroteios em dois meses elevam tensão na terra indígena Apyterewa, no Pará
Polícia Federal investiga ocorrências; um dos casos tem relação com cacau plantado na época em que o território estava ocupado por invasores
Repórter Brasil, 3.2.2025


Terra Indígena Apyterewa
Área habitada por Parakanã.
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