Mittwoch, 19. Februar 2025

Bolsonaro wegen Vorwurf eines Putschversuchs angeklagt



Bolsonaro wegen Putschversuchs angeklagt
Fast zwei Jahre lang hat die Polizei gegen Jair Bolsonaro ermittelt. Der rechte Ex-Präsident plante nach Überzeugung der Staatsanwälte mit Verbündeten einen Putsch. Jetzt ist gegen ihn Anklage erhoben worden.
Die brasilianische Generalstaatsanwaltschaft hat Anklage gegen den ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro erhoben. Dem von 2019 bis 2022 regierenden Politiker werde ein versuchter Staatsstreich nach seiner Abwahl vorgeworfen, teilte die Strafverfolgungsbehörde mit.
Damit folgt die Staatsanwaltschaft der Empfehlung der brasilianischen Bundespolizei, die jahrelang gegen den rechten Ex-Staatschef ermittelt hatte. Bolsonaro wies die Vorwürfe gegen sich bislang stets zurück.
Tagesschau.de, 19.02.2025


Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Jair Bolsonaro
Der brasilianische Ex-Präsident soll laut der Behörde einen Putsch vorbereitet haben. Akzeptieren die obersten Richter die Anklage, muss Bolsonaro vor Gericht erscheinen.
Zeit-online, 19. Februar 2025


Brasilien: Anklage gegen Bolsonaro erhoben
Nach Überzeugung der Ermittler plante der Ex-Militär Bolsonaro in einer kriminellen Vereinigung mit Verbündeten einen Putsch, um sich nach seiner Wahlniederlage im Oktober 2022 gegen den später vereidigten – und bis heute amtierenden – Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva an der Macht zu halten.
ORF, 19.2.2025


Blog-Archiv vom 29. Oktober 2018:
Bolsonaro wird 38. Präsident Brasiliens


Bolsonaro denunciado por tentar golpe: o que vem pela frente
Se denúncia for aceita, seria o primeiro julgamento de um ex-presidente por tentativa de golpe. Bolsonaro tenta reverter situação, buscando anistia e mudança na Lei da Ficha Limpa.
DW-Brasil, 19/02/2025


O Assunto #1410: Bolsonaro denunciado por tentativa de golpe
O ex-presidente Jair Bolsonaro foi acusado formalmente pela PGR por cometer 5 crimes. Além dele, outras 33 pessoas foram denunciadas por tentativa de golpe de Estado – entre essas pessoas estão militares e integrantes do chamado “núcleo duro” do governo Bolsonaro.
g1.globo, 19/02/2025


PGR denuncia ex-presidente Jair Bolsonaro por tentativa de golpe de Estado; Mauro Cid e Braga Netto também foram denunciados
Também foram denunciados o ex-ministro e ex-vice na chapa de Bolsonaro, o general Braga Netto; e o ex-ajudante de ordens Mauro Cid. PGR afirmou que Bolsonaro era o líder da organização que tentou derrubar a democracia.
g1.globo, 18/02/2025




Mittwoch, 12. Februar 2025

Dom Erwin leitet die Gedenkfeier zum 20. Todestag von Dorothy Stang



Brasilien: Gedenkmesse für Dorothy Stang
Amazonas-Bischof Erwin Kräutler hat zum 20. Jahrestag der Ermordung von Schwester Dorothy Stang an die visionäre Weitsicht der US-Ordensfrau und ihr unermüdliches Engagement für den Schutz des Amazonasgebietes erinnert.
VaticanNews, 14.2.2025


Predigt von Dom Erwin Kräutler:
Zum 20. Jahrestag der Ermordung von Schwester Dorothy Stang SND

Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, an den Schmerz, der mein Herz überfiel, als ich per Telefon die Nachricht von der Ermordung von Schwester Dorothy im Landesinneren von Anapu erhielt.

Ich erinnere mich an die heilige Messe mit dem anwesenden Leichnam, die ich in der Kirche der Unbefleckten Empfängnis in Altamira feierte. Niemals werde ich die Gesichter der Menschen vergessen, die daran teilnahmen. Männer und Frauen, bestürzt, erstaunt, entsetzt, unfähig zu glauben, was geschehen war, unfähig, all diese Grausamkeit zu verstehen.

Ich erinnere mich an das Requiem in Anapu, an der viele Politiker teilnahmen, darunter der Gouverneur von Acre, Jorge Viana, ein Sondergesandter in Vertretung des Präsidenten der Republik. Ich erinnere mich an Senator Eduardo Suplicy, der vor dem mit der brasilianischen Flagge bedeckten Sarg stand und sang „Die Antwort, mein Freund, weht im Wind“. Ich schluchzte und weinte bis zum heutigen Tag, weil es keine überzeugende Antwort gibt und auch nie geben wird!

Noch mehr erinnere ich mich an den Trauerzug zu dem Ort, an dem wir Dorothy begraben haben. Die Politiker waren bereits gegangen. Zurück blieben die einfachen, bescheidenen Menschen, die „anawim“ (die Armen Gottes) von Anapu, die schweigend gingen oder den Rosenkranz beteten.

Diese ganze tragische Geschichte ist heute, am 12. Februar 2025, zwanzig Jahre alt. Ich möchte nicht nur an die Vergangenheit erinnern. Ich möchte ein Porträt dieser Märtyrerschwester zeichnen, die viele von uns kannten oder mit ihr zusammenlebten.

Sie sagte mir ohne Umschweife: „Ich möchte unter den Ärmsten der Armen arbeiten“. Ich antwortete ihr, dass ihr Wunsch zwar sehr edel, aber nicht so leicht zu verwirklichen sei. Ich kannte die Zustände an der Transamazônica-Straße. Anapu war noch keine Gemeinde (sie wurde erst am 1. Januar 1997 gegründet). In den 1980er Jahren war die Armut, die dort herrschte, ein echtes „Elend“: Malaria, Hunger, Gewalt, mangelnde Unterstützung und fehlende Transportmöglichkeiten waren nur einige der Lebensumstände derjenigen, die dort ankamen und glaubten, ein neues Eldorado zu finden. Dorothy bat mich einfach: „Bitte lass es mich ausprobieren!“. Und sie „ durchlebte “ dieses Leben mit den Armen bis zu dem schicksalhaften Tag des 12. Februar 2005, als sie um halb acht Uhr morgens brutal ermordet wurde.

Ein zweites Merkmal von Schwester Dorothy ist ihre hingebungsvolle Liebe „zu unserem Volk“. Sie wurde in den Vereinigten Staaten geboren und kam als Missionarin nach Brasilien. Wenn sie von den Menschen an der Transamazônica-Straße sprach, benutzte sie immer den Ausdruck „unser Volk“. Ich hatte das Privileg, an ihrem letzten Interview mit Carlos Mendes von O Liberal am 2. Februar 2005 in der Casa dos Padres in Altamira teilzunehmen. Der Journalist riet ihr: „Ich glaube, Sie sollten vorsichtiger sein!“ Und was antwortete die Schwester? „Ich vertraue ganz auf Gott und weiß, dass er mit mir ist. Aber ich spreche lieber über das Leben und nicht über den Tod. Unser Volk hat mit den PDS (Projekte der nachhaltigen Entwicklung) Programme für ein besseres Leben. Ich habe keine Zeit, über schlechte Dinge nachzudenken. Aber wenn sie mich töten, würde ich gerne hier in Anapu begraben werden, bei diesen bescheidenen Leuten. Pará ist mein Land."

Eine dritte Beobachtung betrifft ihren prophetischen Charakter und ihre Spiritualität, die alle begeisterten, die sie kannten. Schwester Dorothy liebte die Armen, aber sie liebte auch die Erde, die Gott geschaffen hat, unser „gemeinsames Haus“, das stöhnt und um Mitgefühl bittet, weil es immer wieder angegriffen und verletzt wird, wie die bedrohte die Flora und Fauna des Amazoniens. Bereits in den 1980er und 1990er Jahren sah Schwester Dorothy die katastrophalen Folgen für das Ökosystem voraus, die uns heute im Amazonasgebiet erschrecken: anhaltende Dürren, Flüsse ohne Wasser, übermäßige Hitze, Städte und Dörfer, die von Brandrauch verseucht sind, der vor allem bei Kindern und älteren Menschen zu Atemwegsbeschwerden führt.

Hinter all dem Engagement von Schwester Dorothy stand eine tiefe Mystik und Spiritualität, die sie aus ihrer Ordensgemeinschaft bezog, die von der heiligen Julia Billiart, einer Tochter armer Bauern in Frankreich, gegründet wurde. Auf ihrem 18. Kapitel im Jahr 2021 umrissen die Schwestern von Notre Dame de Namur ihre Spiritualität mit folgenden Worten: „Unsere Leidenschaft für die Mission entspringt unserem Glauben an die Güte Gottes, der Vater-Mutter, der in unserer Mitte lebendig und aktiv ist. Wir glauben, dass die Macht Gottes durch unsere Schwäche wirkt. Wir sind berufen, neue Samen der Hoffnung und der Einheit, der Integration und der Zugehörigkeit, der Einladung, des Willkommens und des Dialogs in der ganzen Welt zu säen.“ Gott sei gepriesen! Amen.

Anapu am 12. Februar 2025

Dom Erwin Kräutler
emeritierter Bischof am Xingu




Brasilien: Gedenken an vor 20 Jahren ermordete Ordensfrau Stang

Bischof Kräutler leitet Gedenkzeremonie am Grab der US-Missionarin, die als Vorkämpferin in Brasilien für Rechte der landlosen Kleinbauern und für den Umweltschutz galt - Landraub und Straflosigkeit weiter großes Problem in der Region

Brasilia, 12.02.2025 (KAP) Genau 20 Jahre nach der Ermordung der Ordensfrau Dorothy Stang wird an ihrem Einsatzort im brasilianischen Amazonas sowie auch weltweit an die Vorkämpferin der Landlosen-Bewegung erinnert. Für Mittwoch (Ortszeit) war an ihrem Grab in der im Bundesstaat Para gelegenen Stadt Anapu eine Gedenkfeier mit Bischof Erwin Kräutler geplant, geht aus einem Bericht der Plattform "reporterbrasil.org.br" hervor, in ihrer Heimat USA wird wie jedes Jahr der "Dorothy-Stang-Tag" gefeiert, im Rom gab es bereits vor einem Monat eine Mahnwache zu ihrem Gedenken.

Stang war die engste Mitarbeiterin Kräutlers, der nach ihrer Ermordung am 12. Februar 2005 auch das Begräbnis leitete. "Niemand hat größere Liebe, als der sein Leben für seine Freunde hingibt. Dorothy hat ihr Leben gegeben. Sie hat das kraftvollste Zeugnis ihrer Liebe abgelegt: Sie hat ihr Blut vergossen", sagte Kräutler damals. Der aus Vorarlberg stammende Langzeit-Bischof der Amazonas-Diözese Xingu war wegen seines Einsatzes auch selbst ständigen Bedrohungen ausgesetzt und lebt in seiner brasilianischen Wahlheimat seit Jahren unter ständigem Polizeischutz.

Dorothy Stang, 1931 in Ohio geboren, hatte sich ab 1966 für die Rechte von Brasiliens Kleinbauern und für den Umweltschutz eingesetzt, insbesondere gegen die illegale Abholzung des Regenwaldes. Sie lebte und arbeitete in der Kleinstadt Anapú, einer abgelegenen Siedlung, in der sie sich mit anderen Ordensschwestern für die landlosen Bauern starkmachte. Ihr Engagement, Landrechte für die Armen einzufordern und ökologische Landwirtschaft zu fördern, brachte sie immer wieder in Konflikt mit Großgrundbesitzern und Holzfällern, die das Land für sich beanspruchten. Diese Kräfte sahen in Stang, deren "Projekte für nachhaltige Entwicklungen" (PDS) Waldschutz mit nachhaltiger Landwirtschaft verbanden, eine Bedrohung und versuchten sie einzuschüchtern.

Am Tag ihrer Ermordung war die damals 73-Jährige auf dem Weg zu einer neuen Siedlung und wurde von Auftragsmördern erschossen. Zeugen berichteten, dass sie ihren Mördern noch aus der Bergpredigt den Satz "Selig sind, die arm im Geiste sind, denn ihnen gehört das Himmelreich" (Matthäus 5,3) vorgelesen habe, bevor sie von sechs Schüssen getroffen zu Boden sank. Die Mörder und deren Auftraggeber wurden zwar verurteilt, jedoch nach kurzer Zeit wieder freigelassen.

Landraub hält an

Der Kampf um Landrechte und den Schutz des Amazonasgebiets in der Region dauert weiter an, denn der Landraub und die Abholzung setzen sich fort. Die Fläche der PDS-Gebiete, die von der Agrarindustrie besetzt wurden, stieg laut Angaben der Agentur Publica zwischen 2005 und 2023 von 4,38 auf 22,27 Prozent. Der Kommission für Landpastoral (CPT) zufolge wurden in dieser Zeit mindestens 21 weitere Menschen in Anapu in Landkonflikten getötet, deren Namen auf einem roten Kreuz auf Dorothy Stangs Grab eingraviert sind. Nur drei Fälle kamen vor Gericht, wobei es auch bei diesen zu zwei Freisprüchen kam.

Wie Agencia Publica berichtet, hat sich die Gewalt in den letzten Jahren verlagert: Anstatt Morde zu begehen, greifen die Täter zunehmend auf Drohungen, Zerstörungen und gerichtliche Verfolgung von Landaktivisten zurück. Selbst Geistliche wie Padre Amaro Lopes de Souza, der als Nachfolger von Dorothy Stang gilt, wurden kriminalisiert und mussten Anapu verlassen. Lokale Aktivisten und Missionarinnen setzen sich weiterhin für den Schutz von Landrechten und eine nachhaltige Agrarreform ein - trotz anhaltender Bedrohung. Von dieser ist auch das Weitertragen des Erbes von Sr. Dorothy betroffen, wurde doch eine Gedenktafel für sie und die anderen Opfer mehrfach zerstört, aber von der Gemeinschaft immer wieder erneuert.

Streit um Wandgemälde

Der Kampf um Stangs Erbe reicht bis in den kirchlichen Bereich: Ein Gemälde in der Santa-Lucia-Kirche von Anapu zeigt Jesus als Landarbeiter, der in schlichte Kleidung mit Strohhut auf einem Baum gekreuzigt wurde, ihm zur Seite Dorothy Stang und Pater Josimo Tavares, der 1986 ebenfalls für seine Tätigkeit in der Landlosen-Bewegung nach Drohungen durch Großlandbesitzer ermordet wurde. Gegen das Wandbild gab es laut "reporterbrasil.org.br" einzelne Einsprüche, worauf es verhängt worden sei. Bischof Kräutlers Nachfolger in Xingu, Dom Frei João Muniz Alves, verfügte nach Protesten, das Gemälde müsse wieder dauerhaft sichtbar gemacht werden. Stang sei ein "Symbol dieser Region" und eine "mystische Kraft", so der Bischof am vergangenen Sonntag (9. Februar) bei seiner Predigt zur Eröffnung des Jubiläumsjahres der 2019 als Teil der vormaligen Prälatur Xingu hervorgegangenen Diözese Altamira.

In ihrer US-Heimat Ohio wurde an Stang am Mittwoch mit einer Gedenkausstellung und einem Gottesdienst erinnert, in Europa unter anderem an der Universität Cambridge, wo das Emmanuel College in der Vorwoche die jährliche Dorothy-Stang-Vorlesung veranstaltete. Studierende waren zuvor nach Rom gereist und hatten Stang dort in der Basilika und Gedenkstätte San Bartolomeo all'Isola auf der Tiberinsel als "Moderne Märtyrerin des amerikanischen Kontinents" gewürdigt. Besonders die Hartnäckigkeit des Einsatzes der Ordensfrau in der Umweltbewegung wurde dabei hervorgehoben.

(veröffentlicht auch auf evangelische-zeitung.de, 12.2.2025)



Kräutler: Sr. Dorothy Stang sah Folgen der Amazonas-Zerstörung voraus
Amazonas-Bischof würdigt bei Gedenkmesse in Brasilien vor 20 Jahren ermordete US-Ordensfrau als "moderne Prophetin"

Amazonas-Bischof Erwin Kräutler hat zum 20. Jahrestag der Ermordung von Sr. Dorothy Stang an die visionäre Weitsicht der US-Ordensfrau und ihr unermüdliches Engagement für den Schutz des Amazonasgebietes erinnert. Die Missionarin der Schwestern von Notre Dame de Namur habe bereits in den 1980er und 1990er Jahren als "moderne Prophetin" die dramatischen ökologischen und sozialen Folgen der Abholzung und Umweltzerstörung in der Region vorausgesehen, sagte der 85-jährige emeritierte Bischof der inzwischen zur Diözese erhobenen Prälatur Xingu am Mittwoch bei der Gedenkmesse im brasilianischen Anapu.

Kräutler erinnerte in seiner Predigt, dass Stang 1982 in die Bezirkshauptstadt Altamira im Bundesstaat Para gekommen sei, um "mit den Ärmsten der Armen" zu leben. Damals seien die Probleme an der Transamazonica-Ost vor allem Malaria, Hunger und Gewalt gewesen. Schon früh habe die US-Missionsschwester ihren hingebungsvollen Kampf für die Rechte der Landbevölkerung und gegen den Raubbau an der Natur durch illegale Holzfäller und Großgrundbesitzer aufgenommen.

"Schwester Dorothy liebte die Armen, aber sie liebte auch unsere Mit-Welt, die Gott geschaffen hat, unser 'gemeinsames Haus', das stöhnt und um Erbarmen fleht, weil es angegriffen und misshandelt wird", sagte der aus Vorarlberg stammende Bischof, dessen engste Mitarbeiterin Stang war und deren Begräbnis er im Februar 2005 geleitet hatte. Stang habe den Zusammenhang zwischen sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz bereits klar erkannt und bleibe durch ihren Einsatz eine Inspiration bis heute.

Bereits Jahre vor ihrem Tod habe Stang vor den Veränderungen gewarnt, die sich heute im Amazonasgebiet zeigen: extreme Dürreperioden, Wasserknappheit in den Flüssen, zunehmende Hitze und die gesundheitlichen Folgen von Bränden und Rodungen. Die Ordensfrau habe vorhergesehen, dass die rücksichtslose Ausbeutung der Natur nicht nur das Ökosystem, sondern auch die Lebensgrundlage der ärmsten Menschen zerstören würde, so Kräutler.

Der Bischof erinnerte in seiner Predigt auch an Stangs letztes Interview, das die Ordensfrau zehn Tage vor ihrer brutalen Ermordung in Altamira gegeben habe; auch er selbst sei dabei anwesend gewesen. Als der Journalist ihr zu Vorsicht riet, erwiderte sie: "Ich vertraue ganz auf Gott und weiß, dass er mit mir ist. Aber ich spreche lieber über das Leben als über den Tod."

Leben für den Amazonas

Dorothy Stang, 1931 in Ohio geboren, hatte sich ab 1966 für die Rechte von Brasiliens Kleinbauern und für den Umweltschutz eingesetzt, insbesondere gegen die illegale Abholzung des Regenwaldes. Ab 1982 lebte und arbeitete sie in der Kleinstadt Anapu, wo sie sich mit anderen Ordensschwestern für die landlosen Bauern starkmachte. In ihren "Projekten für nachhaltige Entwicklungen" (PDS) verband sie Waldschutz mit nachhaltiger Landwirtschaft. Den Großgrundbesitzern war sie damit ein Dorn im Auge, weshalb es mehrfache Drohungen und Einschüchterungsversuche gab.

Am Tag ihrer Ermordung war die damals 73-Jährige auf dem Weg zu einer neuen Siedlung und wurde von Auftragsmördern erschossen. Die Mörder und deren Auftraggeber wurden zwar verurteilt, jedoch nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Der Kampf um Landrechte und den Schutz des Amazonasgebiets in der Region dauert weiter an, denn der Landraub und die Abholzung setzen sich fort, weiterhin verbunden mit Gewalt und Drohungen.
Kathpress, 14.02.2025

Fünf Jahre "Querida Amazonia"



Welche Auswirkungen hatten die Synode und das nachsynodale Schreiben?

Fünf Jahre "Querida Amazonia": Mehr als die Debatte um "viri probati"
Keine "viri probati", kein Wort zum Frauendiakonat – für viele die zentrale Botschaft von "Querida Amazonia". Doch dabei gerät aus dem Blick, dass es in der Amazonas-Region um viel Grundsätzlicheres geht. Ein Blick auf die Entwicklung fünf Jahre nach dem nachsynodalen Schreiben.
Katholisch.de, 12.2.2025

Dienstag, 11. Februar 2025

Dom João: Hommage für Dorothy Stang bleibt sichtbar

Die drei Notre-Dame Schwestern von Anapu wurden von Bischof João Muniz Alves und Pfarrer Josemar Lourenço vor dem Altargemälde zu Ehren Dorothys begrüßt

Dom Frei João Muniz Alves, Bischof der Diözese Xingu, intervenierte gegen die Abdeckung des Gemäldes von Schwester Dorothy Stang und ordnete an, dass das Bild wieder enthüllt wird und sichtbar bleiben muss.

„Dorothy ist eine Ikone für diese Region. Sie ist eine mystische Kraft“, sagte Bischof João, der am Sonntag (9.2.) in der Pfarrei Santa Luzia in Anapu die Eröffnungsmesse für das Heilige Jahr feierte, das Papst Franziskus ausgerufen hat.

„Die Art und Weise, wie sie ermordet wurde, empört viele Menschen auf der ganzen Welt und weckt ihre Solidarität, nicht nur wegen ihrer Geschichte, sondern wegen der Menschen, denen sie diente“, fügte der Bischof hinzu. 

Er beschrieb die Missionarin als eine mutige Frau und betonte nach der Aufzählung ihrer Initiativen in den Bereichen Bildung und Sozialhilfe, dass ihr Tod in direktem Zusammenhang mit der Agrarproblematik stehe.

Auch Josemar Lourenço, Pfarrer von Anapu, versicherte, dass das Gemälde nicht mehr abgedeckt wird. Zuvor hatte er die Verhüllung mit einer Bitte der Gemeinde begründet. „Die meisten Gläubigen sagten, dass sie beim Beten die Darstellungen nicht sehen wollten“, erklärte Josemar, der Ermittler der Polizei von Paraíba war, bis er vor vier Jahren zum Priester geweiht wurde.

„Eine Minderheit unter den Gläubigen will das Bild nicht, aber die große Mehrheit der Armen verteidigt es“, sagt Schwester Jane Dwyer vom Orden Notre Dame de Namur. Im Alter von 84 Jahren setzt Jane Dwyer die Missionsarbeit fort, die ihre Mitstreiterin Dorothy geleistet hat.

Während des Gottesdienstes brachten die Gläubigen zur Gabenbereitung Plakate, die auf Dorothys Verdienste hinwiesen. Die Missionarin kämpfte nicht nur für eine Agrarreform und die Erhaltung des Waldes, sondern war auch maßgeblich an der Gründung von Schulen und der Entwicklung von Anapu beteiligt.



Homenagem a Dorothy Stang volta ao altar de igreja, após matéria da Repórter Brasil
DEZ DIAS APÓS a Repórter Brasil revelar que um pano cobria o fundo do altar da Igreja Santa Luzia, em Anapu, no Pará, ocultando a pintura em homenagem à memória de Dorothy Stang, o bispo da Diocese do Xingu, Dom Frei João Muniz Alves, interveio e determinou que a imagem da religiosa fosse definitivamente descoberta.


20. Todestag von Schwester Dorothy Stang


Vor 20 Jahren: Mord an Schwester Dorothy in Brasilien
Am 12. Februar vor genau zwanzig Jahren wurde Schwester Dorothy Stang ermordet. Unser Brasilien-Korrespondent erinnert.
VaticanNews, 10.2.2025


Mord an Schwester Dorothy Stang
Der Tod der Nonne Dorothy Stang traf Brasilien wie ein Schock. Seit 1988 der Gummizapfer Chico Mendes ermordet wurde, hat sich in Amazonien wenig geändert – weil die Regierung die unklaren Eigentumsverhältnisse nicht regelt
RegenwaldReport 02/2005

Martírio na floresta: 20 anos do assassinato da Irmã Dorothy Stang
Assassinada no dia 12 de fevereiro de 2005 na comunidade de Anapu, Estado do Pará, região da TransAmazônica, a missionária norte-americana acreditava na reconexão da natureza para garantir um futuro comum
ihu, 17.1.2025



Programação semanal marca memória da luta e dos 20 anos di martírio da irmã Dorothy Stang
A programação é organizada pelo Comitê Dorothy em parceria com diversos movimentos e entidades, e tem o objetivo de celebrar a memória de Dorothy e ecoar sua luta em defesa da Amazônia e seus povos.
CNBB Norte 2, fev 7 de 2025




Morte de Dorothy Stang: 20 anos depois, violência no campo persiste e casos de subnotificações preocupam autoridades
Dados da Defensoria Pública do Estado do Pará (DPE-PA) mostram que entre os anos de 2015 a 2024, 23 casos de violência por motivação agrária foram registrados no estado.
O Globo, 12/02/2025 (com vídeo do enterro)


Morte de Dorothy Stang completa 20 anos: conheça a história da freira e ativista assassinada a tiros na Amazônia
Freira norte-americana foi morta a tiros em 2005 a mando de fazendeiros. Dos cinco condenados pelo crime, apenas um segue preso em regime fechado.
g1 Pará, 12/02/2025


20 anos de uma crueldade: o assassinato de Dorothy Stang
Há 20 anos, Dorothy Stang, defensora incansável da floresta, era brutalmente assassinada no Pará. Seu legado, no entanto, segue vivo e inspirando milhares de ativistas na luta pela terra e pela Amazônia.
Greenpeace Brasil, 12 de fevereiro de 2025


Vinte anos após morte de Dorothy Stang, conflitos em Anapu continuam
Missionária foi assassinada em fevereiro de 2005 em Anapu (PA)
AGÊNCIA BRASIL, 12/02/2025


Memória de Irmã Dorothy continua a inspirar defensores da floresta e dos direitos humanos 20 anos após assassinato
Eventos são realizados anualmente para manter vivo legado da ativista e religiosa
Brasil de Fato, 12de fevereiro de 2025


20 anos após morte de Dorothy Stang, PDSs da Amazônia perderam mais de 20% de floresta
Defendidos pela freira assassinada no Pará, assentamentos sustentáveis sofrem com invasores e enfraquecimento do Incra
Brasil de Fato, 10 de fevereiro de 2025


Há 20 anos era assassinada Ir. Dorothy StangNa noite de sexta-feira, 10, foi realizada uma vigília na Basílica de São Bartolomeu na Ilha Tiberina, em Roma, em homenagem à religiosa estadunidense assassinada por sua luta pelos direitos dos povos indígenas e contra o desmatamento no país sul-americano. Teóloga Laurie Johnston: “nela, a missão cristã ia além da espiritualidade pessoal, incluindo o compromisso com os esquecidos, com as vítimas da degradação ambiental e das desigualdades sociais”VaticanNews, 11/01/2025

“Não vou fugir nem abandonar a luta”: 20 anos do assassinato da irmã Dorothy Stang no ParáMissionária católica dedicou sua vida à proteção dos Sem-Terra em uma região perigosaComitê Chico Mendes, 12/02/2025

20 anos após morte de Dorothy Stang, PDSs da Amazônia perderam mais de 20% de floresta
Defendidos pela freira assassinada no Pará, assentamentos sustentáveis sofrem com invasores e enfraquecimento do Incra
Pública, 10(02/2025


Dorothy Stang: “Quem derramou o seu sangue pela causa mais nobre, o Reino de Deus, nunca pode ser esquecido”Nesta página especial, o Instituto Humanitas Unisinos – IHU lembra os 20 anos do martírio da religiosa e missionária da Congregação das Irmãs de Notre Dame de Namu. “A memória dos mártires faz parte da história e liturgia de nossa Igreja”, lembra Dom Erwin Kräutler, bispo emérito do Xingu
ihu, 2.12.2025



Irmã Dorothy: Uma voz profética na Amazônia – 20 anos de resistência e legado
Na vastidão verde da Amazônia, a voz persistente da irmã Dorothy ecoa como um chamado urgente contra a destruição. Dom Erwin Kräutler, bispo emérito do Xingu e ex-presidente da Rede Eclesial Pan-Amazônica (REPAM-Brasil), relembra com reverência os vinte anos do martírio da irmã Dorothy. Para ele, ela não foi apenas uma defensora incansável da floresta e dos direitos humanos dos povos ribeirinhos; foi uma voz que ecoou no deserto da Amazônia, um lugar outrora intocado por mãos gananciosas que desertificaram um paraíso de selvas e águas. Em suas palavras, irmã Dorothy continua a ser um símbolo vivo de resistência e esperança na luta pela preservação ecológica e pelos direitos dos habitantes originais da floresta.
REPAM, 10.2.2025


Dienstag, 4. Februar 2025

Dom Erwin Kräutler zum 20. Todestag von Schwester Dorothy



Als Bischof am Xingu haben Sie viel Zeit an der Seite von Schwester Dorothy verbracht. Was ist Ihnen an ihr besonders aufgefallen?

Schwester Dorothy kam 1982 - ich weiß nicht mehr, in welchem Monat - in das Haus der Patres in Altamira, wo ich heute noch lebe. Sie kam, um mit mir zu sprechen, einem Bischof, der erst vor einem Jahr geweiht worden war. Ihr Akzent ließ mir keinen Zweifel, dass sie Amerikanerin war. Sie schenkte mir eine Reliquie des Heiligen Gaspar, die ich bis heute aufbewahre. Ihr Bruder, ein Mitglied meiner Kongregation, schenkte sie ihr. Dorothy wollte in der Prälatur Xingu arbeiten. Sie gab sich als Schwester von Notre Dame de Namur zu erkennen. Ich war überrascht, dass eine einzelne Schwester eine Missionsfront eröffnen wollte. Ich fragte sie, ob sie allein an den Xingu kommen würde und ob ihre Kongregation damit einverstanden sei. „Ja, es kommen noch mehr Schwestern“, antwortete sie. Und sie kamen.
Was mich überraschte, war ihre Bitte, „mit den Ärmsten der Armen“ zu arbeiten. Einen Moment lang dachte ich, sie sei nur eine weitere dieser Abenteurerinnen, die sich unter die Armen mischen und dann ein Buch über ihre Erfahrungen schreiben. Ich sagte der Schwester, dass ihr Wunsch zwar sehr edel, aber nicht so leicht zu verwirklichen sei. Ich dachte an die Region östlich von Altamira. Dort war die Armut zu dieser Zeit besonders groß, die Menschen lebten "miserabel". Aber sie antwortete einfach: „Bitte lass es mich versuchen!“. Und dieses Leben mit den Armen „durchlebte“ sie bis zu dem schicksalhaften Tag des 12. Februar 2005, als sie morgens um halb acht brutal ermordet wurde.

Warum verließ sie die USA, um sich für die Völker Amazoniens einzusetzen? Was hat sie motiviert und wogegen hat sie gekämpft?

Dorothy gehörte der Kongregation der Schwestern von Notre Dame de Namur an, die 1804 von der heiligen Julia Billiard, einer Tochter armer Bauern in Frankreich, gegründet wurde. Die Spiritualität der Schwestern der heiligen Julie wird in den Worten des 18. Kapitels der Kongregation aus dem Jahr 2021 zusammengefasst: „Unsere Leidenschaft für die Mission entspringt unserem Glauben an die Güte Gottes, der Vater-Mutter, der in unserer Mitte lebt und wirkt. Wir glauben, dass die Macht Gottes durch unsere Schwäche wirkt. Wir sind aufgerufen, neue Samen der Hoffnung und der Einheit, der Integration und der Zugehörigkeit, der Einladung, des Willkommens und des Dialogs in der ganzen Welt zu säen.“ Das Leben von Schwester Dorothy kann nur aus dieser tiefen Mystik einer Missionarin, die sich den „Anawim“ im Amazonasgebiet widmet, verstanden werden, die sie bis zu ihrem grausamen Tod begleitete. Was bedeutete der Tod von Schwester Dorothy für den Kampf der indigenen Völker und für die Zukunft des Amazonasgebiets?
Schwester Dorothy war eine „Stimme, die in der Wüste schreit“ (Mk 1,3). Die Wüste ist nicht eine riesige Sandfläche, die sich am Horizont verliert, sondern der Dschungel des Amazonas, der bewusst zerstört wurde. Das Desaster im Amazonasgebiet ist, dass die Menschen weiterhin den Wald abholzen und verbrennen. Diese Perversität begann mit dem Bau der Transamazonas-Schnellstraße in den frühen 1970er Jahren und nahm seither nur zu.
Schwester Dorothy erlebte den Wahnsinn der groß angelegten Abholzungen aus nächster Nähe. Von dem Moment an, als sie ankam, meldete sie sich zu Wort und scheute keine Mühen, um diejenigen zu überzeugen, die auf ihre sanfte Stimme hörten - sanft war nur ihre Stimme! - davon zu überzeugen, dass in naher Zukunft häufige Katastrophen von immer größerem Ausmaß die Folge gewaltsamer Eingriffe in die Natur sein würden. Heute gilt sie als „Prophetin“, weil sie bereits in den 80er und 90er Jahren die Folgen der Zerstörung des Amazonasgebiets für das Ökosystem vorhersagte: anhaltende Dürren, Flüsse ohne Wasser, übermäßige Hitze, die weit über dem zuvor für den Amazonas errechneten Durchschnitt lag, Städte und Ortschaften, die von Brandrauch verseucht waren, der vor allem bei Kindern und älteren Menschen zu Atemwegsbeschwerden führte.

Was ist 20 Jahre nach ihrem Tod das größte Vermächtnis, das Schwester Dorothy hinterlassen hat? Wie wird sie von den Gemeinschaften im Amazonasgebiet in Erinnerung behalten?

Auch wenn sie tot ist, mahnt Schwester Dorothy weiterhin eine größere Sensibilität gegenüber dem Amazonas ein und fordert mehr Achtung und Respekt für das Leben der Menschen, die diese Region bewohnen, und für die Natur, das „gemeinsame Haus“, das stöhnt und um Mitgefühl bittet, weil es immer wieder angegriffen und verletzt wird. Und genau in diesem Sinne rufen die Menschen bei den Feierlichkeiten zum Jahrestag der Ermordung der Schwester: „Dorothy lebt, lebt, lebt!“

Sind die Probleme im Amazonasgebiet heute noch dieselben? Welche sind die wichtigsten? (Haben die Bischofssynode zum Amazonasgebiet und die Dokumente des Papstes etwas bewirkt?)

Das Amazonasgebiet wird immer noch als „Provinz“ betrachtet: als Rohstoffdepot, als Holzlager, als Energiereservoir, als letzte landwirtschaftliche Entwicklungsregion. Der Wald wird niedergebrannt und das Land abgeholzt, um Platz für die Viehzucht oder den Anbau von Soja und anderen Nutzpflanzen zu schaffen. Konflikte mit den indigenen Völkern, den Bauernfamilien und den Bewohnern der Flussufer sind an der Tagesordnung.
In seiner Antrittsrede versprach Präsident Lula „Null Entwaldung bis 2030“. Er verkündete: „Unser Ziel ist es, die Abholzung im Amazonasgebiet und die Treibhausgasemissionen in der Energiewirtschaft auf Null zu reduzieren sowie die Wiederherstellung von degradiertem Weideland zu fördern“ und fügte in Bezug auf die indigenen Völker hinzu: „Niemand kennt unsere Wälder besser und kann sie effektiver verteidigen als diejenigen, die seit Urzeiten hier leben. Jedes demarkierte Land ist ein neues Umweltschutzgebiet“. Lula erhielt zu Recht Beifall, auch von der internationalen Gemeinschaft, weil er der Umweltzerstörung seines Vorgängers, des kriminellen Präsidenten Bolsonaro, Einhalt geboten hat Aber null Entwaldung bis 2030? Die Frist ist zu lang, und wenn in den Jahren bis 2030 die Abholzung und Brandrodung im gleichen Tempo wie in den Jahren 2023 und 2024 weitergeht, werden Millionen und Abermillionen weiterer Hektar Wald von der Erdoberfläche verschwinden.
Im Jahr 2024 verzeichnete der Regenwald im Amazonasgebiet die meisten Brandherde der letzten 17 Jahre. Das Nationale Institut für Weltraumforschung (INPE) zählte bis Anfang Dezember 137.538 Waldbrände und Brände. Die Zahlen des INPE deuten darauf hin, dass im Jahr 2024 insgesamt 4,6 Millionen Hektar des Urwalds im Amazonasgebiet von Bränden betroffen waren, und zwar vom 1. Januar bis zum 31. Oktober.
Papst Franziskus hat sich nur wenige Monate nach seiner Wahl auf den Stuhl Petri bereits zum Thema Amazonien geäußert. Er kam anlässlich des Weltjugendtags in Rio de Janeiro nach Brasilien. Am 27. Juli 2013 sagte er vor den brasilianischen Bischöfen, Amazonien sei ein „Lackmustest, ein Prüfstand für die brasilianische Kirche und Gesellschaft“. Am 4. April 2014 empfing er mich in einer Privataudienz, da ich Sekretär der bischöflichen Kommission für Amazonien war. Er teilte mir mit, dass er bald eine Enzyklika über Ökologie herausgeben werde und erklärte, dass es darin um eine „menschliche Ökologie“ gehen werde. Ich bat ihn daraufhin, auf Amazonien und seiner Völker, insbesondere die indigenen Völker, nicht zu vergessen, und übergab ihm einige Unterlagen, um meine Anliegen zu verdeutlichen. Zu Pfingsten, am 24. Mai 2015, verkündete er die Enzyklika Laudato Sì. Der Papst hat Amazonien und die indigenen Völker nicht vergessen (Nr. 37-38 und 145-146).
Am 15. Oktober 2017 kündigte Papst Franziskus eine Sonderversammlung der Bischofssynode für die Pan-Amazonas-Region an, die dann vom 6. bis 27. Oktober 2019 stattfand. Ziel der Amazonien-Synode war es, neue Wege der Evangelisierung zu suchen, mit besonderem Augenmerk auf die indigenen Völker, die „oft vergessen sind und keine Aussicht auf eine friedliche Zukunft haben“, und die Krise des Amazonas-Regenwaldes anzugehen, „die für unseren Planeten von größter Bedeutung ist“.
Der Papst wählte Rom als Veranstaltungsort und nicht irgendeine Hauptstadt Amazoniens, um zu betonen, dass das Thema "Schutz des Regenwaldes" nicht nur Lateinamerika, sondern die ganze Erde betrifft. Die Amazonien-Synode hatte das wichtige Ergebnis, dass die Verteidigung des Lebens im Amazonasgebiet in all seinen Formen und Ausprägungen auf die Tagesordnung der Evangelisierung und der pastoralen Aktion aller Ortskirchen gesetzt wurde. Das Abschlussdokument der Synode prangert alle Formen der Bedrohung des Lebens der Menschen und der Welt um uns herum an und ruft zu einer ökologischen und kulturellen „Metanoia“ auf, einer Veränderung des Lebens, der Einstellungen, des Verhaltens und der Handlungsweisen. Sie lehnt die skrupellose Ausbeutung ab, verurteilt die Zerstörung des Regenwaldes und die Verschmutzung von Wasser und Luft.
Ein Bild von Dorothy war auf der Tafel in der Synodenhalle zu sehen und erinnerte die Teilnehmerinnen an den furchtlosen Kampf dieser Schwester „bis zum Ende“ (Joh 13,1), bis hin zum Vergießen ihres Blutes für die Bewahrung des Amazonas.

Welche Botschaft würde Sr. Dorothy den Italienern heute vermitteln? Und was würden Sie den BZ-Lesern über den Amazonas sagen?

Ich gebe nicht gerne Tipps. Ich möchte Sie jedoch daran erinnern, dass der Amazonas-Urwald eine sehr wichtige Rolle für das Weltklima spielt und die Folgen der Abholzung nicht nur in Südamerika zu spüren sind. Sie ist mitverantwortlich für die extremen Wetterereignisse und den Klimawandel, der bereits im Gange ist. Der Schutz Amazoniens ist eine unabdingbare Voraussetzung, um unser Überleben auf diesem Planeten zu gewährleisten.

Altamira, 2. Februar 2025
Erwin Kräutler C.PP.S.
emeritierter Bischof vom Xingu