Sabbatzeit im Alter von 63 Jahren
Papst nimmt überraschend Rücktritt von deutschem Bischof Nann an
Normalerweise
sind Bischöfe bis zum Alter von 75 Jahren im Amt. Nun hat Papst
Franziskus den Rücktritt des deutschen Bischofs Reinhold Nann angenommen
– seit 2017 stand er einer Prälatur in Peru vor. Hintergrund ist seine
angeschlagene Gesundheit.
Katholisch.de, 1.7.2024
Papst Franziskus nimmt vorzeitigen Rücktritt von deutschem Bischof in Peru an
Der
aus Deutschland stammende Bischof der Territorialprälatur Caravelí in
Peru, Reinhold Nann, ist im Alter von nur 63 Jahren von seinem Amt
zurückgetreten. Papst Franziskus nahm das entsprechende Gesuch am Montag
an. Inzwischen hat Nann gesundheitliche Gründe für seinen Rücktritt
angegeben.
„Vor sieben Jahren habe ich mit großem Enthusiasmus in der Prälatur angefangen und viele Fortschritte erzielt“, erinnerte Nann in seiner Stellungnahme
am Montag und erwähnte „die schrittweise Umsetzung des Plans zur
pastoralen Erneuerung, die Wiedereinführung der Familienkatechese, die
Schaffung der Pfarrcaritas“, aber auch „die Umsetzung von
Präventionsprotokollen in jeder Pfarrei“ sowie „die Weihe von drei
Priestern“. Er habe zudem „Aufgaben auf nationaler Ebene“ und andere
Tätigkeitsbereiche gehabt.
Dies alles sowie „einige
Enttäuschungen“ hätten „im Laufe der Zeit Stress und Bluthochdruck“
verursacht, führte Nann aus. „Seit der Corona-Zeit hat meine körperliche
und geistige Gesundheit nachgelassen und ich habe das Gefühl, dass ich
nicht mehr die gleiche Kraft wie früher habe. Nach einigen
Kontrolluntersuchungen empfahlen mir die Ärzte, mir eine Auszeit zu
gönnen, um mich zu erholen.“
So habe er sich entschlossen, „von
meinem Amt als Bischof von Caravelí zurückzutreten und um ein Sabbatjahr
zu bitten. Meine Behandlungen und meine Genesungszeit werde ich in
Deutschland verbringen, mit der emotionalen Unterstützung meiner Mutter
und meiner Brüder und Schwestern.“
Nann dankte „Gott und dem Volk
Gottes der Prälatur Caravelí für den gemeinsamen Weg in diesen Jahren.
Ich bin glücklich und ein wenig müde zugleich. Ich bitte um Vergebung
für meine Ungeduld und andere Fehler, die ich gemacht habe.“
Der
nunmehr emeritierte Bischof war 1987 für das Erzbistum Freiburg zum
Priester geweiht worden. In den 1990er Jahren ging er als sogenannter
Fidei-Donum-Priester für einige Jahre nach Peru. Nach einer mehrjährigen
Unterbrechung ging es für ihn im Jahr 2002 zurück. 2017 wurde er zum
Bischof geweiht. Nann ist Mitglied beim Schönstatt-Institut
Diözesanpriester.
Im März 2020, zu Beginn der globalen
Corona-Einschränkungen, sorgte Nann für Schlagzeilen, als er seinen
Priestern zunächst die Erlaubnis zu erteilen versuchte, Beichten
telefonisch zu hören, diese aber wenige Tage später schon wieder
rückgängig machen musste. Tatsächlich handelt es sich um keine gültige
Beichte, wenn sie per Telefon vorgenommen werden soll.
Nach einer
Missbrauchsstudie über das Fidei-Donum-Programm, also über jene
Priester, die als Missionare aus Deutschland in verschiedene Länder der
Welt gesandt wurden, erklärte Nann im Jahr 2022: „Ich leugne nicht und bin zutiefst beschämt, dass es auch unter Fidei-Donum-Missionaren Missbrauchstäter gab und gibt.“
In
der Öffentlichkeit werde indes „durch Vermutungen ein ungerechter
Generalverdacht hergestellt, als wären alle Fidei-Donum-Priester, oder
doch zumindest ein großer Teil, Missbrauchstäter gewesen“.
„Fidei-Donum-Missionare
werden auf eigenen Wunsch ausgesandt“, erläuterte Nann. „Die Bischöfe
‚entledigen‘ sich daher nicht unliebiger Priester, aber straffällig
gewordene Priester können unter Umständen auf diese Weise aus
Deutschland geflüchtet sein.“
Dies sei laut Akten „in 3 Fällen
geschehen, unter aktiver Mithilfe von Emil Stehle. Von insgesamt 400
Fidei-Donum-Priestern waren das 3, also 0,75%. Es war zwar kein
Einzelfall aber eben auch nur ein verschwindend geringer Prozentsatz.“
Im Jahr 2023 brachte Nann die Kritik am deutschen Synodalen Weg mit dem Begriff Klerikalismus
in Verbindung. „In der Lateinamerikanischen Kirchenversammlung und beim
Anhören für die Weltsynode wurde als Hauptproblem der Klerikalismus
ausgemacht“, erläuterte er. „Ein Klerus, der sich als Kaste versteht und
alle Macht in der Kirche in seinen Händen konzentriert und diese auch
nicht abgeben will."
„Diese klerikalistischen Kreise sind es, die
den deutschen synodalen Weg als Schreckgespenst der Kirche an die Wand
malen“, schlug der Bischof den Bogen. „Seine Themen sind hier zwar auch
vorhanden aber noch weitgehend tabu und kaum mehrheitsfähig. Indem der
deutsche Weg verteufelt wird, kann man indirekt den synodalen Weg der
Weltkirche torpedieren und damit soll letztlich Franziskus selbst
getroffen werden, der mit der Weltsynode wichtige Themen des II.
Vatikanischen Konzils endlich umsetzen will: das Kirchenmodell des
Volkes Gottes, das eine radikale Umgestaltung des pyramidalen und
monarchischen Amtsverständnisses mit sich bringt.“
CNA-Deutsch, 2. Juli 2024
Mein Ruecktritt als Bischof von Caraveli
Heute
hat der Vatikan meinen Rücktritt als Bischof von Caraveli angenommen
und Ricardo Rodriguez, einen Weihbischof aus Lima als vorübergehenden
apostolischen Administrator eingesetzt.
Vor 7 Jahren habe ich mit
viel Enthusiasmus als Bischof von Caraveli angefangen. Ich habe vieles
erreicht: ein Pastoralplan zur schrittweisen Erneuerung der Prälatur,
die Wiedereinführung der Familienkatechese in mehreren Pfarreien, die
Gründung von Pfarrcaritasgruppen in fast allen Pfarreien, eine
Priestersolidaritaetskasse, 2 Hilfezentren für familiäre Gewalt, die
Einführung von Praeventionsprotokollen in allen Pfarreien, 3
Priesterweihen und eine Neuordnung der Behörde für den
Religionsunterricht…
Außerdem hatte ich Aufgaben auf nationaler
Ebene als Präsident von Caritas del Perú, Vizepräsident der
Partnerschaft, bischöflicher Begleiter der Familienkatechese, Mitglied
in der bischöflichen Kommission zum Schutz Minderjähriger sowie in der
Schoenstattbewegung.
Mit der Zeit haben mir diese Aufgaben neben
einigen Enttäuschungen auch Stress und hohen Blutdruck beschert. Seit
der Zeit des Covid hat sich meine körperliche und geistige Gesundheit
verschlechtert und ich spüre deutlich, dass ich nicht mehr die Kräfte
für dieses Amt habe. Nach einigen Untersuchungen haben mir die Ärzte
geraten, eine Aus- und Erholungszeit zu nehmen. Daher habe ich die
Entscheidung getroffen, vom Bischofsamt zurückzutreten und eine Auszeit
(Sabbatjahr) zu nehmen.
Nach der Übergabe der Prälatur an meinen
Nachfolger werde ich diese Sabbatzeit unter anderem im Elternhaus und im
Recollektiohaus in Münsterschwarzach zubringen. Was danach kommt, werde
ich dort im Gebet und Nachdenken entscheiden.
Ich habe mit meiner Ungeduld und Ungestüm wohl auch manchen Schaden angerichtet, für den ich ehrlich um Verzeihung bitte.
Ich
danke allen, die den Weg als Bischof mit mir mitgegangen sind,
besonders auch meinen Freunden in Deutschland, denen diese Mitteilung
gilt.
Vielen Dank auch allen Spendern, die meine Arbeit hier
unterstützt haben. Die Prälatur steht heute finanziell auf eigenen
Füssen, ist aber auf Hilfe in sozialen Anliegen immer noch auf Spenden
aus dem Ausland angewiesen. Ihr könnt darum frei entscheiden, ob Ihr
Eure Spenden nun einstellen wollt, weil sie ja nun nicht mehr über mich
gehen können, oder ob ihr weiterhin die sozialen Projekte der Prälatur
unterstützen wollt. Dies geht wie bisher über Adveniat auf das Konto der
Prälatur und wird dann für die Caritasarbeit in den Pfarreien
verwendet. Es gibt keine administrativen Kosten, alles geht direkt an
die Bedürftigen.
An Weihnachten erscheint wahrscheinlich ein neuer Rundbrief von mir.
Caraveli, 1.7.24
Mit der Bitte um Euer Gebet verabschiede ich mich
Euer emeritierter Bischof Reinhold Nann
Quelle: Blog von Reinhold Nann, 1 DE JULIO DE 2024
Geografische Lage der Prälatur:
Karte der Provinzen und Bezirke von Peru >>
Straßenkarten der Regionen der Prälatur >>
Dieser Bischof geht wirklich an die Ränder
Zwanzig Jahre lang betreute Reinhold Nann als Priester die Andendörfer der Diözese Trujillo, zu denen auch die Dilsberger Partnergemeinde Motil gehört. Im August 2017 wurde Reinhold Nann dann überraschend zum Bischof der Diözese Caraveli im Süden Perus ernannt. Nann erfuhr von seiner Ernennung mitten im tropischen Regenwald.
Deutsch-Blog, 28.2.2018