Dienstag, 14. Februar 2017

Unrentabel: Teile von Belo Monte zum Verkauf angeboten


Umweltskandal setzt sich im politischen Sumpf fort
Das Megakraftwerk Belo Monte wird jetzt zu dem "Desaster", vor dem Bischof Erwin Kräutler immer gewarnt hat.

Von Josef Bruckmoser / Salzburger Nachrichten, 14.02.2017

Seit 1980 wurde geplant, und seit damals sind die Proteste der indigenen Völker gegen das Megakraftwerk Belo Monte im brasilianischen Amazonasgebiet nie abgerissen. Gemeinsam mit den Indios und führenden Umweltorganisationen hat der österreichisch-brasilianische Bischof Erwin Kräutler vor einem "Desaster" gewarnt.

Jetzt ist der Umweltskandal im Sumpf der brasilianischen Kor ruption angekommen. Die Betreiber des Kraftwerks wollen ihre Mehrheitsbeteiligung an dem umstrittenen Projekt verkaufen. Das Zehn-Milliarden-Dollar-Projekt sei nicht lukrativ, zudem seien die Betreiber in einen Korruptionsskandal verwickelt, berichteten brasilianische Medien. Es soll zu massiven Schmiergeldzahlungen gekommen sein. Alle beteiligten Baukonzerne seien in den Skandal um den halbstaatlichen Energieriesen Petrobras verwickelt.

Der Damm war ein Prestigeprojekt der ehemaligen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva (2003- 2010) und Dilma Rousseff (2011- 2016). Das Kraftwerk sollte bereits vor zwei Jahren komplett ans Netz gehen. Derzeit sind aber nur wenige Turbinen in Betrieb, vor allem wegen des niedrigen Wasserstands des Xingu-Flusses - ein Faktum, auf das die Kritiker immer wieder hingewiesen hatten. Statt der 11.233 Megawatt werden nur rund 4000 Megawatt produziert.

Für die Umweltschützer und Bischof Erwin Kräutler ist es freilich nur ein schwacher Trost, dass sich ihre vielfältigen Bedenken jetzt bestätigen. Die Regierung hofft auf einen chinesischen Investor.


Medien: Umstrittener Staudamm Belo Monte vor Verkauf
Mehrheitseigner wollen Anteile an dem umstrittenen Projekt verkaufen, da es nicht wirtschaftlich lukrativ sei

Kathpress, 12.02.2017
Die Betreiber des Staudamms Belo Monte im Amazonas-Urwald wollen laut Medienberichten ihre Mehrheitsbeteiligung an dem umstrittenen Projekt verkaufen. Das Zehn-Milliarden-Dollar-Projekt sei nicht lukrativ, zudem seien die Betreiber in einen Korruptionsskandal verwickelt, berichteten örtliche Medien am Samstag. Der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler, der jahrelang gegen das Projekt gekämpft hatte, bezeichnete es zuletzt als "desaströs".

Die Betreiber halten 50,02 Prozent an dem drittgrößten Staudamm der Welt. Die Zentralregierung, die nur einen Minderheitenanteil hält, mische sich jedoch derart in das Tagesgeschäft ein, dass ein gewinnorientierter Betrieb nicht möglich sei, heißt es in den Medienberichten. Der Damm war ein Prestigeprojekt der ehemaligen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva (2003-2010) und Dilma Rousseff (2011-2016). Gegen Bedenken von Umweltschützern und Kirchenvertretern hatten sie das Projekt vorangetrieben.

Dabei soll es auch zu massiven Schmiergeldzahlungen gekommen sein. Alle am Bau des Dammes beteiligten Baukonzerne sind in den Skandal um den halbstaatlichen Energieriesen Petrobras verwickelt. Nach Medienberichten stehen die Ermittler kurz vor neuen Enthüllungen rund um den Bau von Belo Monte.

Der Damm sollte eigentlich bereits vor zwei Jahren komplett ans Netz gehen. Derzeit sind jedoch nur wenige Turbinen in Betrieb, was auch an dem niedrigen Wasserstand des Xingu-Flusses liegt. Umweltschützer hatten vor einem Eingriff in das empfindliche Ökosystem des Flusses gewarnt. Statt der maximalen Kapazität von 11.233 Megawatt würden derzeit nur rund 4.000 Megawatt produziert.

Die Arbeiten dürften nach neuen Schätzungen erst 2019 komplett fertiggestellt werden. Schon jetzt ist das Projekt doppelt so teuer wie ursprünglich geplant. Zudem hat es zu sozialen Verwerfungen in der Region geführt. Neben der Vertreibung von tausenden Indigenen von ihren Siedlungsgebieten leidet die angrenzende Stadt Altamira unter erhöhten Gewaltraten, Arbeitslosigkeit, Prostitution und Drogenhandel.

Laut Medien ist ein Verkauf an chinesische Investoren am wahrscheinlichsten. Bereits Ende 2015 hatten chinesische Geldgeber zwei Staudämme in der Amazonasregion übernommen. Anders als seine beiden Vorgänger, die Investitionen durch brasilianische Unternehmen vorzogen, setzt der neue Präsident Michel Temer auf Investitionen aus dem Ausland. Brasilianische Unternehmen sind aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise und der umgreifenden Korruptionsskandale derzeit kaum aktiv.


Estado de S. Paulo, 10.2.2017
Controle da usina de Belo Monte é colocado à venda por R$ 10 bilhões
Donas de 50,02% da concessionária Norte Energia contrataram o Bradesco BBI para liderar a operação, que envolverá um banco internacional ainda a ser definido; custo total do megaprojeto de geração vai superar R$ 30 bi

Lúcio Flávio Pinto, 11.2.2017
Belo Monte será chinesa?

O Globo, 11.2.2017
Consórcio de Belo Monte busca comprador para usina
Grupo controlador quer vender sua fatia de 50,02% do projeto

Exame, 13.2.2107
Neoenergia e Cemig negam negociar venda de fatias em Belo Monte
A Neoenergia afirmou que não há qualquer proposta de alienação sendo analisada ou compromisso para eventual alienação de fatia na usina