Montag, 31. Dezember 2018

Brasiliens Waffenlobby erhält Rückenwind

NZZ, 31.12.2018
Brasilien hat eine der höchsten Mordraten der Welt.
Die Lösung des neuen Präsidenten: mehr Waffen für rechtschaffene Bürger
Jair Bolsonaro hat angekündigt, das Waffengesetz per Dekret zu lockern. Kritiker warnen davor, dass damit Kriminelle begünstigt würden.

amerika21, 30.12.2018
Bolsonaro: Brasilianer sollen sich bewaffnen dürfen, Armee zieht aus Rio ab
Drei Tage vor seinem Amtsantritt in Brasilien hat der designierte Präsident Jair Bolsonaro (PSL) am Samstag ein Dekret zur Liberalisierung des Schusswaffenbesitzes angekündigt. "Wir werden allen Bürgern mit reinem Führungszeugnis per Dekret den Besitz von Schusswaffen garantieren", schrieb der Ultrarechte in sozialen Medien.

Deutsche Welle, 29.12.2018
Bolsonaro will Waffenrecht sofort lockern
Direkt nach seinem Amtsantritt an Neujahr, so verkündet es Brasiliens künftiger Präsident, werde er das Waffenrecht per Dekret liberalisieren. Kritiker fürchten, dass die schon jetzt hohe Gewalt im Land weiter steigt.

Berner Zeitung, 21.12.2019
Feuer frei in Brasilien
Der ultrarechte Präsident Jair Bolsonaro will das Land umkrempeln. Er plant auch einen Krieg – gegen die Natur.

NZZ, 10.8.2018
Brasilien ist ein Waffen-Eldorado
Brasilien ist einer der grössten Märkte und Exporteure für Pistolen, Gewehre und Munition weltweit. Ein brasilianischer Hersteller besitzt das Monopol. Europäische Hersteller wollen es knacken. Am weitesten vorangekommen ist bisher die Ruag aus der Schweiz.
Internationale Waffenhersteller wittern Morgenluft in Brasilien. Der tschechische Hersteller CZ und Glock aus Österreich haben Anträge beim Militär und bei der Regierung gestellt, um in Brasilien eigene Werke zu errichten. Auch der Konkurrent Caracal aus den Vereinigten Arabischen Emiraten beabsichtige, eine Fabrik zu errichten, schreibt die Wirtschaftszeitung «Valor Econômico». Vorreiter unter den ausländischen Herstellern ist aber die Schweizer Ruag, deren Antrag auf Errichtung einer Munitionsfabrik in Brasilien im September angenommen wurde.


Hintergrund:

Blickpunkt Lateinamerika, 14.1.2019
Vor 50 Jahren wurde das Dekret AI-5 zum Freibrief für die Diktatur
Vor 50 Jahren veröffentlichte die brasilianische Militärregierung das berüchtigte Dekret "AI-5". Es war der Auftakt zu Verfolgung und Folter. Seit dem Wahlsieg des Ex-Militärs Bolsonaro geht nun wieder die Angst um.

"Die Wetteraussichten: komplett schwarz. Temperatur: erstickend. Keine Luft mehr zum Atmen. Schwere Winde fegen über das Land." Diese ungewöhnliche "Vorhersage" erschien in den frühen Morgenstunden des 14. Dezember 1968 auf der Titelseite der Zeitung "Jornal do Brasil". Chefredakteur Alberto Dines spielte damit den Zensoren der Militärjunta einen Streich, die keine Kritik duldeten. Doch angesichts der Ereignisse der Nacht konnte Dines nicht schweigen. Gegen 23 Uhr des Vortages, dem 13. Dezember 1968, hatte Regierungssprecher Alberto Curi dem brasilianischen Volk übers Radio das Dekret "Ato Institucional 5", kurz AI-5, verkündet. Curi sprach von "subversiven Akten und revolutionären Kriegen gegen die siegreiche Revolution". Die siegreiche Revolution - das war der Militärputsch des 1. April 1964. Und sie galt es gegen die "subversive" Opposition zu verteidigen, um die "soziale und politische Harmonie des Landes" zu garantieren. Es war der Anfang einer Verfolgungswelle, die 400 Tote und Tausende gefolterter Oppositioneller zurückließ.