Montag, 25. Januar 2021

Dom Erwin Kräutler seit 40 Jahren Bischof



Dom Erwin Kräutler seit 40 Jahren Bischof

Brasilianisch-österreichischer Bischof nach wie vor ein international ein gefragter Experte für Menschenrechte, Umweltschutz und Indio-Rechte. Innerkirchlich tritt der gebürtige Vorarlberger auch für neue Wege zum Priestertum ein.

Der aus Vorarlberg stammende und seit mehr als fünf Jahrzehnten in Amazonien tätige Dom Erwin Kräutler (81) feiert am Montag den 40. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Von 1981 bis 2015 war der Ordensmann der Missionare vom Kostbaren Blut - als direkter Nachfolger seines Onkels Erich Kräutler - Bischof von Altamira-Xingu, der mit 350.000 Quadratkilometern damals flächenmäßig größten Diözese Brasiliens. Kräutler, der sich jahrelang an vorderster Front gegen den Bau des Amazonas-Kraftwerks Belo Monte einsetzte, ist bis heute auch ein international ein gefragter Experte für Menschenrechte, Umweltschutz und Indio-Rechte. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2010 den Alternativen Nobelpreis.

Nach wie vor amtiert der emeritierte Bischof als Brasilien-Präsident des kirchlichen Amazonas-Netzwerks Repam. Dem brasilianischen Staatspräsidenten Jair Bolsonaro warf Kräutler in den vergangenen Jahren mehrfach eine "anti-indigene Einstellung" vor und kritisierte scharf dessen Eintreten für eine Öffnung von Umweltschutzgebieten sowie indigenen Reservaten für die wirtschaftliche Nutzung durch multinationale Konzerne.

Auch Bolsonaros Umgang mit der Corona-Pandemie verurteilte der Bischof. "Wacht auf, für die Menschen, die hier leben und diese Pandemie überleben wollen", wandte sich Kräutler erst vergangene Woche zusammen mit anderen Amazonas-Bischöfen an die brasilianischen Regierungsverantwortlichen. Zuvor war bekannt geworden, dass in mehreren Regionen Amazoniens den Krankenhäusern der Sauerstoff zur Behandlung von Patienten ausging.

Ein Leben am Amazonas

Der am 12. Juli 1939 in Koblach in Vorarlberg geborenen Kräutler ging schon kurz nach seiner Priesterweihe 1965 nach Brasilien. Ende 1980 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zum Koadjutorbischof der damals von Kräutlers Onkel Erich geleiteten Prälatur Xingu im Bundesstaat Para. Am 25. Jänner 1981 wurde Erwin Kräutler zum Bischof geweiht, im September desselben Jahres übernahm er die Leitung der Prälatur.

1983 wurde Kräutler international bekannt, als er bei einer Solidaritätsaktion mit Arbeitern, denen man den Lohn vorenthielt, verhaftet und verhört wurde. Im selben Jahr wurde er Präsident des Indigenenmissionsrats CIMI der Brasilianischen Bischofskonferenz. Dieses Amt übte er bis 1991 und später erneut von 2006 bis 2015 aus.

1987 setzte sich Kräutler bei der Verfassunggebenden Versammlung Brasiliens erfolgreich für die Verankerung der Rechte der Ureinwohner ein. Kurz darauf wurde er bei einem mysteriösen Autounfall, bei dem ein Kleinlastwagen das Fahrzeug Kräutlers rammte, schwer verletzt. Nach mehreren Morddrohungen steht der Bischof seit 2006 unter Polizeischutz.

Für neue Wege zum Priestertum

Innerkirchlich steht der brasilianisch-österreichische Bischof seit vielen Jahren auch für Änderungen bei den Zulassungsbestimmungen zum Priesteramt. "Ich werde den Zölibat immer verteidigen und hochhalten. Er ist eine Gnade", sagte er vor einiger Zeit in einem Interview mit Kathpress. Das "Problem", so Kräutler, sei aber die Verbindung der Eucharistiefeier mit dem Zölibat des Priesters. Dass wegen des Priestermangels ein großer Teil der abgelegenen Amazonas-Gemeinden nur ein paar Mal im Jahr Eucharistie feiern können, ist aus Sicht des emeritierten Bischofs ein "unerträglicher Zustand", sei die Eucharistiefeier doch "Kern unseres Glaubens".

Kräutler sieht die Lösung in neuen Zugängen zum Priestertum für verheiratete Männer und Frauen. Eine Position, die der Bischof auch als Mitglied der Amazonien-Synode im Oktober 2019 vertrat, an deren Vorbereitung er wesentlich mitgewirkt hatte.