Von 31.8.-2.9.2011 fand in Belém die Vollversammlung der Bischofskonferenz der Region Norden-II (der Bundesstaaten Amapá und Pará) statt. Über 70 Personen nahmen daran teil: 14 Bischöfe - darunter Bischof Erwin Kräutler -, Missionare, Ordensschwestern, pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Vertreter von Basisgemeinden. Das Thema lautete "Wege der Berufung im Lichte der allgemeinen Richtlinien für die Evangelisierung der Kirche Brasiliens."
Die Bischöfe wiederholen in einer Erklärung ihre Bedenken zum Kraftwerk Belo Monte und zur Situation in Altamira. Darin werden "die fehlende Sensibilität der regierenden Autoritäten" im Hinblick auf den Schrei Tausender betroffener und angsterfüllter Menschen sowie die Zerstörung der Umwelt beklagt.
PlattformBeloMonte bringt eine deutsche Übersetzung von P. Michael Rohde CPPS und autorisiert von Bischof Erwin Kräutler:
Erklärung der Brasilianischen Bischofskonferenz - Region Norden-II
„Rette dein Volk und segne dein Erbe!“ (Ps 27,9)
Es gibt Gruppen und Personen, die gewöhnlich schreien: "Amazonien gehört uns". Diese Rufe ertönen aber nicht, um die unbestreitbare Hoheit Brasiliens über dieses riesige Gebiet zu verteidigen, sondern um die Naturreichtümer bis zum Letzten auszubeuten und das Land, die Gewässer und die Wälder in Handelsgüter und Geschäftsobjekte zu verwandeln. Die Menschen verlieren das Recht auf ihre Heimat, die Gott für alle geschaffen hat. Sie werden vom Erbe, das sie von den Vorfahren übernommen haben, vertrieben.
Das Projekt Belo Monte bringt in der Region rund um den Xingu Tausende von Menschen in Gefahr. Am 1. Juni 2011 hat das brasilianische Umweltinstitut IBAMA der Betreiberfirma Norte Ernergia S.A die Lizenz zum Bau des Wasserkraftwerkes gegeben und erklärt, dass „die technischen Untersuchungen abgeschlossen seien und der Abschlussbericht zeigt, dass alle 40 Vorbedingungen erfüllt sind".
Diese Aussage ist eine Beleidigung für die Völker am Xingu, weil sie einfach nicht der Wahrheit entspricht. Die versprochenen Vorleistungen wie ein Abwassersystem für Altamira und Vitoria do Xingu wurden nicht verwirklicht. Vorsorge für eine entsprechende und absolut notwendige Infrastruktur im Gesundheitswesen, im Bildungsystem, im Bereich Wohnen und in der öffentlichen Sicherheit wurde in keinster Weise getroffen. 30.000 Menschen erleben momentan einen Albtraum. Sie werden aus ihren Häusern vertrieben und wissen nicht, wohin sie gehen können. Riesige Anbauflächen wurden für eine lächerliche Entschädigung enteignet. Wer sich widersetzt wird gerichtlich gezwungen. Die verschiedenen Kommunikationsmittel verbreiten die Nachricht, dass die Reservate der indianischen Völker nicht betroffen seien, weil keine einzige Indianersiedlung überflutet werde. Das stimmt zwar, es geschieht aber das Gegenteil: den indigenen Völkern, die rund um den großen Bogen des Xingu-Flusses leben, wird das Wasser abgeschnitten.
In Altamira steigen die Preise für Mieten in astronomische Höhen. Dies führt zu Besetzungen von freiem Land in der Stadt und Gruppen von Menschen bauen Zeltlager vor dem Sitz der Stadtverwaltung auf. So wird das Chaos installiert. Die für die öffentliche Sicherheit Zuständigen sind nicht in der Lage, die wachsende Welle von Gewalt zu überwinden. Verkehrsunfälle steigen in einem erschreckenden Maß. Die Krankenhäuser sind überfüllt. Die Schulen können nicht einmal annähernd die steigende Nachfrage nach Schulplätzen bewältigen.
Die Bundesregierung verweigert den Dialog, verheimlicht Informationen und setzt auf eine Politik der „vollendeten Tatsachen“. Sie fährt wie eine Dampfwalze über die Bevölkerung hinweg.
Wir bekräftigen unsere Solidarität mit den Volksgruppen am Xingu und klagen öffentlich die fehlende Sensibilität der regierenden Autoritäten an, die sich nicht vom Aufschrei tausender angsterfüllter Bürger bewegen lassen.
Wir haben und nähren immer noch die Hoffnung, dass der gesunde Menschenverstand den Wahnsinn eines für die Bevölkerung und die Umwelt so verderblichen Projektes überwindet. Wir bitten den guten Gott: „Rette dein Volk und segne dein Erbe!“ (Ps 27,9). Es segne uns Unsere Liebe Frau von Nazareth, die Patronin Amazoniens, und sie trete ein für die Brüder und Schwestern am Xingu!
Belém, 2. September 2011
+ Dom Jesus Maria Berdones
Präsident
+ Dom Frei Bernado Johannes Bahlmann
Vize-Präsident
+ Dom Flavio Giovenale
Sekretär
CNBB, 2.9.2011
Regional Norte 2 da CNBB reafirma posição contra a Usina Belo Monte
Reunido em assembleia desde quarta-feira, 31, em Belém, o Regional Norte 2 da CNBB (Amapá e Pará) divulgou hoje uma nota em que volta a condenar a construção da usina Belo Monte, na região do Xingu (PA). Segundo a nota, o projeto Belo Monte coloca em risco a vida de milhares de pessoas.
Blickpunkt Lateinamerika, 6.9.2011
Regionale Bischofskonferenz lehnt Belo Monte ab
Die Bischofskonferenz der brasilianischen Region Norden II – sie umfasst die Bundesstaaten Pará und Amapá – hat auf ihrer Versammlung in Belém (der Hauptstadt von Pará) den geplanten Bau des umstrittenen Wasserkraftwerks Belo Monte angeprangert. Unter den 14 anwesenden Bischöfen befand sich auch Erwin Kräutler, der 2010 für sein unermüdliches Engagement mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde.