Mittwoch, 29. Januar 2014

Historikerin Prutsch über Brasilien vor der Fußball-WM

Der Standard, 29. Jänner 2014
"Lateinamerikanische Solidarität gibt es nicht"
Historikerin Ursula Prutsch über Brasilien vor der Fußball-WM, Proteste, Polizeigewalt und das neue lateinamerikanische Selbstbewusstsein

Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien werden Proteste wie im Sommer beim Confederations Cup befürchtet, als Großdemonstrationen die Innenstädte mehrerer Metropolen lahmlegten. derStandard.at traf die österreichische Historikerin Ursula Prutsch am Rande einer Diskussionsveranstaltung zum Thema.

Blickpunkt Lateinamerika, 27.1.2014
Wieder Proteste gegen WM
Bei den ersten Protesten im neuen Jahr gegen die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien sind am Wochenende erneut zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen. Wie die Tageszeitung Folha de São Paulo berichtet waren am Sonnabend, den 25. Januar, in São Paulo rund 2500 Demonstranten gegen das Mega-Event des FIFA-Weltfußballverbandes im Sommer einem Aufruf im Internet gefolgt. Sie wehren sich gegen hohe Baukosten, Verdrängung und Korruption.

Süddeutsche, 27.1.2014
Proteste gegen WM in Brasilien
Mit Batman gegen die Gringos
Tausende Demonstranten in 36 Städten, 128 Festnahmen: In Brasilien hält der Widerstand gegen die Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer an. Die Demonstranten fordern, dass das Geld in Krankenhäuser investiert werden sollte. Dass sie Gehör finden werden, glauben sie nicht.

Kurier-Slideshow, 26.1.2014
Fußball-WM? Nein, danke
In Brasilien fordern die Menschen keine WM, sondern Geld für dringend Nötiges - auch mit Gewalt.

Freitag, 24. Januar 2014

Proteste gegen Beteiligung von Siemens am Belo Monte Staudamm

Pro-Regenwald, 23.1.2014
Organisationsbündnis protestiert bei Aktionärsversammlung gegen Beteiligung von Siemens am brasilianischen Belo Monte-Staudamm

"Die Rechtsbrüche und Menschenrechtsverletzungen müssen ein Ende haben. Wenn Siemens dies nicht herbeiführen kann, muss der Konzern aus dem Projekt aussteigen“, so Heike Drillisch von GegenStrömung. „Auch ein Unternehmen wie Siemens muss sich an die internationalen Umweltund Menschenrechtsstandards halten. Dafür müssen Strukturen im Konzern etabliert werden, die eine Beteiligung an zerstörerischen Projekten wie Belo Monte in Zukunft ausschließen“, fordert Drillisch.

Mit der Lieferung von Turbinen, Generatoren und Transformatoren ist Siemens, über sein Joint Venture Voith Hydro, für die Inbetriebnahme des Wasserkraftwerks mitverantwortlich und somit auch für die damit einhergehende Missachtung grundlegender internationaler Menschen- und Arbeitsrechte sowie nationaler Gesetzgebung: Das Staudamm-Projekt verstößt gegen UNLeitprinzipien und Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Darüber hinaus werden die Empfehlungen der Weltstaudammkommission außer Acht gelassen. „Siemens missachtet selbst die eigenen Corporate-Governance-Richtlinien. Im Zusammenhang mit dem Staudamm-Projekt kann weder von einer verantwortungsbewussten, wertebasierten Führung noch von einem angemessenen Umgang mit Risiken die Rede sein“, so Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

„Belo Monte ist der Todesstoß ins Herz der indigenen Völker am Xingu. Auch wenn europäische Firmen mit diesem Wahnsinnsprojekt astronomische Gewinne machen, ist dadurch Belo Monte noch lange nicht ethisch vertretbar. Jede Firma, die sich an Belo Monte beteiligt, zeichnet mitverantwortlich für diese Menschenrechts- und Umweltkatastrophe“, empört sich Erwin Kräutler, katholischer Bischof am Xingu, dessen Beitrag von einer Vertreterin des Bündnisses vorgestellt wurde.

„Der Versuch des Siemens Konzerns, sich als Vorreiter im Bereich sauberer Energie zu profilieren, wirkt durch die Beteiligung an Belo Monte grotesk“, kommentiert Martin Glöckle von Pro REGENWALD. Durch die Flutung der Staubecken würden 400 km² Regenwald vernichtet, dabei einzigartige Schutzgebiete zerstört und gleichzeitig klimaschädliche Treibhausgase in großem Ausmaß freigesetzt. Das Amazonasgebiet ist eines der sensibelsten Ökosysteme der Erde und wirkt stabilisierend auf das globale Klima. „Eine Zerstörung ist nicht umkehrbar und zeigt die Missachtung der Rechte künftiger Generationen durch den Siemens-Vorstand“, so Glöckle.

Süddeutsche, 23.1.2014
Siemens-Zahlen und Hauptversammlung
Einiges schiefgelaufen

Aktionäre zweifeln am Aufsichtsratschef, Aktivisten demonstrieren gegen einen Staudamm mit Siemens-Beteiligung und dann sind da noch die hohen Kosten für den Umbau: Auf der Hauptversammlung des Münchner Elektronikkonzerns spürt die Spitze "keinen Rückenwind". Immerhin gibt es Brezen.

Wasserkraft in Brasilien interessiert die meisten Besucher eher wenig. Sie beachten die Aktivisten nicht, die vor der Münchner Olympiahalle Banner hochhalten und Flugblätter verteilen. Lieber schnell rein ins Warme, in die Halle, wo nach der obligatorischen Sicherheitskontrolle Kaffee, Brezen und Würstchen warten sowie ein Tag voller Reden, voller Fragen und Antworten. 8100 Aktionäre kamen zur Siemens-Hauptversammlung, auf der an diesem Mittwoch Vorstand und Aufsichtsrat ihre Leistung im vergangenen Jahr verteidigten und einen Ausblick auf das laufende Jahr gaben. Ein umstrittener Staudamm im Amazonasgebiet, für dessen Wasserkraftwerk Siemens - sehr zum Unwillen der Protestler - Turbinen und Transformatoren liefert, ist den meisten Anteilseignern da egal. Insgesamt waren 34,67 Prozent des stimmberechtigen Kapitals vertreten. 80.000 Aktionäre stimmten aus der Ferne per Brief oder über einen Bevollmächtigten mit ab.

Aufsichtsratschef Gerhard Cromme und Vorstandsvorsitzender Peter Löscher räumten in ihren Reden ein, dass im vorigen Jahr einiges schiefgelaufen ist, verwiesen aber darauf, dass am Ende trotzdem ein hoher Gewinn und mehr Umsatz standen. "2012 war ein gutes, aber kein komplett zufriedenstellendes Jahr für uns", sagte Löscher. Nicht zufriedenstellend war etwa, dass Siemens der Deutschen Bahn die versprochenen ICE-Züge nicht liefern und Windparks in der Nordsee nicht rechtzeitig ans Stromnetz anschließen konnte. Diese Probleme belasteten das Unternehmen auch im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres, in den Monaten Oktober bis Dezember. Vor der Hauptversammlung legte der Konzern die Zahlen für dieses Jahresviertel vor Der Umsatz stieg leicht auf 18,1 Milliarden Euro, der Gewinn nach Steuern sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Der Wert neuer Aufträge fiel um drei Prozent, eine Folge des weltweiten Konjunkturabschwungs, heißt es. Trotzdem übertraf der Münchner Dax-Konzern die Erwartungen der Analysten sogar ein wenig.

Der Rückgang beim Gewinn lag auch an Sonderbelastungen, die sich auf 212 Millionen Euro summierten. Mehr als die Hälfte davon, 116 Millionen Euro, verursachten die Verspätungen bei der ICE-Lieferung, die Probleme bei den Windparks schlugen mit Lasten von 28 Millionen Euro zu Buche. Finanzvorstand Joe Kaeser sagte, auch in den kommenden Monaten werde es immer wieder kleinere Belastungen wegen der Offshore-Anbindung geben. 50 Millionen Euro kostete das im November verkündete Sparprogramm. Vorstandschef Löscher will die Kosten bis 2014 um sechs Milliarden Euro senken - dafür verlagert das Unternehmen unter anderem die Fertigung an günstigere Standorte, kappt Stellen und verkauft Geschäftsbereiche. Dieser Umbau soll im gesamten Geschäftsjahr, das im September endet, Belastungen von einer Milliarde Euro zur Folge haben - der Großteil der Anstrengungen kommt also erst noch.

Mittwoch, 22. Januar 2014

Weitere Reportage über Belo Monte

Das Jornal Nacional von O Globo publizierte eine Reportage über das Wasserkraftwerk Belo Monte. Dieses Megaprojekt der Infrastruktur, das ursprünglich mit 19 R$ Mrd veranschlagt war und deren Kosten derzeit bei mindestens 30 R$ Mrd liegen, sorgte immer wieder für Polemiken und Auseinandersetzungen. Wiederholt kam es zu Baustopps aufgrund richterlicher Verfügungen oder zu Arbeitsniederlegungen.

Aus dem Herzen Amazoniens will Brasilien vom Xingu-Fluss Energie für den Fortschritt des Landes gewinnen. 18 Turbinen sind für das Hauptkraftwerk Belo Monte vorgesehen. Jede einzelne könnte eine Stadt mit 3 Mio Einwohnern versorgen.


Der Xingu-Fluss wird bei der Insel Pimentel 34 m hoch aufgestaut. Ca. 80 % seines Wassers werden über einen Kanal, der 500 m breit, 50 m tief und 20 km lang ist, in ein Reservoir geleitet, um das Kraftwerk Belo Monte zu versorgen. Der Damm beim Kraftwerk ist fast 90 m hoch.


Jornal Nacional, 17.1.2014
Saiba como andam os compromissos dos construtores de Belo Monte
A obra gigantesca no Norte do país pra gerar energia elétrica tem provocado batalhas nos tribunais brasileiros.

Instituto Socioambiental, 21 de Janeiro de 2014
Jornal Nacional veicula matéria que distorce posição do ISA em relação à construção de Belo Monte
Na última sexta-feira, 17 de janeiro, o Jornal Nacional, da TV Globo, levou ao ar uma reportagem sobre a construção da usina de Belo Monte , na qual a declaração do representante do ISA, Marcelo Salazar, foi distorcida. A entrevista tinha como pauta o não cumprimento das condicionantes envolvendo a construção da hidrelétrica, no Rio Xingu. O ISA monitora e acompanha o cumprimento dessas condicionantes - estabelecidas quando da concessão da licença de instalação do canteiro de obras, no início de 2011 - por parte da Norte Energia, construtora da usina. E tem denunciado constantemente o não cumprimento e o atraso nos compromissos assumidos pela empresa.

Marcelo Salazar recebeu a equipe do telejornal em Altamira e disponibilizou mapas, dados, referências e arquivos além de falar longamente sobre os problemas de Belo Monte, como as condicionantes não cumpridas e atrasadas, impactos sobre a saúde, sobre as populações indígenas e falta de transparência sobre os investimentos realizados. Salazar disse ao repórter que os projetos em curso poderiam trazer políticas públicas para a região, que isso já estava começando a acontecer, mas que tais políticas eram direitos dos cidadãos e deveriam acontecer independentemente de grandes obras.


Interessanter Beitrag über die Mengen an Eisen, die für Belo Monte benötigt werden:

Epoca, 23.1.2014
Belo Monte de concreto e aço
A maior obra em andamento no Brasil custará US$ 30 bilhões, emprega 22 mil trabalhadores – e movimenta em níveis inéditos o mercado de caminhões pesados

Instituto Socioambiental, 23 de Dezembro de 2013
O vaivém jurídico e as ocupações dos canteiros de Belo Monte, no Rio Xingu, em 2013
Ao longo do ano de 2013, as obras da usina hidrelétrica de Belo Monte, no Rio Xingu, no Pará, sofreram algumas paralisações. Em maio, aconteceu a segunda paralisação do ano, quando indígenas de diversas etnias - Munduruku, Juruna, Kaiapó, Xipaya, Kuruaya, Asurini, Parakanã, Arara, pescadores e ribeirinhos ocuparam o canteiro onde está sendo construída a casa de força principal da usina de Belo Monte, a 50 km da cidade de
Altamira-PA, exigindo ser ouvidos pelo governo. A última ocupação se deu em setembro. O ISA acaba de publicar a revista De Olho em Belo Monte, 2013 no pico da contradição, reunindo as reportagens feitas durante o ano por suas equipes. Confira aqui.

Odebrecht - der geheime Riese Brasiliens

Die Bauriesen Odebrecht und Camargo Corrêa hatten sich wegen zu hoher Baukosten nicht an der Versteigerung von Belo Monte beteiligt. Doch Betreibergesellschaft Norte Energia S.A. konnte gerade fristgerecht vor dem 16.8.2010 die großen brasilianischen Konzerne zur Mitarbeit am Kraftwerk Belo Monte bewegen.
Die Firmengruppen Odebrecht, Camargo Corrêa sowie Andrade Gutierrez sind für 50 % der Bautätigkeiten verantwortlich.


ORF, 22.1.2014
Odebrecht - der geheime Riese Brasiliens
Odebrecht und Brasilien bilden seit Jahrzehnten eine gewinnbringende Symbiose. Die Nachfahren des deutschen Einwanderers Emil Odebrecht bauten nicht nur ein enorm gewinnbringendes Bauimperium auf, auch in vielen anderen Sparten wie Petrochemie, Wasser und Waffen hat der weltumspannende Konzern Organisation Odebrecht seine Finger im Spiel. Für viele Brasilianer ist es ein offenes Geheimnis, dass dieses wirtschaftliche „Wunder“ nicht ganz ohne staatliche Hilfe abläuft. So soll es auch Unregelmäßigkeiten beim Zuschlag für den Bau der WM-Stadien für 2014 gegeben haben. Die Staatsanwaltschaft prüft.
Bauarbeiter von Odebrecht im WM-Stadium Itaquerão in Sao Paulo
„Mit der Regierung auf einer Linie“

In Brasilien wird der Megakonzern Odebrecht mit weltweit mehr als 250.000 Mitarbeitern als Wirtschaftswunder Brasiliens bezeichnet. Nicht ganz ohne Grund, wie Kritiker meinen. Nützen dem Familienclan doch schon seit Jahrzehnten die engen Beziehungen zu den jeweiligen Machthabern.

Die Anfänge der Odebrecht-Unternehmensdynastie gehen auf das Jahr 1865 zurück, als Emil Odebrecht von Deutschland nach Brasilien auswanderte. Seine Nachkommen gründeten 1944 die Organisation Odebrecht als familiengeführten Mischkonzern in Salvador da Bahia. Als Bauunternehmen begonnen, weitete der Konzern sein Tätigkeitsfeld stetig aus.

Umsatzvolumen von 32 Milliarden Euro
Als Global Player ist Odebrecht vor allem in der Petrochemie, aber auch mit Engineering- und Bauleistungen in den meisten Ländern Südamerikas, in Mittelamerika, den USA, Angola, Portugal und dem Nahen Osten vertreten. Der Konzernriese setzt neuerdings auch auf nachhaltige Entwicklung und hat seine Finger auch bei Agrarprodukten, Wasser und Umwelttechnik im Spiel. Das Unternehmen mit einem Umsatzvolumen von 32,3 Milliarden Euro ist aber auch in den Bereichen Waffen, Atomkraft und Finanzdienstleistungen vertreten.

Das Unternehmen ist in den letzten zehn Jahren auf spektakuläre Weise gewachsen. Im Wirtschaftsjahr 2009 erzielte der Konzern mehr als die Hälfte seines Umsatzes auf dem heimischen Markt. Beim Export von Dienstleistungen, insbesondere in andere Schwellen- und Entwicklungsländer, ist Odebrecht das führende brasilianische Unternehmen.

Staatliche Strategien nutzten Odebrecht
Und dieser Erfolg kommt laut einem Bericht der Zeitung „Le Monde diplomatique“ nicht von ungefähr. So wird der Familie seit jeher eine enge Verknüpfung zu den jeweiligen staatlichen Machthabern nachgesagt. So ist es nicht von der Hand zu weisen, dass der Staat - zuerst unter dem autokratischen Präsidenten Getulio Vargas, dann unter der Militärdiktatur - durch eine autonome ökonomische Strategie, die auf Importsubstitution durch eigene Produkte setzt, das Unternehmen kräftig unterstützte.

Dank der Bereitstellung der Infrastruktur in Form von Straßen, U-Bahnen und Staudämmen, konnte Odebrecht sein Unternehmen im Laufe der Jahre zunehmend ausbauen. Auch der 2003 zum Präsidenten gewählte Luiz Inacio da Silva (kurz Lula) unterstützte den Konzern. So erhielt Odebrecht ohne Weiteres den Zuschlag für den Bau der wichtigsten Fußballstadien für die Weltmeisterschaft 2014 und für die großen Bauvorhaben im Zuge der Olympischen Spiele zwei Jahre später.

Korruptionsvorwurf bei Bau für WM-Stadien
Die brasilianische Staatsanwaltschaft erhob deshalb wegen des Verdachts der Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe Anklage gegen das Konsortium Complexo Maracana Entretenimiento SA, an dem Odebrecht zu 90 Prozent beteiligt ist. Das Konsortium bekam den Auftrag, das traditionsreiche Maracana-Stadion in Rio de Janeiro zu einem Entertainmentkomplex auszubauen und für 35 Jahre in Konzession zu nutzen. Im Sommer gingen zahlreiche - zum Teil aufgrund der neuen Bauten enteignete - Brasilianer auf die Straße und demonstrierten gegen staatlich gestützte Bauwirtschaft. Anfang Dezember wurden weitere Unregelmäßigkeiten bekannt, als sich herausstellte, dass Odebrecht nach der Baugenehmigung das Stadionprojekt stark verändert hatte.

Der Odebrecht-Konzern hat im Laufe seiner Geschichte immer wieder auch dem Staat finanziell unter die Arme gegriffen. In den letzten beiden Amtsperioden Lulas hat die Odebrecht-Gruppe ihre Zuwendungen an dessen Partido dos Trabalhadores (Partei der Arbeiter, PT) im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten weiter erhöht. Die Position des Unternehmens hat der Unternehmenschef Marcelo Odebrecht wie folgt dargelegt: „Ja, wir liegen durchaus auf einer Linie mit der Regierung, wir sehen da kein Problem. Schließlich ist es die gewählte Regierung, sie vertritt die Interessen der Bevölkerung.“

Undurchsichtige Vergabepraktiken
Die strategische Freundschaft zu Lula half auch im Konflikt mit Ecuador, wo Odebrecht ein riesiges Wasserkraftwerk baute, das danach aber aufgrund schwerer technischer Mängel abgeschaltet werden musste. Ecuador setzte eine unabhängige Kommission zur Überprüfung der Mängel und Unregelmäßigkeiten bei der Vertragsabwicklung und der Kreditvergabe ein - Lula zog daraufhin seinen Botschafter ab.

Undurchsichtig war auch die Vergabe eines Auftrages des Marineministeriums über den Bau von fünf U-Booten. 2008 ging der Auftrag in Höhe von 7,8 Milliarden Reis (rund 2,6 Mrd. Euro) ohne Ausschreibung an ein Joint Venture der Odebrecht-Organisation. Auch bei der Modernisierung der Armee waren die engen Kontakte zum Militär von Vorteil, was den Abschluss „von Verträgen erleichtert habe“, so Raul Zibechi, Journalist aus Uruguay.

Nachhaltige Entwicklung ohne Bauern
Odebrecht setzt auch auf nachhaltige Entwicklung. In Peru etwa hat der Konzern erstmals einen Tunnel durch die Anden gegraben, einen Fluss umgeleitet und Dämme und künstliche Lagunen angelegt, um eine Trockenzone zu bewässern. Nach Fertigstellung wird das Projekt namens Olmos in Regie von Odebrecht betrieben, das Wasser, Strom und Boden weiterverkauft, um die gestiegenen Anfangsinvestitionen zu refinanzieren.

Die Konzessionen für die ersten 110.000 Hektar wurden dabei an große Nahrungsmittelkonzerne vergeben. Bei einer Mindestgröße der Parzellen von 1.000 Hektar war es für lokale Bauern schwer möglich, von dem bewässerten Land zu profitieren. Auch bei diesem Projekt wird hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, dass die „guten Beziehungen“ der Organisation zum einstigen peruanischen Präsidenten Alan Garcia für den Vertragsabschluss ausschlaggebend waren.

Odebrecht wies alle Vorwürfe von sich. Ein Sprecher der Organisation sprach vielmehr davon, dass das Unternehmen „eine Antwort auf die Bedürfnisse des Landes zu bieten“ habe und deshalb auch nur in dessen Sinne handle.


LE MONDE diplomatique, 11.10.2013
Odebrecht baut Brasilien
Die profitable Allianz des Staats mit einem Großkonzern, der als Familienunternehmen zum Global Player aufstieg

Kennen Sie ein multinationales brasilianisches Unternehmen?", fragte der Economist im Jahr 2000. "Ganz schön schwierig. Schwieriger noch als berühmte Belgier."1 Dabei wusste man bei der britischen Wochenzeitung natürlich sehr wohl, dass die großen brasilianischen Konzerne sich zügig und in spektakulärer Manier auf globaler Ebene etabliert haben. Odebrecht zum Beispiel. Was Tata für Indien und Samsung für Südkorea,2 ist Odebrecht für Brasilien. In São Paulo und Rio de Janeiro, aber auch in Buenos Aires oder Asunción kommt man ohne Odebrecht-Produkte nicht durch den Tag - ohne den Strom, den der Konzern erzeugt, die Straßen, die er gebaut, den Kunststoff, den er hergestellt hat.

Dienstag, 21. Januar 2014

Online Wahlaufruf: Wählt den Schandfleck des Jahres!

APA, 20.1.2014
Online Wahlaufruf: Wählt den Schandfleck des Jahres!
bis zum 18. Februar unter www.schandfleck.or.at!

Wien (OTS) - Zum zweiten Mal verleiht das Netzwerk Soziale
Verantwortung den Schmähpreis "Schandfleck des Jahres" - eine
Auszeichnung für gesellschaftlich unverantwortliche Unternehmen,
Organisationen, Institutionen und Einzelpersonen.

Nominiert sind heuer fünf Fälle:

1. Die Andritz Hydro GmbH mit Sitz in Graz für die Beteiligung an
dem Staudammprojekt Xayaburi in Laos. Durch den Bau sind
weitreichende Zerstörungen der Umwelt zu erwarten. Der Mekong ist die
Lebensgrundlage für 60 Millionen Menschen.

2. Apple Inc. für die Verlagerung von Teilen der Produktion zu dem
taiwanesischen Zulieferer Pegatron im Juni 2013. Pegatron ist für
schwerwiegende Arbeitsrechtsverletzungen bekannt. Apple Inc. negiert
die Verantwortung als Marktmonopolist und erklärt auf Anfrage:
"Spekulative Fragen und Gerüchte werden von Apple nicht kommentiert."

3. Die Bundestheater Holding für das Outsourcing von 400
PlatzanwärterInnen an die menschenrechtlich höchst umstrittene
Sicherheitsfirma G4S. Der Billeteur Christian Diaz hat am 12. Oktober
die Arbeitsbedingungen bei G4S im Burgtheater öffentlich gemacht und
wurde daraufhin entlassen.

4. Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft für fehlgeleitete Umweltpolitik, weil sich der
Bundesminister Nikolaus Berlakovich gegen ein Verbot von Pestiziden
stellte, die für den Tod von Bienen mitverantwortlich sind; weil er
fragliche Biokraftstoffe gefördert hat und nichts unternommen hat, um
den Rückgang des Mehrwegsystems von Getränkeverpackungen zu stoppen.

5. Die MA 48 für die prekäre Beschäftigung ihrer
AbfallberaterInnen. Erste Urteile im August bestätigten die
Scheinselbstständigkeit ihrer Tätigkeit. Die MA 48 musste sie
einstellen, hat dies jedoch nicht entsprechend ihrer Qualifikation
getan. Die MA 48 spielt auf Zeit und erkennt die Präjudizwirkung der
Urteile nicht an.

"Die nominierten Fälle zeigen deutlich, dass es mehr
zivilgesellschaftlichen Drucks bedarf, um die politischen
EntscheidungsträgerInnen zu wirkungsvollem Handeln zu bewegen. Der
Schandfleck ist hierfür ein Instrument", erklärt Marieta Kaufmann,
Geschäftsführerin des Netzwerks Soziale Verantwortung.

Im Vorjahr erging der Jury-Preis an KIK im Zusammenhang mit der
Brandkatastrophe in Karachi/Pakistan, bei der fast 300 Menschen
starben. Der Publikums-Preis erging an Mayr-Melnhof-Packaging für die
Verletzung der Betriebsratsrechte im Zusammenhang mit der
Werkschließung in Liverpool.

Bis zum 18. Februar kann online der Publikumspreis für den
Schandfleck des Jahres 2013 gewählt werden (www.schandfleck.or.at).
Die Auszeichnungen (Publikums- und Jurypreis) werden am Welttag der
sozialen Gerechtigkeit, dem 20. Februar 2014, im Rahmen einer Gala im
Off-Theater in Wien verliehen.

Weitere Informationen:
www.schandfleck.or.at, www.nesove.at

Dienstag, 14. Januar 2014

Andritz veröffentlicht Gewinnwarnung für Südamerika

ORF, 13.1.2014
Südamerika-Auftrag zwingt Andritz zu Gewinnwarnung

Der börsennotierte steirische Anlagenbauer Andritz muss wegen seiner Lieferungen für ein Zellstoffwerk in Südamerika eine Gewinnwarnung veröffentlichen. Es seien weitere finanzielle Vorsorgen im „mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich notwendig“, teilte Andritz heute mit. Diese werden das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2013 „deutlich negativ beeinflussen“.

Das Betriebsergebnis werde 2013 voraussichtlich rund 200 Mio. Euro betragen,. Nach Abzug der Rückstellungen für den übernommenen Schuler-Konzern seien es gar nur noch 160 Mio. Euro. Zum Vergleich: 2012 standen hier 357,8 Mio. Euro. Die Nachricht schickte die Aktie auf Talfahrt. Sie liegt aktuell sechs Prozent im Minus.
Kostenexplosion in Uruguay

Auslöser der Gewinnwarnung ist ein Zellstoffwerk in Uruguay, das die Österreicher derzeit errichten. Schon im ersten Quartal 2013 war der Andritz-Gewinn wegen des Werks um 92 Prozent zusammengeschmolzen. So wie heute musste der Vorstand um Konzernchef Wolfgang Leitner auch damals Rückstellungen im mittleren zweistelligen Euro-Millionenbereich bilden.

Grund für die erneuten Vorsorgen in Millionenhöhe sind laut Andritz zusätzliche Projektkostenüberschreitungen, die zum einen aus Streiks auf der Baustelle und zum anderen aus Mehraufwendungen für Errichtung und Montage resultieren. „Weitere finanzielle Vorsorgen sind aus heutiger Sicht nicht erkennbar, können aber nicht ausgeschlossen werden“, erklärte der Anlagenbauer. Die Anlage soll „noch im ersten Quartal 2014“ in Betrieb genommen werden.

Der Standard, 13. Jänner 2014
Südamerika-Auftrag bringt Andritz unter Druck
Streiks und Mehrkosten verursachten bei Südamerika-Auftrag erneut hohe Rückstellungen
Wien - Der steirische Maschinenbauer Andritz bekommt die Probleme beim Bau eines Zellstoffwerks in Südamerika nicht in den Griff: Im vierten Quartal habe der Konzern wegen Streiks auf der Baustelle und zusätzlicher Montagekosten weitere Rückstellungen im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich bilden müssen, teilte die Firma am Montag mit. Diese schmälerten auch den operativen Gewinn (Ebita) im vergangenen Jahr, der vorläufigen Zahlen zufolge um mehr als die Hälfte auf 160 Millionen Euro einbrach. An der Börse rutschte die Andritz-Aktie daraufhin bis zu neun Prozent auf 42,5 Euro ab.

Die Presse, 13.1.2014
Andritz verdient deutlich weniger
Anhaltende Probleme bei einem Zellstoffwerk in Südamerika zwingen den steirischen Anlagenbauer Andritz erneut zu Rückstellungen. Der operative Gewinn dürfte sich halbieren.
Der steirische Anlagenbauer Andritz bekommt seine Probleme beim Bau eines Zellstoffwerks in Südamerika nicht in den Griff. Aus diesem Grund sah sich das Unternehmen am gestrigen Montag zu einer Gewinnwarnung veranlasst. Im vierten Quartal musste Andritz – wegen Streiks auf der Baustelle und zusätzlicher Montagekosten – weitere Rückstellungen bilden. Und zwar im mittleren zweistelligen Millionenbereich, wie das Unternehmen mitteilte.
Das wird auch einen Einfluss auf den operativen Gewinn (Ebitda) des Geschäftsjahres 2013 haben. Vorläufigen Zahlen zufolge dürfte dieser um mehr als die Hälfte auf 160 Mio. Euro eingebrochen sein. 2012 lag das Ebitda noch bei rund 357 Mio. Euro. Andritz errichtet in Uruguay ein Zellstoffwerk und musste bereits im ersten und dritten Quartal Rücklagen bilden. Mit diesen Nachrichten schockierte das Unternehmen die Börse bereits im Mai 2013. Damals sackten die Aktien um 24 Prozent ab.

Aktualisierung:

Schwäbische, 04.05.2014
Der Stolz der österreichischen Industrie
Die Andritz AG gilt in Wien als Vorzeigeunternehmen – Mutterkonzern des schwäbischen Pressenherstellers Schuler ist zugleich das Feindbild von Umweltschützern

Der Maschinen- und Anlagenbauer Andritz AG mit Sitz in der steirischen Landeshauptstadt Graz zählt zu den wenigen global aktiven Konzernen Österreichs und hat einen rasanten Aufstieg hinter sich. Innerhalb von zehn Jahren wurde der Umsatz fast vervierfacht, von 1,5 Milliarden Euro (2004) auf 5,7 im letzten Jahr. Die Zahl der Beschäftigten stieg innerhalb der letzten vier Jahre von 14.000 auf aktuell knapp 24.000. Die seit 2001 an der Wiener Börse notierte Andritz-Gruppe mit 220 Produktionsstätten im In- und Ausland ist in allen der vier betriebenen Sparten Weltmarktführer: bei Ausrüstung und Service für Wasserkraftwerke, der Zellstoff- und Papiererzeugung sowie der Metallverarbeitung und Herstellung von Futtermittel und Biotreibstoff.

Das Unternehmen mit langer Tradition – 1852 als kleine Eisengießerei von einem ungarischen Zuwanderer im damals noch Grazer Vorort Andritz gegründet – wird seit 1994 von Wolfgang Leitner geführt. Der 61-jährige Grazer sei eine seltene Art von Manager, „der Visionen hat, aber auch vorsichtig ist und sich nicht blenden lässt“, schreibt das renommierte Wiener Wirtschaftsmagazin „Trend“, das ihn 2006 zum „Mann des Jahres“ kürte. Der medienscheue Konzernchef, der aus einer Arbeiterfamilie stammt – sein Vater hat als Schlosser 30 Jahre lang in der Firma gearbeitet –, gilt als einer der reichsten Männer des Landes. Sein Vermögen wird auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt.

Als Genie gefeiert

In Wirtschaftskreisen wird Leitner als strategisches Genie hochgejubelt. Die Übernahme des schwäbischen Pressenherstellers Schuler 2013 ist sein bislang größter Coup: Damit hat sich die Andritz AG den stärksten Partner in Deutschland und zugleich globalen Marktführer in der Metallumformtechnik geangelt. Schuler hat seinen Hauptsitz in Göppingen und einen bedeutenden Standort in Weingarten (Kreis Ravensburg). Seinen unternehmerischen Spürsinn hat Leitner schon zuvor bei Zukäufen immer wieder bewiesen. Der spektakulärste Einkauf vor Schuler war 2006 die Übernahme der auf Wasserkrafttechnik spezialisierten österreichischen VA Tech Hydro AG mit damals 3000 Mitarbeitern und 900 Millionen Euro Jahresumsatz. Sein Meisterstück lieferte Leitner, der Chemie studierte, vor 20 Jahren: Einzig dem damaligen Finanzvorstand hatte man zugetraut, die in einer existenziellen Krise steckende Maschinenfabrik zu retten. Innerhalb weniger Jahre stieg die Andritz AG von einem Provinzbetrieb zu einem weltweit führenden Anbieter auf.

Nach einer langen Aufstiegsphase kam im Vorjahr ein Rückschlag, hauptsächlich wegen Bauverzögerungen eines Zellstoffwerks in Südamerika. Das Betriebsergebnis brach um 73 Prozent gegenüber 2012 auf knapp 90 Millionen Euro ein. Dass der Umsatz dennoch nicht einbrach, lag an der Übernahme von Schuler; andernfalls hätte Andritz laut eigenen Angaben einen Rückgang von 14 Prozent verschmerzen müssen. Der Ausblick sei aber, ließ das Management verbreiten, dank voller Auftragsbücher wieder positiv.

Für Umweltschützer ist der Grazer Vorzeigekonzern allerdings ein großes Feindbild. Die Andritz AG beteilige sich nicht nur an Projekten mit gravierenden sozialen und ökologischen Verwerfungen, das Unternehmen sei vielfach auch „die treibende Kraft bei Finanzierung und Umsetzung“, kritisieren die Österreich-Vertreter von ECA Watch, Gobal 2000 und Greenpeace in einer gemeinsamen Protestnote. Vor allem zwei Riesenprojekte bescheren dem Grazer Konzern weltweit negative Schlagzeilen. So sind beim Bau des Mega-Staudammes Belo Monte im brasilianischen Urwald, bei dem Andritz einen Großauftrag von über 300 Millionen Euro an Land zog, 40.000 Indios von Zwangsumsiedlung bedroht. Die seit Jahren dauernde Protestwelle gegen das Zehn-Milliarden-Euro-Projekt wird von einem Landsmann von Leitner angeführt, dem aus Vorarlberg stammenden „Amazonas-Bischof“ Erwin Kräutler. Der Konzernchef verwies in einer Stellungnahme kühl auf die Verantwortung des brasilianischen Staates als Auftraggeber und dessen „detaillierte Umwelt- und Sozialverträglichkeitsstudien“.

Gigantische Bauprojekte

Nicht weniger umstritten ist der monströse Ilisu-Staudamm am Oberlauf des Tigris in Südostanatolien, der in diesem Jahr fertiggestellt werden soll. Auch bei diesem Projekt liefert Andritz für 340 Millionen Euro die Kraftwerkstechnik. Rund 100.000 Bewohner müssen für den Staudamm umgesiedelt werden, weil man deren 200 Ortschaften fluten will. Auch das kulturhistorisch bedeutsame Seldschukenstädtchen Hasankeyf wird im Stausee versinken. Leitners lakonische Reaktion in einer Grazer Zeitung auf die Proteste: „Wenn wir als Lieferanten ausfallen, springen die Chinesen ein.“ Als Geste des guten Willens finanziert Andritz in der Region die Ausbildung von 36 Lehrlingen.

Sonntag, 12. Januar 2014

Baubeginn für Nicaragua-Kanal in diesem Jahr


ORF, 12.1.2014
Bau des Nicaraguakanals soll im Dezember beginnen 
Der Bau des umstrittenen Kanals zwischen Atlantik und Pazifik in Nicaragua soll im Dezember dieses Jahres beginnen. Das geht aus einem von Präsident Daniel Ortega und dem chinesischen Unternehmer Wang Jing unterzeichneten Dokument hervor, das gestern auf dem regierungsnahen Nachrichtenportal El 19 Digital veröffentlicht wurde.
Die Regierung in Managua rechnet mit einer Bauzeit von fünf Jahren. Mit der Wasserstraße will Nicaragua dem Panamakanal Konkurrenz machen. Das rund 40 Milliarden US-Dollar (rund 30 Mrd. Euro) teure Projekt ist umstritten, da die chinesische Firma HKND den Kanal bis zu 100 Jahre betreiben soll. Damit werde die Souveränität des Landes beschnitten, sagen Kritiker.

Spiegel-Online, 12.1.2014
Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik:
Bau des Nicaragua-Kanals soll im Dezember starten
100 Jahre nach seiner Eröffnung scheint der Panama-Kanal tatsächlich Konkurrenz zu bekommen. Im Dezember soll in Nicaragua der Bau einer zweiten künstlichen Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik beginnen. Doch das Projekt ist hoch umstritten - und Widerstand programmiert.

Blog-Archiv:

Indien: Bauxit-Ausbeutung an heiliger Stätte untersagt

ORF, 12.1.2014
Indischer „Avatar“-Stamm siegte gegen Bergbaukonzern
Im jahrzehntelangen Streit um die Ausbeutung eines Bauxit-Vorkommens im Osten Indiens hat sich ein kleiner Stamm gegen den britischen Bergbaukonzern Vedanta durchgesetzt. Das Umweltministerium habe die Pläne zur Förderung des Rohstoffs endgültig gestoppt, berichteten örtliche Medien gestern.
Die Einwohner der angrenzenden Ortschaften hätten sich einstimmig gegen die Bergbauaktivitäten ausgesprochen, hieß es zur Begründung. Der Oberste Gerichtshof hatte im April entschieden, dass die Anrainer in diesem Fall das letzte Wort haben sollten. Alle zwölf Ortsräte in der Gegend stimmten den Berichten zufolge dagegen.

Jahrelanger Kampf
Vedanta wollte das Bauxit auf dem Berg Niyamgiri im Bundesstaat Orissa abbauen, den der Stamm der Dongria Kondh als den Sitz ihres Erntegotts Niyam Raja verehrt. Die etwa 8.000 Stammesmitglieder setzen sich seit Jahren erbittert gegen die Pläne zur Wehr. Wegen ihres Kampfes wurden sie mit dem Volk der Na’vi im Film „Avatar“ von James Cameron verglichen, die der Ausbeutung eines für die Menschheit wertvollen Metalls im Wege stehen.

Aus Bauxit wird Aluminium produziert. Der britische Konzern Vedanta wollte die Bodenschätze gemeinsam mit einer staatlichen indischen Firma heben, um eine nahe gelegene Aluminiumfabrik zu beliefern. Die Produktion in dem Werk musste aufgrund von Engpässen in der Versorgung mit Bauxit bereits heruntergefahren werden.

Umweltschützer fürchteten Schäden für Ökosystem
Auch Umweltschützer und Organisationen wie „Survival International“ hatten gegen das Vorhaben mobil gemacht. Sie warnten vor Schäden für das Ökosystem, wodurch die Lebensgrundlage der Dongria Kondh gefährdet werde. Der Parlamentsabgeordnete Bhakta Charan Das feierte die Entscheidung am Samstag als historischen Erfolg für die Gemeinschaft der Dongria Kondh.
Befürworter des Projekts verwiesen hingegen auf die mögliche Schaffung von Arbeitsplätzen in der armen Region. Der Bergbauminister des Staates Orissa, R.K. Singh, warf der indischen Regierung vor, „Politik auf Kosten der Entwicklung“ zu machen. Es werde nun nach alternativen Abbaugebieten gesucht, sagte er der Nachrichtenagentur Press Trust of India.

Der Bund,11.01.2014
«Avatar»-Stamm siegt gegen Bergbaukonzern
Es ist wie David gegen Goliath: Jahrelang kämpfte ein kleiner Stamm im Osten Indiens gegen die Ausbeutung eines Bauxit-Vorkommens. Das Umweltministerium fällte nun einen historischen Entscheid.

Hintergrund:
Survival International-Dossier:
Die Dongria Kondh am Niyamgiri Berg in Indien
ZEIT-Online, 15.10.2011
Eine Schlacht wie im Film
Im indischen Dschungel kämpfen Ureinwohner mit Pfeil und Bogen gegen einen Bergbaukonzern. Mit westlicher Zivilisation und Moderne wollen sie nichts zu tun haben. Nun kommt ihnen ausgerechnet Hollywood zu Hilfe.

n-TV, 24.8.2010
Kein Bergbau an heiliger Stätte
Indien stoppt Bauxit-Abbau
Die Konstellation gleicht der Geschichte des Hollywood-Spektakels "Avatar" bis ins Detail: Ein milliardenschwerer Alu-Konzern will im indischen Hinterland Rohstoffe aus dem Boden holen. Doch anders als im Film legt sich die Regierung in Neu Delhi quer: Das wertvolle Bauxit liegt unter dem heiligen Berg der Dongria Kondh.