Mittwoch, 28. August 2019

Vor 20 Jahren starb Dom Helder Camara

Dom Hélder Câmara mit Chiara Lubich, Gründerin der Fokolarbewegung

Domradio, 27.8.2019
Vor 20 Jahren starb Dom Helder Camara
Seligsprechung schreitet voran
"Roter Bischof" und "Bruder der Armen": Erzbischof Helder Camara polarisierte. Sein Name steht für eine Kirche an der Seite der Armen. Vor 20 Jahren starb er in Recife. Das Verfahren zur Seligsprechung schreitet unter Papst Franziskus voran.

Adveniat-Dossier
Dom Hélder Câmara: Ein Prophet und Wegbereiter
Klein von Gestalt, ist und bleibt Dom Hélder Câmara einer der ganz großen der Christenheit im 20. Jahrhundert. Er war ein Prophet und ein Wegbereiter der brasilianischen Kirche, ein Fürsprecher und Verteidiger der Armen, ein Lehrer des Betens und ein Optimist Gottes. Mit dem am 24. März 1980 ermordeten Erzbischof Oscar Arnulfo Romero aus El Salvador wurde Dom Hélder zum Inbegriff jenes Aufbruches der lateinamerikanischen Kirche nach dem II. vatikanischen Konzil, der mit den Basisgemeinden und der „Option für die Armen“ die Weltkirche veränderte.

Domradio-Reportage, 27.8.2019
20. Todestag Camaras
Anlässlich seines 20. Todestages gedenkt die Kirche in Brasilien an diesem Dienstag Dom Helder Camara. Der ehemalige Erzbischof von Olinda und Recife, gründete die brasilianische Bischofskonferenz und gilt bis heute als einer der führenden Vertreter der Befreiungstheologie.

SWR4-Morgengruß, 27.8.2019
Der Bruder der Armen: Dom Helder Camara
Der Saal der Kirchengemeinde war überfüllt. Wer nicht eine halbe Stunde früher kam, musste von draußen zuhören. Die Gemeindeveranstaltung hatte so großen Zulauf, weil ein besonderer Gast angekündigt war: Der brasilianische Bischof Helder Camara kam ins Ruhrgebiet.
Als Bischof Helder Camara in den 70er und 80er Jahren Deutschland besuchte, hatte er bereits einen weltweiten Ruf als "Bruder der Armen". Nach dem 2. Vatikanischen Konzil verkörperte er die Hinwendung der Katholischen Kirche zu den armen Menschen. Seine Theologie trug zu seiner Glaubwürdigkeit ebenso bei wie sein persönlicher bescheidener Lebensstil. Das Bischofspalais öffnete er für Obdachlose, er selbst wohnte im Hinterhof einer Kirche, ging stets zu Fuß. In einfacher, verständlicher Sprache verkündete er das Evangelium als befreiende Botschaft vor allem für die Armen. Dabei ging es ihm nicht um bloße Mildtätigkeit, sondern um die Veränderung von Strukturen. Den Kampf für die Armen verband er mit dem Einsatz für Gerechtigkeit und Menschenrechte. Mit seinem Organisationstalent schuf er eine Fülle von Einrichtungen im Dienst der Armen bis hin zu einer eigenen Bank, die er die "Bank der göttlichen Vorsehung" nannte.
Seine Positionen zwangen zur Stellungnahme, etwa wenn er sagte: "Entwicklung ist Frieden, Unterentwicklung ist Krieg." Solches Engagement führte zwangsläufig in den Konflikt. Die brasilianische Militärdiktatur wollte Dom Helder Camara ebenso zum Schweigen bringen wie viele Reiche, denen er ins Gewissen redete. Mitarbeiter wurden verfolgt, ja ermordet, er selbst wurde zum Kommunisten gestempelt, in Brasilien totgeschwiegen und auch innerkirchlich ausgegrenzt.
Das alles schmälerte nicht seinen weltweiten Einfluss. So stießen etwa seine Besuche in Deutschland die Bewegung der Eine-Welt-Läden an, in denen Ehrenamtliche faire Produkte aus der sogenannten Dritten Welt verkaufen.
1985 ging Dom Helder Camara in den Ruhestand, und sein Nachfolger drehte viele Entwicklungen wieder zurück. Doch seit Papst Franziskus mit ähnlich klaren Worten die Kirche wieder an die Seite der Armen stellen will, wird auch die Erinnerung an Dom Helder Camara wieder lebendig. Sein Erbe lebt. Seine brasilianische Heimatkirche strebt jetzt die Heiligsprechung an. Heute vor 20 Jahren starb der Bischof und Bruder der Armen, Dom Helder Camara.


vatican news, 17.8.2020
Brasilien: Dom Hélder Câmara, Patron der Menschenrechte
Der Bundesstaat Pernambuco hat den verstorbenen Erzbischof Dom Hélder Câmara (1909-99) offiziell zum „Patron der Menschenrechte“ ernannt. Das entsprechende Gesetz wurde vom Parlament des Bundesstaats mehrheitlich bestätigt.
Der frühere Erzbischof von Olinda und Recife gilt als einer der Väter der „Theologie der Befreiung“; sein Einsatz für die Armen und seine Kritik an der damaligen Militärregierung machten ihn weit über Brasilien hinaus bekannt, er wurde zu Lebzeiten mehrfach für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
Seit Ende 2017 gilt Hélder Câmara bereits als brasilianischer „Patron der Menschenrechte“; das hat der Bundesstaat, in dem der Erzbischof wirkte, nun noch einmal feierlich nachvollzogen. 2014 begann ein Seligsprechungsverfahren für ihn.
 

TV Jornal, 27.8.2019 (Video)
Após 20 anos sem Dom Helder, amigos relembram sua trajetória