Diario do Grande ABC und Terra, 31.3.2010
Der für Mittwoch (31.3.) in Belém-PA geplante Prozess des Fazendeiro Vitalmiro Bastos de Moura (‚Bida’), angeklagt als Auftraggeber der Ermordung von Schwester Dorothy Stang, wurde auf den 12. April verschoben, weil sein Anwalt Eduardo Imbiriba nicht erschienen war. Das Verbrechen geschah bereits im Jahr 2005.
Der Anwalt gab in einem Schreiben an den Gerichtshof von Pará (Tribunal da Justiça – TJ) an, ein Urteil des Obersten Gerichtshof (Supremo Tribunal Federal) zum Habeas-Corpus-Ansuchen abzuwarten und erst danach zur öffentlichen Anhörung zu erscheinen. Richter Raimundo Moisés Flexa bestimmte nun Alex Noronha und Paulo Bona als öffentliche Verteidiger für die nächste Sitzung.
Dies wäre der dritte Prozess von Vitalmiro wegen der Ermordung der Missionarin gewesen. Bei der ersten Einvernahme am 14. und 15. Mai 2007 wurde der Angeklagte vom Gericht zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Da das Strafausmaß mehr als 20 Jahre betrug, hatte Vitalmiro nach der alten Rechtsordnung die Möglichkeit eines Einspruchs. Bei der Verhandlung am 5. und 6. Mai 2008 wurde der Angeklagte freigesprochen, was große Proteste hervorgerufen hatte.
Die Staatsanwaltschaft legte dagegen Berufung ein und forderte die Annulierung des Freispruchs mit dem Argument, die Entscheidung widerspräche der Last der Beweismittel.
Zivilgesellschaften hielten vor dem Gerichtsgebäude eine Mahnwache. Für Dinailson vom Comitê Dorothy Stang bedeutet das Nichterscheinen nur eine Verzögerung: „Das ist ein Zirkus, denn die Anwälte wissen genau, dass sie beim Obersten Gerichtshof nichts erreichen werden und dass Vitalmiro schuldig ist.“
Rückblick
Dorothy Stang wurde am 12. Februar 2005 im Landesinneren von Anapu-Pará von Pistoleiros ermordet. Die Stadt ist Schauplatz heftiger Landkonflikte. Schwester Dorothy setzte sich dort zugunsten von Agrarreform und nachhaltiger Entwicklungsprogramme (PDS) für Siedler ein.
Fünf Personen sind wegen Beteiligung an der Ermordung der Missionarin angeklagt, nur drei wurden verurteilt: die beiden Pistoleiros Rayfran das Neves und Clodoaldo Batista sowie der Fazendeiro Amair Feijoli ‚Tato’. Weitere Verdächtige sind Vitalmiro Bastos de Moura, der zunächst zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt und später wieder frei gesprochen wurde und der Unternehmer Regivaldo Pereira Galvão 'Taradão'. Er ist auf freiem Fuß angezeigt, sein Prozess ist für den 30. April geplant.