Samstag, 1. Mai 2010

Fazendeiro zu 30 Jahren nach Mord an Dorothy Stang verurteilt

Verlesung des Urteils: 30 Jahre für Taradão ao vivo em portugues
Amazônia, O Globo, Estadao, 1.5.2010

Als letzter von fünf Angeklagten im Mordfall Dorothy Stang ist Regivaldo Pereira Galvão ‚Taradão’ am 30.4. in Belém (Brasilien) als weiterer Auftragsgeber wegen Anstiftung und Durchführung des Mordes von den Geschworenen für schuldig befunden und zu 30 Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte für die Tat R$ 50.000 angeboten. Der Mord ereignete sich vor mehr als fünf Jahren im Landesinneren von Anapu im Bundesstaat Pará, Brasilien.

Außer den beiden Pistoleiros Rayfran (28 Jahre) und Clodoaldo (17) wurden bereits der Mittelsmann Tato (18) und vor einem Monat der andere Auftragsgeber Bida zu 30 Jahren Haft verurteilt. Taradão leugnete seine Beteiligung bis zuletzt und beteuerte seine Unschuld. Die Geschworenen sahen die Beweise zur Anstiftung zum Mord für ausreichend und verurteilten Taradão zu 29 Jahren, erhöht durch ein weiteres wegen Alters und Verteidigungsunfähigkeit der 73-jährigen Missionarin. Außerdem muss er die Gerichtskosten tragen. Taradão hat fünf Tage Zeit für den Einspruch - allerdings nicht wegen der Höchststrafe von 30 Jahren; jenes Gesetz wurde geändert.

Dorothy Stang hatte sich mehr als drei Jahrzehnte für den Schutz des Regenwaldes sowie für Landreform und eine nachhaltige Entwicklung eingesetzt. 1999 erreichte sie unter Mithilfe der staatlichen Umwelt- und Siedlungsinstitute ein "ländlich angepasstes und nachhaltiges Entwicklungsprogramm" PDS (Programa de Desenvolvimento Sustentável) für die Region von Anapu. Sie setzte sich für die Errichtung der beiden PDS-Siedlungsprojekte Virola Jatoba und Esperança im Landesinneren von Anapu ein, wo an die 600 Familien und Landlose eine neue Zukunft bekamen. Leider bekamen sie von Anfang an großen Widerstand einiger Großgrundbesitzer und Spekulanten zu süren, die auch vor Gewalt nicht zurückschreckten. Immer wieder erhielt Dorothy Stang Morddrohungen und die Siedler wurden eingeschüchtert oder ihre Hütten angezündet. Am 12. Februar 2005, als in Gemeinschaftsarbeit die zerstörte Hütte einer 10-köpfigen Familie wieder aufgebaut werden sollte und sie auf dem Weg zur Versammlung war, wurde Dorothy vom Pistoleiro Rayfran das Neves Sales erschossen.

In den vergangenen zehn Jahren gab es laut Angaben der Landpastoral zwar mehr als 800 Tote bei Landkonflikten im Amazonasgebiet, es kam jedoch nur zu sehr wenigen Schuldsprüchen. Im Fall Dorothy Stang wurden erstmals zwei Fazendeiros als Auftragsgeber zu 30 Jahren Haft verurteilt.



Siehe auch:

Blickpunkt Lateinamerika, 2.5.2010
Erneut 30 Jahre Haft für Mord an Dorothy Stang

Der Standard, 2.5.2010
Letzter Angeklagter im Mordfall Stang verurteilt
Fünf Jahre nach Mord an Nonne - Landbesitzer muss für 30 Jahre in Gefängnis

Kathweb, 4.5.2010
Mord an Kräutler-Mitabeiterin: Zweiter Auftraggeber verurteilt
Gericht im nordbrasilianischen Belem sprach Landbesitzer schuldig, 2005 Mord an Sr. Dorothy Stang eingefädelt zu haben