Mittwoch, 7. November 2012

Baubeginn für umstrittenen Mekong-Staudamm mit Andritz-Beteiligung

ORF.at, 5.11.2012
Fruchtbarkeit des Deltas bedroht
Für eines der umstrittensten Bauprojekte in Asien findet am Mittwoch der Spatenstich statt: Trotz der enormen Widerstände von Anrainern und Umweltorganisationen wird in Laos offiziell mit dem Bau des Mekong-Staudamms Xayaburi begonnen. Die Regierung erhofft sich durch das Megaprojekt eine lukrative Einnahmequelle - freilich auf Kosten der Anrainer, die gegen ihren Willen umgesiedelt wurden. Umweltschützer warnen vor unabsehbaren Folgen des Baus: Sie fürchten um die Fruchtbarkeit des gesamten Flussdeltas.

Die Vorarbeiten zu dem rund 800 Meter langen Damm laufen seit Monaten. Hunderte Dorfbewohner wurden schon umgesiedelt. Laos hatte den Baustart wegen Bedenken der Mekong-Anrainer Kambodscha und Vietnam mehrfach verschoben. Sie fürchten um den Fischfang und die Felder am Mekong, die bisher durch regelmäßige Überflutungen höchst fruchtbar waren.

Standard, 5.11.2012
Laos begann mit Bau von umstrittenem Staudamm am Mekong
Hunderte Dorfbewohner bereits umgesiedelt - Umweltorganisationen warnen vor Bedrohung der Ernährungssicherheit von Millionen Menschen

Spiegel, 5.11.2012 (mit Fotogalerie)
Wasserkraftwerk: Laos baut umstrittenen Mekong-Staudamm
Umweltbedenken zählen nicht: Laos wird am Fluss Mekong einen 800 Meter breiten Staudamm errichten. Bauern fürchten um ihre Felder, Fischer um ihren Fang. Laos hingegen hofft auf gute Geschäfte, es will den erzeugten Strom nach Thailand exportieren.

OTS, 7.11.2012
WWF: Andritz AG gefährdet das Leben von 60 Millionen Menschen am Mekong
Xayaburi-Staudamm in Laos: WWF fordert Offenlegung von Minister Berlakovich
Wien, 7.11. 2012 – Heute Mittwoch soll der Spatenstich zum drei Milliarden Euro teuren Xayaburi-Megastaudamm in Laos stattfinden. Das Projekt ist eines der umstrittensten Kraftwerksprojekte der Welt. Auch in diesem Fall ist der österreichische Maschinenbaukonzern Andritz AG in den Kraftwerksbau involviert und will acht Kaplan-Turbinen im Wert von bis zu 300 Millionen Euro liefern. „Damit gefährdet die Andritz AG die Lebensgrundlage von 60 Millionen Menschen in den Mekongländern Südostasiens. Denn die Erträge aus dem Fischfang könnten um bis zu 40 Prozent zurückgehen. „Allein in Kambodscha deckt die Bevölkerung 82 Prozent ihres Proteinbedarfs aus dem Mekong-Fischfang“, warnt WWF-Experte Georg Scattolin. Der WWF fordert Minister Berlakovich nun zu einer Offenlegung des globalen sozialen und ökologischen Schadensregisters der Andritz AG auf.

Wirtschftsblatt, 7.11.2012
Andritz steht wegen Mega-Projekt in Laos am Pranger
Einmal mehr steht der Grazer Technologiekonzern Andritz wegen eines Grossauftrags beim Bau von Wasserkraftwerken im Schussfeld der Kritiker.

Graz. Ob Ilisu in der Türkei, Belo Monte in Brasilien oder nun Xayaburi in Laos: Der Grazer Technologiekonzern Andritz, einer der weltweit drei Topanbieter von elektromechanischer Ausrüstung für Wasserkraftwerke, ist mit einem Grossauftrag dabei. Nach Laos sollen die Grazer für bis zu 300 Millionen Euro liefern. Und wie schon bei Ilisu und Belo Monto gibt es auch im Fall Xayaburi heftige Widerstände gegen das Projekt aus dem weltweit vernetzten Lager der NGO's. So war es zu erwarten, dass Andritz ins Schussfeld der Kritik gerät. Der WWF eröffnete am Mittwoch das Feuer auf den Paradekonzern. Die Erfahrung lehrt, dass auch Greenpeace, die Dreikönigsaktion und ähnliche Organisiationen bald aktiv werden könnten.


FAZ, 11.10.2012
Wenn der Mekong stillsteht
Sechs Dämme will Laos am Mekong bauen. Vietnam und Thailand warnen vor Konflikten um den Zugang zum Wasser. Ein erstes Dorf musste schon vom Ufer der Lebensader Südostasiens weichen.

Geräuschlos fließt das braune Wasser des Mekongs vorbei, es kräuselt und glättet sich und schickt das fahle Morgenlicht in den Himmel zurück. Am Ufer ragen Hügel in die Wolken hinein, dicht mit Dschungel bewachsen. Der Mekong wird in Südostasien die „Mutter aller Flüsse“ genannt. Dabei ist es nicht der Strom, der seine Nebenarme gebiert. Sie sind es, die sich in ihn ergießen und ihn mächtig machen. Sie sorgen auch dafür, dass er nie aufhört zu fließen. So erzählt er von einem Kreislauf aus Ende und Neubeginn; oder, wie die laotischen Buddhisten vielleicht sagen würden, von ständiger Wiedergeburt.

WWF-Thema MEKONG-REGION
Mekong – Asiens Garten Eden in Gefahr
4.300, 5.200, 800.000 – so könnte man den Mekong beschreiben. 4.300 Kilometer legt der Fluss auf seiner Reise von der Quelle auf dem tibetischen Hochplateau bis zum Delta im Chinesischen Meer zurück. 5.200 Höhenmeter bewältigt er dabei. Wegen dieses enormen Höhenunterschiedes heißt er in China „Lancang Jian“, der turbulente Fluss. Rund 800.000 Quadratkilometer ist das Einzugsgebiet des Flusses, und damit mehr als doppelt so groß wie Deutschland.

WWF Global, 6.11.2012
Laos pushes ahead with Mekong dam and risks destroying the region’s lifeblood
Gland, Switzerland – The Lao government’s determination to plow ahead with construction of the controversial US$3.5-billion Xayaburi hydropower dam in northern Laos puts the mighty Mekong River’s spectacular biodiversity, rich fisheries and livelihoods - vital to nearly 60 million people - in grave danger, warns WWF.

Hintergrund:

Mediawatch, 1.4.2010
Staudämme - Abholzung - Klimawandel

Mediawatchblog hatte die Austrocknung des unteren Mekong aufgrund der vielen Staudämme kürzlich schon einmal aufgegriffen. Von den größeren deutschen Zeitungsredaktionen haben (lt. G-News) bisher FR online die Badische Zeitung, die Berliner Morgenpost und aus der Schweiz der NZZ-Blog aus Südostasien das Thema aufgegriffen.
Für die meisten Autoren ist klar, dass die die ökologischen Krisen (Flut in 2008; Dürre in 2010) hauptsächlich durch die chinesischen Staudämme am Oberlauf des etwa 4500 km langen Flusses verursacht werden. Unbestritten ist, dass der Klimawandel zu den Problemen beiträgt. Im NZZ-Südasienblog ist davon die Rede, dass die Temperaturen in der Region derzeit 7 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel liegen.