Kathpress, 14.02.2014
Belo-Monte-Staudamm: Steirische Solidarität mit Bischof Kräutler
"Weizer Pfingstvision"-Gründer Berger: Beteiligte Andritz AG hat soziale Mitverantwortung für 40.000 zwangsumgesiedelte Menschen
Die Solidarität aus der Steiermark mit Bischof Erwin Kräutler und dessen Widerstand gegen die Zwangsumsiedlungen im Zuge des gigantischen Belo-Monte-Staudamms in Amazonien verstärkt sich: Die "Solidarregion Weiz", wie auch die "Weizer Pfingstvision" und die politisch-spirituelle Bewegung "Way of Hope", die vom Theologen Fery Berger angestoßen wurde, hatte sich zuletzt gemeinsam mit Kräutler in zwei Briefen an "Andritz"-Chef Wolfgang Leitner gewandt und - bisher umsonst - um einen Gesprächstermin ersucht, um auf die Missstände hinzuweisen.
Einer von der "Solidarregion Weiz" eingerichteten Protest-Gruppe gegen das Mega-Projekt haben sich innerhalb kurzer Zeit 827 Mitglieder angeschlossen, berichtete Berger am Freitag gegenüber "Kathpress". Er und seine Mitstreiter suchen nun das Gespräch mit dem Betriebsrat der in Weiz angesiedelten "Andritz Hydro", um auf die "menschenunwürdige" Begleitmusik rund um den Staudamm hinzuweisen und über die Belegschaft Druck auf die Unternehmensleitung auszuüben.
Die "Andritz Hydro" ist eines der drei großen Unternehmen, die Generatoren für Belo Monte liefern. Dass die "Andritz AG" bisher nicht bereit war, einen Verantwortungsträger in das von den Flutungen betroffene Gebiet am Fluss Xingu zu entsenden und sich ein Bild vor Ort zu machen, ist für Berger unverständlich. Er äußerte auch "Enttäuschung" darüber, dass Vorstandsvorsitzender Leitner bisher jeden Kontakt verweigert habe.
Berger sieht eine "soziale Mitverantwortung" des Konzerns für 40.000 zwangsumgesiedelte Menschen und im Staudammprojekt ein unrühmliches Beispiel für das, wozu Papst Franziskus "diese Wirtschaft tötet" ("Evangelii gaudium") gesagt hatte.
"Gefahr für die Lunge Brasiliens"
Die durchgeführten Abholzungen "gefährden die Lunge Brasiliens und damit auch das Weltklima", berief sich Berger auf Expertisen. Ein Drittel von Altamira, der Bischofsstadt Erwin Kräutlers, werde überflutet. Zehntausende Menschen sollen nach dem Willen der Projektbetreiber in Zukunft auf einer Insel mitten in einem stehenden Gewässer leben müssen. Zurzeit beginne gerade die Zwangsumsiedlung von 40.000 Menschen - viele davon Indigene, die fernab ihrer bisherigen naturnahen Lebensweise in kleine Betonbehausungen gepfercht werden. "Die werden sich in der Sommerzeit wie Backöfen aufheizen und dann unbewohnbar sein", weiß Berger.
"Belo-Monte-Strom kommt nicht der Bevölkerung Brasiliens zugute"
Ein weiteres Ärgernis: Der im Kraftwerk erzeugte Strom werde nicht der Bevölkerung Brasiliens zugutekommen, sondern Großunternehmen, die damit Aluminium erzeugen und es teuer ins Ausland verkaufen werden. Der Abfall, der dabei entsteht, sei hochgradig gefährlich. "Je mehr man von diesem Wahnsinnsprojekt erfährt, desto mehr kommt einem der Turmbau zu Babel in den Sinn", so Bergers bitterer Kommentar.
In Abstimmung mit Bischof Erwin Kräutler habe sich die Basisinitiative "Solidarregion Weiz" deshalb mit zwei offenen Briefen an den Andritz-Chef gewandt - bisher umsonst. Der gemeinsame Appell: "Andritz soll soziale Mitverantwortung übernehmen und sich beim Betreiber des Kraftwerks dafür verwenden, dass menschenwürdige Häuser gebaut werden und falls notwendig, selbst auch Geld dafür in die Hand nehmen."
Archiv:
5.2.2014
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4.2.2014
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