Donnerstag, 30. Oktober 2014

"Welttreffen der Volksbewegungen" in Rom beendet


Kathpress, 28.10.2014
Papst empfängt Evo Morales und prangert Herrschaft des Geldes an
Boliviens Präsident nahm in Rom am Kongress sozialer Basisorganisationen teil - In langer Rede verurteilte Franziskus "heuchlerische" Initiativen, die Armen Hilfe nur vorgaukeln, aber in Wirklichkeit ruhigstellen sollen

Vatikanstadt, 28.10.2014 (KAP) Papst Franziskus ist am Dienstag mit dem bolivianischen Präsidenten Evo Morales zusammengetroffen. Es handelte sich um ein "privates und informelles" Treffen und sei nicht wie üblich über die diplomatischen Kanäle organisiert worden, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi. Papst Franziskus drücke damit seine Liebe und Nähe zum bolivianischen Volk und der Kirche des Landes aus. Zudem wolle er zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen Staat und katholischer Kirche beitragen.

Morales nimmt seit Montag in Rom am Kongress von Vertretern sozialer Basisorganisationen in der La-Sapienza-Universität teil. Das Welttreffen war von Franziskus angeregt worden. Die Mitglieder der "Volksbewegungen" - darunter Landlose und Indigene - kamen aus vielen Staaten insbesondere Lateinamerikas.

"Papst für manche ein Kommunist"
Franziskus empfing die Bewegungen am Dienstag im Vatikan und prangerte in seiner auf Spanisch gehaltenen Ansprache vor Kleinbauern und Landlosen aus der ganzen Welt Armut und ungerechte Güterverteilung in Entwicklungsgebieten an. In einer langen Rede verurteilte er am Dienstag im Vatikan außerdem "heuchlerische" Initiativen, die den Armen Hilfe nur vorgaukelten, sie aber in Wirklichkeit ruhigstellen sollten. "Land, Arbeit, ein eigenes Heim - seltsam, wenn ich darüber spreche, ist der Papst für manche ein Kommunist", sagte er.

Die Herrschaft des Geldes habe dazu geführt, dass die Reichtümer der Erde heute in den Händen weniger konzentriert seien, so der Papst weiter. Er ermutigte die Basisorganisationen, sich gegen soziale Ungerechtigkeit aufzulehnen und die strukturellen Ursachen der weltweiten Armut nicht einfach hinzunehmen. "Macht weiter mit eurem Kampf, damit tut ihr allen Gutes", sagte Franziskus wörtlich. Die Ausgebeuteten und Betrogenen dürften nicht einfach passiv auf Hilfe von außen warten, etwa von Nichtregierungsorganisationen.

Franziskus warnte aber auch vor ideologischen Irrwegen, denen er die Soziallehre der katholischen Kirche gegenüberstellte. Sie gehe davon aus, dass die Liebe zu den Armen im Zentrum des Evangeliums stehe. Sie wollten selbst Gestalter ihres Lebens sein, sich organisieren und solidarisch für die Verbesserung ihrer Lebensumstände kämpfen, weil der Rest der Gesellschaft sie häufig vergesse.

Die Teilnehmer in der Großen Audienzhalle rief er dazu auf, sich nicht von Scheinstrategien blenden zu lassen, die Armut nur eindämmen sollten, um die betroffenen Massen ruhigzustellen. Oft versteckten sich hinter Maßnahmen gegen die Armut lediglich egoistische Interessen. Deren Initiatoren seien nach einem Wort Jesu nur als Heuchler zu bezeichnen. "Sagen wir es gemeinsam aus tiefster Überzeugung", so der Papst zu den Aktivisten: "Keine Familie ohne Dach über dem Kopf, kein Bauer ohne Land, kein Arbeiter ohne Rechte, kein Mensch ohne die Würde der Arbeit".

Das vom päpstlichen Friedensrat organisierte "Welttreffen der Volksbewegungen" dauert seit Montag und endet am Mittwoch. Neben den Themen Landlosigkeit und bäuerliche Armut geht es dabei auch um andere prekären Arbeitsverhältnissen, Migranten und die Ausbeutung von Jugendlichen in Entwicklungsländern. Der linksgerichtete bolivianische Präsident Evo Morales ist einer der Hauptredner.


Religion.orf.at, 29.10.2014
Franziskus: „Für manche ist der Papst ein Kommunist“
„Land, Arbeit, ein eigenes Heim - seltsam, wenn ich darüber spreche, ist der Papst für manche ein Kommunist“, sagte Franziskus am Dienstag bei einem Treffen mit Boliviens Präsidenten Evo Morales.


Radio Vatikan, 30.10.2014
Papst Franziskus – ein Kommunist? „Ich bitte Sie.“
Papst Franziskus – kommunistisch? „Ich bitte Sie.“ Der Kanzler der Päpstlichen Akademie für Wissenschaften, Bischof Marcelo Sanchez Sorondo, rückt einen Eindruck zurecht, das einige Medien in Nachklang der Begegnung des Papstes mit Vertretern sogenannter Volksbewegungen verbreitet haben. „Keine Familie ohne Dach überm Kopf! Kein Bauer ohne Land! Kein Arbeiter ohne Rechte! Kein Mensch ohne die Würde, die das Arbeiten verleiht!“, hatte Franziskus in seiner Rede vor den Angehörigen der Volksbewegungen gesagt, die er in der Alten Synodenaula im Apostolischen Palast empfing. Bischof Sanchez Sorondo:

„Der Papst hat selbst gesagt, er werde beschuldigt, kommunistisch zu sein, hat aber hinzugefügt, in Wirklichkeit seien es die Kommunisten, die dem Evangelium folgen… Natürlich nicht in ihrem Klassenkampf. Es ist doch interessant zu sehen, wie diese Volksbewegungen versuchen, die Soziallehre der Kirche zu befolgen ohne irgendeine Haltung der Revolution im Sinn von Gewalt.“

Seines Wissens sei es das erste Mal, dass Volksbewegungen im Vatikan empfangen wurden, fuhr der argentinische Bischof fort. Und das sei positiv:

„Wenn man den Ausgeschlossenen nicht die Tür öffnet, wenn man sie nicht hört, riskiert man, Gewalt zu säen!“

Die Arbeit der Volksbewegungen sei „ein Segen für die Menschheit“, sagte Papst Franziskus im Vatikan den Aktivisten. Sie waren zu einem dreitägigen Kongress nach Rom gekommen, den Franziskus selbst abgeregt hatte. Ausgerichtet wurde das Treffen vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden sowie von der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Volksbewegungen sind in Lateinamerika weit verbreitet; sie verstärken die Stimme der Armen und Entrechteten in gesellschaftlichen Prozessen, die ansonsten oftmals die Interessen der Ökonomie in den Vordergrund stellen. Bischof Sanchez Sorondo:

„Die Volksbewegungen sind ein Zeichen dessen, was in der Welt geschieht. Sie stimulieren uns, sie lassen uns die Wirklichkeit von heute besser verstehen. Sie zeigen, was geschieht in einer Gesellschaft wie der unseren, wo man sich ausschließlich um den Profit sorgt und den Menschen beiseitelässt. So sind die Volksbewegungen wirklich ein Zeichen gegen das, was der Papst die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ nennt.“

ITP, 28. November 2014
Erklärung zum Abschluss des weltweiten Treffens Sozialer Bewegungen vom 27. bis 29. Oktober in Rom
Zum Abschluss des Welttreffens Sozialer Bewegungen wollen wir der Öffentlichkeit eine kurze Zusammenfassung dessen vorlegen, was in diesen drei historischen Tagen geschehen ist.
Übersetzung aus dem Spanischen: Norbert Arntz, ITP, Münster
Quelle: http://alainet.org/active/78404 – 29. 10. 2014


amerika21, 03.11.2014
Soziale Bewegungen fordern Einhaltung der Menschenrechte
Von dem weltweiten Treffen der sozialen Bewegungen mit Papst Franziskus ist eine Abschlusserklärung veröffentlicht worden.

Das Dokument kommt zu dem Schluss, dass das "unerbittliche Streben nach Profit" die Ursache für Krieg, Gewalt, ethnische Konflikte und Umweltprobleme sei. Die Arbeit der Kirche und der sozialen Bewegungen müsse sich daher gegen diesen "Genozid an der Erde" richten.


Vatican Radio, 2014-10-30
Pope meets members of World Meeting of Popular Movements
(Vatican Radio) Pope Francis met on Tuesday with participants in the World Meeting of Popular Movements which is holding a conference here in Rome to discuss problems facing the poor, the unemployed and those who’ve lost their land. The group chose to hold their three-day conference here because of Pope Francis’ particular attention to the struggles of the poor.