Montag, 13. April 2015

250 neue Wasserkraftwerke bringen Amazonien in Gefahr


ORF, 13.04.2015
Kritik an geplanten 250 Wasserkraftwerken im Amazonas
Schon bisher war der Regenwald in Südamerika durch illegale Abholzung, die Umwandlung von Regenwald in Weideland und gigantische Sojaplantagen gefährdet.

Nun droht ihm eine neue Gefahr: 250 neue Wasserkraftwerke sollen in der Region gebaut werden. Wenn diese verwirklicht werden, bleiben nur noch drei frei fließende Zubringerflüsse des Amazonas übrig, warnt ein Bericht der Umweltschutzorganisation WWF.

Die Bauvorhaben gefährden laut WWF nicht nur das gesamte Flusssystem mit seiner immensen Bedeutung für die Bewohner der Region, sondern auch die wichtige Funktion des Amazonas-Regenwaldes für das Weltklima.

„Wasserkraft ist zwar wichtig für die nachhaltige Entwicklung der Region und sie ist besser als fossile Brennstoffe oder Atomenergie. Es braucht aber eine integrierte Planung für das gesamte Amazonas-Einzugsgebiet“, warnte Claudio Maretti, Leiter des Amazonas-Programms des WWF.

Ein solcher Ansatz müsse sicherstellen, dass die Funktion und Leistungsfähigkeit des Ökosystems erhalten bleibt und eine Fragmentierung verhindert wird. Ebenso müssten die Rechte der indigenen Völker und der lokalen Gemeinden gewahrt bleiben. Im Amazonas-Gebiet leben mehr als 30 Millionen Menschen, darunter mehr als zwei Millionen Indigene.


Wiener Zeitung, 11.3.2015
Der Regenwald am Amazonas steht laut WWF auf der Kippe
Brasilia. (ski) Dem Regenwald im Amazonas droht höchste Gefahr: Nach rund zehn Jahren brasilianischer Umweltpolitik, in denen die Entwaldung verringert wurde, befürchtet die Umweltorganisation WWF nun eine radikale Kehrtwende. Laut WWF haben sich im brasilianischen Parlament die Anhänger der Agrar-, Bergbau- und Energieindustrie formiert. Eine geplante Verfassungsänderung namens PEC 215 (Proposta de Emenda a Constituição) und ein neues Bergbau-Gesetz sollen die Aufhebung staatlicher und indigener Schutzgebiete zulassen, wenn es kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen dient, aber de facto keine neuen Schutzgebiete ermöglichen. "Sollten die Lobbygruppen Erfolg haben, steht ein großer Teil des Amazonas vor der Vernichtung", warnt Roberto Maldonado, Amazonasexperte beim WWF.

Dabei konnte zwischen 2004 und 2014 die Abholzung im brasilianischen Teil des größten Regenwaldgebiets der Erde um fast 80 Prozent gesenkt werden, so die WWF-Studie. "Kein anderes Land mit Tropenwäldern kann einen solchen Erfolg vorweisen", so Maldonado. In nur einer Dekade hat das Land Schutzgebiete von 600.000 Quadratkilometern geschaffen. Durch die Verringerung der Abholzung konnte Brasilien auch die Treibhausgasemissionen senken.

Jahrhundertdürre
Der WWF betont die Gefahren, die mit der Abholzung des Regenwaldes für den Menschen einhergehen. Die aktuell im Großraum São Paulo herrschende Jahrhundertdürre mache deutlich, dass sowohl die Energiewirtschaft mit ihren Wasserkraftwerken als auch die Landwirtschaft von intakten Wäldern abhängig sind. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen sei die Trockenheit vor allem auf die Zerstörung des Amazonas zurückzuführen. Statt Entwaldung wäre eine groß angelegte Aufforstung nötig, ansonsten drohe sich die Region langfristig in eine unfruchtbare Steppe zu verwandeln.