Katholische Presseagentur Österreich, 02.04.2015
Belo Monte: Umgesiedelte warten seit Jahren auf Entschädigung
Umweltschützer und in der Region lebende Indigene kämpfen gegen das Mega-Projekt, darunter Bischof Kräutler und der von ihm geleitete Indigenen-Missionsrat CIMI
Brasilia, 02.04.2015 (KAP/KNA) Mehr als 500 vom Bau des umstrittenen Staudamms Belo Monte im brasilianischen Amazonas-Urwald betroffene Familien haben rechtliche Schritte gegen das Baukonsortium Norte Energia eingeleitet. Das berichteten örtliche Medien am Mittwoch. Die umgesiedelten Familien, die unter anderem vom kirchlichen Rat CIMI des austrobrasilianischen Bischofs Erwin Kräutler juristisch und karitativ unterstützt werden, warten seit Jahren auf eine Entschädigung für ihre Häuser, die durch die Aufstauung des Xingu-Flusses überflutet werden. Das umstrittene Mega-Projekt, gegen das Indigene und Umweltschützer seit Jahren kämpfen, ist derzeit zudem mit Schmiergeldvorwürfen konfrontiert.
"Standard ist, dass alle Personen, die ihre Häuser räumen mussten, eine neue Wohnung erhalten sollen", zitieren Medien den Staatsanwalt Francisco Nobrega, Mitglied einer Gruppe von Justizbeamten, die sich derzeit in der von den Überflutungen betroffenen Stadt Altamira aufhalten. Die Betroffenen könnten sich alternativ auch mit einer Entschädigungssumme für ihre Häuser auszahlen lassen. Allerdings akzeptiere das Baukonsortium nicht alle von den Bürgern vorgebrachten Entschädigungsansprüche, so Nobrega. Aktuell gebe es zudem zahlreiche Beschwerden über zu kleine und in mangelhaftem Zustand übergebene Ersatzwohnungen sowie zu niedrig angesetzte Entschädigungszahlungen. Die Justizbeamten sollen bis Ende April in Altamira bleiben, um die noch offenen Fälle zu lösen. Insgesamt hat Norte Energia den Angaben zufolge rund 5.200 Familien als betroffen anerkannt, die Ansprüche vieler weiterer jedoch abgelehnt.
Das Belo Monte Projekt ist derzeit zudem wegen Schmiergeldzahlungen in den Schlagzeilen. So sollen die am Bau beteiligten Firmen Schmiergelder in Millionenhöhe für die Aufträge gezahlt haben. Noch ist unklar, wer die Empfänger der Zahlungen waren. Der Staudamm soll Anfang kommenden Jahres mit der Stromerzeugung beginnen. Mit seiner maximalen Kapazität von 11.200 Megawatt wäre Belo Monte das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt. Derzeit liegen die Baukosten bei mehr als zehn Milliarden Euro.
Seit Jahren kämpfen Umweltschützer und in der Region lebende Indigene gegen das Mega-Projekt, darunter der Indigenen-Missionsrat (Conselho Indigenista Missionario/CIMI) der Brasilianischen Bischofskonferenz, der von Bischof Kräutler geleitet wird. Von der Aufstauung des Xingu sind zahlreiche betroffen, deren Bewohner umgesiedelt werden müssen.
Bisher habe das Baukonsortium nicht alle den Flussbewohnern gemachten Versprechungen sowie an das Projekt geknüpfte soziale Ausgleichszahlungen erfüllt, so die lokale Justiz. Zudem soll das Baukonsortium nicht alle Umweltauflagen erfüllt haben.