Montag, 23. Juli 2012

Anthropologe Magalhães warnt vor „verheerenden Schäden“ durch Belo Monte

Diözese St. Pölten, 23.7.2012
Anti-“Belo Monte“-Aktivist warnt vor „verheerenden Schäden“
Brasilianischer Anthropologe Magalhães bei der Fastenaktion in St. Pölten
„Der Widerstand gegen das 'Belo Monte'-Staudammprojekt hat in den letzten Monaten enorm zugenommen“, erklärt Antonio Carlos Magalhães, der auf Einladung der Fastenaktion der Diözese St. Pölten in die NÖ-Landeshauptstadt kam. Der brasilianische Anthropologe und Experte für indigische Völker sieht dafür gute Gründe: „Belo Monte“ zerstöre am Xingu-Fluss im Amazonas-Gebiet die Existenz Tausender Menschen und viel bisher unberührte Natur. Werde das Projekt verwirklicht, habe das verheerende Folgen. Er verweist auf eine Studie von 40 Umweltwissenschaftlern, die niederschmetternde Ergebnisse gebracht hätten und sogar bei Technikern des Konstruktionsunternehmens des Staudammes zum Umdenken geführt habe.

Magalhães arbeitet seit Jahren eng mit dem austro-brasilianischen Bischof Erwin Kräutler zusammen, der „von Anfang vehement gegen das Projekt war“. Dieser werde aufgrund seiner Bekanntheit in der Welt gehört. Der Preis: Aufgrund seines Eintretens für die indigene Bevölkerung wird er bedroht und hat ständig zwei Leibwächter bei sich. Aber auch die Kirche in Brasilien habe zuletzt ihre Stimme erhoben: So gab es in der Bischofskonferenz kürzlich einen Mehrheitsbeschluss gegen „Belo Monte“. Magalhães sieht rund 20.000 Menschen direkt vom Projekt betroffen, wenn es verwirklicht wird. Davon sind Tausende Ureinwohner, die ohne intakte Natur ihre Art zu leben zu verlieren drohen. Würde man die Bogen des Xingu-Fluss begradigen, wäre die Fischzucht oder der traditionelle Maniok-Anbau unmöglich, womit eine Landflucht verbunden sei. Viele würden wohl nicht entschädigt werden.

Kritik an Politik
Der 61-Jährige kritisiert die Politik in dem lateinamerikanischen Land scharf: Am 17. Juli sei das Recht so abgeändert worden, dass Enteignungen bei nationalem Interesse wie dem „Belo Monte“-Projekt leicht möglich sind. Er habe stark auf die Politik von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva gesetzt, doch „Lulas“ Regentschaft sei enttäuschend gewesen. So seien die Rechte der indigenen Bevölkerung in den letzten Jahren zurückgestutzt worden, außerdem habe die Regierung für „Belo Monte“ Umweltgesetze außer Kraft gesetzt. Produktion und die Finanzmärkte seien der Regierung jetzt wichtiger. Antonio Carlos Magalhães sieht die Demokratie in seinem Heimatland von Parlamentarieren unterstützt, die auf der Seite der Reichen stünden und verweist auf die grassierende Korruption. Grundsätzlich könne man zu „Belo Monte“ derzeit aber frei seine Meinung sagen.

Die Betroffenen am Xingu-Fluss würden jetzt zahlreiche Aktionen setzen: Neben Demonstrationen wurden Baustellen besetzt und es gibt mehrere Einsprüche bei brasilianischen Gerichten. Hier weist Magalhães wieder darauf hin, dass ein Richter versetzt wurde, der entschied, das Projekt zu stoppen. Er hoffe, dass genug Druck auf die brasilianische Regierung aufgebaut werde und dass das Thema von den Menschen per Medien wahrgenommen werde. Außerdem appelliert er an die österreichische „Andritz AG“ aus dem Projekt „Belo Monte“ auszusteigen.

Infos zur Fastenaktion der Diözese St. Pölten: http://fastenaktion.kirche.at


Kathweb, 23.7.2012
"Belo Monte": Aktivist fordert Ausstieg der Andritz AG
Anti-"Belo Monte"-Aktivist und Bischof Kräutler-Mitstreiter Magalhaes warnt bei Pressegespräch in St. Pölten vor "verheerenden Schäden"
Weiter Gegenwind für die am brasilianischen Mega-Staudamm-Projekt "Belo Monte" beteiligte österreichische Andritz AG: Bei einem Pressegespräch am Montag in St. Pölten hat der brasilianische Anthropologe, "Belo Monte"-Aktivist und Mitstreiter von Bischof Erwin Kräutler, Antonio Carlos Magalhaes vor "verheerenden Schäden" durch das Projekt gewarnt und die Andritz AG zum Ausstieg aufgerufen. Der steirische Anlagenbauer, der die Turbinen für den Staudamm liefern soll, mache sich "mitschuldig an der Zerstörung des Amazonas-Gebietes". Daher appelliere er "im Interesse der indigenen Bevölkerung und dieses einzigartigen Naturjuwels an das österreichische Unternehmen, dass es sich aus dem Projekt zurückzieht", so der Aktivist in St. Pölten.