Donnerstag, 26. September 2019
Bolsonaros UNO-Rede erzürnt Indigene
VaticanNews, 26.9.2019
Die Rede des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro am 24. September 2019 bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen hat bei Indigenen und deren Fürsprechern Wut ausgelöst. Unter ihnen Erzbischof Roque Paloshi von Porto Velho, Präsident des Indigenen-Missionsrates CIMI.
„Die Vision eines indigenen Anführer repräsentiert nicht die aller Indigenen in Brasilien“, sagte Bolsonaro. Zudem sprach er von einem „Informationskrieg“ von ausländischen Regierungen, die Indigenen-Führer manipuliere. Viele deuteten die Worte des Staatsoberhaupts als eine Spitze gegen Raoni Metuktire, Häuptling des Kayapo-Volkes. Der 89-Jährige ist für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen und gilt als internationale Symbolfigur für den Erhalt des Amazonas-Regenwaldes und indigene Kulturen.
Raoni äußerte sich einen Tag danach selbst zu den Vorwürfen: „Bolsonaro hat gesagt, ich sei kein Führer. Aber er ist es, der kein Anführer ist und gehen sollte.“
Mehrere Vertreter indigener Völker wiesen die Vorwürfe entschieden zurück. Erzbischof Paloshi sagte, die Menschenwürde von Raoni sei vom Präsidenten international verletzt worden. „Indem er Raoni und andere indigene Führer ‚manipulierbar‘ nennt, enthüllt der Präsident seine Gedanken und Gefühle voller Vorurteile und Rassismus, gekennzeichnet durch mangelndes Wissen oder bösartigen Glauben über dieses Thema“.
Für den Erzbischof, der an der Amazonas-Synode 6. bis 27. Oktober in Rom teilnehmen wird, „fördert die Aggressivität der Reden des Präsidenten und der Mitglieder seiner Regierung die Gewalt gegen die Gebiete und das Leben der Ureinwohner“.
Kathpress, 26.9.2019
Kirche solidarisch mit von Bolsonaro attackiertem Indio-Häuptling
Amazonas-Erzbischof Paloschi nach UN-Rede des brasilianischen Präsidenten: "Aggressive" Sprache Bolsonaros fördert Gewalt gegen Ureinwohner - Indigenen-Missionsrat CIMI registrierte im Vorjahr Anstieg bei Tötungsdelikten, auch Zahl der Gebietsverletzungen in Reservaten nahm zu
Der Standard, 25.9.2019
Klimagipfel
Laut Bolsonaro ist Amazonas weder zerstört noch ein Erbe der Menschheit
Nach der weltweiten Kritik an seiner Umweltpolitik ist Jair Bolsonaro international isoliert
"Ich bin hier, um die Wahrheit wiederherzustellen", sagte Bolsonaro gleich zu Beginn vor den versammelten Staats- und Regierungschefs. Er attackierte die Medien, die ein "Lügengerüst" über den Amazonas-Regenwald aufgebaut hätten und einen "Informationskrieg" führten. "Unser Amazonas-Regenwald ist nicht vom Feuer zerstört", wie die Medien berichtet hätten. Überdies sei es ein Trugschluss zu sagen, dass das Amazonasgebiet das Erbe der Menschheit ist, ebensowenig sei das Amazonasgebiet die Lunge der Welt, wie Wissenschafter fälschlich behaupteten.
Schnell machte Brasiliens rechter Präsident deutlich, dass er die Schutzgebiete für die Ureinwohner für zu groß hält und sie wirtschaftlich ausbeuten will. Bodenschätze wie Gold, Uran, Diamanten, Kupfer gebe es dort, zählte er auf. "Der Indianer will nicht arm auf einem reichen Land wohnen", schlussfolgerte Bolsonaro. Als "neue Stimme der Indianer" präsentierte er Ysane Kalapalo, die Bolsonaro schon im Wahlkampf begleitet hatte. Sie habe das Vertrauen und das Prestige der Kaziken, sagte er. Doch das stimmt nicht, das Gegenteil ist der Fall.
14 angesehene Anführer der Xingu distanzierten sich von Kalapalo und zeigten sich empört darüber, dass sie in New York als Vertreterin der brasilianischen Ureinwohner auftritt. Sie sei von niemandem nominiert worden, hieß es in einem Brief der Kaziken. Mit der Einladung zeige die brasilianische Regierung, dass sie das Volk der Xingu nicht respektiere.