Montag, 17. Februar 2020

Bischof Kräutler: "Papstschreiben könnte mutiger sein"



Kath.ch, 17.2.2020
«Zölibat ist nicht höher zu gewichten als die Eucharistie»
Der österreichische Bischof Erwin Kräutler war massgeblich an der Amazonas-Synode und deren Vorbereitung beteiligt. Im Interview mit cath.ch zeigt er sich zufrieden über die ersten drei Visionen von «Querida Amazonia». Enttäuscht ist er über fehlende Reformen beim Zölibat und der Frauenfrage.

Domradio, 18.2.2020
Kräutler: Papst hat bei Frauenfrage "Chance vertan"
"Ich habe größere Fortschritte erwartet"
Der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler zeigt sich zufrieden über die ersten drei "Visionen" des Papstes in "Querida Amazonia". Perplex dagegen ist er über fehlende Reformen bei Zölibat und Frauenfrage.


VaticanNews, 17.2.2020
Bischof Kräutler findet Papstschreiben nicht mutig genug
Bischof Erwin Kräutler ist nicht völlig zufrieden mit dem Papst-Schreiben „Querida Amazonia“. Der emeritierte Bischof von Xingu im brasilianischen Amazonasgebiet würdigt einerseits die sozialen, ökologischen und kulturellen Visionen, die Franziskus entwickelt, als „exzellent“. „Bei diesen drei Punkten hat der Papst wirklich ausgedrückt, was uns Bischöfen am Herzen lag.“

Doch zur vierten Vision des Papstes – der nämlich, die sich auf das Kirchliche und die Seelsorge bezieht –, sagt Kräutler, hier spüre er „einen Bruch“. „Da hatte ich den Eindruck dass wir von einer Vision zu einem sehr pragmatischen Denken übergehen.“ Der Traum halte inne, und „sehr pragmatische, normative Erklärungen heben an“, so der gebürtige Voralberger Kräutler zur Nachrichtenagentur kath.ch.

„Viele Leute – dazu gehöre auch ich – fanden diesen Teil sehr seltsam, weil sich da auch der Stil ändert“, fährt Kräutler in dem Interview von diesem Wochenende fort. Auf die Frage, ob er enttäuscht sei, dass Franziskus nicht über eine mögliche Lockerung des Zölibats in sehr entlegenen Amazonas-Regionen befinde, sagt er: „Ich würde nicht von enttäuscht sprechen. Sagen wir: Viele Leute und ich auch sind da perplex und verstehen nicht, warum diese Maßnahme vom Papstschreiben nicht aufgegriffen wird.“

„Zölibats-Debatte wird weitergehen“

Er finde es „ausgesprochen seltsam“, dass Franziskus noch nicht einmal anspiele auf den Vorschlag der Bischofssynode vom Oktober, in entlegenen Regionen verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. Dabei hätten sich doch die Bischöfe mit deutlicher Mehrheit dafür ausgesprochen. „Allerdings kann man die Sache auch positiver sehen und darauf hinweisen, dass der Papst die Debatte nicht beendet hat“, so Kräutler. Er sei überzeugt davon, dass die Debatte jetzt weitergeführt werde – „vor allem von Bischöfen, die wie ich für die viri probati gestimmt haben“.

Er könne nicht beurteilen, ob sich Papst Franziskus in diesem Punkt unter Druck gefühlt habe. „Mein tiefes Gefühl ist aber, dass es viele Interventionen mit dem Ziel, das Thema der viri probati nicht anzusprechen, gegeben haben wird“, so Bischof Kräutler. Um in entlegenen Amazonas-Regionen Eucharistiefeiern sicherzustellen, werde es nicht reichen, mehr lateinamerikanische Missionare dorthin zu schicken. „Ich glaube nämlich, dass Amazonien nur durch Leute gerettet werden kann, die dort leben und die von dort sind… Die einzige Art und Weise, das Problem des Priestermangels zu lösen, besteht darin, im Reichtum Amazoniens zu schöpfen.“
„Sehr schwierig“ kommt es Kräutler vor, die Idee des Papstes umzusetzen, Wandermissionare durch Amazonien zu schicken. Es habe schon viele Versuche in dieser Richtung gegeben – „ohne großen Erfolg, ehrlich gesagt“.

Keine Weihe für Frauen? Ein „strategischer Fehler“

Auch mit dem Nein des Papstes zu einer Weihe von Frauen geht der Bischof mit verbindlichem Ton ins Gericht. „Das ist ein strategischer Fehler“, sagt er, „vor allem mit Blick auf das Vordringen der evangelikalen Gemeinschaften. Wir verpassen hier die Chance, die Rolle von Frauen wirklich anzuerkennen.“ Dabei hinge das Gedeih der katholischen Gemeinschaften in Amazonien im wesentlichen von ihnen ab.

„Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie man das den Gläubigen erklären soll“

Was den Vorschlag des Papstes angehe, Ämter für Frauen zu schaffen, ohne ihnen eine Weihe zu geben, sagt Kräutler: „Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, wie man das den Gläubigen erklären soll. Ich hätte mir wirklich in diesem Punkt einen größeren Schritt nach vorn erwartet.“

Erwin Kräutler ist emeritierter Bischof der Prälatur Xingu (370’000 km2) im brasilianischen Bundesstaat Pará. Von 1983 bis 1991 leitete er den brasilianischen Indianermissionsrat (CIMI), derzeit ist er Vizepräsident des kirchlichen Amazonien-Netzwerks Repam. Auf der Bischofssynode zu Amazonien im vergangenen Oktober hat er eine wichtige Rolle gespielt. Die übrigen Synodenväter wählten ihn in die Informationskommission der Versammlung.


Die Tagespost, 18.2.2020
Kräutler: Diskussion über viri probati nicht beendet
Er verstehe nicht, warum Papst Franziskus in seinem nachsynodalen Schreiben nicht auf das Thema der viri probati eingehe, so der Amazonas-Bischof. Man könne die Ausführungen des Papstes aber auch „positiver“ lesen.


VaticanNews, 16.2.2020
„Lockerung der Zölibatspflicht wird kommen“
Der Generalsekretär des länderübergreifenden kirchlichen Netzwerks Repam (Red Eclesial Panamazonica) sieht das Papstschreiben zur Amazonien-Synode als Bestätigung des bisherigen Weges.

VaticanNews, 17.2.2020
Papstschreiben: Amazonas-Bischöfe reagieren unterschiedlich
Das Papstschreiben „Querida Amazonia“ wird von den Bischöfen in der brasilianischen Amazonas-Region unterschiedlich aufgenommen. „Ich bin ein bisschen enttäuscht, ich hätte mehr erwartet“, sagt Bischof Meinrad Francisco Merkel vom Bistum Humaitá.


VaticanNews, 16.2.2020
Synode: „Kein Nebeneinander von zwei Papieren“
„Wer sich Hoffnungen auf eine Reform innerhalb der Kirche gemacht hat, dürfte durch das Schreiben massiv enttäuscht worden sein.“ Das sagt der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke zum Papstschreiben „Querida Amazonia“.

Religión digital, 18.2.2020
El obispo emérito de Xingu, "extremadamente satisfecho con... ¡tres sueños y medio!"
Erwin Kräutler: "¡No podemos poner la cuestión del celibato por encima de la celebración de la Eucaristía!"

cath.ch, 16.2.2020
Mgr Kräutler: «Le rêve ecclésial de Querida Amazonia manque d'audace»
Après la publication de l’exhortation Querida Amazonia, Mgr Erwin Kräutler, évêque émérite du Xingu, exprime sa gratitude au pape pour la dénonciation des graves menaces qui pèsent sur l’Amazonie. Mais il regrette le manque d’audace dans son ‘rêve ecclésial’.

Kommentar zum Thema Kräutler/"viri probati"/Papstkritik:

Die Tagespost, 20.2.2020
Papstschreiben: Verkehrung der Fronten
Mit "Querida Amazonia" schlägt Papst Franziskus eine Brücke zu konservativen Katholiken und enttäuscht jene, die sich von ihm eine Kehrtwende erhofft hatten.
Der heftige Widerspruch des Amazonas-Bischofs Erwin Kräutler gegen die "kirchliche Vision" von Papst Franziskus in der Exhortation "Querida Amazonia" und der versöhnliche Kommentar von Kardinal Gerhard Müller zu dem Schreiben zeigt plötzlich eine ungeahnte Verkehrung der Fronten. Kräutler, zugleich einer der Protagonisten des Netzwerks REPAM, sieht bei der vierten Vision, in der es für ihn auch um die "viri probati" und die Frauenweihe hätte gehen müssen, "einen Bruch".


CNBB, 17/02/2020
“Sonho Ecológico” do Papa para a Amazônia
O bispo emérito do Xingu e coordenador da Rede Eclesial Pan-Amazônica (Repam) – Brasil, dom Erwin Kräutler escreveu um artigo especial para o portal da Conferência Nacional dos Bispos do Brasil (CNBB) aprofundando o “sonho ecológico” do Papa Francisco para o bioma amazônico expresso na Exortação “Querida Amazônia”, lançada no último dia 12 de fevereiro. O “sonho ecológico” é um dos quatro sonhos que integram o documento do papa que também aborda o sonho social, o sonho cultural e eclesial, aspectos já trabalhados em outras matérias publicadas aqui na página da CNBB.