Erwin Kräutler nahm am Online-Forum "Notstand in Amazonien - Für die Verteidigung des Waldes und des Lebens" teil. Es wurde organisiert von der Minderheitsführung des Repräsentantenhauses Brasiliens und dem Ständigen Nationalen Forum zum Schutz Amazoniens (Fórum Nacional Permanente em Defesa da Amazônia), das sich aus 33 Institutionen der Zivilgesellschaft, sozialen Bewegungen, politischen Parteien und parlamentarischen Fronten zusammensetzt.
Hier eine Übersetzung des Beitrags von Dom Erwin, der im Video ab 1:03:10 zu hören ist:
Indigene Schwestern und Brüder, Kautschukzapfer, Quilombolas, Vertreter der Legislative und Exekutive, soziale Bewegungen, Umweltorganisationen, Wissenschaftler und Künstler!
Wie unser geliebter Papst Franziskus sagt, "die Kirche ist nicht in Amazonien wie jene, die ihre Koffer in der Hand halten, um abzuhauen - nachdem sie alles, was möglich war, ausgebeutet haben".
Trotz der Fehler, die im Laufe der Jahrhunderte begangen wurden, haben wir uns in einer kontinuierlichen Haltung der Bekehrung und des Dienstes am Leben dafür entschieden, den Völkern Amazoniens zuzuhören, und wir bieten uns als ihre Verbündete bei der Verteidigung dieses riesigen Waldes an, der das biologische Herz des Planeten und das segensreiche Lebensgebiet seiner Völker ist.Im Rahmen der Amazonas-Synode haben wir mehr als 85.000 Menschen angehört und versucht, ihre Anliegen zu erfassen, unser Engagement für die Verteidigung ihrer Rechte zu stärken und ihre Träume für die Zukunft zu fördern. Wir haben auch auf unser Land gehört, das unterdrückt und verwüstet wurde. Und dazu verpflichten wir uns auch!
Es gibt keine Zukunft für unseren Planeten ohne Amazonien, und es gibt keine Möglichkeit, Amazonien zu schützen, ohne die Rechte und das Leben der dort lebenden Menschen zu garantieren!
In unserem Brasilien ist das leider nicht der Fall. In den letzten zwei Jahren hat die Abholzung im Amazonasgebiet völlig unkontrolliert zugenommen, zusammen mit Bränden, der Ausweitung des Bergbaus, Gewalt und Straflosigkeit. Viele Anführer und Gemeinden, auch hier in Pará, wo ich seit mehr als 55 Jahren lebe, fühlen sich zunehmend bedroht. Sie werden verfolgt und kriminalisiert, weil sie ihre Territorien und Lebensweisen verteidigen.
Die Bundesregierung verfolgt eine klare und erklärte Politik der Verteidigung von Wirtschaftsinteressen, die der Nachhaltigkeit des Amazonas und dem Schutz seiner Völker entgegenstehen. Deshalb lässt es sie ungeschützt angesichts einer Pandemie, die - nach den wöchentlichen Berechnungen von REPAM - fast 2 Millionen unserer Schwestern und Brüder im brasilianischen Amazonasgebiet infiziert und mehr als 49.800 Menschen getötet hat!
Es wäre sehr beunruhigend, wenn diese menschenverachtende Regierung, Feind der Mehrheit der indigenen Völker und verantwortlich für die zunehmende Zerstörung des Amazonas, von einem heimlich ausgehandelten Kooperationsabkommen mit den Vereinigten Staaten profitiert! Ohne Einbeziehung, ohne Anhörung und ohne Respekt der Menschen, die in Amazonien leben!
Die derzeitige Regierung hat Mechanismen der partizipativen Verwaltung von Geldern boykottiert, indem sie diese lange Zeit eingefroren und nicht in gemeindebasierte Projekte investiert hat.
Wir glauben an die Zusammenarbeit, aber sie ist im Amazonasgebiet nur dann möglich und aufrichtig, wenn sie von den Völkern getragen wird, die uns seit so langer Zeit zeigen, wie man zusammenlebt, ohne zu zerstören!
Papst Franziskus lehrt, dass die ursprünglichen Völker zu den Hauptgesprächspartnern werden müssen. Wenn sie in ihrem Territorium bleiben, sind sie diejenigen, die sich auch am besten darum kümmern! (vgl. LS 146)
Altamira, 15. April 2021
Dom Erwin Kräutler, Präsident von REPAM
Dom Erwin Kräutler fala a partir de 1:03:10