Zu Ostern (3. April 2021) ist Herbert Berger, langjähriges ÖIE/Südwind-Vorstandsmitglied und später Vorsitzender der AGEZ, des Dachverbandes entwicklungspolitischer Organisationen, gestorben. Berger, Jahrgang 1933, arbeitete von 1968 bis 1973 in Chile als katholischer Seelsorger in den Elendsvierteln von Santiago de Chile. Dort kam er mit der Befreiungstheologie in Berührung. Nach dem Militärputsch und seiner Flucht aus Chile gab er sein Priesteramt auf und widmete sich mit seiner Frau Sigrun der Betreuung von chilenischen Flüchtlingen, der Solidaritätsarbeit mit Chile und war Mitbegründer des Hilfskomitees für Nicaragua. In seinem Haus im 6. Bezirk wurde 1979 der ÖIE, später umbenannt in Südwind, gegründet. „Mit Herbert Berger ist eine wichtige und prägende Persönlichkeit aus der entwicklungspolitischen Szene von uns gegangen“, trauert die heutige Südwind Vorsitzende Renate Sova, die in den 1990ern die Assistentin von Herbert Berger im Renner Institut war.
Quelle: Facebook >>
Nachruf vom Renner-Institut
Wir trauern um unseren langjährigen, lieben Kollegen Herbert Berger (1933–2021).
Der studierte Theologe arbeitete vom 1968 bis 1973 als katholischer Priester in den Elendsvierteln von Santiago de Chile. Dort kam er mit den Priestern der Befreiungstheologie und der Bewegung „Christen für den Sozialismus“ in Berührung. Beidem schloss er sich mit Begeisterung an.
Er war ein überzeugter Unterstützer des chilenischen Präsidenten Salvador Allende und dessen Politik der tiefgreifenden sozialen und gesellschaftlichen Veränderung. Nach dem Putsch und der Ermordung Allendes im September 1973 floh Herbert Berger vor der Militärjunta Augusto Pinochets und kehrte nach Österreich zurück. Diese prägenden Erlebnisse und Erfahrungen beschrieb er gemeinsam mit seiner Frau Sigrun und anderen Zeitzeug_innen in dem Buch „Zerstörte Hoffnung, gerettetes Leben“. Chile war für ihn zur zweiten Heimat geworden – gerne wäre er dort geblieben. Die Solidaritätsarbeit für Chile in Österreich und die Zusammenarbeit mit den politischen Flüchtlingen war für ihn eine logische Fortsetzung seines Engagements in Chile. Er leitete auch viele Jahre die Chile-Solidaritätsfront.
In Folge der plötzlichen unfreiwilligen Rückkehr nach Wien schloss er sich der österreichischen Sozialdemokratie an, arbeitete einige Jahre als Meinungsforscher beim IFES (Institut für empirische Sozialforschung) und dann im Zentralsekretariat der SPÖ. Zudem war er in der AGEZ (heute: AG Globale Verantwortung) aktiv. Im Jahr 1981 übernahm er im Karl-Renner-Institut die Leitung der Abteilung „Dritte Welt“ und war in der AGEP (Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungspolitik in der SPÖ) jahrzehntelang politisch tätig. Unzählige spannende Publikationen und Veranstaltungen mit hochkarätigen Gästen gehen auf ihn zurück und bereichern bis heute nicht nur unsere Bibliothek und unser Archiv.
Ein engagiertes und bewegtes Leben eines unermüdlichen Aktivisten für Solidarität, soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie ist am vergangenen Samstag zu Ende gegangen.
Unsere tiefe Verbundenheit gilt Herberts Frau Sigrun und allen seinen Angehörigen.
Der studierte Theologe arbeitete vom 1968 bis 1973 als katholischer Priester in den Elendsvierteln von Santiago de Chile. Dort kam er mit den Priestern der Befreiungstheologie und der Bewegung „Christen für den Sozialismus“ in Berührung. Beidem schloss er sich mit Begeisterung an.
Er war ein überzeugter Unterstützer des chilenischen Präsidenten Salvador Allende und dessen Politik der tiefgreifenden sozialen und gesellschaftlichen Veränderung. Nach dem Putsch und der Ermordung Allendes im September 1973 floh Herbert Berger vor der Militärjunta Augusto Pinochets und kehrte nach Österreich zurück. Diese prägenden Erlebnisse und Erfahrungen beschrieb er gemeinsam mit seiner Frau Sigrun und anderen Zeitzeug_innen in dem Buch „Zerstörte Hoffnung, gerettetes Leben“. Chile war für ihn zur zweiten Heimat geworden – gerne wäre er dort geblieben. Die Solidaritätsarbeit für Chile in Österreich und die Zusammenarbeit mit den politischen Flüchtlingen war für ihn eine logische Fortsetzung seines Engagements in Chile. Er leitete auch viele Jahre die Chile-Solidaritätsfront.
In Folge der plötzlichen unfreiwilligen Rückkehr nach Wien schloss er sich der österreichischen Sozialdemokratie an, arbeitete einige Jahre als Meinungsforscher beim IFES (Institut für empirische Sozialforschung) und dann im Zentralsekretariat der SPÖ. Zudem war er in der AGEZ (heute: AG Globale Verantwortung) aktiv. Im Jahr 1981 übernahm er im Karl-Renner-Institut die Leitung der Abteilung „Dritte Welt“ und war in der AGEP (Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungspolitik in der SPÖ) jahrzehntelang politisch tätig. Unzählige spannende Publikationen und Veranstaltungen mit hochkarätigen Gästen gehen auf ihn zurück und bereichern bis heute nicht nur unsere Bibliothek und unser Archiv.
Ein engagiertes und bewegtes Leben eines unermüdlichen Aktivisten für Solidarität, soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Demokratie ist am vergangenen Samstag zu Ende gegangen.
Unsere tiefe Verbundenheit gilt Herberts Frau Sigrun und allen seinen Angehörigen.
Facebook am 8.4.2021
Nicht gehaltene Begräbnisansprache für Herbert Berger von Kaplan Franz Sieder
Alois Reisenbichler auf Facebook am 18.4.2021
Nicht gehaltene Begräbnisansprache für Herbert Berger von Kaplan Franz Sieder
Alois Reisenbichler auf Facebook am 18.4.2021
Hintergrund:
Südwind 05/2009
30 JAHRE SÜDWIND
Bewegte PoleHeute ist Südwind einer der wichtigsten Akteure in der entwicklungspolitischen „Inlandsarbeit“ in Österreich. Begonnen hat die Geschichte vor 30 Jahren, in einer Zeit der weltpolitischen Umstürze, der ideologischen Polarisierung und des ungebrochenen Enthusiasmus. Ein Rückblick auf das erste Jahrzehnt, 1979-1988.