Deutschlandradio, 12.6.2011
Extrem klimafeindliche Methan-Schleuder
Wissenschaftler kritisieren Amazonas-Wasserkraftwerke
Von Klaus Hart
Brasiliens Wasserkraftwerke decken den Strombedarf des Riesenlandes zu etwa 80 Prozent und werden als sehr klima- und umweltfreundlich gerühmt. Es gebe keinerlei schädliche Emissionen, so dass sauberer Strom erzeugt werde. Renommierte brasilianische Wissenschaftler nennen solche Argumente bereits seit den 90er-Jahren grundfalsch.
Gerade in Amazonien seien Wasserkraftwerke wegen der hohen Emissionen von giftigem Methan und CO2 häufig klimaschädlicher als Wärmekraftwerke. Das geplante Wasserkraftwerk Belo Monte werde eine regelrechte Treibhausgas-Fabrik.
Brasilianische Touristen schippern fröhlich mit einem Musikdampfer über einen Riesenstausee, trinken Caipirinha und bekommen von den Reiseleitern des mit veranstaltenden Energieunternehmens wortreich und blumig Naturschönheiten der Uferlandschaft erklärt. Dass es sich auch bei diesem Wasserkraftwerk um eine extrem klimafeindliche Methan-Schleuder handelt, erfahren sie natürlich nicht. Für Professor Dr. Sergio Pacca von der Bundesuniversität in Sao Paulo ist die Produktion von Treibhausgasen durch Wasserkraftwerke seit Jahren ein Forschungsgegenstand:
"Methan entsteht im Staubecken durch Zersetzung organischer Materie ohne Sauerstoff mittels Mikroorganismen. Je höher die Temperatur, umso schneller läuft der Prozess ab. In tropischen Ländern vermehren sich die Mikroorganismen rascher und bilden entsprechend mehr Methangas als in den kühleren Ländern. Bei einem neuen Staubecken wird die dortige reiche Biomasse überflutet - Basis der Methanproduktion. Selbst wenn die teilweise vorhandenen Wälder vorher gefällt wurden, bleibt noch umfangreiches Wurzelwerk im Boden. Das entstehende Methan wird an die Atmosphäre abgegeben, trägt sehr stark zum Treibhauseffekt bei."