Donnerstag, 4. September 2014
Papst Franziskus kritisiert Thyssen-Krupp wegen Entlassungen
Der Tagesspiegel, 03.09.2014
Papst geißelt Thyssen-Krupp
"Mit Arbeit spielt man nicht"
Er hat es schon wieder getan. Erst kürzlich hatte Papst Franziskus in einem Interview mit einer spanischen Zeitung die Auswüche des Kapitalismus kritisiert, jetzt hat er sich den deutschen Stahl- und Industriegüterkonzern Thyssen-Krupp vorgeknöpft. Der will in seinem italienischen Werk in Terni Stellen streichen. "Ich bringe meine tiefe Besorgnis über die schlimme Situation vieler Familien in Terni wegen des Projekts der Firma Thyssen Krupp zum Ausdruck“, sagte der Pontifex am Mittwoch bei der Generalaudienz in Rom. „Mit Arbeit spielt man nicht.“ Im Zentrum jeder Frage müssten der Mensch und seine Würde stehen, forderte das 77 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche. „Ich appelliere erneut, dass nicht die Logik des Profits gewinnen darf, sondern die der Solidarität und Gerechtigkeit“, forderte der Papst weiter. Wer Arbeitsplätze streiche, um mehr Geld zu verdienen, nehme den Menschen ihre Würde.
Der Papst ist ein Kritiker des Kapitalismus
Der Papst ist ein scharfer Kritiker des Kapitalismus. In der Vergangenheit hat Franziskus wiederholt Ausbeutung und Hunger gegeißelt. Das Wirtschaftssystem stehe nicht im Dienste der Menschen, sondern die Menschen im Dienste des Systems, meint der Papst. Selbst vor Kriegen schrecke das System nicht zurück. "Damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan haben.
Einen Dritten Weltkrieg kann man jedoch nicht führen, und so greift man eben zu regionalen Kriegen", sagte Franziskus im Juni.
Nun trifft seine Kritik Thyssen-Krupp. Der Essener Konzern hatte im Juli ein Sparprogramm für das Stahlwerk in Süditalien angekündigt. Dem sollen rund 550 der derzeit 2600 Stellen zum Opfer fallen, die italienischen Gewerkschaften haben bereits Widerstand angekündigt. Von der Papst-Schelte lässt sich der Konzern aber nicht abschrecken. Ein Thyssen-Krupp-Sprecher wies auf Anfrage darauf hin, dass das Unternehmen unverändert an seinen Plänen festhalte. Bislang habe es jedoch noch keine Gespräche zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen gegeben. (mit dpa)
Handelsblatt, 03.09.2014
Papst kritisiert Thyssen-Krupp
„Mit Arbeit spielt man nicht“
Eine Mahnung von höchster geistlicher Stelle: Papst Franziskus kritisiert den Stellenabbau von Thyssen-Krupp bei einer italienischen Tochter. Doch der Industriekonzern lässt sich vom Pontifex offenbar nicht beeinflussen.
Rom/EssenPapst Franziskus hat den Stahl- und Industriegüterkonzern Thyssen-Krupp für seine geplanten Stellenstreichungen im Werk im italienischen Terni scharf kritisiert. „Ich bringe meine tiefe Besorgnis über die schlimme Situation vieler Familien in Terni wegen des Projekts der Firma Thyssen-Krupp zum Ausdruck“, sagte der Pontifex am Mittwoch bei der Generalaudienz in Rom. „Mit Arbeit spielt man nicht.“
Im Zentrum jeder Frage müssten der Mensch und seine Würde stehen, forderte das 77 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche. „Ich appelliere erneut, dass nicht die Logik des Profits gewinnen darf, sondern die der Solidarität und Gerechtigkeit“, forderte er. Wer Arbeitsplätze streiche, um mehr Geld zu verdienen, nehme auch den Menschen ihre Würde.
Thyssen-Krupp hatte die vor 130 Jahren gegründete Firma Acciai Speciali Terni (AST) in Umbrien in diesem Jahr übernommen. Der Industriekonzern hatte seine Edelstahlsparte Inoxum an den finnischen Wettbewerber Outukumpu verkauft und dafür AST übernehmen müssen.
Im Juli kündigte der Essener Konzern ein Sparprogramm für das Stahlwerk in Süditalien an. Dem sollen rund 550 der derzeit 2600 Stellen zum Opfer fallen, die italienischen Gewerkschaften haben bereits Widerstand angekündigt.
Ein Thyssen-Krupp-Sprecher wies auf Anfrage darauf hin, dass das Unternehmen unverändert an seinen Plänen festhalte. Bislang habe es jedoch noch keine Gespräche zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen gegeben. Nach Informationen aus Kreisen soll das italienische Werk in den vergangenen fünf Jahren mehrere hundert Millionen Euro Verlust gemacht haben.