Donnerstag, 12. August 2010

Abschlusserklärung von Altamira zur Verteidigung des Xingu und gegen Belo Monte


Wir, die indigenen Völker Juruna, Xipaya, Arara da Volta Grande, Kuruaia und Xicrin der Region Altamira, Guajajara, Gavião, Krikati, Awa Guajá, Kayapó von Mato Grosso und Pará, Tembé, Aikeora, Suruí, Xavante, Karintiana, Puruborá, Kassupá, Wajapi, Karajá, Apurinã, Makuxi, Nawa von Acre, Mura von Amazonien, Tupaiu, Borari, Tapuia, Arapiuns, Pataxó, Tupiniquim, Javaé, Kaingang, Xucuru, Marubu, Maiuruna, Mundukuru von Amazonien und Pará und anderer Bundesstaaten Brasiliens sowie Kleinbauern, Flussbewohner und Bürger aus den Städten Itaituba, der Region am Tapajós, Trairão, Medicilândia, Uruará, Placas, Rurópolis, Gurupá, Altamira, der Seitenstraßen von Cobra-Choca (km 45 Süd), km 27 Süd, Paratizão (km 23 Süd), Assurini und der Komunen Arroz Cru, Santa Luzia und São Pedro, Vertreter der indigenen Organisationen COIAB, APIB, APOINME, ARPIMSUL, von MAB, Via Campesina, MXVPS, pastoraler Gruppen und NGOs haben uns haben uns vom 9.-12. August 2010 in Altamira (PA) zum Camp Terra Livre Amazônico versammelt, um uns für das Leben, für die Kultur und die Biodiversität einzusetzen und um die Auswirkungen der Großprojekte in der Region zu diskutieren, im Besonderen des Kraftwerks Belo Monte. Wir teilen der Öffentlichkeit Folgendes mit:

1. Wir bekräftigen unseren Einsatz für die Bewahrung des Xingu-Flusses sowie aller Flüsse Brasiliens, vor allem jener, die durch indigene Gebiete fließen.
2. In aller Klarheit bekräftigen wir die Ablehnung des Baus des Wasserkraftwerks Belo Monte am Xingu sowie anderer Projekte, die das Leben in unseren Gemeinden bedrohen und die Umwelt zerstören, wie z.B. die Kraftwerke Jirau und Santo Antônio am Madeira-Fluss, Santa Isabel am Aragaia-Fluss, am Culuene-Fluss, die Umleitung des São Francisco-Flusses sowie am Ribeirão Tabajara, die Straßenprojekte BR BR 317, 163, 156, 319, 429 und 421, und die Gas-Pipeline von Urucu nach Porto Velho.
3. Das Programm für beschleunigtes Wachstum (PAC) sieht 426 Projekte vor, die Auswirkungen auf indigene Gebiete haben und isoliertere Siedlungen auslöschen werden. Nur für Amazonien sind mehr als 300 neue Wasserkraftwerke in Planung. Ein Wahnsinn für jemand, der dort wohnt und dessen Leben und Zukunft von Land und Wasser abhängig sind.
4. In unserem Gedächtnis sind noch Vernichtungen und Tötungen lebendig, die durch Großprojekte während der Zeit der Militärdiktatur auf autoritäre Weise erfolgt sind, wie beim Bau der Transamazônica (BR 230) oder der Bundesstraßen 174, 364, 163 und der Wasserkraftwerke von Tucurui und Balbina. Indigene Völker und traditionelle Flussbewohner wurden dort hart getroffen. Die Völker Arara, Parakanã und Waimiri Atroari wurden fast vollständig vernichtet.
5. Jenes Modell einer wirtschaftlichen Entwicklung, die nur wenigen dient, wird bis heute fortgesetzt, genauso wie der autoritäre Stil der Umsetzung von Großprojekten. Belo Monte ist dafür ein klares Beispiel. Die Umweltstudien wurden so gemacht, dass die Genehmigung erfolgen konnte, aber die wirklichen Auswirkungen wurden nicht erforscht. Die indigenen Völker und die betroffene Bevölkerung wurden nicht entsprechend angehört, wie es die Bundesverfassung, die Konvention 169 der ILO oder die Erklärung der UNO über die indigenen Völker vorsehen. Auch Wissenschaftler, die grobe Fehler am Projekt beanstandeten, wurden nicht gehört.
6. Offenbar gehören zu diesem Entwicklungsmodell perverse Strategien wie Desinformation, Lüge, Nichtbeachtung der Gesetze, Kriminalisierung der Sprecher der Bewegungen sowie verführerische Angebote und falsche Versprechungen an die Komunen.
7. Den indigenen Völkern, die die Rechte auf ihr Land einfordern, wird fälschlicher Weise vorgeworfen, gewaltbereit und gegen den Fortschritt zu sein, oder von NGOs manipuliert zu werden. Dadurch wird die Bevölkerung über die wirklichen Ereignisse in Amazonien im Unklaren gelassen.
8. Während des viertägigen Camps Terra Livre Amazônico haben wir Strategien gegen Belo Monte und andere Großprojekte reflektiert.
9. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass Amazonien irreversible Schaden erleiden wird, wenn jener Wahnsinn der übertriebenen Ausbeutung seiner Ressourcen fortgesetzt wird. Auf diese Weise können die von Brasilien unterzeichneten Verpflichtungen internationaler Klimaverträge nicht eingehalten werden.
10. Wir verpflichten uns, gemeinsam die Allianz der indigenen Völker, Flussbewohner und anderer Gemeinschaften Amazoniens zu stärken, um ihre territoriale Integrität zu gewährleisten und von ihren Lebenserfahrungen ausgehend an der Zukunft der Region zu bauen.
11. Wir laden alle ein, sich gemeinsam gegen Belo Monte und andere Großprojekte in Amazonien zu erheben.
12. Wir bitten um die Unterstützung der Zivilgesellschaften von Stadt und Land, denn das Leben Amazoniens ist in Gefahr.

"Jedesmal, wenn wir zusammen kommen, stärken wir unsere Bewegung. Wir sollten keine Angst vor der Polizei oder den Fazendeiros haben; überhaupt vor niemandem, der die Natur bedroht. Natur bedeutet Leben, sie erhält uns bis heute am Leben, und deshalb müssen wir die Natur so verteidigen wie Vater und Mutter uns das Leben schenken“. (Kazique Raoni Kajapó)

Altamira, 12. August 2010


Fotos der Prälatur vom Protestmarsch durch Altamira


Fotoalbum bei CIMI

Video auf YouTube

CIMI, 12.8.2010
Carta Final da Mobilização em Defesa do Xingu: Contra Belo Monte

MAB, 12.08.2010
Marcha encerra acampamento contra Belo Monte
Encerra-se hoje o acampamento Terra Livre Regional, organizado por organizações indígenas e não indígenas, em Altamira (PA). Mais de 400 indígenas, ribeirinhos, pescadores e agricultores participaram do encontro, que iniciou no último dia 9.

EcoDebate, 13.8.2010
Acampamento Terra Livre Regional e Carta-manifesto de Altamira

Karte von an Belo Monte grenzende indigene Gebiete