Ö1-Journal-Panorama, 30. Mai 2011
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Brasilien plant am Rio Xingú das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt. Die steirische Firma Andritz wird dafür Turbinen liefern. Doch der Widerstand ist groß. Indigene Völker fürchten um ihren Lebensraum, ein einzigartiges Ökosystem könnte zerstört werden. Und Alternativen werden kaum genutzt.
Kirchlicher Widerstand
Der aus Vorarlberg stammende Bischof von Xingu, Erwin Kräutler, ist einer der entschiedensten Gegner von Belo Monte. Seit Jahren setzt er sich für den Erhalt des Amazonas und die Rechte der indigenen Völker ein. Im Dezember 2010 wurde sein langjähriges Engagement mit dem sogenannten alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Europäische Beteiligung
Mit Belo Monte haben vor allem drei europäische Konzerne etwas zu tun. Unter der Leitung des französischen Konzerns Alstom Power haben sich die deutsche Firma Voith Hydro und die österreichische Andritz AG zu einem Konsortium zusammengeschlossen, um die technische Ausstattung für Belo Monte zu liefern. Das Auftragsvolumen für Voith Hydro beläuft sich auf 443 Millionen Euro, Andritz konnte sich einen Auftrag in Höhe von 330 Millionen Euro für die Lieferung von Turbinen sichern.
Was sind die Alternativen?
Brasilien erzeugt 80 Prozent seiner Energie aus Wasserkraft. Was auf den ersten Blick als saubere Energie erscheint, birgt große Risiken, denn der Klimawandel und zunehmende Dürren machen die Wasserkraft unsicher. Während der Dürre 2001 schrumpften die berühmten Iguazu-Fälle zu einem Rinnsal zusammen, und eine weitere Dürre, fünf Jahre später, gefährdete die Stromversorgung im industrialisierten Süden Brasiliens.
Biomasse, Wind- und Solarenergie sowie kleine Wasserkraftwerke tragen bisher nur vier Prozent zum brasilianischen Stromangebot bei. Dabei hätte das Land in diesen Bereichen sehr großes Potential und könnte nach Studien der Universität von Campinas seine Energieerzeugung entsprechend umstellen.
Außerdem hat Brasilien sehr viele Möglichkeiten, Energie einzusparen, so dass Belo Monte unnötig würde. Ein Beispiel:
Die Mehrheit der brasilianischen Haushalte verwendet kleine Elektro-Durchlauferhitzer, um warmes Wasser zum Duschen zu erzeugen. Acht Prozent des gesamten brasilianischen Strombedarfs wird für sie verwendet und sogar 18 Prozent des Spitzenstrombedarfs. Mit preisgünstigen Sonnenkollektoren könnte man diese Durchlauferhitzer ersetzen und dadurch große Energiemengen einsparen.
Eine WWF-Studie spricht von einem Sparpotential von 40 Prozent, was etwa der Leistung von 14 Kraftwerken wie Belo Monte entspräche. Volkswirtschaftlich würde Brasilien daraus großen Nutzen ziehen.