Süddeutsche, 12.05.2011
Umstrittene Zähmung der Flüsse Patagoniens
Umweltschützer protestieren gegen gewaltiges Staudammprojekt, Regierung und Konzerne verteidigen den Plan
Buenos Aires - Der Kampf um Chiles Süden tobte schon, bevor nun zunächst die Technik gegen die Natur gewann. Die Betreiber der geplanten Wasserkraftwerke an patagonischen Flüssen werben seit Jahren für vermeintlich saubere Energie, die das schmale Land unabhängiger machen und den Klimawandel bremsen soll. Hidroaysén nennt sich ihr Projekt, denn es würde in der Gegend von Aysén entstehen. Die Widersacher dagegen warnen vor Fluten und Stromleitungen in einigen der schönsten und am wenigsten berührten Regionen der südamerikanischen Republik. 'Ein verfehltes Wirtschaftsmodell', klagt die Initiative 'Patagonien ohne Staudämme'. Jetzt hat sich die Regierung für Hidroaysén entschieden. Und womöglich die Mehrheit der Wähler gegen sich aufgebracht.
Am Montag billigte eine Prüfungskommission in der Stadt Coyhaique mit 11:1 Stimmen den gigantischen Entwurf. Fünf Anlagen sollen demnach bis 2025 die wilden Ströme Baker und Pascua stauen und 2750 Megawatt produzieren. Mindestens 3,2 Milliarden Dollar wird das kosten. Gut für Chile, findet Innenminister Rodrigo Hinzpeter. Schlecht für Chile, meinen die Kritiker. Dazu gehören Umweltschützer wie Greenpeace und Terram, deren Direktorin Flavia Liberona von einer politischen Lobby spricht. Dazu zählen auch so unterschiedliche Leute wie der US-Ökologe Douglas Tompkins, der in Patagonien gewaltige Ländereien zu Nationalparks verwandelt, der rechte Senator Antonio Horvath und sogar Vertreter von Lachsfarmen. Laut einer Umfrage sind 61 Prozent der Chilenen gegen Hydroaysén und würden den steigenden Strombedarf lieber anders decken. Seit dem Entschluss folgt ein Protest dem nächsten.
Seit Wochenbeginn demonstrieren Gegner in mehreren Städten, in Santiago de Chile und Valparaíso wurden mehrere Aktivisten verhaftet. Der Zugriff der Polizei erinnerte dabei in Ansätzen an die düsteren Zeiten der chilenischen Diktatur, ein Gericht erklärte die Festnahmen für illegal.
Chile könne nicht darauf warten, bis Sonne und Wind ausreichend nutzbar seien, verkündete der Energieminister Laurence Golborne, der bei der Rettung der verschütteten Kumpel im vergangenen Jahr weltbekannt und populär geworden war. Hidroaysén steigere 'die Versorgungssicherheit des Landes', versichert der spanische Konzern Endesa, der zu 51Prozent daran beteiligt ist. Die Rivalen hoffen auf ein Machtwort des konservativen Präsidenten Sebastián Pinera, der sich jedoch bisher zurückhält und seinen Innenminister Hinzpeter versichern lässt, dass Hidroaysén 'Patagonien nicht ruiniert'. Der Christdemokrat Patricio Vallespín dagegen ahnt, welchem Fortschritt die Bauten vor allem dienen würde: 70 Prozent des Stroms in Chile verbrauchten Bergbaufirmen, Stahlkonzerne und Zementfabriken - 'für die ist das Projekt, und nicht für ganz Chile.'
Badische Zeitung, 13.5.2011Protest gegen Staudämme
Bau in Naturschutzgebiet in Chile genehmigt / Gegner kündigen juristischen Kleinkrieg an.
Womblog, 11.5.2011
Chile: Ausschreitungen nach „Ja“ für Mega-Staudammprojekt
Die Presse, 10.05.2011
Patagonien: Staudamm-Projekt bedroht Naturschutzgebiet
Die regionale Umweltkommission genehmigte den Bau von fünf Staudämmen in der Region Aysén. Umweltschützer laufen Sturm gegen die Pläne.
CNN-Chile, 12.5.2011
61% de la población apoya la campaña de Patagonia Sin Represas
También sepa qué opinan los expertos sobre el megaproyecto de Hidroaysén.
Globo-Video, 10.5.2011
Chile: protesto contra construção de hidrelétrica termina em confronto
Segundo os ativistas, a usina vai inundar milhares de árvores e vales inteiros da Patagônia. Passeata bloqueou ruas em Santiago.