Mittwoch, 3. Februar 2010

Dom Erwin kämpft unermüdlich für die Menschen am Xingu

Brasília, 3.2.2010 – Der Präsident des Indigenen Missionsrates (CIMI) und Bischof der Prälatur am Xingu, Dom Erwin Kräutler, traf sich am Mittwoch (3.2.) mit Roberto Messias Franco, Präsident das brasilianischen Instituts für Umwelt und natürliche erneuerbare Ressourcen (IBAMA), in Brasília.

Foto: Marcello Casal Jr/ABr

Dom Erwin ist über die Vergabe der Vorlizenz unzufrieden und stellt gegenüber der Plattform Belo Monte klar, dass dieser übereilte Schritt nichts mit Dialog und gegenseitigem Respekt zu tun habe.

"Beim Treffen am 22. Juli 2009 mit Präsident Lula versprach dieser, weiter im Gespräch bleiben zu wollen und Belo Monte nicht auf Biegen und Brechen umzusetzen. Ein halbes Jahr ist seither vergangen. Sechs Monate lang keine einzige Initiative von einem Regierungsvertreter, um diesen versprochen Dialog fortzusetzen. Keine einzige Stellungnahme zu unseren Argumenten", so Dom Erwin enttäuscht.

Vom Projektbetreiber Eletrobrás verlangte der Präsident der Republik damals die rasche Klärung bestehender Kritikpunkte, etwa die die tatsächliche Leistung des Kraftwerks, dessen wirkliche Kosten oder die Auswirkungen auf die Siedler entlang des Xingu. „Altamira wird unter Wasser stehen, und die Verantwortlichen wissen noch immer nicht, wie viele Familien davon betroffen sind und noch weniger, was mit ihnen geschehen soll“, sagt Kräutler.

"Wird das Kraftwerk trotz aller ungelöster sozialer und ökologischer Notwendigkeiten gebaut, bedeutet das Vertreibung, Entwurzelung und Verzweiflung für Tausende Kinder, Frauen und Männer. Der Mitwelt werden unheilbare Wunden zugefügt. Nicht nur für Brasilien, sonder für die ganze Welt geht ein wertvoller Teil der Schöpfung unwiederbringlich verloren." Deshalb sei er nach wie vor motiviert, alle Möglichkeiten für das Überleben der Menschen am Xingu, Siedler wie indigene Gemeinschaften, auszuschöpfen.

Leider ließ sich die brasilianische Regierung bisher nicht von Argumenten der Umweltschützer beeindrucken. Auch nicht vom Klimaforscher Philip Fearnside aus Manaus, der ausgerechnet hat, dass der Staudamm Belo Monte in den ersten zehn Jahren seines Betriebs mehr Treibhausgase erzeugen wird als die Metropole Sao Paulo.

Dom Erwin führte in Brasilia auch Gespäche mit Vertretern der Staatsanwaltschaft, die nun alle Dokumente und Gutachten für die weiteren Entscheidungsfindungen prüfen werden. Eine Annullierung der Vorlizenz wird nicht ausgeschlossen. In zehn Tagen soll ein erster Bericht erscheinen.

© Prelazia do Xingu

Am Donnerstag, 4.2.2010, organisiert das Komitee der Bewegung „Xingu Vivo para Sempre“ gleichzeitig drei Kundgebungen und Mahnwachen vor den Büros des IBAMA in Santarém, Altamira und Belem.

Weiterführend:
Deutsche Welle, 5.2.2010
Grünes Licht für Mammut-Damm am Amazonas
Nach jahrelangem Streit hat Brasiliens Regierung den Bau eines gigantischen Wasserkraftwerks im Amazonasgebiet beschlossen. Ein Schritt in Richtung grüne Großmacht? Eine ökologische Katastrophe, sagen die vielen Gegner.