Dienstag, 2. Februar 2010

Dom Erwin Kräutler: Reaktionen auf Bau von Belo Monte nicht abzusehen

"Reaktion der Indios und Siedler entlang der Flüsse hinsichtlicht des Baus des Wasserkraftwerkes am Xingu ist nicht abzusehnen", sagt Bischof
Daniel Mello, Redakteur von Agência Brasil, 01.02.2010
Quelle: Agência Brasil - ©Übersetzung: Plattform Belo Monte


São Paulo – Für den Präsidenten des Indigenen Missionsrates (CIMI), Dom Erwin Kräutler, sind die Reaktionen der indigenen Völker und der Bevölkerung entlang der Flüsse nicht abzusehen, sollte das Wasserkraftwerk Belo Monte wirklich am Xingu in Pará gebaut werden. „Diese Leute werden weinen, schreien, protestieren“, sagte der Bischof während einer Diskussion über den Bau des Projekts.

Tiefe Herzlichkeit: "Weißer Mann" und Tuíra, diese streitbare und dennoch so liebenswürdige Kayapó-Frau und Mutter. Das Evangelium schlägt Brücken zwischen allen Rassen. Liebe ist die einzige Sprache, die alle Menschen, Rassen, Völker und Nationen verstehen. (Dom Erwin Kräutler)

Dom Erwin, der auch Bischof vom Xingu ist, kann nicht ausschließen, dass die Indios und Siedler entlang der Flüsse mit Gewalt gegen die Umsiedlung aus dem Gebiet aufgrund der Überflutung ihrer Häuser protestieren. „Ich bete zu Gott, dass es nicht dazu kommt“, so der Bischof.

Die Anlage Belo Monte ist eines der Hauptprojekte im Programm für beschleunigtes Wachstum (Programa de Aceleração do Crescimento – PAC) der Bundesregierung.

Aufgrund ihrer kulturellen Beziehung mit dem Land habe die Preisgabe ihres Gebietes für die Indios weitaus mehr Folgen als für die Flusssiedler, sagte Dom Erwin. „Eine Umsiedlung von indigenen Völkern ist schrecklich“, unterstrich er. „Ein Volk von einem Ort zu entwurzeln, auf dem sie seit Tausenden Jahren leben, ist unmöglich. Sie haben nicht das Recht dazu“, fügte er hinzu.

Amazonaskinder (hanson3059, flickr)

Der Bau des Wasserkraftwerkes sei eine weitere Form der Ausbeutung der natürlichen Reichtümer des Bundesstaates, neben Bergbau, Abholzung und Viehzucht, ohne dabei die lokale Entwicklung als Ziel zu haben.
„Was gewinnt eine ganz normale paraensische Familie dadurch, jetzt, in diesem Augeblick? Ich weiß nicht wie viele Transporter mit Erz zum Hafen nach São Luís in Maranhão unterwegs sind, um die Welt mit Erz zu beliefern. Und wir merken nichts davon“, beklagte er.

Der Bischof bezweifelt auch die Schaffung von Arbeitsplätzen im Zuge des Projekts, wie die Verteidiger des Projekts behaupten. „Dieser Schacher mit den direkten und indirekten Arbeitskräften ist für mich Geschwätz, an das ich nicht glaube. Ein Bau wie dieser wird nicht allzu viele Arbeitsplätze mit sich bringen, denn alles wird von Maschinen erledigt“. Er kritisiert auch die Art, wie einige Regierungsbeauftragte das Projekt den Indios vorgestellt haben.

„Diesen Oberen fehlt es an Didaktik beim Umgang mit den indigenen Völkern. Sie meinen, sie können wie an der Fakultät für Ingenieurswesen reden“. Laut Dom Erwin war dieser Mangel an Einfühlungsvermögen einer der Gründe, warum ein Ingenieur von Eletrobrás bei einer Audienz über das Kraftwerk mit unterschiedlichen Ethnien im Mai 2008 mit einer Machete verletzt wurde.

Der Bischof zitierte auch „dämonische Kräfte“, wie Energieminister Edison Lobão die Kraftwerksgegner im September bezeichnet hatte. Für Dom Erwin ist das eine rassistische Ausdrucksweise.

Im Interesse der Großunternehmen, die das Kraftwerk bauen und der Bergbaukonzerne, die Energie beziehen werden, soll um jeden Preis ein Kraftwerk errichtet werden, obwohl es andere Optionen gibt.
„Das historische Subjekt ist das Projekt. Wo nun dieses historische Subjekt realisiert werden soll, gibt es ein indigenes Volk. Man versucht, eine Lösung für dieses Volk zu finden, aber nicht das Projekt in Frage zu stellen. Hier liegt der Fehler in der Logik“. Als Optionen verwies er auf die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie und die Modernisierung alter Wasserkraftwerke.