VaticanNews, 15.10.2019
Aus der Synodenaula: Eigene Amazonas-Bischofsorganisation nötig
Bei der elften sogenannten Generalkongregation – also Vollversammlung der Bischofssynode – an diesem Dienstagmorgen waren 180 Synodenväter im Saal anwesend, zusammen mit Papst Franziskus.
Es sei dringend ein ständiger und repräsentativer Bischofsrat nötig, der von dem bisherigen bischöflichen Netzwerk REPAM koordiniert werden soll, um die Synodalität im Amazonasgebiet zu fördern: Dies war einer der Vorschläge, die von der 11. Generalkongregation der Sondersynode für die Pan-Amazonas Region vorgelegt wurden. Dieses mit dem CELAM (dem lateinamerikanischen Bischofsrat) zu integrierende Gremium solle dazu beitragen, die Physiognomie der Kirche im Amazonasgebiet im Hinblick auf eine effektivere gemeinsame Seelsorge umzusetzen.
Es sollten dazu auch Hinweise von Papst Franziskus nach der Synode gegeben werden. Diese Einrichtung solle sich für die Verteidigung der Rechte indigener Völker, die integrale Ausbildung von Seelsorgern und die Gründung von amazonischen Seminaren einsetzen, so der Wunsch der Synodenteilnehmer. Diese gemeinsame pastorale Aktion, die mit CELAM ausgearbeitet werden sollte, könnte nützlich sein, um gemeinsame Probleme wie die Ausbeutung des Territoriums, Kriminalität, Drogenhandel, Menschenhandel und Prostitution anzugehen.
Ein Observatorium für Menschenrechte und Schutz des Amazonasgebiets
Die Synodenväter blickten kamen bei ihren Diskussionen auch auf die indigenen Völker zurück und konzentrierten sich auf die Probleme, die sich aus der Kolonialisierung, der Binnenmigration und der Weiterentwicklung räuberischer und kolonialistischer Wirtschaftsmodelle ergeben, die oft töten. Dies führe zur Enteignung und Vertreibung von Gemeinschaften aus ihren Gebieten, die gegen ihren Willen zur Migration gezwungen seien.
Doch im Gegenteil müssten die indigenen Völker in ihrer Eigenart durch eine spezifische Seelsorge verstanden werden, so dass ihre Menschen- und Umweltrechte stets gewährleistet seien, insbesondere das Recht auf Konsultation und Information vor jeder Aktion in ihrem angestammten Gebiet. In diesem Zusammenhang wurde eine ständige Beobachtungsstelle für Menschenrechte und den Schutz des Amazonas vorgeschlagen. Der Schrei der Erde und des Amazonas-Volkes müsse gehört werden, hieß es. Dabei wurde bekräftigt, dass gerade die Stimme der Jugend gehört werden solle, denn es gehe um Gerechtigkeit zwischen den Generationen.
Inkulturation und Bildung
Die Frage der Inkulturation war ein weiteres Thema. Dies sei eine Art des Seins für die Kirche, die sie öffne, um neue Wege in der reichen Vielfalt der Kulturen des Amazonas zu entdecken. Damit werde sie zu einer Kirche, die eher eine Jüngerin und Schwester sei, anstatt einer Lehrerin und Mutter. Der Akzent wurde dabei gesetzt auf die Haltung des Zuhörens, des Dienstes, der Solidarität, des Respekts, der Gerechtigkeit und der Versöhnung.
Verbunden mit dem Thema Inkulturation kehrte die Bildung der indigenen Amazonasvölker zurück, eine Bildung, die oftmals durch schlechte Qualität und starke Unstetigkeit gekennzeichnet sei. Was könne die Kirche, die eine der qualifiziertesten und stärksten Institutionen auf dem Gebiet der Ausbildung ist, dabei tun? Darauf wurde geantwortet, dass sie beispielsweise durch katholische Universitäten eine bevorzugte Option für die Ausbildung indigener Völker darstellen könnte. Auch die Entwicklung von Solidaritätsstrategien zur wirtschaftlichen Unterstützung indigener Universitäten wie „Nopoki“ in Peru wurde genannt, damit das Recht auf kulturelle Identität geschützt und die angestammte Weisheit der ursprünglichen Amazonas-Völker im Namen des Dialogs und des Austauschs von Kulturen, Sensibilität, Sprachen und Visionen gewahrt werde.
Missionarisches Engagement und das Zeugnis der Märtyrer
Die Synodenväter dachten dann über die Gewalt nach: Der Amazonas ist wie eine vergewaltigte Frau, deren Schrei zu hören ist, so das drastische Bild, das im Plenum genannt wurde. Dem müsse auch die Evangelisierung Rechnung tragen: Denn tatsächlich finde die wirksame Verkündigung des Evangeliums nur in Verbindung mit dem Schmerz der Welt statt, die darauf wartet, durch die Liebe Christi dank einer Theologie des Lebens erlöst zu werden.
Es wurde daher nachdrücklich auf das kostbare Beispiel der Märtyrermissionare der Region verwiesen, wie Alejandro Labaka, die Kapuzinerin Inés Arango oder Schwester Dorothy Stang, die im Namen der Sache der wehrlosen Amazonasvölker und zum Schutz des Territoriums ihr Leben gegeben haben. Die Missionsarbeit im Amazonasgebiet müsse mehr unterstützt werden, hieß es weiter in der Aula. Deshalb denke man über die Einrichtung eines nationalen und internationalen Finanzfonds nach, um die Mission in der Region zu stärken, insbesondere für die Kosten des Transports und der Ausbildung der Missionare selbst.
Die Antwort der Eucharistie
Angesichts der schwierigen Situationen, die im Amazonasgebiet erlebt würden, ergeben sich wichtige Antworten aus der Eucharistie, durch die die Gnade Gottes ginge, und aus einem weit verbreiteten Dienst, der auch bei Frauen beginne. Sie seien „unbestrittene Protagonisten“, wenn es darum gehe, den radikalen Sinn des Lebens zu vermitteln. Vielleicht müsse sich die Kirche fragen, ob es nicht der Fall wäre, die Dienste in der Kirche zu überdenken. Viele Gemeinschaften hätten in der Tat Schwierigkeiten, die Eucharistie zu feiern, weil es an Priestern mangele: Es wurde daher vorgeschlagen, die Kriterien für die Auswahl und Vorbereitung der Amtsträger, die zur Verwaltung dieses Sakraments befugt seien, zu ändern, so dass sie nicht nur einigen wenigen vorbehalten seien.
Das Frauenministerium nach dem Vorbild in der Antike
Es bedürfe neuer Wege zu alten Traditionen, bekräftigten die Synodenväter weiterhin. Tatsächlich erinnerten einige Interventionen an die Praktiken in der Antike, bei denen Kirchendienste von Frauen ausgeübt wurden. Es wurde darüber gesprochen, ob ähnliche Ministerien wiederherzustellen seien. Auch das Thema „Zölibat“ wurde wieder angesprochen und ob verheiratete Männer, die unter der Aufsicht eines verantwortlichen Presbyters in verstreuten kirchlichen Gemeinschaften dienen würden, wirklich geweiht werden sollten.
Gleichzeitig wurde vorgeschlagen, einen Fonds einzurichten, um die Bildung der Laien in den biblischen, theologischen und pastoralen Bereichen zu finanzieren, damit sie immer besser zum evangelisierenden Handeln der Kirche beitragen könnten. Schließlich wurde in diesem Zusammenhang auch an die Bedeutung der grundlegenden kirchlichen Gemeinschaften und des geweihten Lebens erinnert, das Prophetie sei und bis an die Grenzen der Welt wirke.
Katholisch.de, 15.10.2019
Kolumne: Römische Notizen
Der vielfältige Klang der Amazonas-Synode
Die Synode singt. Nicht andauernd, aber immer wieder mal stimmt wer ein Liedchen an im großen Saal, am Ende seines Redebeitrags, auf Spanisch oder Portugiesisch, viele fallen ein, es wird ein spontaner Chor, und selbst wer – kulturfremd wie unsereins – nicht mitsingen kann, ist unversehens eingemeindet für die halbe Minute, die das Ganze dauert. Singen eint.
Bei der Amazonas-Synode gibt es keine Talare mehr. Nicht einmal an den Tagen der Vollversammlung, wo die bodenlange Dienstkleidung für hohe Kleriker bisher Pflicht war. Glauben Sie keinem tagesaktuellen Medium, das Bilder aus der Synodenaula mit reihenweise lila Scheitelkäppchen der Bischöfe zeigt. Diese Bilder sind hübsch, aber von gestern.
VaticanNews, 16.10.2019
Aus der Synodenaula: „Amazonien gehört keinem Staat"
Es braucht einen globalen Schulterschluss, um gegen die Umweltzerstörungen am Amazonas anzugehen - dies war ein Appell der 12. Generalkongregation im Vatikan. 173 Synodenväter kamen am Dienstagnachmittag mit dem Papst im Rahmen der Amazonien-Synode in der vatikanischen Synodenaula zusammen.
Die einzelnen Beiträge konzentrierten sich auf die Themen Ökologie, Indigene und Hilfe zur Selbsthilfe. Ab Mittwoch starten erneut die Kleingruppen, deren Ergebnisse am Donnerstagabend im Plenum vorgestellt und anschließend veröffentlicht werden.
Ausbeutung des „gemeinsamen Hauses“ stoppen
Amazonien gehört nicht Staaten und Regierungen, wurde in der Synodenaula unterstrichen. Die Weltgemeinschaft sei gemeinsam für den Schutz dieses einzigartigen Lebensraumes verantwortlich. Dabei müsse auf verschiedenen Ebenen vorgegangen werden – individuell, gemeinschaftlich und global. Ein Schulterschluss in „Sorge um das gemeinsame Haus“ sei die Welt den kommenden Generationen schuldig.
Konkret nahmen die Synodenväter hier diejenigen Länder in die Pflicht, die in Amazonien in Industrien investieren, die die Region nachhaltig schädigen. In einigen Regionen sei die Ausbeutung beispiellos, große Minenanlagen führten aufgrund ihrer Folgen für Mensch und Umwelt zu Krankheiten, Armut und Drogenhandel sowie Identitätsverlust. Ein solches Wirtschaften müsse gestoppt werden, Gelder sollten dagegen in nachhaltige Projekte für die Region investiert werden.
Mit Blick auf den Schutz des Klimas sei der konkrete Vorschlag gemacht worden, ein weltweites Netzwerk von Wissenschaftler zu schaffen, an der auch die Päpstliche Akademie der Wissenschaften beteiligt sein könnte. Zudem müsse durch Bildung mehr Sensibilität für ökologische Fragen geweckt werden. Auch könne man in das kirchliche Gesetzbuch einen neuen Kanon aufnehmen, der Pflichten der Christen gegenüber der Umwelt behandelt, lautete ein weiterer Vorschlag.
Indigene stark machen, von ihrem Leben ausgehen
Was den kirchlichen Dienst an den Amazonasvölkern betrifft, wurde eine Hilfe zur Selbsthilfe favorisiert. Die Kirche solle das Selbstbewusstsein der Indigenen stärken und ihnen dabei helfen, ihr eigenes Schicksal selbst in die Hand zu nehmen - das heiße sowohl, ihre Rechte zu beanspruchen, als auch ihren Pflichten nachzukommen. Angesichts der zahlreichen Indigenen, die heute in großen Städten lebten, sei eine spezifische Pastoral vonnöten, die diese oft marginalisierten „Überlebenden“ ins Zentrum stellt.
Allgemein brauche es in der Seelsorge kreative und mutige Ansätze, um auf die Bedürfnisse der Menschen zu antworten und dem „Drama“ des Priestermangels zu begegnen. Der Dienst von Frauen und jungen Leuten sei schon heute wesentlich, war hier erneut zu hören.
“ Besser für das Leben sterben als für den Tod leben ”
Im Feld der Spiritualität und Theologie gelte es das Leben der lokalen Gemeinschaften aufzugreifen und sich auf Augenhöhe zu begegnen. Das Recht der Indigenen auf die eigene Kultur, Theologie und Religion sei ein Reichtum, den es im Interesse der gesamten Menschheit zu schützen gelte. Eine Grundlage könne hier das gemeinsame Anliegen des Schutzes der Schöpfung sein. Dabei gelte es trotz kultureller Unterschiede alle miteinzubeziehen und sich innerhalb der Ortskirche zu koordinieren. Bei ihrem Einsatz für die Ärmsten und Schwächsten dürfe die Kirche keine Angst vor dem Martyrium haben, hieß es angesichts der Gefahren, denen Missionare in der Region ausgesetzt sind. „Besser für das Leben sterben als für den Tod leben“, war hier zu hören.
Krankenhausschiff „Papst Franziskus“
Auch bei dieser Generalversammlung habe der Papst wieder das Wort ergriffen, hielt der Vatikanbericht weiter fest. Zum Abschluss sei eine Dokumentation über das Krankenhausschiff „Papst Franziskus“ gezeigt worden, das im brasilianischen Bundesstaat Parà medizinische Hilfe für Flussvölker in schwer erreichbaren Gegenden leistet.
VaticanNews, 15.10.2019
Synod Day 8: Leaving room for the abundant outpouring of the Spirit
Pope Francis attended the 12th and final General Congregation of the Synod of Bishops on Tuesday afternoon. There were 173 Synod Fathers present. On Wednesday morning, Synod participants return to working in the small language groups. Their work will be presented to the assembly on Thursday afternoon, 17 October.
VaticanNews, 15.10.2019
Amazonien-Synode: Schönborn wird an Abschlusstext mitschreiben
Papst Franziskus hat vier Synodenteilnehmer in das Komitee für die Abfassung des Abschlussdokumentes berufen. Unter ihnen ist auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, wie der Präfekt des vatikanischen Kommunikationsdikasteriums, Paolo Ruffini, beim Briefing an diesem Dienstag mitteilte.
Zusammen mit Kardinal Schönborn werden auch Pater Rossano Sala, Bischof Edmundo Ponciano Valenzuela sowie Kurienbischof Sanchez Sorondo mitwirken. Dies habe Papst Franziskus persönlich so beschlossen.
Wie Kommunikationschef Ruffini hervorhob, ging es bei der Synodenversammlung an diesem Dienstagvormittag vor allem um das Thema „Ökumene“. Die Synodenväter hätten sich klar gegen den sogenannten „interchristlichen Kolonialismus“ ausgesprochen. Es wurde der frühere Papst Benedikt XVI. zitiert, der von einer Kirche sprach, die durch Anziehung und nicht durch Proselytismus wachse.
Ein weiteres behandeltes Thema sei die Bildung gewesen - dabei wurde Bezug genommen auf die allgemeine Bildung, nicht nur auf die kirchliche Bildung. Darüber wurde in früheren Redebeiträgen bereits gesprochen. Es wurde festgehalten, dass die Kirche im Amazonasgebiet viel für die allgemeine Bildung der Menschen beitragen könne. Wie Ruffini weiter hervorhob, wurde die zweisprachige Bildung angesprochen. Auf diese Weise könne sowohl die Amtssprache als auch die Sprache der Indigenen gefördert werden.
Ein weiteres Thema sei die „integrale Ökologie“ gewesen. Die Kirche wolle diesen Weg gemeinsam mit den Indigenen beschreiten. Es wurde betont, dass Amazonien sehr bunt sei, doch eine Einheit durch die Verschiedenheit sei eine Besonderheit Amazoniens. Die Kirche müsse auf diesem Weg als Begleitung da sein. Dabei könnte eine permanente bischöfliche Institution helfen, die man dazu jedoch noch gründen müsste. Eine Basis könnte REPAM sein, das Netzwerk von Bischöfen Amazoniens. Diese bischöfliche Einrichtung hat jedoch keine feste Struktur, wie dies hingegen von den Synodenvätern in der Morgensitzung des Dienstags eingebracht wurde.
VaticanNews, 15.10.2019
Amazonien-Synode: Was gibt es Neues?
Die Amazonien-Synode geht auf ihre zweite Halbzeit zu. Wir fragten unsere Kollegin Gudrun Sailer, die als Kommunikationsbeauftragte in der Synodenaula mit dabei ist: Was ist der Stand der Dinge?
Teilnehmer am Presse-Briefing: Bollettino 15.10.2019
- S.E. Mons. Rafael Alfonso Escudero López-Brea, Vescovo Prelato di Moyobamba (Perù);
- S.E. Mons. Eugenio Coter, Vicario Apostolico di Pando, Vescovo titolare di Tibiuca (Bolivia);
- Rev.do P. Sidney Dornelas, C.S., Missionari di San Carlo (Scalabriniani); Direttore del Centro de Estudios Migratorios Latinoamericanos (CEMLA) (Argentina);
- Dott.ssa Marcia María de Oliveira, Dottore in Società e culture Amazzoniche, post grado in Società e frontiere, Esperta in Storia della Chiesa in Amazzonia (Brasile);
- Dott. Paolo Ruffini, Prefetto del Dicastero per la Comunicazione;
- Padre Giacomo Costa, S.I., Segretario della Commissione per l’Informazione.
VaticanNews, 15.10.2019
Amazon Synod Briefing: Migration and Inculturation
The Holy See Press Office hosts four Synod participants at a briefing on Tuesday afternoon, and summarizes the discussions at the 11th General Congregation of the Synod for the Amazon, attended by 180 Synod Fathers together with Pope Francis.
VaticanNews, 15.10.2019
Briefing Sínodo: a Amazônia é terra de migração e de fé
A questão da migração, o papel das mulheres nas comunidades da Amazônia e possíveis adaptações do rito litúrgico na região da Pan-amazônia. Estes são alguns temas que emergiram durante o briefing com os jornalistas, nesta terça-feira.
VaticanNews, 15.10.2019
Sínodo: chamados filhos de Deus
A 11ª Congregação Geral do Sínodo dos Bispos dedicado à região Pan-Amazônica teve início às 9h da manhã desta terça-feira (hora local), na Sala sinodal, no Vaticano, com a oração da Hora Média na presença do Papa Francisco. Os trabalhos deste dia são guiados pelo presidente Delegado, o cardeal brasileiro, Dom João Braz de Aviz.