Mittwoch, 9. Oktober 2019

Bischof Erwin Kräutler beim Briefing am 9.10.


press.vatican, 9.10.2019
Teilnehmer am Briefing:
- Dott. Carlos Alfonso Nobre, scienziato, Premio Nobel per la Pace 2007, Membro della Comissão de Ciȇncias Ambientais do Conselho Nacional de Desenvolvimento Científico e Tecnológico [CNPq] (Brasile);
- Dott.ssa Ima Célia Guimarães Vieira, Membro della Commissione Nazionale per il Medio-ambiente CONAMA (Brasile);
- S.E. Mons. Erwin Kräutler, C.PP.S., Vescovo Prelato emerito di Xingu (Brasile);
- Dott. Paolo Ruffini, Prefetto del Dicastero per la Comunicazione;
- Padre Giacomo Costa, S.I., Segretario della Commissione per l’Informazione.

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Briefing 2019-10-09


Bischof Kräutler: „In Amazonien geht es um Leben und Tod“
Der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler hat sich dagegen verwehrt, die Lage in Amazonien herunterzuspielen. „Es geht um Tod und Leben. Man darf das nicht herunterspielen und sagen: Es ist eh nicht so arg.“

Das sagte der aus Vorarlberg stammende Bischof am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Kathpress in Rom. Kräutler war von 1981 bis 2015 Bischof der brasilianischen Diözese Xingu und ist Mitglied der Amazonien-Synode, die noch bis 27. Oktober im Vatikan tagt.

Er glaube zwar kaum, dass das Bischofstreffen im Vatikan die Sichtweise etwa des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro ändern könne. Es gehe jedoch darum, den Standpunkt der Kirche deutlich zu machen. Kräutler sprach sich erneut für Umweltschutz und einen Schutz der Rechte der indigenen Bevölkerung in der Amazonasregion aus.

“ Amazonien ist zunächst für das Leben dieser Völker da ”

„Amazonien ist zunächst für das Leben dieser Völker da. Man darf ihnen ihre Mitwelt nicht einfach stehlen“, so Kräutler. Es könne nicht sein, dass die Menschen vor Ort unter den Folgen „krimineller Brandlegungen“ litten, „weil man Weideland für Rinder gewinnen will oder Sojafelder oder Zuckerrohrfelder anbauen“, so der Amazonas-Bischof.

Brasilien erlebe heute eine „anti-indigene“ Kampagne von Seiten der Politik, sagte Kräutler am Mittwochnachmittag auch vor Journalisten beim offiziellen Synoden-Medienbriefing im vatikanischen Pressesaal. Indigene würden als Hindernis gegen den wirtschaftlichen Fortschritt betrachtet. Insgesamt habe die Kirche die Pflicht, die Aufmerksamkeit der ganzen Welt darauf zu lenken, was in Amazonien passiere. Genau deshalb habe der Papst die Synode einberufen.
Scharfe Kritik an Wasserkraftwerk

Einmal mehr übte der Bischof auch Kritik an Projekten wie dem Wasserkraftwerk Belo Monte, das „verheerende Auswirkungen“ auf die Menschen und die Umwelt vor Ort habe. Kräutler hatte sich mit vielen anderen über Jahre vergeblich gegen den Mega-Staudamm am Xingu nahe seiner Bischofsstadt Altamira ausgesprochen.

Belo Monte sei auch im Ausland mit dem Argument des Ausbaus von „Grüner Energie“ beworben worden, so Kräutler. „Aber wenn wir die Auswirkungen auf das Ökosystem sehen - wie können wir sagen, dass das grüne Energie ist?“ Brasilien brauche keine derartigen Wasserkraftwerke, plädierte der Bischof für den Ausbau der Nutzung von Sonnenenergie zur Deckung des Energiebedarfs.

Für „viri probati“ und Frauendiakonat

Auf mehrfache Nachfrage von Journalisten äußerte sich Bischof Kräutler auch zur viel diskutierten Frage nach einer möglichen Priesterweihe älterer verheirateter Männer („viri probati“). Viele Gemeinden im Amazonas-Regenwald könnten sich wegen des Priestermangels nur ein oder zwei im Jahr zur Eucharistiefeier versammeln, schilderte Kräutler einmal mehr. Die Eucharistie aber sei „Kern unseres Glaubens“, so der Bischof.

Die Kirche müsse daher dafür sorgen, dass die Menschen nicht nur Wortgottesdienste feiern könnten, sondern sich auch zur Eucharistiefeier um den Altar versammeln. Deshalb müsse über neue Wege auch zum Priestertum nachgedacht werden.

“ Es geht nicht um Zölibat - Ja oder Nein ”

„Es geht nicht um Zölibat - Ja oder Nein. Es geht um die Eucharistiefeier. Wenn Tausende und Abertausende von Gemeinden nur ein oder zwei Mal im Jahr Eucharistie feiern, muss sich die Kirche etwas einfallen lassen“, sagte Kräutler auch im Kathpress-Interview. Die Eucharistie sei der Höhepunkt des Glaubens. Der Zölibat könne daher nicht darüber gestellt werden, so der Bischof: „Es geht darum, dass die Menschen einen Zugang zur Eucharistie haben. Sie haben ein Recht darauf. Jesus hat nicht gesagt: ‚Wenn ihr wollt, dann könnt ihr‘. Sondern: ‚Tut dies zu meinem Gedächtnis.‘" Daher stelle sich die Frage, ob Eucharistie nur möglich sein könne, „wenn ein zölibatärer Mann da ist“.

Priestermangel sei nicht nur in der Amazonasregion ein Problem. Auch durch Gemeindezusammenlegungen würden „Priester verheizt“, und der direkte Kontakt zu den Leuten immer schwieriger. Auch in Österreich gebe es christliche Gemeinden, an denen zu Weihnachten, Ostern, in der Karwoche oder am Patronatsfest kein Priester da sei. Die Frage der „viri probati“ stelle sich daher „ganz sicher“ auch für Deutschland, Österreich und die Schweiz, so Kräutler.

Frauen in der Kirche aufwerten

Um die Seelsorge zu verbessern und die Rolle von Frauen in der Kirche zu stärken, sprach er sich zudem für ein weibliches Diakonat aus: „So wie man heute vom permanenten Diakon spricht, kann man doch auch von einer permanenten Diakonissin sprechen. Das gab es auch in der Urkirche. Ich sehe da absolut keine Schwierigkeiten.“ Es reiche nicht, immer nur von einer Aufwertung der Frau in der Kirche zu reden oder ihr für Blumenschmuck und Sonntagslesungen zu danken. Die Frage sei drängend und dürfe nicht aufgeschoben werden. Das Thema werde auch bei der Synode eingebracht, die sich jedoch noch ganz am Anfang befinde.


KathPress, 10.10.2019
Brasilianischer Forscher mahnt bei Synode zu mehr Klimaschutz
Zu Amazonien-Synode im Vatikan geladener Experte Carlos Nobre: "Vielleicht bleiben uns noch 15 bis 20 Jahre, um die Treibhausemissionen zu reduzieren und die große Klimakrise zu vermeiden"
Der brasilianische Klimaforscher Carlos Afonso Nobre hat weltweit dringendes Handeln zum Klimaschutz gefordert. "Vielleicht bleiben uns noch 15 bis 20 Jahre, um die Treibhausemissionen zu reduzieren und die große Klimakrise zu vermeiden", sagte Nobre bei einem Pressetermin in Rom zur im Vatikan laufenden Amazonien-Synode. Nobre, der u.a. für den 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Weltklimarat IPCC tätig war, nimmt als geladener Experte an der Synode teil. Bei dem Bischofstreffen (6.-27. Oktober) geht es auch um Umweltfragen.

Die Amazonas-Region habe als "ökologisches Herz" des Planeten auch großen Einfluss auf den Klimawandel. Diesen zu leugnen, bezeichnete der Brasilianer als "eine der größten Bedrohungen" der Welt. Es sei nicht mehr weit bis zum Erreichen eines "point of no return". Nobre forderte auch die Wissenschaft auf, Lösungsvorschläge zu machen. Dabei berichtete er über ein zehnseitiges Dossier, das mehrere Forscher anlässlich der Amazonien-Synode erstellt haben.

Unter anderem warb der Brasilianer für ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell, das auch den indigenen Völkern in der Amazonas-Region zu Gute komme. Die Bischofssynode zu Amazonien bezeichnete er als "sehr hilfreich", um die Menschen daran zu erinnern, dass sie ihr Leben ändern müssten, wie dies auch Papst Franziskus in seiner Sozial- und Umweltenzyklika "Laudato si" (2015) fordert.

Ima Celia Guimares Vieira, Mitglied des nationalen brasilianischen Umweltrates CONAMA und ebenfalls als Expertin der Synode geladen, rief bei dem Medientermin zum Erhalt der Artenvielfalt in Amazonien auf. Besonders erwähnte sie auch den Schutz jener Völker, die in freiwilliger Isolation leben. Ihre Gebiete müssten respektiert werden.


VaticanNews, 10.10.2019
Amazonas-Synode berät u.a. über „viri probati“ und Frauen
180 Synodenväter haben am Mittwochabend an der 6. Vollversammlung der Amazonas-Sondersynode im Vatikan teilgenommen; auch der Papst war dabei. Bei den Debattenbeiträgen ging es u.a. um den Drogenhandel am Amazonas und seine zerstörerischen Folgen.

Katholisch.de, 9.10.2019
Amazonas-Synode diskutiert über "viri probati" und Frauendiakonat
Wie stehen die Chancen für verheiratete Priester?
Schon in den ersten Sitzungen der gerade angelaufenen Amazonas-Synode waren sie Thema: "viri probati" – verheiratete Priester. Doch wie groß sind die Chancen, dass es sie tatsächlich geben wird – in Amazonien und anderswo? Aktuelle und frühere Wortmeldungen von Kirchenvertretern könnten Aufschluss geben.

Katholisches.info, 10.10.2019
Kräutler: „Es gibt keine Alternative zu verheirateten Priestern“
Am Montag, erster Synodentag, sprach sich Kardinal Claudio Hummes, der Generalrelator der Synode, für die Abschaffung des priesterlichen Zölibats aus. Applaus in der Synodenaula, wie die Presseabteilung der Synodenregie wissen läßt.
Am Dienstag, zweiter Synodentag, wurde die Forderung von „einigen Synodenvätern“ bekräftigt. Man solle es zumindest versuchen und könne dann ja „mit der Zeit, die Gültigkeit dieser Erfahrung prüfen“, so Vatican News.
Zu den Vorschlägen Synodenvätern gehört auch, „an die Möglichkeit einer Diakonatsweihe für die Frauen zu denken, um ihre kirchliche Berufung aufzuwerten“.

Kath.de, 11.10.2019
Was ist katholisch?
Zölibat und der andauernde Ausschluss von Frauen aus Entscheidungsfindungsprozessen (bei der Amazonien-Synode ist keine Frau stimmberechtigt!) drohen ebenso zum identitären Feigenblatt einer katholischen Kirche zu werden, in der diejenigen sich durchsetzen, die vergessen, wo das Herz der Kirche tatsächlich schlägt.

VaticanNews, 9.10.2019
Briefing Sínodo:
Floresta amazônica à beira do colapso e Eucaristia em primeiro lugar

Na Sala de Imprensa da Santa Sé, as intervenções do cientista brasileiro prêmio Nobel da Paz, Carlos Alfonso Nobre, do bispo emérito da Prelazia do Xingu - PA, dom Erwin Kräutler, e da ecologista brasileira, Irma Celia Guimarães Vieira. Ainda, Paolo Ruffini, Pe. Giacomo Costa e Cristiane Murray

VaticanNews, 9.10.2019
Bispos brasileiros falam sobre os trabalhos sinodais desta 4ª feira
Entre os entrevistados pela Rádio Vaticano - Vatican News, o bispo da Diocese de São Gabriel da Cachoeira - AM, Dom Edson Taschetto Damian, que nesta quarta-feira falou na Sala do Sínodo sobre a Teologia indígena, e o bispo da Diocese de Grajaú - MA, Dom Frei Rubival Cabral Britto, que nos falou sobre este terceiro dia de trabalhos sinodais. Ouvimos também o bispo emérito da Prelazia do Xingu – PA, Dom Erwin Krautler.

CIMI, 10/10/2019
“Sustentamos a opção pelos pobres. Se calarmos, as pedras falarão”, afirmou dom Erwin Kräutler
Em coletiva oficial do Sínodo na tarde de ontem (09), bispo do Xingu percorreu a dimensão social da fé e o compromisso de ser “denúncia” diante toda forma de violência.